Bjornar

Rollenspielforum für Geschichten.
Benutzeravatar
Bjornar
Beiträge: 44
Registriert: 24 Nov 2024, 00:20
Has thanked: 130 times
Been thanked: 202 times

Unschuld und Ekel

Beitrag von Bjornar »

Szene 1: Die unerwünschte Begegnung

ER: (angewidert) Iiiihhhhhh!
SIE: Ich musste sofort an dich denken, als ich es gesehen habe...
ER: (skeptisch) An mich?
SIE: Es ist genauso... schön wie du.
ER: (gerührt) Wirklich?
SIE: Ich habe es extra für dich gefangen! (stolz präsentierend)
ER: (entsetzt) Lass es sofort frei!

Ein seltsames GLUCKSEN ertönt, als sich das Undefinierbare Ding ihm nähert.

DAS DING: (schwabbelnd, glucksend)
ER: (fasziniert) Wo ist bei dem Ding eigentlich vorn und hinten?
SIE: (genervt) Find's selbst heraus!
ER: (schnuppert vorsichtig) Es riecht... überall gleich... vorn und hinten…
SIE: Genau wie du.
DAS DING: Blibbbllbblblblbliiibll...
ER: (erstaunt) Es kann fast sprechen!
SIE: Ich sagte doch, es erinnert mich an dich.

Er stupst das Wesen vorsichtig an. Es reagiert mit einem donnernden, ohrbetäubenden Geräusch.

ER: (begeistert) Hoar! Es mag mich!
SIE: (würgt) Das wird deinem neuen Freund sicher gefallen.
ER: (triumphierend) HOAR! Siehst du?

Das Wesen sabbert und wird von Gerüchen aus seinem Proviantbeutel angelockt.

ER: Willst Ogerdarm probieren?

SLURRRPPP - Das Ding schlürft den Darm wie eine Spaghetti.

SIE: Auch im Geschmack ähnelt ihr…

Er hält ihm einen Pfirsich hin. PHHLUMP! Das Ding saugt die Frucht ein und schluckt sie lautstark am Stück hinunter.

ER: (beeindruckt) Es hat einen ausgezeichneten Geschmack! Was passiert, wenn ich es hier kitzle?

Das Ding gibt ein tiefes, vibrierendes Geräusch von sich, während sich ein seltsamer Fortsatz versteift.

ER: (unschuldig) Das gefällt ihm wohl!
SIE: (schluckt schwer, zieht Grimasse) Wie ich bereits erwähnte...

Er zieht vorsichtig an einem tentakelartigen Anhängsel.

DAS DING: FHTAGN!!!!!
ER: (Nerdlachen) Hch... hch... HCHHCHHCH!
Es sieht kräftig aus!
Ob es mich wohl trägt?

Ohne zu zögern springt er auf das Wesen.
Das Ding rennt wie von Sinnen durch die Gegend und stößt überall an, während er verkehrt herum darauf sitzt und sich an dem pulsierenden Fortsatz festhält.

SIE: (lacht schallend) HARHARHARHAR! Du musst dem Ding unbedingt die ganze Insel zeigen!

Das Ding rennt unkontrolliert davon, er fest im "Sattel", seine Beine schleifen auf dem Boden.


Szene 2: Begegnungen

Der freundliche Zwerg
ZWERG: (würgt) Widerlich! Ich mache Hackfleisch aus dem Vieh und serviere es dir zum Abendessen! Hau bloß ab!

Die verführerische Nymphe
NYMPHE: (erschrickt) Iiih! Du hast mich zu Tode erschreckt!
ER: (grinsend) Wer hat dich mehr erschreckt? Ich oder mein Schwabbel?

Der neue Freund
FREUND: (nickt eifrig und gibt zustimmende Geräusche von sich) Hoar!
DAS DING: (nickt eifrig und gibt zustimmende Geräusche von sich)

Der beste Freund
BESTER FREUND: Ich bezweifle, dass sie es dir aus Zuneigung geschenkt hat.
ER: Doch, hat sie!

Die neugierige Studentin
STUDENTIN: (fasziniert, Tuch vor dem Mund) Was für ein außergewöhnliches Exemplar... (kommt näher, von Neugier gepackt)
FRETTCHEN DER NEUGIERIGEN STUDENTIN: (übergibt sich wiederholt)

Der noble Paladin
Der Paladin legt wortlos seine Lanze an, bereit zum Kampf.

Mutter und Kind
MUTTER: (panisch) Ahhh! Lauf, Kind, lauf!
KIND: (wie angewurzelt, starrt fasziniert)
MUTTER: (flieht in Panik)
ER: (zu dem Kind) Es mag Zitronen! (reicht einen Haufen fauliger Zitronen)
KIND: (hält zaghaft eine Zitrone hin)
PHHLUMP! Das Ding verschluckt die Zitrone ganz.
DAS DING: Iiiiieehhhh... brrrrrbrrr... (verzieht das Gesicht, will aber noch eine)
KIND und ER: (lachen zusammen) Hchchch...

Der aufgebrachte Mob, Mutter
STIMMEN AUS DER MENGE:

MOB: "Da ist das Untier!"
MUTTER: "Rettet mein Kind!"
MOB: "Tötet das Monster!!"
Mob mit Fackeln und Spießen nähert sich bedrohlich.
 


Szene 3: Die Erkenntnis

ER: (dankbar) Danke für das beste Geschenk meines Lebens!
ER: (hoffnungsvoll) Das heißt wohl, du hast mich wieder lieb?
SIE: (verdreht die Augen, seufzt resigniert)

 


Epilog: Nächtliche Geheimnisse

Später am Abend, allein im Stall, murmelt das Ding geheimnisvolle Worte in einer unbekannten Sprache:

DAS DING: (leise, fast hypnotisch) R'lyeh wgah'nagl fhtagn...


raw.png
Zuletzt geändert von Bjornar am 30 Mai 2025, 02:01, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Bjornar
Beiträge: 44
Registriert: 24 Nov 2024, 00:20
Has thanked: 130 times
Been thanked: 202 times

Das Orakel der drei Weiber

Beitrag von Bjornar »

Ort: Am Thingplatz, vor dem Opferschrein, kurz vor Mitternacht. Nur Glut, Tannenduft und der ferne Atem der Bären, die als Zeugen kamen.
________________________________________

Segimer: „Hör zu, Werager: Urd is’ de Alte – se kennt all das, was schon war. Gib ihr Blut, Haar oder Spucke, dann flüstert sie dir dein Vergangnes. Verdandi is’ de Mutter – se sieht, was grad is. Was du Urd opferst, teilt se mit ihr und zeigt dir dein Jetzt. Skuld is’ die Jüngste – se lauscht dem, was noch kommt. Doch erst will se deine heimliche Schuld hören, laut in frischen Wind gesprochen. Zieh ihre Runen der Reihe nach, zahl ihren Preis, dann reden die drei Weiber: Vergangn — Gegenwart — Weg, der vor dir liegt.“

Segimer schüttelt den Lederbeutel, das Klackern der Holzplättchen mischt sich mit seinem tiefen Kehlgesang.

