Ein neues Netz wird gesponnen

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Mizrae
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Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Mizrae »

Mit einer gewissen Sorge blickten Mizraes Augen in denen ein feenfeuriger Schleier loderte, über die Zinnen der Festung Filifar hinweg. Es blieb nicht mehr viel Zeit, bis die unheilvollen Schöpfungen des Erz-Lichs auch die massiven Mauern der Festung überwinden würden. Überall in Soldorbb waren Mizraes zerstörte Obsidian-Spinnenkonstrukte verteilt. Immerhin boten sie keine Nahrung für Zirons Armee. Man konnte sie nur mit den “Seelen” von Elementaren betreiben. Mizrae schaute über ihre Schulter, um zu beobachten, wie ihre Gefolgschaft weitere wichtige Ressourcen zur Abreise vorbereitete. Hauptsächlich Nahrung und Waffen, aber auch bedeutsame Dinge für die Dunkelelfen wie Bücher und Schriften aus der Sorcere und Arach-Tinilith. Utensilien für Rituale wurden sorgsam verpackt und durften auch nicht fehlen. Die Kommunikation zu Lloth und ihren Yochlolen musste auch im Exil gewährleistet werden. Schließlich wendete Mizrae sich herum und trat die Stufen herunter um in den Versammlungsbereich der Festung zu treten. Dort wartete ein Teil der zur Abreise bereiten Gefolgschaft mit Schubkarren und Reitechsen mit vollen Packtaschen. 
Nun war Mizraes Einsatz gefragt. Sie postierte sich inmitten des Versammlungsbereiches und griff in einen kleinen Beutel an ihrem Gürtel. Im Handballen der Drow befand sich nun eine Mixtur aus verschiedensten Reagenzienpülverchen: Schwarze Perle, Schwefelasche und Alraune. 
Jene wurden gebraucht, um ein Astraltor zu erschaffen. Das kleine, lodernde Feenfeuer in den Augen der Drow starb, als sie diese zur Konzentration schloss. Mizrae sprach: “Lloth gib mir Kraft", ehe sie melodisch die Worte der Macht sprach, um ihren Zauber zum Effekt zu führen:

 Izznarg Thir’ku Alu”. 

Es war nicht einfach, bei den aktuellen Gegebenheiten ein Portal zu erschaffen, denn die wilde Magie des Faerzress und die Störung des Magiegefüges vereitelten so manche astrale Reise.
Mizrae warf nun die Reagenzienmixtur empor, woraufhin jeder einzelne Partikel sich in winzige, blaue und violett glimmende Funken verwandelte. Jene Funken strudelten in der Atmosphäre umher und manifestierten sich schließlich koordiniert in einer senkrecht stehenden Ellipse. Mizrae öffnete nach dem erfolgreichen Zauberwirken ihre Augen und sah durch das Portal, das nun das Zielgebiet offenbarte: 


 Es war die Obsidian-Spinnen-Manufaktur, die vor vielen Narbondelzyklen errichtet wurde. 
Bild


 Hindurch, hindurch, hindurch!” kam als Kommando von der Ilharess. Schubkarren und Reitechsen wurden in Bewegung gesetzt und eilten durch das Portal. Schon nach einigen Sekunden begann das Portal zu pulsieren und zu flimmern, als würde es an Stabilität verlieren. Gerade einmal zwei Packreitechsen und eine Schubkarre gelangen durch die magische Öffnung.
Plötzlich blendete ein Lichtblitz und das Portal schloss sich innerhalb eines Wimpernschlags. Pech für den Schubkarrenschieber. Sein Unterleib durfte nun auf der Seite des Filifargeländes verweilen, während sein Oberkörper auf der Seite der Spinnen-Manufaktur sich seinem grausigen Schicksal bewusst werden durfte. 


Kurz darauf war der Blick der Ilharess perplex, doch veränderte sich die Miene dann erheitert wirkend. Sie sprach dann im ruhigen Ton zu ihren geschockten Gefolgschaft: “Die Göttin prüft uns.”. "Gebt mir etwas Zeit, dann werde ich ein weiteres Portal öffnen."

