Die Bruderschaft der weisen Krähe

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Glaris/Tinougha/Lekogh
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Die Bruderschaft der weisen Krähe

Beitrag von Glaris/Tinougha/Lekogh »

Es war eine geraume Zeit her, dass Glaris den Lord der Drachen, ihren alten Mentor, Madara gefangen genommen hatte, um so den Frieden, zwischen den Bundmagiern und der Stadt Silberburg zu erpressen. Leider führte dieser Vorfall nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Ganz im Gegenteil – unter Androhung von Gewalt, hatten die Bundmagier herausgefunden, dass Madara in ihrem Haus festgehalten wurde. Oft fuhren ihr Gedanken durch den Kopf, ob sie übertrieben gehandelt hatte, oder ob sie versagt hatte. Doch jedes Mal kam sie zu dem Ergebnis, dass das Ziel und die Aussicht auf Frieden, eine solch grenzwertige Tat durchaus rechtfertigten. Sie musste sich lediglich eingestehen, dass sie Madara unverzüglich in die Paladinfeste hätte bringen lassen müssen. In Zukunft würde sie solche Vorhaben genauer Planen müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Um Weiterhin ihren Wohnort zu verheimlichen und vermeidliche Angriffe, durch die Bundmagier, zu verhindern, musste sie nun also möglichst schnell ihr Anwesen verlassen. Rasch hatte sich eine Käuferin für das nördlich von Ansilon liegendes Anwesen gefunden. Das neue Grundstück, welches sie für eine beachtliche Summe Goldmünzen erstanden hatte, befand sich in Nordhain. Es hatte außerdem den Vorteil, dass sie wesentlich näher an einem Waldgebiet hauste, denn die Nähe zur Natur hatte ihr oft in Ansilion gefehlt.

Wie so oft, wenn gerade kein diplomatisches Treffen angesetzt war, nutze sie die freie Zeit zu einem Spaziergang im Trolleichenwald. Dies war der Ort, an dem Sie einst den Herren des Waldes getroffen hatte.  Auch wenn das erste Aufeinandertreffen angespannt war, hatte sie ihn sichtlich mit ihren, nachträglich gewirkten, Zaubersprüchen besänftigt. Sie hatte stets die Hoffnung, diesen Naturgeist wieder zutreffen. Diese Hoffnung wurde doch bislang, zu ihrer Enttäuschung, nicht erfüllt. Oftmals schlich sie stundenlang durch die Wälder und fügte ihre Gedanken, bezüglich magischer Rituale, zusammen. An keinem anderen Ort fiel es ihr so einfach, Konzentration zu fassen und produktiv zu arbeiten. Auch an diesem Tag sollte es wieder Zeit für einen solchen Ausflug sein. Nur mit ihrer leichten Lederrüstung, aus feinstem Skatzileder, einer notdürftig gefüllten Paraphernaliatasche, und ihrem Zauberbuch brach sie auf.

Schritt für Schritt führte sie ihr Weg immer tiefer in den Trolleichenwald hinein. Hinweg über den nassfeuchten, moosbedeckten Waldboden, über Äste und kleinere Baumstämme, welche die verwilderten Waldwege blockierten. Ein Außenstehender hätte sofort gesehen, wie sehr sie die Ruhe der Natur genoss, denn die Freude über diese unbefleckte Idylle war ihr geradezu in die Gesichtszüge gebrannt.

Doch umso tiefer sie in den Trolleichenwald hineinschritt, umso seltsamer wirkte die Umgebung auf sie. Denn normalerweise, bemerkten die Tiere sie kaum, es wirkte in der Regel fast, als würden die Tiere sie respektieren und ihr Auftreten nicht als Bedrohung ansehen. Doch an diesem Tag war dies anders, Schritt für Schritt hatte sie das Gefühl, als würden die Tiere ihre Nähe meiden und kaum eines zeigte sich. Dies konnte sie sonst nur beobachten, wenn gerade ein wilder Wolf einem jungen Rehkitz, oder einem Hasen, nachgejagt hatte. Die Geräusche dieser Vorkommen hielten normalerweise auch andere Tiere auf Distanz. Doch von derartigem, hatte sie an diesem Tage, nichts mitbekommen. Je tiefer sie in den Wald trat, umso ruhiger wurde es um sie.