Segimer (leise): „Denk tief an dein Wissenswunsch, Bjornar … lass ihn neyt entwischen… “
Bjornar (legt die Stirn in Falten, atmet tief): „Was is’ mit mir neyt recht? Warum das Loch im Kopp … un warum tun meine Hände Dinge, die jeg neyt will?“

Segimer öffnet den Beutel nur einen Spalt. Bjornars Faust taucht hinein und zieht das erste Blättchen.

ᛟ Othala

Rune_Othala_beige.png

Segimer hält die Rune hoch, die Flamme zeichnet einen Kreis aus Licht in das A förmige Zeichen.

Zauberspruch (flüsternd) „Oþala byþ ofer leof æghwylcum men … – Teuer ist Erbe einem jeden, der’s mit Recht bewahrt.“

Er legt das Plättchen vor sich.

Segimer: „Erbe – oder Bürde. Was Altes klebt an deim Blut, Bjarnson. Vielleicht Gabe, vielleicht Fluch. De sagst, de kennst dein Menscheneltern nicht? Vielleicht kennt dich een Geist!“
Bjornar (grübelt): „Zwei Modirs ken jeg … Singstimme… ..un… Modirkova … Keine hant myr sagt, wer is meyn Vadr…?“
Segimer nickt: „Dann horch: Solang de ney weest, wess Kin de bist, bleibt das Loch offen.“
________________________________________

Segimer schüttelt erneut, die Rune rauscht wie Flügel. Bjornar greift zu – ein M förmiges Zeichen.

ᛗ Mannaz

Rune_Mannaz_beige.png

Zauberspruch (kehlig) „Maðr er moldar auki; mikil er græip á hauki. – Mensch mehrt die Erde; scharf ist des Habichts Griff.“

Segimer: „De Rune spricht von Gmeinschaft … og von dir selbst, verkehrt herum wie dey se zogst! Hab Acht: Dein Feind hockt in dein Brustkorb. Wenn de dem Stamm – oder dir – die Klauen schlägst, spaltet sich dein Pfad.“
Bjornar (fast flüstern): „Jeg fürcht, jeg werd’ wieder toll und tu’ wem weh …“
Segimer: „Dann find den Platz, der dich bindet, eh‘ der Habicht dich packt!“
________________________________________

Ein drittes Mal klirren die Plättchen. Bjornar zieht einen hölzernen Pfeil.

ᛏ Tiwaz

Rune_Tiwaz_beige.png



Zauberspruch (heiser) „Týr er einhendr áss ok ulfs leifar … – Týr, Einhänder, ist Wolfsverzehr.“

Segimer: „Der Krieger verlangt Opfer. Týr gab seine Hand für Treue; was gibst de, Bjornar? Vielleicht den Wolf in dir, oder den Bjarn, oder den Menschen, um den andern zu retten?“
Bjornar senkt den Blick auf seine Finger: „Wenn’s sein muss … geb jeg vom Herzen…. aber, ist’s denn überhaupt zu machn… kann wer seyn, ohne Herz?“



Segimer richtet die drei Runen in Reihe. Sein Stab tippt jede einmal an, dabei hallt jede Silbe wie Donner in den umliegenden Baumstämmen.

„Erbe sucht Namen,
Mensch sucht Heim,
Krieger sucht Opfer.

Fügst du die Drei, wird der Bär zum Schild
––– oder der Schild zum Riss.“



Segimer: „De bist den Geistern was schuldig, für den Rat.“
Er schneidet dem Krieger den Haarzopf ab, lässt ihn auf die Runen spucken.

Segimer: „Un deine Scham schreist in den Eiswind, wenn de alleene bist und Skuld bei dir spürst“
Bjornar: „Jeg kenn schon, was jeg schreyn werd…“


Bjornar bleibt allein am Feuer. Hinter ihm schnauben die goldschimmernden Bären – Wächter, Spiegel oder Vorboten seines ungeklärten Erbes. Freunde und Verwandte allenfalls. Er dreht die Othala zwischen Daumen und Zeigefinger, als lausche er, ob sie endlich zu sprechen beginnt.


Ort:
Die äusserste, eisigste Klippe in den Pfeifenden Einöden. Ein Sturm peitscht über die See.

Skuld.png
Benutzeravatar
Bjornar
Beiträge: 44
Registriert: 24 Nov 2024, 00:20
Has thanked: 130 times
Been thanked: 202 times

Jammern im Jammerfjord

Beitrag von Bjornar »

Drachen vergessen nicht, wer ihnen Schmach zufügt, die Schätze stiehlt, den Nachwuchs schlachtet. Dies sind die Namen, welcher der Wyrm vom Jammerfjord nicht vergessen wird. Sie wirbeln ihm ständig durch den Kopf, wie Schneeflocken aus Groll, die nie schmelzen – und machen ihn nur noch zorniger. Oder: sie machen SIE zornig, muss man ja sagen... denn Frauen hegen zurecht den Groll über ihre erschlagene Brut .... und vergessen diesen Schmerz niemals....