Die Dunkelelfen hatten also diesen Ort als ihren Fluchtort auserwählt. Doch auch dieser war nur eine vorübergehende Lösung.
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Dulgat
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Dulgat »

Dulgat klaubte noch einige Dinge in der Schmiede der Filifar zusammen. Als er soweit alles beisammen hatte schritt er in Richtung des Tores welches die Ilharess öffnete um ihnen den Weg zu ihrem neuen Übergangsheim leichter zu machen. Die Schlacht um die Stadt der Dunkelelfen war verloren. Es war das gleiche wie bei der Stadt der Dreckwühler. Gerade noch dachte man das man gegen Ziron bestehen konnte da überschwemmte er die Kämpfer mit Unmengen von Kreaturen. Ein Kampf war aussichtlos. Als er gerade durch das Tor schreiten wollte schloß es sich abrupt vor ihm. Der Unterkörper der Rothe, welche zum Karrenschieben eingeteilt waren, fiel vor ihm zu Boden und zuckte kurz, als das Tor zufiel. Geblendet stand er da, die Hand auf die Augen gelegt, seinen Sack mit den Dingen welche er mitnehmen wollte war vor Schreck zu Boden gefallen. Er schaute sich kurz um und schüttelte den Kopf. Fuzzler, dachte er bei sich, man kann ihnen einfach nicht trauen, egal von wo sie stammen, auch wenn sie zu dem Haus gehörten und den höchsten Rang der Fuzzler inne hatten. Es war stets ein Risiko sich in ihre Hände zu begeben. Nachdem er wieder einigermaßen sehen konnte hockte er sich auf den Sack welcher vor ihm am Boden lag. Die Ilharess würde ihn schon nicht hier zurück lassen. Zumindest hoffte er dies!
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Belszerion
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Belszerion »

Sie erhielt die Aufgabe von ihrer malla Yathallar um wichtige Schriftstücke, Gebetsbücher und Relikte aus der Tier Breche sowie der Sorcere wohl behalten zu dem neuem Rückzugsort zu bringen.

Einige Rothe wurde beauftragt diese wichtige Sammlung sorgsam zu verpacken und sie zu transportieren.
Nicht jeder sputete wie er sollte und so konnte Belszerion mit ihrem Dolch hier und da nachhelfen, die "Motivation" der Sklaven zu steigern.
Es waren einige Schubkarren voll, die mittransportiert werden mussten, da die Ansammlung aus beiden gewaltig war.

Als die Sklaven sich dann in Bewegung setzten und den Weg durch das Portal begannen, bemerkte auch sie, aufgrund der momentanen Störungen, dass das Portal nicht ewig aufrecht bleiben kann.
Auf der anderen Seite wurden Truhen und Regale bereitgestellt und das wichtigste sicher zu verstauen.

Bei der nächsten Öffnung des Portal, begleitete sie die letzten Sklaven um die Verstauung der Relikte und Bücher zu beobachten. Dort angekommen musterten ihre irisierenden Augen erstmal den reglosen Oberkörper der die Signale des zusammenbrechenden Portals nicht deuten konnte. Dabei schlich ihr kurz ein sinistres Lächeln über die dunklen Lippen. Da sie selbst noch nicht in der Manufaktur war, überblickte sie diese genau. Die Blick wirkte fast zufrieden, sie war sich sicher, die Gunst ihrer dunklen Mutter sei ihnen Gewiss, ob in Sold'Orbb, in der Manufkatur oder wo auch immer sie sich niederlassen werden.
Belszerion
Priesterin der Lloth
Im Schutz der Netze geboren,
verkünde ich die Weisheit des Chaos.
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Taumaril Filifar
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Taumaril Filifar »

Der Soldat schluckte das Erbrochene, welches ihm nach dem Verlassen des Portals hochgekommen war, mit stoischer Miene hinunter und begab sich in die Formation zu den anderen Sargtlinen des Hauses.

Sein Blick schweifte über die Truppen, als erwartete er, weiter vorne den Qu'el'Saruk zu erblicken und Anweisungen zu erhalten. Er schluckte noch einige Male, um den sauren Geschmack zu verdrängen. Die Luft hier war warm. Es fiel ihm schwer, sich nach dem Portalreisenzauber zu orientieren, darum bervorzugte die herkömmliche Fortbewegung ohne Magie. Auch ohne besondere Begabung konnte der Dunkelelf spüren, dass diese Portalreise turbulenter, anstrengender als sonst gewesen ist.

