-in einem gemieteten Tavernenzimmer Ansilon-
Die Spinnengöttin schien gefallen zu finden an ihrer Existenz.
Seid dem Abschluss der Akademie wuchs die ihr zugeteilte Macht ständig an. Der malla Ilharess des Qu'ellar Filifar, zu dem die Fäden der dunklen Mutter sie in ihrer unendlichen Weitsicht geführt hatten, blieb die Nützlichkeit ihrer Yathrin ebenso nicht verborgen.
Eine neue Aufgabe wurde Nath'isstra übertragen, diese wie auch alle anderen Aufgaben zuvor ging sie mit der selben stoischen Sorgfalt und Gründlichkeit zügig an.
Nicht anders wie sie erwartet hatte, verlief die Ausführung bis zu diesem Zeitpunkt ohne Komplikationen. Dieser Teil stellte aber bisher auch in ihren Augen keine große Leistung dar.
So lag sie nun auf dem alten Bett eines muffigen Tavernenzimmers in der Handelsstadt Ansilon, den schlanken scharfen Dolch griffbereit neben sich und erspähte mit ihrem Infravisionssinn die Wärmequelle des Hauses. Gern ordnete sie den Personen und Gegenständen zum Zeitvertreib die Signaturen zu, dies schulte die Sinne und gab ihr ein vertrautes Gefühl sich weitreichend auf alle Eventualitäten vorbereitet zuhaben. Man wusste nie was der nächste Augenblick bringen würde.
Dies übte sie ständig wenn sie keiner Aufgabe nachging, in der Stadt des Feindes, mitten unter ihnen war das einzig neue daran.
Als endlich Ruhe in die Taverne eingezogen war, die Küche und der Schankraum waren schon seid vielen Zyklen geschlossen, nahm sie den Dolch fest in ihre Hand und schob beide unter die Decke. Unwissend wann sie das nächste mal ihre ganze Kraft benötigen würde zwang sie sich nach einem kurzen aber intensiven Gebet in einem meditativen halbwachen, halb dösenden Dämmerzustand zu versinken.
-unbestimmter Ort,unbestimmte Zeit-
Keine Wahrnehmung!
Dies konnte nicht sein...
außer es...
ihr Körper entspannte sich leicht aus der ersten reflexartigen Mobilmachung, blieb aber weiter wachsam.
Sie befand sich in einem wachen Zustand, unfähig sich zubewegen...oder vielleicht bewegte sie sich und bemerkte es nur nicht da sich die schwarze Dunkelheit um sie herum nicht bewegte...
eine Prüfung!
Es musste eine weitere Prüfung der dunklen Mutter sein!
Niemals zuvor hatten alle Sinne gleichzeitig sie verlassen, es gab keine andere Erklärung.
Eine Prüfung bedeutete eine große Ehre, eine Macht, nicht allein mit Worten zu beschreiben hatte einen Wimpernschlag seiner Aufmerksamkeit auf ihre immer noch vergleichsweise mickrige Existenz geworfen. Ein Rivvil wäre vor solchen Aufgaben schreiend davongelaufen, ein Darthiir hätte sich gar selbst gerichtet um den Qualen zu entgehen... eine Priesterin der Lloth schreckte nicht zurück.
Es gibt keine Option. Bestehen oder im besten Falle eine rasche Auslöschung der eigenen Existenz...im besten Falle... die dunkle Mutter war kreativ in ihrer Wahl der Folter und ihre Untergebenen waren nicht minder motiviert ihr durch noch pervertierten und grausameren Taten zu imponieren...
-unbestimmter Ort,unbestimmte Zeit-
ihr Geist versuchte sich zu sammeln. Klar zubleiben und nicht weiter abzudriften Sie sah nichts, daher schloss sie zur Maximierung ihrer inneren Ruhe auch ihre Augen, flach und ruhig atmend wartet sie ab ob und was geschehen würde
eine wohlige Wärme näherte sich ihr, sie scheint erst weit weg und dann schneller wie ein Bolzenschuss ganz nah bei ihr zu sein. Sie Blinzelte und sah wie erwartet nichts... ihre Sinne gaben ebenso keine Informationen preis... eine Schmerz... in ihrem Kopf tat sich etwas... es war anders als wenn sie ein Zauber traf... ein Gedanke wurde klarer... es war nicht ihr Gedanke... es war eine Frage... aber woher?