Jammerfjord_Helden.png

(Agalloch, Alec Schwarzdorn, Almina Runa, Armon von Assuan, Athanasius, Bjornar, Cataleya Rho'en, Davind Benheim, Dracon, Dreiden Dabran, Ereth'Lyn,
Gaviel Malore, Kieran, Loohen Dawn, Luinil Ahton, Mirja Vildaban, Mor'dan, Nad'diirn, Orenda, Pandor Vildaban, Ragnar Andersson, Rashka vom Thrymm'tack, Rhonya Rotfuchs, Rinaya, Runa, Sadagar Cronberg, Sejin Lamont, Selenja Aine Vildaban, She'Nala, Sion Vargblod, Sorsha von Schwarzenfels,
Thjondar, Tyra Skjoeldrundottir, Yeva, Yez'na Lua'rae.... sorry, falls mir wer durch den Filter gerutscht ist.
)

Bjornar, der einmal von einer Bärin benannt wurde, weil kein Mensch in der Nähe war, um sich etwas anderes auszudenken, kam diesmal genau wie er es sich vorgenommen hatte rechtzeitig zur Schlacht am Jammerfjord. Diesmal war er wach, wirklich wach, denn draußen donnerte es laut genug, um sogar einen Bjornar aus dem Bett zu holen. Im Dorf traf er auf eine geheimnisvolle Gestalt. „Ich bin verkleidet", sagte die Gestalt und sah dabei sehr geheimnisvoll und eben – verkleidet – aus. Bjornar, wunderte sich, warum jemand sich zu erkennen geben wollte, obwohl er sich absichtlich unkenntlich machte, doch der Gedanke war nicht auszudenken, denn kurz darauf hörte er Tyra laut rufen. Sie rief ziemlich oft und ziemlich laut, aber heute wurde sie direkt von einem Drachen entführt, was Bjornar doch sehr verwunderlich fand, weil er sich recht sicher war, dass man Tyra gar nicht so einfach entführen konnte, außer vielleicht, man war ein Drache. Das war vermutlich ein Hinweis. "Se hat dat Unheil zuerst jesehn", dachte Bjornar, "un nu hat dat Unheil se zuerst zurück angesehn."

Am Jammerfjord waren schon viele andere Recken, die auch alle wach waren und anscheinend wussten, was zu tun war, und denen auch liebe Leute durch Drachengewalt abhanden gekommen waren. Es begann ein lustig schlachten und schusseln, besonders zu erwähnen war dabei Rashka, der mindestens acht Drachen erschlug und sich dabei zwischendurch immer lang legte, um sich kurz auszuruhen, denn Drachenerschlagen ist ja doch sehr anstrengend. Bjornar selbst fiel auch ständig hin, meistens weil das Eis so glatt war, manchmal aber auch, weil es sich auf dem Boden einfach besser dachte.

Cataleya wirbelte umher und einmal flog sie fast ins Meer, das wäre wohl ihr Ende gewesen, mit dem schweren Panzer, wie sie da so an Bjornar vorbeischlitterte. Natürlich wurde sie von Bjornar gerettet, der es dann aber schade fand, dass sie davon überhaupt nichts merkte, aber andererseits war ja auch sehr viel los, und man konnte nicht erwarten, dass jemand alles bemerkte, besonders wenn man gerade vom Drachen durch die Luft geschleudert wurde.

Im Gewimmel entdeckte Bjornar auch Sion Vargblod und seinen großmächtigen Geisterwolf, und er wollte ihn etwas sehr Wichtiges über Flüche fragen, aber Sion verschwand wie immer sofort im Kampfgetümmel und Bjornar nahm sich fest vor, ihn beim nächsten Mal anzuhalten, vielleicht mit einem Seil oder so.

Am Ende wurde der Drache besiegt, und alle waren sehr glücklich, vor allem über das schöne Boot, dass geradezu einludt damit auf Weltreise zu fahren. Da würde man dann wieder so einmütig beisammen sein können, dachte Bjornar, genau wie jetzt gerade, als man zusammen gemeinsam entführte Brüder und Schwestern befreite.

Auf dem frostklammen Deck stand Orenda am Steuer, als hätte sie es schon immer getan und Bjornar trat hinzu, obwohl beide keine Ahnung hatten, was man mit einem Steuer eigentlich genau tut. Sie stellten sich zusammen riefen fachmännische Befehle: „Hisst die Flegel!“ Bjornar brummte zustimmend: „Aye! Reisst die Riemen!“ und zog irgendwo dran. Dann rief er aus vollem Herzen: „Sprottet die Schotten!" Orenda ergänzte: „Refft den Fockmast!“ Beide nickten sich mit ernster Miene zu und Kraft ihrer vereinten Wunschträume war es ihnen für einen kurzen Moment, als würde das Schiff tatsächlich fahren.

Die Entführten – man könnte sagen, meist nicht mehr ganz jungfräuliche Jungfrauen, oder auch: Helden des Tages – wurden allesamt gerettet. In jedem Fall war die Freude groß, man herzte sich und streichelte sich gegenseitig das zerzauste Haar, auch wenn so machne Jungfrau lieber unter den Rettern und Kämpfern gewesen wäre. Bjornar stand etwas abseits, bei ihm war wieder alles andersrum, denn er sah dem Ganzen zu und brummte leise: „Wär jeg og gern verführt wordn!“ Nicht, weil er besonders gerne gefesselt war oder in kalten Drachenhöhlen lag, sondern weil das Gefühl, gerettet zu werden, vermutlich ein sehr warmes war, besonders wenn jemand dabei den eigenen Namen rief. „Aba leichtviel," dachte Bjornar, „bin jeg jau einfach zu schwer zum verführen.“ Er war sich sicher, mit den Drachen hätte er schon ein paar freundliche Worte gewechselt und all das Gemetzel wäre dann gewiss nicht so schlimm ausgefallen.

Bjornar wusste sowieso längst, was wirklich passiert war. Nicht, weil es ihm jemand erzählt hatte, sondern weil es einfach beim vielen auf dem Boden liegen und nachdenken ganz klar war - man brauchte nur genau genug hinzuspüren. Menschen hatten mal wieder Dinge getan, die man besser gelassen hätte: Eierdinge. Eisdracheneier, um genau zu sein. Die hatten sie geklaut, aufs Schiff gebracht, und da waren sie dann – plopp! – einfach geschlüpft, wie kleine Eisgedanken im Morgengrauen. Die Drachenbabys hatten nach ihrer Mutter gerufen, und die Mutter kam natürlich, so wie Mütter das tun, wenn jemand ruft. Sie umarmte das Schiff mit Frost und baute aus der ganzen Scholle ein Nest. Dann kamen die Helden, machten Heldendinge, schlugen um sich, und keiner redete miteinander, wie üblich. Jetzt sind alle sauer, dachte Bjornar, besonders die Fjellgatter, die den Ärger mit der nachschlüpfenden Brut haben werden, weil da unten im Schiffsbauch noch ziemlich viele Eier waren, und niemand wollte sie ausbrüten. "Jeg würd’s tun", brummte Bjornar leise, "aber mir fehlt das Sitzfell und es iss schon veldig frischwindig hyr draussn..."