Anstrengend auch, weil die Kampfhandlungen der letzten Zyklen auch nach der eigentlichen Schlacht noch ihren Tribut gefordert hatten,  und die Aufklärung der verwüsteten Stadt und Umgebung meist darin endete, den untoten Dienern Zirons oder dessen Konstrukten zu begegnen. Was nicht schnell und leise bezwungen werden konnte, musste gemieden werden. Würde das nicht den Rückzug aus der eigenen Stadt bedeuten, wäre es ihm sicher leichter gefallen. Doch für solche negativen Gedanken war kein Platz. Der Sargtlin versuchte das Leid mental von sich abzuschuetteln und besann sich auf seine Ausbildung. Beobachten, orientieren, entscheiden, handeln. 

... Sein Blick fiel auf die großen warmen Flächen aus Obsidian.
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Thristriss
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Thristriss »

Mit finsteren Blicken betrachtete Sie auf ihre Art und Weise völlig abgeklärt und stumpfer Natur den zurück gelassenen Unterkörper des Karrenschiebers. Sie kniete sich hin und während sie mit ihren dolchartigen Fingernägeln kratzend die abgetrennt und krauterisierten Ränder des Unterkörpers abfuhr sah sie sich um. Es waren noch Einige die auf dem Gelände der Filifar dieses noch immer nicht verlassen konnten. Aufgrund der immer noch gestörten Raum-und Portalmagie hatte Mizrae wohl entschieden zuerst jene von größerem Wert und die Waren mit selbiger Klassifizierung in Sicherheit zu bringen - so wie es sich für eine Illharess wohl schickte. Da sie allerdings selbst nicht der Portalmagie mächtig war, musste sie vorerst dort ausharren bis sich Ihre Tante dazu herabließ auch Sie mittels Portalmagie von eben jenem diesem vor der Aufgabe stehenden Gelände fort zu geleiten. Ihr waren die Störungen im Astralen Gefüge mehrfach am eigenen Leib verdeutlich worden. Immer wieder war sie unfassbar genervt darüber, dass in vielerlei Hinsicht magische Reisen einfach nicht mehr so funktionierte, wie sie es gewohnt war - "Vith", wie konnte es diese verflixte Magie wagen sich ihrem Willen nicht mehr zu beugen wo sie die Dunkelelfen auf Grund ihrer Eigenschaften und Langlebigkeit selbst ein Teil eben dieser Magie waren. 

Es vergingen einige Momente bis ihre Illharess wieder auf dem Gelände erschien. Nur wenige der Worte wurden gewechselt, bis Ihre Illharess entschied wer als nächstes Evakuiert werden sollte. Thristiss war ihrerseits keines Wegs darüber überrascht wie Objektiv Sie dabei Vorging. Mit fast schon pedantischer Perfektion wurden rasch weitere Entscheidungen getroffen. Sie konnte ihrer Illharess deutlich die Strapazen der vergangenen Tage ansehen. So als hätte sie der Tage an Fahrt verloren was sie jedoch nicht Schwach wirken ließ. Sie wirkte viel mehr angestrengt oder frustriert. Eben genau dieses Gebaren ihrer Tante führte dazu, dass sich Thristiss ihr anbot und ihrer Illharess zugriff auf Ihre und die magischen Kräfte ihres Cusin gewährte. Sie kehrte Mizrae ihren Rücken zu und kniete sich hin. Mit ihren dolchartigen Fingernägeln streichte sie ihr Haupthaar zur Seite und beugte sich leicht nach vorne über von ihr weg. Sie bot ihren Nacken an - auf das Ihre Illharess ihre Hand auf diesen legen könne um zugriff auf ihre Essenz zu erhalten . . .  
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Vhaer'lyn
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Vhaer'lyn »

Nach den erbitterten Kampfhandlungen in und um Sold'orbb, die schlussendlich in einer Niederlage gegen des Erzlich und seinen Dienern endeten, 
erholte Vhaer'lyn sich in der Kaserne der Filifar-Festung. Trotz ihrer hervorragend gearbeiteten Rüstung aus Adamantit, war ihr Körper vom Kampf gezeichnet.

