Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

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Lydia Magdalena
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Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

 
Lydia Magdalena wurde in den armseligen Gassen eines kleinen Dorfes geboren, fernab der prunkvollen Straßen der Königreiche.
Ihre Kindheit war geprägt von Hunger, Kälte und dem leisen Stolz ihrer Eltern, die trotz aller Not niemals vergaßen, anderen zu helfen.
 Doch als sie zehn Jahre alt war, kam die Nacht, die alles veränderte.

 Eine marodierende Schar, Feinde des Namenlosen, fiel über das Dorf her. Häuser brannten, Schreie zerrissen die Luft.
Lydias Mutter drängte sie im letzten Moment in ein altes Fass, kurz bevor die Tür brach und das Chaos sie verschlang.
Als Lydia am Morgen hervorkroch, war nichts geblieben: keine Eltern, kein Zuhause – nur Asche und Stille.
Trotz dieses Verlusts gab Lydia nicht auf.
Sie fand Schutz bei Nachbarn und half, wo sie konnte – auf den Feldern, in den Hütten, bei der Pflege von Alten und Kranken, so gut es ihr möglich war, auch wenn sie es nie richtig gelernt hatte.

Und obwohl ihr eigenes Herz gebrochen war, trug sie die Lehre ihrer Eltern tief in sich: Wer helfen kann, soll helfen.
Eines Tages führte ihr Weg sie zur Kirche des Herrn in einem Nachbardorf.
Dort nahm sie ein alter Geistlicher auf, der ihr zeigte, dass Güte mehr sein konnte als bloße Erinnerung – sie konnte Tat werden.
Unter seiner Obhut lernte Lydia lesen, schreiben und ein wenig zu heilen.

Bald schon war sie es, die den Kindern Geschichten erzählte, die Armen versorgte und Kranke pflegte, so gut sie konnte.
Doch tief in ihrem Inneren brannte ein größerer Wunsch: Sie wollte nicht nur lindern, sondern verhindern.
Sie wollte stark genug werden, um Leid zu vertreiben – nicht nur zu trösten.

 So fasste sie mit sechsundzwanzig Jahren den Entschluss, sich dem Orden des Herrn der Paladine in Solgard, der Königstadt, anzuschließen.
Der Weg dorthin war weit und gefährlich.
Sie reiste zu Fuß, manchmal auf einer Kutsche, und zuletzt über das Meer.
Die Überfahrt war stürmisch; ein Kind stürzte während des Unwetters über Bord und ertrank – ein Verlust, der sie noch lange begleiten sollte.
Oft hungrig, oft müde, hielt sie dennoch durch.
Unterwegs heilte sie Verwundete nach einem Straßenüberfall, schützte ein Waisenkind vor Räubern und stellte sich einem grausamen Händler entgegen, der Hungernde ausnutzte.

Jeder Schritt machte sie fester, sicherer in dem, was sie tat.

 Als Lydia schließlich die Tore von Solgard erreichte, war sie nicht mehr das verängstigte Mädchen, das einst in einem Fass zitterte.
Sie war eine Frau mit Narben, innen wie außen, und einem Herz, das trotz allem noch leuchtete.
Und sie schwor, vor der großen Kirche des Herrn und vor sich selbst:

 „Ich werde nicht ruhen, bis mein Leben all jenen gehört, die niemanden haben. Ich werde ihr Schild, ihr Licht, ihr Mut sein – bis der Herr mich ruft.“

 So begann ihr Weg im Orden – nicht als geborene Heldin, sondern als jemand, der das Dunkel kennt und gerade deshalb das Licht trägt.
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Lydia Magdalena
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Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