Immerhin konnte sich Bjornar später an Rhonya Rotfuchs’ Höllenfeuer wärmen, und das war viel besser als es klang. Er ließ sich die Pelze trocknen und überlegte, ob man das Feuer vielleicht mit einem guten Wort loben sollte. Später, beim großen Lagerfeuer in Fjellgatt, saß man beisammen wie Bären in der Brombeerzeit. Es gab Drachenherz und Tortenschlacht, obwohl niemand genau wusste, wie die angefangen hatte, und Große Worte wurden geworfen wie Holzscheite – manche fielen ins Feuer, manche trafen jemanden mitten ins Herz, aber niemand nahm's krumm. Bjornar dachte bei sich: "So’n Tag wär fast eyn Liedgesang wert, wenn jeg singen könnt un die Namen all der ganzen Heldenschar nur kennte, die heut mit myr durchs Eis geschusselt sin..."

Derweil lauert der Mutter-Wyrm von Jammerfjord unterm Eis auf neue Opfer, sinnt auf Rache. Sie hat ganz gewiss keinen einzigen der Namen vergessen, die heut im Gefecht gerufen wurden. Ihr sagt, wie kann das sein? Wir haben sie doch erschlagen und dann genau gesehen, wie die Barbaren ihr Herz herrausrissen, es aufraßen, wie die Wilden, die sie nunmal sind? Nur so viel: eine uralte Drachendame hat mindestens zwei Herzen und wenn sie denn mal so erschlagen daliegt, dann macht sie es wirklich bloß wie der Rashka - sie ruht kurz aus.

Jammerfjord_Wyrm.png
Benutzeravatar
Bjornar
Beiträge: 44
Registriert: 24 Nov 2024, 00:20
Has thanked: 130 times
Been thanked: 202 times

Meirr

Beitrag von Bjornar »

Meirr.png

Þetta mun aldri enda því at ek vil meirr
Meirr, gef mér meirr, gef mér meirr
Þetta mun aldri enda því at ek vil meirr
Meirr, gef mér meirr, gef mér meirr

Ef ek hefði hjarta ek gæti elska þik
Ef ek hefði rödd ek myndi syngja
Eptir nóttina er ek vaki upp
Ek mun sjá hvat morgin komar

Ah ah ah
Ah ah ah
Ah ah ah
Ef ek hefði rödd ek myndi syngja

Dangla fett frá vindaugi ramma
Mun ek alltaf alltaf ná gólfið?
Meirr, gef mér meirr, gef mér meirr
Mullið ok fyllt með allt ek fann
Undir ok inni bara at koma í kring
Meirr, gef mér meirr, gеf mér meirr

Ein Wahngesplitter

Es ist die Wilde Zeit. Die Schlaflose Zeit! Die Lebenszeit die Unglaubliches hervorbringt. Schicksalszeit! Hüte dich vor dem Herz der Wildnis! Es mag dich verschlingen im Lebens-Wahn!
An vergangenen Tagen im Bärenkreis, als selbst Bäume sprachen, weil das Leben grausam prangt in voller Kraft, hörte man im himmelswunden Silberhain den Flüsterbaum sein Jahreslied singen! Dies Zauberlied ging so – und ein jeder konnte es hören!

Gedicht vom Jahreskreis.png

Mein Gesicht strahlt hell und warm,
Felder stehen hoch und dicht.
Doch mit jedem langen, gold'nen Tag
neigt sich das Licht zur Ruh' und bricht.

Ich bin die letzte vor der Nacht,
bringe Stürme, Wind und Fall.
Mein Hauch nimmt mit, was einst gedeiht,
bereite alles vor für die kalte Zeit.

Ich komme still und kalt daher,
hülle die Welt in weißes Kleid.
Schlafe, bis die Sonne mich vertreibt –
doch ohne mich gibt es keinen Neubeginn.

Nach mir erwacht das Leben neu,
Blüten tanzen im sanften Wind.
Farben sprießen, Vögel singen –
ich bringe Wachstum, Licht und Kind.

Als Bjornar dies Lied vernahm umarmte er den Baum dankbar und rannte so schnell er konnte nach Fjellgatt, auf dass die Skalden und Schamanen es nicht vergäßen und zu deuten wüssten. Dort kennt man hingegen ein ganz ähnliches Rätsel-Lied, das die Soekr und Skalden den Kindern vorsingen, um vom Jahreszyklus ihrer Heiligen Tiere zu lernen. Ach, wenn es doch nur Kinder gäbe in Fjellgatt, der letzte Winter war öd und stumm!!!!, es herrscht Schande und Trauer, denn der Heilige Weisse Hirsch verschwand – und ohne ihn, kein neues Leben!

Neuerdings aber, da singt man in Fjellgatt dieses Lied auch öfters, vor allem jene, die versuchen, sich einen Reim auf des unbändigen Bjornar wildes Verhalten zu machen:

Bald nach dem Dunkel,
regt sich der Hunger,
zieht mich empor
aus der Höhle im Stein.

Wurzeln und Kräuter,
frisch aus dem Boden,
füllen den Magen,
wecken den Geist.

Mit steigendem Licht
kommt auch mein Drang,
fern über Täler
such ich die Weibchen.

Ich kämpfe mit Klauen,
mit Zähnen und Schultern,
verfolge die Spuren
im flirrenden Wind.

Viele begehr ich,
viele berühr ich,
keine bleibt bei mir
– keine ich halte.

Die Tage sind golden,
Beeren in Fülle,
Lachs springt im Strom,
mein Leib wird rund.

Dann fegt der Herbstwind,
die Blätter erliegen,
mein Atem wird träge,
mein Blick wird schwer.

Ich grabe mich tief,
schließe den Eingang,
verharre in Stille,
in frostiger Kammer.

Dort kommt das Leben,
kalt und doch warm,
blind, ohne Worte,
saugt es mein Dasein.

Die Welt ruht draußen,
schneebedeckt, stumm –
Ich träume von Wäldern,
und Frühling, der kommt.

Wer geht diesen Pfad,
der rings sich erneuert?
Wer lebt diesen Kreis,
aus Kraft, Schlaf und Blut?

Ich bin der Wandel,
tiefer als Zeit,
Herr dieser Wildnis,
der Name – bleibt stumm.

Traumfieber

Gestern war eben ganz genaus so ein wildgebärender wahntreibender Tag, mitten im Frühling und wie wurde er gefeiert! Es Begann für Bjornar mit einer großen Unruhe und Furcht. Denn es war kürzlich eine neue Hathran – allen schlimmen Omen zum Trotz! – nach Fjellgatt gekommen und Bjornar war derart von ihr… im allerwahrhaftigsten Sinne des Wortes begeistert und angezogen, dass ihn eine fürchterliche Unruhe packte und die pure Angst gebar! Denn, oh!, was war es für ein zerbrechlich Ding, die Geisterseherin!

