Tyra, die Soekerin, fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch.
Ein unheimliches Grollen vibrierte durch den Boden der Hütte.
Neben ihr schlief ihr Ehemann wie ein Stein – ahnungslos, als könne selbst das Toben der Ahnen ihn nicht wecken.
Es klang, als sei der Himmel selbst zornig erwacht.
Barfuß trat Tyra hinaus in die kalte Morgendämmerung von Fjellgat.
Das Haar zerzaust, die Stirn in Falten gelegt, blickte sie zum Horizont.

Dort, im Norden, wo das Eismeer lag, peitschten schwarze Sturmwolken über den Himmel.
Am fernen Rand türmten sich gewaltige Wellen wie rollende Berge aus Wasser.
Zwischen den schäumenden Kämmen trieben sie – riesige, knirschende Eisschollen, losgerissen vom Packeis.

Langsam, aber unaufhaltsam, drifteten sie in Richtung der Jammerfjordebenen.
Noch hatten sie das Ufer nicht erreicht, doch wer mit scharfem Blick in die Ferne sah,
konnte ihre massiven Silhouetten bereits am Horizont erkennen.
Tyra durchquerte das Dorf, die Sinne geschärft, den Blick prüfend in jedes Haus und jede Gasse werfend.
Keine Bewegung – sicher waren viele bereits auf der Hatz.
Schnell begann sie, die frei laufenden Tiere in das Gatter bei Vaasa zu treiben.
Auch Bjørnar rief sie zu, er solle seine Tiere in Sicherheit bringen.
Nur das Heulen des Windes, das unablässig an den Zäunen rüttelte, wurde stärker – ein Vorbote der nahenden Unruhe.
Eilig lief sie zum Haus in dem der Forsjamens, gerade an Tränken und Kräutermischungen arbeitete.
Atemlos berichtete sie ihm, was sie gesehen hatte.
Er nickte ernst und sprach:
„Sag dey Wachen bescheid
und sieh auf der Seeborke nach dem Rechten.
Und informiere Boern, den Händler – er soll alles im Blick behalten.“
Mit entschlossenen Schritten stapfte Tyra zum Platz und zum Hafensteg.
Den Wachen wurde Bericht erstattet das sie alle Vorkehrungen treffen konnten

Danach rannte so schnell wie ihre Beine sie tragen konnten zum Steg .
Dort lag die Seeborke, das stolze Handelsschiff der Barbaren, im grauen Wasser – trotzig gegen den Sturm.
Wo Boern der Händer sich versuchte duch den starken Wind festzuhalten .

Sie sprang an Bord, klammerte sich an den Mast, der unter dem Druck des Windes ächzte, und richtete ihren Blick erneut gen Norden.
Boern hatte die Botschaft erhalten – wie ihr aufgetragen wurde .

„Die anderen müssen es auch erfahren“, murmelte sie leise vor sich hin.
Dann ließ sie den Mast los, sprang zurück an Land und rannte in Richtung Dorfplatz –
bereit, Fjellgat und die übrigen die es noch nicht wussten ihres Volkes zu warnen,
ehe das Eis und die Wellen unerwartet über das Land hereinbrachen.