Endlich durchquerte Lydia Magdalena die Tore von Solgard.
Die Königstadt empfing sie mit all ihrer Pracht, aber auch mit der geschäftigen Unruhe, die ihr zuvor unbekannt war.
 Dort traf sie Bruder Amarius, einen erfahrenen Hohepriester des Herrn, der ihr beim Einstieg half.
Da er es eilig hatte, würde er sicher später noch Zeit finden, ihr alles zu zeigen – oder sie einem anderen Bruder oder einer anderen Schwester vorstellen.
 Lydia begann, sich in den Kampfkünsten zu üben: am Faustkampf, beim Fechten und im Umgang mit Keulen an den Übungspuppen der Stadtwache.
 Doch sie wollte mehr.
 Sobald sie Gelegenheit hatte, durchstreifte sie die Lande rund um Solgard, übte ihre Fähigkeiten und schärfte ihre Sinne.
Schon bald wurde sie eingeladen, an einer Jagd zum Dämonenturm teilzunehmen – eine gefährliche, aber auch lehrreiche Prüfung.
Dort konnte sie zeigen, was sie gelernt hatte, immer mit den Worten des Herrn im Herzen, um ihre Brüder und Schwestern, die Paladine, und die Bürger Solgards bestmöglich zu schützen.
Die Mitglieder des Ordens nahmen sie freundlich auf und begrüßten die neue Schwester, die sie kennenlernte auf ihren Wegen .
 Gegen Abend führte Lydia ihr Weg sofort ins Hafenviertel.
Dort wollte sie sehen, ob die Bewohner Hilfe brauchten oder versorgt werden mussten – eine Gewohnheit aus ihrer Kindheit, die sie nie abgelegt hatte.
Schließlich nahm sie selbst ein kleines Haus im Hafen, schlicht, aber ausreichend, um dort Ruhe zu finden.
 Der nächste Tag brachte jedoch Unheil über Solgard.
Eine riesige, glühende Sphäre breitete sich rasend schnell aus, und aus dem Nichts griffen Minotauren die Stadt vor den Toren an.
Die tapferen Paladine und Krieger wie auch die Stadthalterin , wie auch die befreundeten Völker, hielten die Angreifer zunächst zurück.
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Doch Lydia war überall dort, wo Hilfe benötigt wurde, bereit, ihre Fähigkeiten einzusetzen.
 Inmitten des Chaos wurde eine Solgarder Wache tödlich getroffen.
Lydia kniete sich nach dem Ende des Kampfes nieder, legte eine Hand auf den leblosen Körper und sprach ein Gebet des Herrn.

Herr, nimm diesen treuen Wächter auf,
der in Pflicht und Mut gefallen ist.
Schenke ihm Frieden und ewige Ruhe,
und wache nun über seine Seele.


Behutsam schloss sie die Augen des Gefallenen.

Zusammen mit Bruder Amarius brachte sie den Leichnam in die Stadt, während Lydias Herz die schmerzliche Erinnerung an ihr eigenes verlorenes Zuhause in jungen Jahren berührte.
Niemand wusste von den Qualen, die sie als Kind erlebt hatte – noch nicht.
Sicher würde sie sich eines Tages vor ihren Brüdern und Schwestern öffnen.
Doch zunächst wollte sie die Menschen um sich herum kennen- und verstehen lernen, langsam Vertrauen fassen und ihre neue Heimat in Solgard wirklich begreifen.
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Lydia Magdalena
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Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

In der Stille der Kirche begann für Kaled die Nacht vor der Weihe.
Lydia nahm ihn beiseite, um ihm die Beichte abzunehmen.
Er offenbarte ihr sein Herz, erzählte von seiner Herkunft aus Rakh, wo er nicht in Freiheit, sondern im Dienst des Herrn geboren war.
Er berichtete von der Reise auf der Kriegsgaleone nach Solgard, vom schweren Sturm, und von dem Waffenbruder, der in Verzweiflung die Steuerkette zerschlug und sich in die dunkle See stürzte.
Kaled, im Schock erstarrt, hatte nicht eingegriffen.
Der Schiffbruch folgte, und nur er überlebte.

Diese Schuld bedrückte ihn seitdem, wie eine Last, die er nicht ablegen konnte.
 Lydia hörte ihm andächtig zu und schenkte ihm Sicherheit.

Schließlich legte sie ihm die Hand auf das Haupt und sprach: „Ich spreche dich los von der Last, die nicht die deine ist.
Nimm aus dieser Nacht die Lehre, nicht die Fessel. Stehe auf, und diene dem Licht mit einem ungeteilten Herzen.“
Kaled fühlte sich erleichtert und bereit, den Weg der Nachtwache anzutreten.

 Als Mitternacht nahte, traten Sigarda und Sumi hinzu.
Zusammen knieten sie vor dem Altar, während Lydia und Sumi schützend hinter ihnen standen.