Bei fast jeder Bewegung durchflutete ein stechender Schmerz ihren Körper und sie atmete flach, auch quoll immer wieder frisches Blut durch die bandagierten Schnittwunden.
Vor Anstrengung bildeten sich kleine Schweißperle auf ihrer Stirn, mit einem Bandana um ihren Kopf wollte Sie diesen Makel verbergen.
Auf Grundlage ihres jahrelangen harten Trainings versuchte Sie ihren derzeitigen Zustand zu unterdrücken und ihre Pflichten gegenüber dem Qu'ellar zu erfüllen. 

Als der Befehl zum räumen der Festung erteilte wurde, sammelte Sie alles notwendige zusammen.
Sie befahl einem der Schmiede ihre Rüstung auszubessern sowie ihre Zwillingssäbel zu schärfen.
Ein Sklave wurde in die Vorratskammern geschickt um einige Tränke, Nahrung und Pfeile zu besorgen.  

Sie verweilte in einer dunklen Ecke als die malla Ilharess das magische Portal öffnete und die ersten Dunkelelfen hindurchschlüpften.
Mit kalter Wut und in Gedanken versunken, verweilte Sie zunächst noch im Schatten und beobachtete die vorbeiziehenden Dunkelelfen.
Aus irgendeinem Grund wollte Sie diesen Ort, ihre neu gefundene Heimat, nicht verlassen. 
Sie hatte schonmal ihr Qu'ellar verloren und irrte mit Wunden übersät durchs Unterreich, bevor Sie in Sold'orbb ankam und beim Qu'ellar Filifar ihre Bestimmung fand.

Als das Portal aufblitze und zusammenbrach, fiel ihr Blick auf den am Boden liegenden Unterleib.
Mit ausdruckslosen Gesichtszügen ruhten ihr Blicke auf dem Unterleib und sie beobachtete Thristriss die anscheint diesen untersuchte.
War dies ein Zeichen der dunklen Göttin? Das Schicksal ist ein zweischneidiges Schwert, offensichtlich.

Sollten Sie in der Festung verweilen und Ziron greift das Qu'ellar direkt an, gäbe es wohl kaum eine Möglichkeit des Rückzugs.
Sicherlich, die Mauern sind stark und bespickt mit raffinierten Verteidigungsmechanismen, doch die schiere Masse seiner untoten Diener würden wohl früher oder später die Mauern überwinden.

Ein sofortiger geordneter Rückzug in die Obsidian-Spinnen-Manufaktur würde einige taktische Optionen bieten, aber könnte ebenso den schneller Tod bedeuten.

Ein weiteres Portal öffnete sich nach einiger Zeit und Vhaer'lyn flüsterte leise einige Worte.
 
"Ilharessen zhainil alurl. Lloth tlu malla, jal ultrinnan zhah zundus."
(Mütter Oberinnen wissen es am besten. Gepriesen sei Lloth, jeder Sieg ist ihr Tun.)

Sie löste sich aus den Schatten und folgte ihrer Ilharess. Die Zeit der Rache wird kommen. 
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Teana/Juliane/Dariel
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

