Die Wegelagerer im Unterreich

[Belszerion]

Sie lief wie gewohnt ihren Gang durch das Unterreich.
Es waren die üblichen Punkte die sie abläuft. Die Erzeugnisse der Kinder ihrer Göttin, die Spinnenseide zusammen mit ihren Geflechten, zu überprüfen ob diese noch unbeschädigt sind.
Dann der Gang nach oben Weg um den Bestand an Knochen aufzufrischen, zusammen mit einigen Fledermausflügeln. Dann weiter in den einzelnen Gängen nach unten zu den Magie-Elementaren.
Sie waren eine nette Abwechslung zu den sonstigen Geschöpfen und auch der Runenkäfer am Ende ist ein netter Trainingspartner.
Als sie sich den Gang näherte, wo sonst das Gegrunze und Geschrei der Oger durch die Höhle zu vernehmen war, waren diese erloschen. Kein Geschrei, keine stampfende Fußbewegungen die sie spürte.
Sie schlich sich den Gang entlang im östlichen Teil der Höhle und erblickte Palisaden und Wegelagerer. Sie haben wohl die heimischen Oger ausgemerzt und ihren Platz eingenommen.
Diese waren nicht unfähig, sie haben eine Tricks auf Lager gehabt, mit verschiedensten alchemistischen Fläschchen warfen sie nur um sich, als Beslzerion ihre Fähigkeiten prüfen wollte.
Weiter hinein ging sie jedoch nicht, wer weiß, was am Ende alles hätte lauern können, wenn sie sich schon klammheimlich in ihrem Reich einnisten konnten.

Als sie zurück kam, in die Stadt der Dunkelelfen, teilte sie direkt Nylafay und Samruil mit, das sie vor hat, ihr treiben zu beenden und sie auf brutalste Weise aus dem Unterreich zu entfernen.
Im nachhinein verfasst sie noch ein Schreiben in ihrer fein säuberlichen Schrift, das sie an den meist belaufenen Orten in ihrer Stadt aufhängt:

[Belszerion]

Schatten in der Tiefe

Die Dunkelheit der Unterwelt war ihre Heimat, das Echo von tropfendem Wasser und entfernten Schreien die Melodie ihrer Existenz. Belszerion, Priesterin der Dunkelelfen, stand am Rand eines Felsplateaus und beobachtete die schmalen, verwundenen Pfade, die sich durch das Höhlensystem schlängelten. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen.
Mit kalter Berechnung hatte sie ihre Späher ausgesandt, um die Route der Wegelagerer zu kartografieren. Über Tage hinweg hatten sie deren Bewegungen studiert, ihre Lagerplätze ausgekundschaftet und die Schwächen ihrer Verteidigung ausgemacht. Nun, da der Zeitpunkt naht, hatte sie Fallen aufstellen lassen – raffinierte Konstruktionen aus Stahl, Klingen und Magie.
Ihre Krieger werden in den Schatten lauern, geduldig wie Raubtiere. Belszerion war keine gewöhnliche Strategin. Sie wusste, dass ein direkter Angriff unklug wäre. Stattdessen ließ sie die Illusion der Sicherheit wirken – bis der Feind sich in die Enge getrieben wähnte. Der einzige vermeintliche Fluchtweg führte tiefer in das Labyrinth der Höhlen, wo ihre tödlichen Überraschungen warteten.
Ein Bote trat aus den Schatten, eine dunkelelfische Gestalt in schwarzer Rüstung. „Herrin, die Wegelagerer nähern sich dem Engpass. Unsere Fallen sind bereit. Eure Befehle?“
Belszerion lächelte. „Lass sie glauben, dass sie gewinnen. Sobald sie sich wieder zurückziehen, wird das Netz sich schließen.“

Die Wegelagerer haben nur noch einen schmalen Höhlengang beheimatet. Vor ihnen das offene Unterreich, hinter ihnen die Trolle.

Sie wissen, was sie zu tun haben. Die Schatten selbst schienen sich zu verdichten, wenn sich die Fallen unaufhaltsam schließen werden. Und als der erste Schrei der Wegelagerer durch die Dunkelheit hallen wird, weiß Belszerion, dass ihr Plan sich entfaltet hat – ein Schachzug in einem Spiel, den wie sie nur wenige beherrschen.

[Belszerion]

Schatten in der Tiefe – Teil II
Das Feuer fraß sich durch die Überreste der Wegelagerer, schwarze Rauchschwaden stiegen zur Decke der Höhle, während die Flammen gierig an den Palisaden und provisorischen Lagern zerrten. Der Befehl war ausgeführt.
Belszerion betrachtete das Werk ihrer Gefolgsleute mit zufriedener Miene.
Nylafay und Samruil standen an ihrer Seite, ihre Rüstungen vom flackernden Licht der Flammen beleuchtet. Die Expedition unter Führung von ihr war erfolgreich gewesen, doch eine neue Ungewissheit lag in der Luft.
Inmitten der Ruinen des feindlichen Lagers waren zwei Spuren gefunden worden. Ein toter Mensch, sein Körper entstellt von Wunden, die unmöglich von einem Oger stammen konnten. Und die Überreste eines riesigen Wolfes, der regelrecht zerfetzt worden war.
Geronnenes Blut tränkte den Höhlenboden um die beiden Kadaver, als wäre etwas weit Schrecklicheres hier am Werk gewesen.

Belszerion schritt näher und musterte die Szene mit scharfem Blick. Sie berührte die erkalteten Wunden des Menschen mit ihren Fingerspitzen, drang in einige davon ein und spürte die unnatürliche Verzerrung des Fleisches.
„Das war kein gewöhnlicher Kampf… etwas anderes hat sich hier zugetragen.“ Sprach sie in Gedanken zu sich selbst.
Sie ließ sich nicht anmerken, wie sehr dieser Fund sie interessierte. Der tote Mann und der Wolf wurden  von ihren Kriegern auf Echsen gehievt und in den Keller der Akademie gebracht.
Dort, in der Stille der dunklen Kammern, würde die Wahrheit vielleicht ans Licht kommen.

Die Priesterin Vala'ryzzsha des ersten Hauses sprach mit melodischen Worten der Macht einen Eisfeld-Zauber auf beide Körper, damit sie und Apyhion sich der Kadaver annehmen können.

Während die letzten Flammen das Lager der Wegelagerer verzehrten, spürte Belszerion eine leise Vorahnung in ihrer Brust. Etwas hatte diese Wesen zerfetzt. Etwas, das sich noch immer in den Schatten verbarg.