Er rannte also in die Wildnis und siehe, auch die Bären waren angesteckt von seinem Fieber, dass nur noch Schlimmer werden sollte. Auf dem Weg traf er Orenda, die Traumseherin, und diese gab vor ihr Versprechen zu halten, mit ihm auf eine Traumreise zu gehen! Doch sie log, verlogen und ungreifbar, wie Träume eben sind, sind wohl auch die Traumzauberinnen! Zwar fiel er bei ihrem begonnenen Ritual sofort in einen tiefen Schlaf, doch als er aufwachte, war sie FORT und da war nichts geblieben, als ein unbändiger Hunger und TRAUMFIEBER, dass ihn den ganzen Tag erfasste und in Gestalt eines summbrummenden, magenknurrenden Liedes sich aus seiner Kehle drängte.

Das FIEBERLIED aber wurde gehört von allen Bären auf dem Weg zwischen dem Traumstrand – dem Honigstrand! – und Fjellgatt. Sie folgten ihm, von der gleichen Trance angesteckt. Und als er zum Dorf zurück kam, war dort schon der ganze Stamm versammelt, die Trymm’takk, stark und zahlreich wie nie und unter ihnen war auch SIE, die Tränenreiche, die zerbrechliche Tarsnjor. Die Bären kamen vor den nur noch leicht staunenden Augen des Stammes herbei und machten ihre Aufwartung am wundersam neugesprossenen Ahnenbaum, mit einem stummen Blick, der so vieles wohl bedeuten konnte und Bjornars HERZ DER WILDNIS wollte mit Donnerschlag zerspringen in seiner Brust, als ALLE zu der Hathran sahen. So viel Hoffnung auf einmal hatte er noch nie gehegt, jedoch, seitdem das kleine Geistermädchen das Dorf betreten hatte, da schien ihm plötzlich alles möglich und die Zukunft wunderbar und frei!

You see: Snorrak
You see: Tarntraur
You see: Veigrim
You see: Snorrnjor
You see: Eirnjor
You see: Munor
You see: Snaevor
You see: Nivbjorn
You see: Grafnjor
You see: Trenaskorr

Grafnjor: *schaut Tarsnjor an*
Snorrak: *schaut Tarsnjor an*
Snorrnjor: *schaut Tarsnjor an*
Trenaskorr: *schaut Tarsnjor an*
Snorrak: *schaut Tarsnjor an*
Snaevor: *schaut Tarsnjor an*
Veigrim: *schaut Tarsnjor an*
Tarntraur: *schaut Tarsnjor an*
Veigrim: *schaut Tarsnjor an*
Munor: : *schaut Tarsnjor an*
Nivbjorn: : *schaut Tarsnjor an*

Was wohl lag in diesem Blick verborgen? Ja, es war ein EINZIGER Blick, aus vielen Bärenaugen, mehr als Bjornar zählen konnte, der genau SIE traf. Bjornar kannte die Bärenbrüder und Schwestern gut, wie immer flogen ihm ihre Namen zu. Da waren also im Dorfe versammelt:

Snorrak –
der Tränengänger,
der auf Wegen weint, die niemand sieht.

Tarntraur –
der im Schweigen klagt,
verborgen wie der Schatten im Schnee.

Veigrim –
der Zornverschleierte,
dessen Seele stumm im Sturmwind spricht.

Snorrnjor –
Antwort im Eis,
Widerhall der stillen Traurigkeit.

Eirnjor –
Heilerin in Tränen,
die Wunden salbt mit schweigendem Tau.

Munor –
die tiefe Stimme,
deren Worte im Brummen der Erde wohnen.

Snaevor –
Schneespurwanderer,
dessen Schritte kein Auge je sieht.

Grafnjor –
der Erdenschwere,
dessen Atem die Tiefe kennt.

Trenaskorr –
der Tränenspurige,
dessen Pfad Erinnerung säumt.

Nivbjorn –
im Nebel geboren,
verblasst, ehe ein Herz ihn erblickt.

Und wie sie gekommen waren, liefen sie auch wieder davon, trollten sich und tummelten sich in Fjellgatt umher, um dort wie immer wohl, noch ein paar Tage lang ihre Bärenscherze zu treiben und manch einer, um sich in der Nähe der Küche niederzulassen.

Doch Bjornar wurde von purer Angst gepackt. SIE war wie Nivbjorn, der zuletzt gekommen war und zuerst verschwand. Sie war wie der Traum oder seine löchrigen Erinnerungen, die er nicht zu halten vermochte. Und die Gefahr war überwältigend, dass sie, die Eisäugige, verschwinden würde, so schicksalshaft, wie sie gekommen war. Ein Fiebertraum aus Eis und Schnee, der in der Frühlingsonne so leicht dahinschmelzen konnte, wie die Nebelworte, die sie aus ihrem Atem formte!

Tarabasch warnte später die junge Hathran vor dem liebestollen Bjornar – „Pass uff, der Jung‘ verliebt sich leicht!“ – und JAAAUUUUUU! Das tat er! Wie konnte er auch anders um diese Heilige Zeit im Jahreskreis!!!?? Auch Ennia hatt es gesehen und gesagt, noch lang vor der Schwitzhütte und bevor sie böse verwundet fortging: „Bjornar, der liebt alle Frauen.“ Recht hatten sie! Und doch, da war noch mehr, sie sahen zu wenig. Die Hathran sagte darauf, sie würde nicht lieben, sie sei die Braut der Geister. Da wollte Bjornar noch mehr das Herz zerspringen, denn diese Worte trafen ihn tief und wahr, auf eine Weise, die ihn wohl wahnsinnig machen wollte. Oh, wie er sie brauchte und halten musste GENAU DESWEGEN und vor seinem traumfiebrigen Auge griff er nach ihr und wie einer der eine einzige, ganz besondere Schneeflocke bewahren will und es geschah das Unvermeidliche, die Schneeflocke in seiner lebensglühenden Hand zerschmolz!

Verweht wurde sie vor seinem Traumfieberauge! Das wäre das allerschlimmste. Er begriff nicht, warum, und wusste das es wahr war und dass er blind und vergesslich war. Aber sie konnte, sie würde, sie MUSSTE ihm helfen, die Antwort zu finden. So atmete er noch den ganzen Tag ihre Nebelworte ein und sog sie rauschhaft auf, wann immer er konnte.