 Ein neues Netz wird gesponnen - Filifars Erbe
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Vorgelesenes RP Post von Xar'Razul auf YouTube
Es war still und dunkel.  Tropfen die langsam die Stalaktiten hinunterwanderten, um schlussendlich in der See des Untergrunds zu landen waren ab und an zu hören. Für einige Momente ließ ich auch meinen Schritten ihre eigene Verlautbarung zu – nicht etwa aus mangelnder Vorsicht - nein. Die Stille war bedrückend – selbst für das Unterreich. Ich wanderte allein durch das Gefilde meiner noch so jungen Heimat – sie war es nun schon über einige Jahre gewesen.
In den vergangenen Narbondelzyklen hatte ich mich auf Mission der Mutter Oberin an der Oberwelt aufgehalten und verfolgte eine eigene Mission, die außer Mizrae Filifar niemanden bekannt war. Sie war die Mutter Oberin des Hauses. Nicht aber etwa die erste, die ich in meinem kurzen Leben miterleben durfte.
Mit Jyslin Filifar begann damals das Haus Filifar. In den alten Ländereien von Nybria war es mächtig. Sogar so mächtig, dass die Menschen dem Haus eine Landfläche auf der Oberfläche zuschrieben. Die Menschen mieden es tunlichst die Brücke zu überqueren, die die Landmassen über einen breiten und reißenden Fluss verbanden. Und so es doch je einer von ihnen wagte den Fuß auf das Land des Qu'ellar zu setzen, wurde uns freie Hand gelassen.
So kam es ab und an dazu, dass wir in den Schatten der Wälder im nächtlichen Mondlicht warteten. Wir waren Jäger und wussten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Beute kommen würde. Die Ländereien der Filifar waren reich mit Pilzen, Beeren und fettem Getier, dass die Menschen nur zu gerne haben wollten. Rivvin waren gierig und unkontrolliert, hatten ihre Seite der Landmassen zum Großteil vor der großen Kälte verbraucht. Die Rivvin waren gierig und unkontrolliert, hatten ihre Seite der Landmassen zum Großteil vor der großen Kälte verbraucht. Ab und an gab es auch die mutigen unter ihnen und wir liebten sie für ihre törichte Einfalt.
Der Qu’el Saruk nutzte diese Möglichkeiten, um uns realitätsnahe Übungen im Umgang mit den Rivvin zu geben. Manchmal überlebten auch welche, die wir für die Mutter Oberin in die Tiefen zogen.
Es waren ehrenvolle, machtvolle und erinnerungswürdige Zeiten, in denen kein Gegner zu groß oder zu mächtig war.
Unter Jyslin selbst durfte ich als Sargtling großwerden und unterstand der Hohepriesterin Nylinrae. Sie lehrte mich die Bedeutung von Gehorsam, Stärke, Schmerz, Überlegenheit, Verrat und bedingungsloser Treue.
Doch wie ein Traum verblasste die Erinnerung an die Ländereien von Nybria langsam. Nichts mehr war vom Reich der Filifar gewesen – weder im Unterreich noch an der Oberwelt. Alles Leben wurde getilgt. Aber ich trauerte diesem Reich nicht nach. Lloth hatte es gut mit uns gemeint und führte das Haus in eine neue Welt.
Kurz nach dem Untergang wurden wir vor eine weitere Prüfung der allmächtigen Allmutter gestellt. Das vorherrschende Haus Rylin’tar dieser neuen Welt führte das Unterreich an. Sie kommandierten auch Rothe an der Oberwelt, die für sie kämpfe austrugen – was ein erbärmliches Zeichen von Schwäche und Unsicherheit, dessen waren sich der Waffenmeister und die Führungsposition des Qu'ellars Filfars einig.

Ein stiller, leiser und doch mächtiger Kampf zwischen den Häusern entbrannte. Keine offenen Schlachten, die ausgeführt wurden – nein. Es waren falsche Versprechungen, Lügen und Intrigen, die die Oberhand dieses stummen Schlachtfeldes übernahmen.

