Alec ist längst wach, obwohl er die Augen noch geschlossen hält. Jemand schmiegt sich dich an ihn und schlingt das Bein um ihn. Er weiß sofort, dass es nicht die Frau ist, die ihn in seinen Träumen verfolgt. Wem macht er eigentlich etwas vor? Sie verfolgt ihn nicht nur in seinen Träumen, sondern auch in jeder wachen Minute.
Dagegen hilft Ablenkung, am besten in Form von anspruchsvollen Projekten. Bis zur Krönungsfeier hat er an der Statue von Agroniam gearbeitet und jetzt steht der Bau des Badehauses auf dem Plan.
Endlich. Nicht nur er wartet sehnsüchtig auf den Ort, an dem er einen langen Arbeitstag ausklingen lassen kann.
"Gehst du schon?", schnurrt die Frau, die eine Decke wie ein Kleid um ihren schlanken Körper geschlungen hat.
"Ja. Ich werd' auf der Baustelle erwartet."
"Hmmm. Das klingt ... schmutzig. Sehe ich dich heute Abend wieder?"
Nicht, wenn er es verhindern kann.
Er will nicht arrogant klingen. Alec hat nichts gegen Magda, ehm ... Tamara? Wie zum Teufel heißt sie? Unwichtig. Selbst Freudenmädchen haben mittlerweile die schlechte Angewohnheit, dass sie anhänglich werden. Doch keine schiebt sich so vehement in seine Gedanken wie
sie. Beim Namenlosen, was würde er dafür geben, sie einfach aus seinem Kopf zu verbannen. Und seinem Herzen.
Ungünstigerweise hat sie ihn für das Projekt angefragt. Auf dem Papier ist es ein Bau für Surom, aber sie ist die Reichsverwalterin. Er geht davon aus, dass sie sich gelegentlich auf der Baustelle blicken lassen wird. Natürlich nur, um nach dem Fortschritt zu sehen. Zum Glück wird er über und über mit Mörtel beschmiert sein. Zumindest das hebt seine Laune ein wenig.
Jana – heißt sie so? - begleitet seinen Aufbruch mit einem Seufzen. Alec schlüpft in seine Arbeitskleidung und macht sich auf den Weg in Richtung Tempel. Kurz vor dem Vorplatz – und nach einem zufriedenen Blick zu der Statue des Imperators – biegt er links ins Labyrinth ab. Als er die kleine Brücke passiert, spannt sich seine Schultermuskulatur an und er hat ihren Duft in der Nase. Dabei ist sie nicht einmal hier. Nur eine weitere, quälende Erinnerung ...
Die tüchtigen Arbeiter, die ihm für den Bau zur Verfügung gestellt wurden, haben bereits eine Treppe in den Fels geschlagen. Die Stufen winden sich nach Osten in Richtung der Vulkanebene, um dann nach Norden abzubiegen. Die Lage hat ihren Sinn. In dem Fels befinden sich zwei heiße Quellen, die in Becken geleitet werden. Von den zwei Bäder im Außenbereich steigt stetiger Dampf auf. Dort ist ebenfalls eine Handvoll Männer beschäftigt, die den umliegenden Fels bearbeiten, um Wege und Stufen schaffen.
Das eigentliche Gebäude wird dicht an der Quelle bebaut, die den Wasserfall und den kleinen Flusslauf speist, der sich zum Tempel windet. Die Pläne beschreiben ein zweistöckiges Gebäude mit einem Wintergarten auf der Terrasse. Die Materialien wurden längst zusammengetragen und zum Standort transportiert.
Alec ist eigentlich nur anwesend, um den Bau zu überwachen und klare Anweisungen zu geben. Wie sagte Sorsha einst? "Du brüllst so gut. Die Arbeiter hören auf dich." Ob das ein Kompliment war? Er weigert sich jedoch, nur herumzustehen und den anderen auf die Finger zu schauen. Eine Gelegenheit, sich selbst die Hände dreckig zu machen, lässt er sich nicht entgehen.
Auf dem Gebirgszug wurde bereits ein Plateau angelegt, auf den das Fundament des Gebäudes gesetzt werden kann. Alec ruft die Arbeiter zusammen und geht mit ihnen die Markierung ab, die aus farbig bemalten Steinen besteht und die Ecken des späteren Gebäudes markieren.
"Das Erdgeschoss wird in drei Räume unterteilt: Den Eingangsbereich mit Mosaikboden und der Treppe nach oben, einer Schwitzstube und der Badestube mit einem Becken. Das Wasser im Becken soll erwärmt werden. Deswegen schaffen wir einen Durchlass im Fundament, der vom Ofen zum Becken führt."
Als er in irritierte Gesichter mit gerunzelter Stirn sieht, stiefelt er an die Stelle, wo der Ofen erbaut werden soll. Jener sorgt für die nötige Hitze, um den Schwitzraum auf Temperatur zu bringen. Mit einem Stück Kreide zieht er eine Linie auf dem Fundament, die bis zum Becken reicht.
"Die warme Luft aus dem Ofen speist die Schwitzkammer. Ein Teil wird durch eine Furche unter dem Boden durchgeleitet, bis unter das Becken. Wir schaffen eine Luftkammer unter dem Becken, höchstens fünf Fingerbreit hoch. Die warme Luft erwärmt das Wasser von unten."
"Ah! Raffiniert", bemerkt einer der Arbeiter mit leuchtenden Augen. "Einen Vorschlag, Meister Schwarzdorn: Wenn wir uns die warme Luft schon zu Nutzen machen, dann können wir den ganzen Bereich unterkammern. Es sollte reichen, wenn wir schlangenförmige Furchen in das Fundament schlagen. Da wir ohnehin Fliesen darauf legen, gibt es keine kalten Füße mehr."
Ein paar Arbeiter reiben sich bereits die Hände.
"Zeichne den Verlauf vor und denk' daran, dass die warme Luft am Ende des Schachts nach draußen gelangen muss. Wir benötigen zwei Kamine. Einen bei der Schwitzkammer und einen am Ende der Untermauerung, die wir ... ja, wie könnte man so etwas nennen?"
"Fußkamin!", schlägt einer der Arbeiter vor.
Einige Männer lachen bei dem Vorschlag. In Alecs Gesicht zuckt nur kurz der Mundwinkel. Er klatscht einmal streng in die Hände und erlangt die Aufmerksamkeit der Arbeiter zurück.
"Dann an die Arbeit Männer. Es gilt ein Badehaus zu bauen."