Tarsnjor _verweht_2.png


Fieberjagd

Der Stamm jagte, er besiegte den Drachenclan, zeriss Tyldarak, fegte über Eisschollen, vertrieb andere Jäger im Jammerfjord durch das pure Strahlen der Muskeln und glänzen der Waffen, schmetterte die Frost-Wyrm-Mutter erneut zu Boden, schmauste und prasste auf Drachenherzen, opferte den Ehrenteil.
Der Stamm machte sich auf die Suche nach dem Dieb des Weissen Hirsches und die Wälder, Steppen und Wüsten der Neuen Welt erbebten unter dem Gebrüll ihrer Reitbären (auch der Schwabbel schwallerte dabei sein Lied!). Dann waren die Städte dran: In Nebelhafen fragte man umher, doch niemand hatte eine Fährte oder einen Hinweis, egal welch große Belohnung die Barbaren auch versprechen mochten.

Dann überzeugte Bjornar den Trupp nach Solgard zu reiten, denn es wurde gefeiert im Sonnenstübchen, das wusste er von Dervyn und Aladya, und dort waren gewiss viele Jäger anwesend, die in den fernsten Ecken und Winkeln der Insel unterwegs waren und vielleicht ein Gerücht, eine Spur vom verschollenen Hirsch aufschnappen mochten?
Doch dazu sollte es nicht kommen, denn das Misstrauen in Solgard der wilden Horde gegenüber war groß. Der Ritter des Herren, Jaster, sprach mit dem Johtar Rashka und auch wenn Aladya dem Bjornar eine ganze fruchtige Ladung ihres famosen „Zähnefletschers“ vor die Tore der Stadt brachte, so war es doch für die Wilde Horde nicht möglich einzutreten und selbst herumzufragen. Was wäre das für ein Geschäft gewesen, für die kleine Taverne am Stadttor… eine Horde Wilder Barbaren nach erfolgreichem Beutezug hätten gewiss soviel Schätze springen lassen, dass es jedes zerschlagene Mobiliar aufgewogen hätte. Doch dazu konnte es nicht kommen.

Bjornar musste viel des Zähnefletschers selbst vernichten, was zu noch wahnhaft-eigenartigerem Benehmen führte und erneut war SIE zur Stelle… mit einem… nennen wir es umgekehrten Luftkuss… saugte sie den Alkoholnebel aus seinem Kopf. Der wurde ihm vom Stamm danach trotzdem ordentlich gewaschen, was er sich wiedermal herausgenommen habe, Behnehmen, Gehorsam und so weiter. Doch im Grunde ihres Herzens verstanden sie, dass es, komme was da wolle auf dem Schlachtfeld, auf dem Blutpfad, im Wüstendreck oder bei neuerlichen den Wortgefechten mit den Rittern, doch im Grunde auch für den Stamm gut war, wenn es einige Solgarder gab, die den Bjornar ebenso in ihre gottverblendeten Herzen geschlossen hatten, wie manch andere auf der Neuen Welt. So war er doch eine torkelnde, trunkene, tapsige Tür in das Herz von vielen, grundverschiedenen Seelen.

Verblasster Alb

Es blieb noch das wahnwitzigste, jagdfieberigste Abenteuer des Tages, und das begann damit, dass man auch in Surom noch nach dem Weißen Hirsch zu suchen hatte und die Kunde zu verbreiten hatte, über das Grausame Schicksal, dass auf den Entführer des Heiligen Tieres wartet. Das übernahmen ob der späten Stunde Ynge und Bjornar zu zweit. Auch waren beide des Öfteren schon, sie als sichere Soeker, er als vielleicht erster Jünger Hednars, mit den schrecklichen und grausamen Recken von Surom auf der Jagd gewesen. Welche Macht und welche Kraft sie dabei erlebten und in welchen Blutrausch sie dabei verfielen! Den dämonischen Horden von Surom war es an Geschwindigkeit nicht gleich zu tun, mit der sie den Höhlen und Unholden der Insel die Schatzbeute entrissen. Einmal sogar war Bjornar derart mit Zauberkraft von Hednar und Rorek aufgeladen worden, dass die drei einem Feuerblitz gleich durch die Dämonenhorden der Unterwelt pflügten – die Raserei konnte Bjornar kaum von einem Traum unterscheiden. Er nannte diese Momente die FIEBERJAGDEN und heute war eine solche!

Die Bande PRESCHTE nun zum zweiten Mal für ihn an nur einen Tag… oder war es gar mehrmals gewesen?… durch die Eishöhlen des Drachenclans und da.. geschah.. das Unglaubliche! Unter den finsteren Mitstreitern, die durcheinanderwirbelten, von Magie umflimmert waren und im Klingentanz und Blutrausch kaum voneinander zu unterscheiden waren, trieb… auf einmal… mitten… im Kampf.. ein vertrauter.. ein verhasster Geruch an seine Nase…

SIE war dabei.

Nicht von Anfang an.

Plötzlich. Mittendrin. Auf einmal. Unter der Horde.

Die Mörderin.

Sein OPFER!

Er hatte eine FÄHRTE!

Das fieberhafteste an alledem war, dass der Blutrausch und das Schlachten wie ein wirrer Alptraum an ihm vorüberraste. Am Ende machten die Suromer ein seltsames Ritual, dass ihm der Hednar jedoch schon gut gelehrt hatte. Sie warfen Runenknochenwürfel in einen Becher und das Schicksal entschied, wer der Held des Tages war und den größten Preis in der Schlacht errang. Er war ein guter Schüler Hednars, wie es schien, denn die Schicksalswürfel entschieden, dass heute SEIN TAG gewesen war! Er errang den größten Preis, den mächtigsten der Zaubersteine, für die wohl alle Recken Neuen Welt gern Blut vergossen.

Dem Stein haftete der Geruch an.

IHR Geruch.

Hatte SIE ihn etwa dem Tyldarak entrissen?

Brodomur, OH BRODOMURR, hämmerte sein Herz.

Es war ein Schicksalstag, ein Alptraumtag, ein Lebenstag!

Er nahm den pulsierenden Zauberstein aus der Trophänkiste und es war klar, was damit zu geschehen hatte.

Er würde damit zum Jothar gehen.

Der sollte verkünden, dass unter ALLEN Recken auf der Neuen Welt, auf Hednarien, auf Golgathan, der Insel des Herrn, der Bäreninsel… wie man sie auch nennen möge!...das unter ALLEN Helden egal wem sie dienten und wes Feind sie waren, sich derjenige diesen Stein in Fjellgatt verdienen konnte, der den WEISSEN HIRSCH VOM GLETSCHERSEE aufspürte!!!!!!!!