Im Getümmel dieses lautlosen Gedränges war es die Mutter Oberin Jislin, die verloren ging. Doch der Stolz und der Wille des Hauses Filifar konnte nicht gebrochen werden. Der Feind wurde besiegt und aus der Asche des blutlosen Schlachtfelds erhob sich Nylinrae – die ehemalige Hohepriesterin – zur Mutter Oberin hervor. Auch für mich hatte dieser Akt weitreichende Konsequenzen. Ich erhob mich aus den Rang eines Sargtlins zum Ilharn des Hauses Filifar. Niemand sollte mir gegenüber Schwäche oder Zweifel äußern dürfen. Ich war derjenige, der die neue Ilharess beglückte und all die mir geschenkten Privilegien waren mehr als nur verdient. Es war die Allmutter die mir diese Privilegien für meine unerschütterliche Treue geschenkt hatte.
Sie waren die mir zugestandene Rechtmäßigkeit, die ich ausleben durfte. Und dass nur meiner bedingungslosen Treue wegen, die ein jeder der allmächtigen Lloth hätte ausleben sollen. Doch viele der Sargtline kümmerten sich ihr ganzes Dasein lang länger um ihre eigenen Befindlichkeiten - ihr eigenes wertloses Leben - und überhörten den Willen unserer großen Mutter.
Zu meinem eigenen Glück konnte ich einigen dieser wertlosen Individuen mit Rat und Tat die Bestrafung der Allmutter gewähren. Natürlich waren das Begebenheiten, die weder der Ilharess noch der Yathtallar zugetragen werden durften. Es waren kleine Erinnerungen an den Rest der Jaluken - wem sie wirklich verpflichtet waren - nicht sich selbst - nein. Wer nicht nach dem Willen der Allmutter lebte, hatte seinen Lebenswillen verwirkt. Es war eine recht einfache Formel, die ich für die anderen nicht nur berechnen durfte - ich präsentierte auch das Ergebnis.
Doch nichts währt ewig – nicht einmal die Ilythiiri. Auch das Pfand meines Glücks – Nylinrae Filifar – versiegte in der Dunkelheit und kehrte nicht wieder. Für meine Wenigkeit war es an der Zeit andere Gefilde aufzusuchen. Ein mutterloses Haus konnte bisweilen grausam sein – vor allem wegen meinen gut gemeinten Handlungen als Ilharn. Darum war Eile angebracht. Ich packte Biss, mein paar Klingen, welchen der Segen der Allmächtigen geschenkt wurde, und begab mich dorthin wo auch Jyslin und Nylinrae verschwunden waren – die Dunkelheit.
Sie umarmte mich und ich wurde eins mit ihr. Es war fast so, als wollte sie mich nicht mehr loslassen. Trotzdem betrachtete ich das Tun im Hause Filifar – immer aus sicherer Entfernung.
Irgendwann – nach unzähligen Jahren der Abgeschiedenheit – entschloss ich mich aus den Schatten hervorzutreten und mich der neuen Ilharess Mizrae - zu präsentieren.
Ein einfacher Sargtlin – ohne große Vergangenheit und mit mehr Glück als Verstand – so präsentierte ich mich. Ob sie mir das glaubte? Mit Sicherheit nicht und doch bin ich noch am Leben und stehe hier. So viel Zeit ist seit damals vergangen. Ich selbst habe mich angeboten die Schritte der Rivvin zu verfolgen, kenne die Oberwelt, bin gewöhnt an sie und ihre Bewohner durch meine Jahre auf Nybria.
Regelmäßig berichtete ich Mizrae über meine Fortschritte, die Unzulänglichkeiten und die Pläne meines weiteren Vorgehens.

Die Regelmäßigkeit wurde von den mir in den Kopf verewigten Narbondelzyklen bestimmt. Es war wieder so weit.

Doch was ich vorfand, wich von der Norm ab. Ich kannte dieses Bild nicht. Für die Dauer weniger Herzschläge sorgte dieses fremdartige Kunstwerk für Bedrängnis und Unsicherheit. Nachdem ich tief eingeatmet hatte, wurde mir bewusst, dass es nichts Neuartiges war – lediglich ungewohnt. Sold’Orbb hatte sich verändert. Auch das rege Tun der heimlichen Wachen war verschwunden und wurde durch ein quälendes Stöhnen ersetzt. Die Stadt, die der Stützpunkt meines Hauses geworden war, wurde bis zu Unkenntlichkeit verwüstet und dem Erdboden gleichgemacht. Neben diesem Chaos waren es die wandelnden Toten, die die sonst so glorreichen Wege pflasterten. Sold’Orbb war gefallen, daran gab es keine Zweifel.
Einen kurzen Moment fragte ich mich, ob Mizrae diese säuberliche Zerstörung überlebt hatte. Nein, ich sah mich nicht etwa vor einem Martyrium. All die Wege, die mir offenbart wurden – sie waren eine Prüfung der allmächtigen Allmutter. Sie allein, kannte den Pfad, seine Abzweigungen, die Hindernisse und Schwierigkeiten. Ich wusste – dass ich daran wachsen würde. Mich kümmerte die Stadt nicht und doch war da neben meiner belanglosen Blutlinie etwas in mir, dass sich nach den unzähligen Dekaden am Hause Filifar festhielt.
Wenn es auch nur den geringsten Lebenshauch von Misrae gab, musste ich diesem folgen.... Nicht etwa, weil ich ihr es schuldig war – nein. All mein Gedankenwerk, das Fühlen und all die in mir erwachende Intuition war das Werk der Einen - der Allwissenden, alles steuernden und Allmächtigen. Es war der Wille der einzigartigen Lloth, der mich führte. Wie sonst auch, würde ich all mein Vertrauen in ihre Hände legen.
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Anaastra
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Anaastra »