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Da erhob Kaled seine Stimme und sprach das Mitternachtsgebet:
 O Herr, heiliger Hüter des Lichts, leitende Fackel in der Finsternis der Nacht, ich danke Dir für diesen Tag, an dem wir uns in diesem Kreise zusammengefunden haben. Morgen werden wir vor dein Angesicht treten, um unseren Schwur zu erneuern. Reinige unsere Herzen von Schuld und von Stolz, damit wir nicht uns selbst, sondern alleine Dir dienen. Lass uns nicht schwanken in der Stunde der Prüfung, sondern hell leuchten, so wie die Flamme, die Du in uns gelegt hast. Unser Leben, unser Schwert, gehören Dir alleine. Nimm sie, wenn Du willst, und mache uns zu treuen Dienern Deines Willens. So will es der Herr, und so wird es geschehen.“
 Die Priesterinnen antworteten andächtig, und die Worte erfüllten den Raum. Danach erhob Sigarda ihr eigenes Gebet:
 „Lichter Herr, Dein Strahlen erhellt die Lande. Dein Auge erkennt jeden Fehl und jede Lüge. Dein allsehender Blick dringt tief in die Herzen. Lichter Herr, wenn du siehst, dass ich zage, gib mir Zuversicht. Wenn du siehst, dass ich fehle, weise mir den Weg. Wenn du siehst, dass ich wanke, gib mir die Kraft, deinen Willen zu tun. Lichter Herr, du rufst uns, morgen in dein Licht zu treten. Du rufst uns, deiner Ordnung zu dienen. Du hast den Funken geschlagen, der in unseren Herzen leuchtet. Dein Wort wollen wir verkünden. Deiner Ordnung wollen wir dienen. Deinem Gesetz wollen wir folgen. Dein Licht sei stets in uns. So sei es!“
 Nach einer Weile trat Lydia an den Altar, hob die Hände empor und sprach:
 „Alles, was mich schwächt, lasse ich in dieser Nacht zurück. Alles, was mich stärkt, nehme ich mit ins Morgen. So werde ich neu, so werde ich treu. Herr, begleite Bruder Kaled und Schwester Sigarda heute Nacht auf ihrem Weg.“
 Das Licht der Kerzen schien heller zu flackern, und ihre Worte gaben den beiden Kraft, während die Müdigkeit schwer auf ihnen lag.
 Schließlich erhob Sumi ihre Stimme, schlicht und bestimmt:
 „Im Finstren lauern die Bedrohungen, im Dunkel herrscht das Chaos, nur deine Güte alleine vermag uns durch beides zu führen. Herr, gewähre uns deine Gunst, indem du uns führst, wenn die Stunde am dunkelsten ist. Wenn das Dunkel naht, leihe uns dein Licht. Wenn das Übel kommt, leihe uns deine Güte. Wenn das Böse sich verbreitet, so gewähre uns deine Stärke, denn nur du allein vermagst uns sicher und stark zu halten. Immerdar. So sei es.“
 So verging die Nacht, getragen von den Gebeten und vom stillen Wachen.

Mit Weihwasser und Öl vollzogen Lydia und Sumi schließlich das Reinigungsritual:
Sumi wusch Kaled und Sigarda sanft das Gesicht, ein Zeichen, dass das Übel und die Lasten von ihnen genommen waren.
 Als die Glocken sechsmal erklangen und das erste Licht des Tages durch die hohen Fenster fiel, erhob sich Kaled zu seinem letzten Gebet:
 „O Herr, die Nacht ist vergangen und Dein Licht bricht an. Meine Glieder sind schwer, doch mein Herz ist wach für Dich. Nimm die Schwäche aus meinen Händen. Gib Stärke in meine Hände für Deinen Dienst. Heute erhebe ich mich, nicht in meinem Stolz, sondern in Deiner Gnade.“
 In tiefem Schweigen lauschten die Anwesenden, bis der Klang verklungen war.
Die Müdigkeit war nicht gewichen, doch das Herz war gestärkt.
Gemeinsam standen Kaled und Sigarda am Altar, gereinigt und bereit.
Die Weihe erwartete sie, und mit ihr ein neuer Anfang im Licht des Herrn.
Zuletzt geändert von Lydia Magdalena am 30 Aug 2025, 23:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Lydia Magdalena
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Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

Die Weihe von Kaled und SigardaIn der Gnade des Herrn hatte sich die Gemeinde versammelt.
Reihen von Brüdern und Schwestern füllten das Kirchenschiff, während vorne die geistlichen Begleiter warteten: Lydia, Sumi, Amarius,
Mentoren :Krotar und Jaster.
Es war der Tag, an dem Sigarda von Eichenwacht und Kaled geweiht werden sollten.
Sumi Celerian erhob als erste die Stimme:

„Wir haben uns heute hier, in der Gnade des Herrn, versammelt, um zweien Mitgliedern dieser Gemeinde eine ganz besondere Ehre zu verleihen. Beschwerlich und lang war der Weg von beiden bis zum heutigen Tage. Doch leichter wird er für beide nicht werden. So bitten wir Dich, Herr: schenke ihnen einen Funken Deiner Güte und Liebe, auf dass sie ihre Aufgaben wahrnehmen können. Auf dass wir alle, aber vor allem die beiden heute zu weihenden Legaten, das Licht nie verlieren.“

Stille senkte sich über die Reihen. Kaled neigte den Kopf, Sigarda saß aufrecht, und ihre Augen glänzten, als Amarius Darez einen Schritt nach vorn trat.

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Mit ruhiger, wohlgeübter Stimme sprach er:

„Es ist unsere Aufgabe, das Leben zu schützen, das Licht nie erlöschen zu lassen. Paladin zu sein bedeutet viel Verantwortung, viel Aufopferung und sehr viele Abwägungen von Entscheidungen. Manche sind leicht, andere schwerer, und wieder andere treffen uns, als ginge es um nichts – doch in Wahrheit geht es um alles.

 Sigarda und Kaled haben bereits viele Höhen und Tiefen auf ihrem Weg gemeistert.
Sie haben gute wie auch schwere Entscheidungen getroffen.
Doch eines ist stets klar geworden: nie geschah es aus falscher Absicht.
Es bedarf viel Erfahrung und einen starken inneren Kern, um die Tugenden im Alltag, im Leben und den Entscheidungen einzubinden.
Die Tugenden sind unser Werkzeug – nicht, um blinde Richter und Henker zu sein, sondern um den großen Auftrag zu erfüllen: das unschuldige Leben zu schützen.
Heute ist der Tag, an dem Sigarda und Kaled selbstständiger als je zuvor ihren Weg beschreiten müssen.“
Ein feierliches Schweigen folgte, in dem jeder diese Worte nachklingen ließ.

Dann trat Krotar zu Kaled.
„Bruder, heute ist der Tag gekommen, an dem du die Ketten deiner Vergangenheit endgültig abstreifst, um dem einen wahren Herrn zu dienen …“ Mit jeder Silbe spann sich der alte Paladin dichter an Kaleds Herz. Und als die Stunde kam, antwortete Kaled: „So will es der Herr – und so ist es geschehen.“ Er brach das alte Band von seinem Handgelenk, zeichnete ein Ankh vor seine Brust und setzte sich nieder.

 Sigarda lauschte still, dann war ihre Reihe gekommen. Jaster Darez erhob die Stimme und stellte ihr die Fragen:

„Seid ihr bereit im Dienst als Legatin das Schild zu sein, das das unschuldige Leben schützt? Seid ihr bereit, euch den Sorgen und dem Leid jener zu stellen, die euren Beistand suchen? Seid ihr bereit, das Licht des Herrn in euch zu tragen, als Leuchtturm für jene, die nach dem rechten Weg suchen?“

 Und Sigarda antwortete ohne Zögern, klar und entschlossen:

„Mit des Herrn Gnade bin ich es!“

 „So sei es!“, rief Jaster, und die Gemeinde antwortete mit.

 Zum Abschluss erhob Lydia Magdalena Caelwyn ihre Stimme zum Gebet:

 „**Licht der Morgenröte, Quelle allen Friedens,
wir treten heute gemeinsam vor Dein Angesicht.

 Segne uns, die wir hier versammelt sind.
Stärke unser Herz, erhelle unseren Geist,
und führe uns auf Pfaden der Güte, des Mitgefühls und der Wahrheit.

 Möge unser Zusammensein ein Spiegel Deiner Liebe sein,
und unsere Taten hinausstrahlen in die Welt.

 Fülle unsere Seelen mit Hoffnung und unseren Tagen mit Sinn,
damit wir stets das Licht erkennen, das Du uns schenkst.**“


 Die Gemeinde sprach gemeinsam: „So sei es!“
 Kaled und Sigarda neigten ihre Häupter. Dankbarkeit und Entschlossenheit spiegelten sich in ihren Blicken.