XunRae und der Kristall.png

Und Bjornar kehrte Heim nach Fjellgatt… allein… ohne auch nur eine Frühlingsfrau an seiner Seite, aber mit dem Geruch der mörderischen Schwarzalbin in der Nase… und der Geruch, der hatte nun eine Gestalt bekommen! Vielleicht erinnerte er sich beim Morgenrauen ja sogar dieses eine Mal an etwas wirklich wichtiges, an den Namen der Mörderin, den die versammelte Chaosbande wieder und wieder während des Kampfes in ihre Richtung flüsterte....?

Sein Herz hämmerte eine im Norden altbekannte Weise und ein tiefes, tiefes Brummen hallte diese lange Nacht durch Fjellgatt, denn an Schlaf war bei so vielen wahnsinnigen Lebensträumen nicht im gerringsten zu denken. Es war eben doch eine Festzeit, Heilige Zeit des Jahres.

O wie wünschte er sich da, eine Singstimme zu haben, tief genug konnte er ja brummen…

Auch wenn es diesmal, sich doch eher annhörte, wie sein Racherülps.



Meirr, gef mér meirr!!!!!!!!
Benutzeravatar
Bjornar
Beiträge: 44
Registriert: 24 Nov 2024, 00:20
Has thanked: 130 times
Been thanked: 202 times

Ode an Odilo

Beitrag von Bjornar »

(Erster Gesang – Vom Namen und vom Erben)

1
O! Lindooo! rief ich und lachte, der Klang war wie Morgen,
hell wie die Sonne auf Honig, auf warmem geflochtenem Käse.
Odino? Nein, das war falsch. Odildo? Auch das nicht, verzeih mir.
Olindo – das blieb mir im Ohr wie ein Lied einer süßen Trompete.
Doch du, mit dem Lächeln des Lichts auf der Stirn und dem Butterbrot-Atem,
sprachst es geduldig: Odilo, so schlicht wie ein plätscherndes Bächlein.
Da sah ich es, plötzlich! Die Rune, die alt ist wie runzlige Bäume –
Othala! Das Erbe! Das Zeichen der Erde, des Hauses, des Einen,
der nichts besitzt und doch alles, der reich ist an schäumenden Schafen,
an stillen Momenten, an Feuer und Brot und dem Blick eines Freunds.


2
Denn du, Odilo, du Hirt unter goldenen Himmeln von Surom,
trägst in den Händen kein Schwert, sondern Felle, ein Messer, ein Flötenrohr.
Und was du besitzt, ist nicht weniger groß als der Thron eines Königs:
Frieden. Und Freude. Und Hunger zur rechten Zeit, nicht zum Fliehen.
Offen dein Herz, wie der Himmel, wenn abends der Nebel sich hebt,
und aus der Wiese das Bellen der Lämmer wie Glocken erklingt.
"Ich suche", so sagtest du, "keine Heldin mit Lanzen und Bannfluch.
Nur eine Frau, die versteht, dass das Kochen ein Lied sein kann."
Ich aber – ich törichter Bär – träumte von Geistern und Königinnen,
doch fand ich an deinem Tisch etwas Besseres: Brot und das Lächeln.
________________________________________

(Zweiter Gesang – Vom Mahl und von der Liebe)

3
Brot war auf Tüchern gebreitet, der Käse war weich wie der Frühling,
und zwischen den Krügen sang leise der dampfende Kräutersud Lieder.
Wir aßen und lachten. Ein Lamm, das nicht sprach, sah uns freundlich beim Kauen.
"Siehst du," so sprachst du, "die Liebe beginnt mit dem Kochen, mein Bruder."
Und ich, mit dem Bart voller Schafskäse, nickte und fühlte das Feuer,
das nicht im Kessel allein, sondern tief in den Rippen mir brannte.
"Die Frauen in Surom," so seufztest du dann, "sind wie Speere auf Beinen.
Sie wollen Götter bezwingen, Gesetze schreiben und Throne gebären.
Doch keine will rühren die Suppe, will rühren das Herz mit dem Löffel.
Ich aber such‘ eine Frau, die beim Braten der Zwiebel Gedichte versteht."


4
Da schwieg ich. Denn in mir sangen die Namen der Jägerinnen wieder:
Feen mit Bogen aus Licht, Hexenköniginnen auf Bergpfaden wandelnd,
Frauen mit Stimmen aus Wind, mit Händen aus Gold und Gewittern.
Doch während du sprachst von der Wärme, vom Teig und dem Duft der Tomaten,
fühlte ich seltsam mein Herz wie ein Lamm, das sich niederlegt, staunend.
Denn deine Sehnsucht war leiser, war wahrer, war heiliger, schien mir,
als meine Jagd nach den Flammen der Ferne, den Träumen aus Runen.
So blickte ich heimlich zur Schale mit Nüssen und Datteln und sagte:
"Vielleicht ist ein Haus doch ein Tempel, wenn jemand wie du darin wohnt."
Und du, du lachtest nur still, als wüsstest du längst, was ich meinte.
________________________________________

(Dritter Gesang – Die Lämmer des Herrn)

5
„Geh hin,“ hast du gesagt, mit den Augen wie frisch aus der Quelle,
„nach Surom, zur Messe. Dort werden sie singen vom Ursprung.“
Ich nahm deinen Rat wie ein Bündel aus Kräutern, gewunden im Herzen,
und wanderte schweigend, den Wind in den Schultern, die Zunge voll Fragen.
Die Glocken erklangen in Wellen, als hätten die Wolken begonnen,
mit silbernen Stimmen die Erde zu segnen, so alt wie die Träume.
Vor mir die Tore von Holz, geschnitzt mit Geschichten der Götter,
doch als ich trat über Schwelle, da hob sich ein Arm und ein Blick:
„Nicht du,“ sprach der Wächter. „Zu wild ist dein Gang, zu offen dein Atem.“
Ich stand und verneigte mich still – und staunte, wer eingelassen.