"Was machst du hier Yathrin? Versteckt du dich bei den Menschen vor den Dämonen? Bist du nicht stark oder willens genug deinem Qu'ellar und Volk beizustehen?" Hallte es in ihrem Kampf laut und eindringlich aus allen Richtungen
Diese Anschuldigung traf sie schwer, selbst mit dem Glauben einer Prüfung beizuwohnen hatte der Fragende sie schwer angegriffen und für einen winzigen Moment aus dem Konzept gebracht.
"Ah ich sehe du bist zornig... Gut!"
Es schien einen Wimpernschlag als würde ihr Hirn verkrampfen als die unbekannte Kraft sich rasend schnell durch ihre Gedanken und Erinnerungen wühlte. Als die forschende Macht sich letztendlich zurückzog verspürte sie kurzzeitig nichts und wie nach einer Blendung kehrten erst langsam ihr Bewusstsein zurück
"Was ist los! Hat es dir die Sprache verschlagen? Noch bist du nicht tot! Erkläre dich! Hab ich dich erwischt wie du zu den Darthiir überlaufen willst?" :
Zweimal gelang es nicht sie mit den Anschuldigen aus dem Konzept zubringen, ruhig atmet sie aus und formte in ihren Gedanken bereits eine Antwort als die Stimme weitersprach
"Bemühe dich nicht, ich hab gesehen was ich sehen wollte. Es gibt noch viel für dich zu tun, aber deine Nützlichkeit kann man langsam erkennen.. doch ich sehe auch Schwächen! Wie kann es sein das du nur gehorchst und nicht selber handelst! Bist du eine Drinne! Merze deine schwächen aus-oder sie werden dich ausmerzen! Werde eine tragende Säule oder werde zerrieben..."
Bilder laufen in ihren Gedanken ab, es sind die Situationen wo sie nicht vorbildlich agierte sondern zögerte... eine nach der anderen werden in kurzen Sequenzen abgerufen und ihrem Geist von der Macht vorgespielt, jede einzelne wie eine Anklage.. dann herrscht ein kurzer Moment der Stille...keinen neuen Bilder
Als würde ein Bein abgerissen, so deutlich merkt sie in dem Moment wo es passiert das ein kleiner....ein winziger Teil der ihr zugeteilten Gunst Lloths ihr genommen wird... ein Schauer läuft ihr über den Rücken doch obwohl es sie schmerzt kommt kein Laut über ihre Lippen, stumm erträgt sie es.... da erklingt wieder die zuvor gehörte Stimme in ihrem Kopf
"Dieses Astralwesen was dich begleitet taugt nicht für dich! Du brauchst einen Vertrauten der dich antreibt! Der dir ständig vor Augen führt wer du bist, welchem Volk du abstammst und wofür du geschaffen bist!
Beweise dich, ich werde in den Spinnengruben ein Wesen ausfindig machen was deine Makel ausmerzen wird, das dich stetig antreibt! Kein verweichlichtes Exemplar wie das jetzige! Mir schwebt da schon eine vor... solange komme ohne aus! Du wirst es merken wenn ich fündig werde! Erledige deine Aufgaben und Scheitere nicht!"
Kurze Stille
"Wenn die Fäden gesponnen, das Netz ausgelegt ist, sei dir gewiss... alles hat seinen Preis und ich komme wieder auf dich zurück!"
Ansilon,
Schweißgebadet schreckte sie hoch, den Dolch immer noch fest umklammert. Hastig suchte sie die Umgebung ab, setzte sich auf und griff instinktiv zu den Paraphanalia.Die Worte in einen Singsang an ihrer Göttin richten sprach sie „Lar Gre'as'anto Aterruce“ obwohl sie schon wusste was geschehen würde...
Nichts...
es passierte nichts...
das war kein Traum...
es war mehr gewesen...
sie hatte die Gunst verloren ihren Vertrauten zurufen, sich auf einen ungewissen Handel eingelassen...
tief atmete sie ein und aus und ließ das erlebte mehrmals vor ihrem Geiste ablaufen wobei sie immer wieder zur Bestätigung die unbenutzten Kräuter in ihrer Hand betrachtete.
Dies alles würde sie nur stärker machen, Zweifel hatten keinen Platz und schon bald lag die nächste Aufgabe vor ihr! Stumm sank sie auf die Knie in diesem kleinen Gästezimmer und betete „Lloth tlu malla“
drow = Handelsprache
malla = ehrwürdige
Ilharess = Mutter Oberin
Qu'ellar = Adelshaus
Yathrin = Priesterin
Rivvil = Mensch
Darthiir = Elf
Lar Gre'as'anto Aterruce = Kal Ex Xen -> Worte der Macht ->Vertrauten rufen
Lloth tlu malla = Lloth sei grepriesen
dunkle Mutter = Kosename für die Spinnengöttin Lloth