Die Sonne stand hell am Himmel zur Mittagsstunde, und nur wenige Wolken zogen langsam hin, als Karl sich entschied, auf eine Jagd zu gehen. Auf der Bank vor dem Haus rüstet er sich, gürtet das Schwert, prüfet das Schild, nimmt einen letzten Bissen Brot und einen Schluck eines stärkenden Tropfen, ehe er sich auf den Weg macht. Als er die Tore Solgards erreicht und eben hinaustreten will, hält ihn ein Bote auf.
,,Zum Grusse'', spricht Karl freundlich und neigt leicht das Haupt.
,,Seid gegrüsst'', erwidert der Mann, etwas ausser Atem,
,,kennt Ihr einen... Ähhh... Herrn de Lama?'' *der Bote drückt die Augen kurz zusammen und schüttelt dann den Kopf*
,,Ähh...einen Herrn Karl de Mala?''
Karl schmunzelt und spricht:
,,Zufällig kenne ich ihn ganz gut, ein recht angenehmer Kerl, wie man munkelt. Doch genug des Spasses, ich bin Karl de Mala. Und Ihr seid...?''
Der Bote schüttelt kurz den Kopf und sagt hastig:
,,Das spielt keine Rolle, ich habe eine Botschaft an Euch'' *mit der einen Hand wischt er sich die tropfende Stirn ab, während er mit der andern Hand das Pergament entgegenstreckt*
Karl blickt etwas misstrauisch, doch nimmt er die Rolle an sich. Im gleichen Atemzug wendet sich der Bote ab und eilt davon, ohne Gruss noch Dank.
,,Seltsamer Kerl...'' murmelt Karl vor sich hin, während er verwundert das Siegel der de Malas bricht und neugierig zu lesen beginnt... [Gem. Brief obenstehend]
Als seine Augen über die Zeilen gleiten, regt sich ein ganzes Meer an Gefühlen in ihm. Er wusste sofort, dass nur Geralt gemeint sein konnte -- jener Bruder, der schon als Kind stets die Laute zupfte, die Fiedel ertönen lies und sang. Ihm war übel bei dem Gedanken, dass er nicht wusste, wie sein aktuelles Verhältnis mit dem Bruder war; zugleich sehr fröhlich in seinen Erinnerungen, da er an seinen Vater dachte; voller Glücksgefühle und Vorfreude, dass erneut ein Bruder ihm zur Seite stehen könnte; doch auch Furcht regte sich in ihm, denn wer wusste schon, was aus Geralt geworden war? Seit jenem Unfall, welcher Karl die Narbe am Hals verpasste, hatten sie sich nicht mehr gesehen.
Nach einem tiefen Seufzer ergreift Karl fester die Zügel seines Pferdes und zieht es stark zur Rechten und lenkt Richtung Bank. Bei der Bank angekommen holt er eine Feder, etwas Tinte und ein Pergament hervor und schreibt:

Geralt, mein Bruder
Wahrlich, lange ist es her. Ich gedenke noch der Worte unseres Vaters, wohl mir, dass du sie erwähnt hast, ich hatte sie schon zu lange nicht mehr im Sinne.
Ich möchte nicht, dass wir uns ständig ein hin und her mit den Pergamenten erlauben, nebst dem Holz, geht auch manch edler Stoff verloren.
Ein Druide würde mir den Kopf nehmen, bei dem Gedanken wie viele Bäume wir dafür zu fällen hätten.
Bist du freundlich gesinnt und hast keine Verbindung zur verdorbenen Stadt Surom, dann triff mich am siebenten Tage des 45. Wochenlaufes zur Mittagsstunde in der Bank zu Solgard.
Solltest du jedoch nicht freundlich gesinnt sein oder dich mit Surom, den Barbaren oder sonstigen Feinden Solgards abgeben, so hinterlasse mir wenigstens ein Schreiben,
dass ich keine Hoffnung auf deine Wiederkehr nähren soll. Selbst wenn dich das Böse geholt haben mag, so zeige mir doch so viel Brüderlichkeit.
Ich hoffe sehr, dass uns der Herr ein Wiedersehen gewährt.
in brüderlichen Liebe gezeichnet,
Karl de Mala

An genannter Stunde traf Karl verspätet in die Bank, sein Blick haftete an dem Mann, welcher in seinem Umhang verdeckt mit Hadrian sprach und in seine Banktruhe umherwühlte.
Karl trat näher und dachte zuerst, es handelte sich um Ernst de Mala -- dass Geralt verspätet war oder gar nicht erst kam -- trotzdem pulsierte sein Herz in erhöhter Geschwindigkeit.
Karl grüsste den Mann:
,,Zum Grusse Ernst!''
,,Ernst?'' erwiderte der Mann belächelnd:
,,erkennst du mich denn nimmer, Bruder?'' jetzt drehte sich der Mann um und Karl erstarrte. Es war wahrlich Geralt, sein Bruder, den er seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte.
Karl trat näher.
,,Geralt... du bist es wahrhaftig!'', meinte Karl.
Darauf erwiderte Geralt lachend:
,,Naja, Ernst sieht aus wie ein Esel im Vergleich zu mir.''
,,Und du hast dich kein Stück verändert... wahrlich, nicht ein bisschen'' entgegnet Karl nun lachend, dabei schloss er Geralt in seine Arme und sie sprechen noch einen ganzen Glockenschlag lang, ehe sie auf Jagd mit einigen Solgardern gehen.
Ihre weitere Geschichte soll noch niedergeschrieben werden...