An einer kleinen Lichtung vernahm sie plötzlich Stimmen.  Sie konnte weder einschätzen, wie viele unterschiedliche Stimmen dies waren, noch was diese Stimmen genau sagten. Sie konnte lediglich sagen, dass sie aus der Tiefe des Waldes kamen. Ohne zu zögern zupfte sie ihre Gürteltasche noch einmal zurecht und Schritt in Richtung der Stimmen. Mit jedem Augenblick der verstrich wurden die Stimmen klarer. Doch durch die friedliche melodische Wirkung der Stimmen, glichen sie nun eher Gesang als einer normalen Sprache. Ein fast ohrenbetäubendes Gebrüll unterbrach die so friedlich wirkenden Gesänge. Sie war sich nicht sicher, welche Kreatur ein solches Gebrüll ausstoßen könnte. Die Schritte wurden schneller und hastiger, immer weiter in Richtung der Geräuschkulisse. Offensichtlich hatte dieses Szenario die anderen Tiere verschreckt. Sie musste der Ursache auf den Grund gehen, das stand außer Frage. Die kleinen Waldwege waren wie verwüstet, überall lag zerbrochenes Geäst, welches auf die Flucht der anderen Tiere zurückzuführen war. Einige dieser Äste bohrten sich bei der Überquerung, in ihre Kleidung und rissen kleinere Löcher in diese.

Die Stimmen jedoch konnte sie nun wieder vernehmen, von dem Gebrüll keine Spur. Die Stimmen jedoch schienen nun aus allen Richtungen auf sie einzuprasseln. Die nun überforderte Druidin blickte sich verwirrt um, scheinbar um die Situation besser einschätzen zu können. Dann standen sie dort, zwei vermummten Gestalten, alle mit derselben Maske und Robe in einem seltsamen, bläulichen Ton. Für den Moment versuche sie die Masken genauer zu betrachten, doch die Struktur der Maske auszumachen, schien fast unmöglich. Die Masken wirkten als wären sie mit Leben gefüllt worden. Je länger sie auf die Masken starrte, desto weniger gelang es ihr, die Umrisse dieser genauer zu erkennen. Dann ertönten die zwei Stimmen gleichzeitig.

„Glaris von Aiur, du hast dich mit der Rettung Gipcyans dafür qualifiziert unsere Prüfung zu bestreiten! Mach dich bereit deine Würdigkeit unter Beweis zu stellen!“
Sofort schossen ihr kurze Gedankenfetzen durch den Kopf. Wer waren diese Gestalten? Von was für einer Prüfung sprachen sie? Doch ehe sie die Gedankenfetzen zusammensetzen konnte, verschwanden die Gestalten wieder tief im Dickicht des Waldes. Einen Augenblick später ertönte ein schreckliches Knurren, ein Knurren wie sie es zuvor nie wahrgenommen hatte. Ein lauter Knall folgte und ein Baum um sie herum zerbrach wie ein Streichholz. Schockiert blickte sie gen Baum und erblickte das Geschöpf, welches offensichtlich für das Knurren und das Gebrüll verantwortlich gewesen war. Ein Grizzlybär, von einer enormen Größe. Auf den ersten Blick schätzte sie die Kopf-Rumpf-Länge des Geschöpfes auf rund drei Schritt. Dies war gut einen Schritt größer als die ihr bekannten Artgenossen. Auch die Schulterhöhe, welche knapp zwei Schritt erreichte, war deutlich größer als ihr bekannt. Besonders beunruhigend waren die Augen, welche vorerst rötlich wirkten. Doch bei genauerem Blick erkannte sie, dass diese einfach Blutunterlaufen waren. Sowohl geronnenes Blut als auch frisches Blut hatte sich auf dem Augapfel des Tieres gebildet.

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Eines stand fest, der Zustand des Bären war kritisch. Die klar ersichtlichen Schmerzen und die Angst, welche Glaris in seinem Blick erkennen konnte, hatten den Bären in einen Wutanfall verfrachtet. Er griff alles an was sich um ihn befand, er konnte nicht mehr differenziert betrachten und wollte alles, ihm im Weg stehende, vernichten. Doch würde sie ihn nicht aufhalten, so würde der wildgewordene Bär das Gleichgewicht in diesem, sonst so friedlichen Wald gefährden. Erneut schossen ihr einige Gedanken durch den Kopf.