6
Denn seht! Zwei Lämmer, so weiß wie der Tau auf dem Bart einer Distel,
wurden geführt in das Haus, von Händen in Sackleinen zärtlich gestreichelt.
Sie blökten nicht, sie schauten nur milde, wie Kinder aus Schaum und aus Federn.
Ich aber, mit Pelz und mit Krümeln am Kinn und dem Herz voller Honig,
blieb draußen im Wind, mit den Glocken und Vögeln und trank das Geschehen.
Drinnen, da klangen wohl Psalmen und Bitten, Gerüche von Weihrauch.
Doch draußen, da lag in der Luft noch der Hauch deiner Schafe, mein Bruder.
Ich lachte nicht – ich verstand. Es ist gut, wenn die Lämmer den Segen empfangen.
Denn sie gehören zu dir, und was dir gehört, ist gewürdigt im Himmel.
Ich kehrte zurück ohne Glaubensgeschichte – doch voll von dem Brot deines Hauses.
________________________________________

(Vierter Gesang – Vom Erben der stillen Dinge)

7
Nicht mit dem Schwert, nicht mit Bann oder Ruhm auf geborgtem Gefieder
hast du gewirkt, Odilo – dein Reich ist das milde Beginnen.
Du hast das Feuer gezähmt, nicht mit Eisen, mit Löffeln und Lachen.
Und wer mit dir sitzt an dem Tisch, der vergisst, dass die Welt draußen tobt.
Du bist kein König, und dennoch trägst du die Krone der Einfachen –
eine Krone aus Wolle, aus Hirse, aus Duft von gebackenem Leben.
Du bist der Erbe – ja, wahrlich! – von Dingen, die keiner mehr sucht,
weil sie zu still sind für Lieder, zu weich für das Horn der Legenden.
Doch ich, der Bär, der von Feen geträumt und von Flammen gesprochen,
ich habe in dir eine Wahrheit gefunden, die bleibt, wenn das Lied sich verflüchtigt.

Odilos Lambs.png
Benutzeravatar
Bjornar
Beiträge: 44
Registriert: 24 Nov 2024, 00:20
Has thanked: 130 times
Been thanked: 202 times

Bärisches, all zu bärisches...

Beitrag von Bjornar »

Der Bjorn von geringem Verstand, wenn man genau hinzuhören versteht, sagt manchmal Dinge, die einem zum Nachdenken anregen mögen, die sich festsetzen, um später unverhofft zurückzukehren. Besonders, wenn er allein ist, durch die Wildnis streift und tagträumt, durchzucken ihn diese Geistesblitze; manchmal leuchten sie auch auf in stillen Momenten, den seltenen, langen, langsamen Gesprächen mit ihm... natürlich nie so, in dieser Form, die Kunst der Sprache geht ihm ab... vielleicht vermag mancher aber mit dem Herzen es herauszuhören ...?


Wein und Wahrheit
Im Wein liegt Wahrheit? O, törichtes Herz! Der Wein enthüllt nichts, was verborgen war; er entkleidet nur die Wahrheit von ihren sanften Schleiern. Manche Wahrheiten aber sind so hässlich und so schön, dass wir sie nur ertragen, solange sie noch bekleidet sind.

(sturzbetrunken, auf dem Heimweg aus dem Solgarder Sonnenstübchen)

***

Lob auf das Entführtwerden
Die glückliche Entführung rettet aus der Monotonie des Bekannten; erst durch die Gefahr gewinnt die Seele jene Tiefe, welche das sichere Leben stets verweigert.

(als ihm der Seewind unverhofft den Geruch von Elaine Victoria Darez auf der Vulkanebene in die Nase weht)

***

Der Glanz des Prügelknaben
Wer geschlagen wird, schenkt dem Schläger Bedeutung; der Prügelknabe ist das freiwillige Opfer, auf dem der große Mann bequem sein Scheitern abladen kann.

(mit treuem Blick an Rashka, Tarabasch, Cataleya, Yngvildr, Tarsnjor und Haldron, dem das besonders gut gefällt, selbst wenn er die Faust nie erhob...)

***

Von Einsamkeit und Alleinsein
Alleinsein adelt, weil man frei liebt, ohne Anspruch; Einsamkeit hingegen hungert, weil sie nichts besitzt außer dem schmerzenden Wunsch, begehrt zu werden.

(...allein im Wald, oder einsam beim Einschlafen...)

***

Vom Lauern und Hungern
Der Hunger schärft den Geist und macht den Bären erfinderisch; wer ständig satt ist, verliert seinen Sinn für Jagd und Leben.

(...nach einer wirklich knappen und brenzlichen und anstrengenden und langwierigen Jagd auf einen Stichling...)

***

Vom ewigen Jagdglück
Die Langeweile der mühelosen Jagd nimmt der Freude ihren Geschmack. Nur wo Widerstand herrscht, schmeckt das Leben würzig.

(... beim Nachdenken über das nächtliche, mühelose Jagdfieber in den Dungeons mit den übermächtigen Verbündeten...)

***

Vom Nutzen der Gewaltfantasien
Der Gedanke an Rache erleichtert und belastet zugleich; man trägt sie, um sich nicht selbst zu schlagen. Sie bleibt das geheime, unausgelebte Drama des Lebens.

(... beim Durchatmen, wenn er wiedermal der Prügelknabe war, und den Freunden das Mark aus den Knochen saugen möchte...)

***

Zuviel Spielzeug
Der Überfluss raubt der Seele die Fähigkeit, einfache Dinge zu genießen; wer in Zinnspielzeug ertrinkt, verliert die Freude am Wind.

(... beim Einschlafen im Kinderzimmer von Aram, Benjamin und Leonhard im BdH...)

***

Kerker und Kinderzimmer
Man braucht Grenzen, um sie überwinden zu können. Ohne Fesseln wüsste man nicht, was Freiheit ist; das Gitterbett des Kindes ist nichts anderes als der erste Kerker des Menschen.

(... beim Einschlafen im Kerker in Fjellgatt....)

***

Stube der gebrochenen Herzen
Die Liebe? Ach, welch ein göttlicher Betrug! Sie ist die süßeste Lüge, in der der Mensch sich selbst verherrlicht – denn er erträgt sich nur, wenn er sich im Spiegel fremder Augen bewundert.

(... Nachdenken über das auf und ab der Gefühle im Sonnenstübchen...)

***

Die Furchtbaren und die Fruchtbaren
Die Macht der Frau gründet sich auf ihre Klugheit, mit der sie ihre eigene Täuschung einst erfand, um begehrenswert zu erscheinen; Fruchtbarkeit ist eine Maske, hinter der ihr eigentlicher Triumph schlummert.

(... Meditation über den Duft der Frauen an empfängnisbereiten Tagen...)

***

Oh, es gibt so viele Dinge, die ich fürchte
Es gibt so viele Dinge, die ich fürchte; die Kunst ist, keine Angst davor zu haben...

(... irgendwann, während eines langen und ruhigen Gespräches mit Yeva, am verwundeten Ahnenbaum im Schlangenhain...)

***



Bärisches, all zu bärisches.png
Antworten