Sigarda durchschritt langsam das Kirchenschiff, während Kaled ihr folgte.
Und so begann für beide ein neuer Abschnitt ihres Dienstes – getragen von der Weihe, den Worten und der Gnade des Herrn.
Zuletzt geändert von Lydia Magdalena am 30 Aug 2025, 23:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vom Schatten zum Licht – Die Wege der Lydia Magdalena

Beitrag von Lydia Magdalena »

Wenn Licht den Schmerz träg
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 Der Abend senkte sich über Solgard, und die Straßen waren ruhig, nur das leise Rascheln der Blätter und das ferne Rufen der Nachtwachen durchbrachen die Stille.
Lydia Magdalena  betrat die Stadt, ihre Schritte getragen von einer inneren Ruhe.
Hauptmann Dervyn kahm grade aus seinem Haus , sein Blick aufmerksam und freundlich.

„Schönen Abend wünsche ich, werte Priesterin“, sagte er.

Lydia neigte das Haupt und erwiderte den Gruß.

Nicht unweit kahm die Stadthaltern  Tonya um die Ecke und begrüßte alle.
 Tonya sprach vorsichtig das aus, was Lydia bereits geahnt hatte: Hannelore, die treue Wache von Solgard, litt sehr unter dem Verlust ihres Kammeraden Thalion.
Lydia lauschte aufmerksam, nickte leise und versprach, sich der jungen Frau anzunehmen.

„Ich selbst werde dafür sorgen, dass sie der Beisetzung beiwohnen kann“, sagte sie ruhig, und Dervyn nickte zustimmend.
 
 Hannelore stand allein am Stadttor, die Hände leicht verschränkt, den Kopf gesenkt.
Ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um Thalion.
Sie spürte den Schmerz tief in sich, eine Leere, die sich durch jede Faser ihres Körpers zog.
Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Wache, das Lachen, die kleinen Rituale des Alltags – alles war von Trauer durchdrungen.
 Lydia trat zu ihr, legte eine warme Hand auf ihre Schulter und sah ihr direkt in die Augen.

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„Des Herren Segen mit euch, Hannelore.
Der Verlust von Thalion hat euch sehr getroffen.
So ihr etwas braucht oder einfach nur sprechen wollt, lasst es mich wissen.“
 Hannelore spürte, wie sich etwas in ihr entspannte, wie ein kleiner Funke Hoffnung in der Dunkelheit.
Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie senkte nicht den Blick.
Lydia begann, ein Gebet zu sprechen, und Hannelore lauschte jedem Wort, spürte die Kraft der Worte wie einen sanften Schutz:

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 „Herr, wir bitten Dich, sei bei Hannelore, treue Kammeradin von unserem ehrenvollen Wachmann Thalion, der nun gefallen ist durch den Angriff der Minotauren .
Schenke ihr Trost in ihrer Trauer, Kraft in der Stille der Nacht und Hoffnung, dass Licht selbst im Dunkel weiterleuchtet.
Lass die Erinnerung an Thalion zur Quelle des Mutes werden.

So sei es!“
 Hannelore fühlte, wie der Schmerz ein wenig leichter wurde, als ob Thalions Geist bei ihr verweilte und sie leise ermutigte, weiterzugehen. Sie konnte wieder atmen, konnte wieder einen Schritt vor den anderen setzen, auch wenn die Trauer noch tief in ihr brannte.
Sie blickte Lydia dankbar an, und ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen.
 „Kommt jederzeit zu mir“, sagte Lydia sanft. „Natürlich seid ihr zur Beisetzung freigestellt, das ist mit Hauptmann Dervyn abgesprochen.“
 Hannelore nickte, und in diesem Moment erkannte sie, dass sie nicht allein war.
Dass es Menschen gab, die ihr halfen, den Verlust zu tragen, und die sie stärken würden, wenn die Last zu schwer wurde.

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Lydia hob die Hände, sprach ein kurzes Segensgebet, und die Stille der Nacht wurde erfüllt von einem Gefühl von Frieden und Geborgenheit.
 Hannelore atmete tief durch, fühlte das Band der Gemeinschaft und die Erinnerung an Thalion in sich.
Sie würde weiterwachen, wie er es getan hätte, aber nun getragen von der Wärme und dem Licht, das Lydia ihr gegeben hatte.
Ein neuer Tag würde kommen, und sie würde ihm mit erhobenem Haupt begegnen – getragen von Hoffnung, Mut und der Erinnerung an die, die sie liebte.
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