Der Bär muss aufgehalten werden! Doch bevor sie ihn gewaltsam zur Strecke bringen würde, muss sie versuchen ihm zu helfen und somit zeitgleich sein Leben und den Wald schützen. Dann traf der Blick des Bären die Druidin, ohne abzuwarten erkannte dieser auch Glaris als Feind und stürmte auf diese zu. Es musste ein Schlachtplan her, konnte sie die Krankheit vielleicht mit ihrer Magie heilen? Würde der Bär anschließend mit den Angriffen aufhören? Was ist wenn die Magie nicht wirkt? Sie musste auch an sich selbst denken, sollte der Zauberspruch versagen, so würde sie seinen Prankenhieben körperlich nichts entgegenzusetzen haben. Denn sie hatte keine Zeit die Situation genauer zu analysieren, der Bär würde nicht lange brauchen, um sie zu erreichen. Sofort glitt die Hand an ihre linke Seite, an welcher sich ihre Paraphernaliatasche befand. Neben Alraune, wurde etwas Blutmoos, schwarze Perle und Schwefelasche gegriffen. Rasch und mit kräftigen Fingerbewegungen, wurden diese dann zwischen den Fingerspitzen zerrieben, bis sich eine Geleeartige Masse in ihrer Hand gebildet hatte. Nun kniffen sich die Augen der angespannten Druidin zusammen und fixierten den Bären und die nähere Umgebung. Gleichmäßig und energisch betont erklang nun die Stimme der Magierin. An Por Ylem – Bei der Aussprache der letzten Silbe richtete sie die rechte Hand als Faust geformt in Richtung, des auf sie zustürmenden Bären. Mit einer kaum merklichen Verzögerung schien der Boden unter dem Bären aufzuweichen. Fast als würde er sich in einem Moor befinden, versank das schwere Tier, im plötzlichen Morast artigem Untergrund. Nur einen Augenblick später verhärtete sich die Masse sofort wieder und umschloss die Pranken des Bären fest, ihn für den Moment fixierend. Es handelte sich um einen „Erdfalle“ Spruch, welcher einem sehr leichten Wundem zufügt, das Ziel jedoch temporär und sehr effektiv in der Bewegung einschränkt.  Glaris wusste, dass diese Magie ihn nicht ewig festhalten würde, doch würde ihr dies die Ruhe geben, ihre heilende Magie an ihm durchzuführen, ohne die Gefahr einzugehen, ihr eigenes Wohl aufs Spiel zu setzen.  Erneut ein Griff in die Paraphernaliatasche, dieses Mal wurde nach Knoblauch, Ginseng und Alraune gegriffen. Diese Reagenzien würde sie benötigen für den Zauberspruch: „Krankheiten heilen“ aus der vierten Ordnung der Druidenmagie. Erneut ertönte ihre Stimme, dabei die ganze Zeit die Umgebung betrachtend. „Vas An Nox“ sprach sie nun in schneller Abfolge, woraufhin sich ein feiner Partikelschleier, auf dem Fell des Bären, niederlegte und langsam, in den Körper des Tieres, eindrang. Doch sie war sich nicht sicher, ob dieser Zauberspruch helfen würde, denn es könnte jeden Augenblick sein, dass sich das Tier aus der magischen Fessel befreien kann und sie attackieren würde. Sie stand also weiterhin angespannt dort, jederzeit bereit in der Not auch einen tödlichen Zauberspruch auf das Tier zu wirken. Doch glücklicherweise musste sie dies nicht tun, nur wenige Augenblicke später, schien das Tier sich langsam zu beruhigen. Die rötliche Verfärbung verschwand aus seinen Augen, lediglich das geronnene Blut verharrte an Ort und Stelle. Auch die Haltung des Bären entspannte sich sofort, er wirkte fast erschöpft, ob der großen Anstrengungen seines Tobsuchtanfalls. Zufrieden nickte die Magierin, ehe die Hand langsam auf den Kopf des Tieres geführt wurde. Einen Moment später erhob sich das erschöpfte Tier jedoch und lief tiefer in den Wald hinein. Der Blick der Druidin wanderte umher, und siehe da, sie konnte nun auch wieder die beiden seltsam gekleideten Geschöpfe erblicken.

„Glaris du hast die Prüfung bestanden, du hast bewiesen, dass deine Gedankengänge auch in plötzlich auftretenden Situationen nicht getrübt sind. Denn auch wenn du sicherlich ohne Probleme in der Lage gewesen wärst, das Ungetüm mit einem einzelnen Zauberspruch zu richten, hast du zuerst den Weg der „Rettung“ bestritten, auch wenn es der deutlich gefährliche und umständlichere Weg gewesen ist, ist es genau der Weg, den wir zum Schutze der Natur anstreben.“

Die schlaksige Druidin blickte den beiden mit offenen Augen entgegen. Wer waren diese Gestalten? Ohne zu zögern sprach sie mit ernster Stimme in ihre Richtung:

„Wer seid ihr, und warum muss ich überhaupt geprüft werden?“

„Wir sind die Bruderschaft der weisen Krähe, wir wissen, dass du von uns weißt! Nachdem du Gipcyan aus den Fängen Ladakhs befreit hast, war den Mitgliedern unseres Zirkels bewusst, dass du eine Bereicherung für unseren Orden wärst. Doch um jegliche Unsicherheit zu beseitigen, entschieden wir uns für eine Prüfung. Diese hast du mit Bravour bestanden.“
Die Anspannung nahm nun sichtlich ab, hatte sie doch während der Rettung Ladakhs, bereits mehrfach alte Schriften der „Bruderschaft der weisen Krähe“ in ihren Händen gehalten. Ihnen zur Folge handelte es sich um eine Vereinigung aus Druiden, welche das Gleichgewicht und das Leben schützen wollten und jegliche Art der Dunkelheit als unnatürlich beschrieben. Sie griffen mehrfach in der Geschichte dieser Welt ein, um größere drohende Gefahren abzuwenden. So hatten einige dieser Bruderschaft einst Ladakh gerichtet, wussten jedoch nichts von dem Buch, auf welches Ladakh einen Teil seiner Energie transferiert hatte.
Sie lebten sehr zurückgezogen und eher abgeschottet von der Gesellschaft, in den Tiefen der Wälder. Doch dies war nicht der Ort, um alles weitere zu besprechen. Sie hatten ein Lager, ganz in der Nähe des Gauriquarzes, welcher auch als brauner Angolquarz bekannt ist. In diesem Lager folgte eine lange Unterhaltung zwischen den beiden Druiden und Glaris. In diesem Gespräch wurden der Magierin die Strukturen, der Aufbau und die Ziele des Zirkels nähergebracht. Überraschend für sie diente dieser Zirkel einem mächtigen Naturgeist, mit dem Namen - Girzhi. Doch als potenzielle Anwärterin würde sie noch nichts über diesen Naturgeist erfahren, er zeige sich ausschließlich dem Rat und dem Ältesten.
Nun wurde Glaris über die androhende Gefahr berichtet. Ein Teil der Bruderschaft wäre abtrünnig geworden, und hatte sich überall in diesen Ländern versteckt. Sie waren so versessen von der Vorstellung, dass jeder Mensch das Gleichgewicht aus den Fugen bringen würde und somit ausgelöscht werden müsste. Da die Bruderschaft jedoch nicht über die Verbindungen verfügen würde, all diese abtrünnig gewordenen Fanatiker aufzuspüren, würde das deutlich zivilisierte Leben Glaris helfen, diese Situation zu bereinigen. Auch wenn sie sonst eher von der Zivilisation Abstand gehalten hatten, mussten sie sich zweifelsohne eingestehen, dass sie Hilfe benötigen würden. Und ohne Zweifel würde Glaris das Herz am rechten Fleck tragen.

Nach dieser Unterhaltung wurde ihr somit die Anwärterschaft angeboten. Sie musste nun abwägen. Hatte der Zirkel ihr bereits alle nötigen Informationen zukommen lassen? Deuten sie das Gleichgewicht wie Glaris? Dies könnte sie nur herausfinden, wenn sie sich darauf einlassen würde Sie könnte jederzeit vom Zirkel ablassen. Sie hatte sich also wenige Augenblicke nach dem Angebot, für die Aufnahme in der Bruderschaft, entschieden. Sie war nun Anwärterin in der Bruderschaft.

„Unsere Anwärter erfahren keine genauen Namen! Solange du diesen Status innehast, sprich uns einfach mit Bruder und Schwester an. Doch hier, nehmt diese Maske. Sie trägt einen Teil Girzhis in sich und wird dich bei deinen Taten unterstützen. Und auch wenn wir unsere Existenz nicht geheim halten, so dient sie den anderen Ordensmitgliedern als Erkennungsmerkmal, wir sind größer als du vielleicht erahnen magst.“

Nun reichte ihr das Ratsmitglied ebenfalls eine dieser seltsamen Masken. Ohne zu zögern griff sie nach dieser und setze sie auf ihren Kopf. Sofort schien die lebendige Materie sich an ihre Kopfform anzupassen, als wäre sie maßgefertigt.

Die Zukunft würde zeigen, was genau es mit den wahnsinnig gewordenen Druiden auf sich haben würde. Ebenso wird sich herausstellen, welche Rolle Glaris in dieser Thematik spielen wird.

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