Anaastra bewegte sich langsam durch die undurchdringliche Dunkelheit des Unterreiches. Wie eine Blinde tastete sie behutsam ihren Stab vor sich, um die Beschaffenheit des Bodens zu ertasten. Jeder Schritt war ein taktiles Abtasten der vertrauten Welt, die sie kannte wie ihre eigene Westentasche. Hier unten, fernab von jeglichem Tageslicht, waren ihre Sinne ihre einzigen Vertrauten. Die Tücken des Unterreichs lauerten an jeder Ecke, und Anaastra kannte sie allzu gut. Die Seiler, die wie unsichtbare Fäden zwischen den Felsen spannten, bereit, unvorsichtige Wanderer zu Fall zu bringen. Die Mantler, jene gefährlichen Wesen, die sich als Steinformationen tarnten und tödliche Fallen stellten. Die giftigen Pilzsporen, die in der Luft schwebten, bereit, unvorsichtige Atemzüge zu bestrafen. Das Unterreich war ein unerbittlicher Ort, und Anaastra bewegte sich mit der Vorsicht und Kenntnis eines Jägers.

Wie eine Spinne vertraute sie nicht allein auf ihre eingeschränkte Sicht. Erschütterungen im Boden verrieten ihr die Annäherung von Gefahr, und die charakteristischen Gerüche wiesen ihr den Weg durch die Finsternis. In dieser Welt, wo das Licht der Oberfläche nie hingedrungen war, waren Anaastra Sinne ihre besten Verbündeten. Sie vertraute ihnen, um sicher durch das Labyrinth des Unterreiches zu navigieren. Ihre Gedanken wanderten zurück zu einer Zeit, als ihre Mutter Oberin sie weit abseits der bewohnten Stadt der Drow ausgesetzt hatte. Anaastra erinnerte sich an die vielen Male, in denen sie selbst die Jagdtruppen der Krieger angeführt hatte, auf der Suche nach Nahrung und Ressourcen in den unerbittlichen Tiefen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie jene Stelle erreichte, die sie suchte. Ein Moment der Stille folgte, in dem sie lauschte, um das verräterische Geräusch eines Verfolgers zu erhaschen. Ihr Herz schlug schneller, denn sie wusste, dass das, was sie suchte, in Reichweite war. Sie benötigte all ihre Kraft, um einen riesigen Pilz beiseitezuschieben und einen kleinen Höhleneingang freizulegen. Sie zwängte sich durch die enge Spalte, bevor der Pilz zurückschnappte und die Öffnung wieder verschloss.

Anaastra duckte sich und entzündete hastig eine Kerze, die sie aus dem Exil der anderen Drow gestohlen hatte. Die Höhle war klein, ein Ort des Verstecks. In der Ecke, die am weitesten vom Eingang entfernt lag, sammelte sich der Unrat: kleine Skelette von Echsen und ihre Hinterlassenschaften. Anaastra wagte es nicht, sie vor dem Eingang zu lagern, aus Angst, welche Schrecken des Unterreichs dies anlocken könnte. Direkt neben dem Eingang hatte sie eine primitive Zeichnung einer Spinne in die Wand gekratzt und stellte die Kerze dort ab. In der letzten Ecke der dreieckigen Höhle waren mehrere einfache Leinen aus Tiersehnen gespannt, auf denen kleinere Echsen an der Luft trockneten. Gestraft mit ihrer Blindheit war das Jagen frischer Nahrung schwer, und so hatte sie sich angewöhnt, auf der Oberfläche kleinere Echsen zu jagen und zu trocknen. Anaastra entzündete eine kleine Schale mit zerstoßenem Thymian und Kohle, die auf einem Altar stand. Mit einem leichten Glühen begann sie zu rauchen und überdeckte den Geruch von Unrat. Schwer ließ sie sich in die Mitte der niedrigen Höhle fallen, ihr Körper zitterte, doch es war nicht die Kälte, die sie erzittern ließ, es war das, was sie in den letzten Stunden gesehen hatte. Ihre ersten Erkundungen des Exils waren schockierend gewesen, und sie kämpfte darum, ihre innere Unruhe zu kontrollieren. Sie schloss die Augen und sprach leise zu sich selbst: "Blasphemie." Sie spürte die aufsteigende Übelkeit, als sich die Bilder des Rituals in ihrem Kopf abspielten, dem sie beigewohnt hatte. Langsam legte sich ihre innere Unruhe, und mit geschlossenen Augen verharrte sie einen Moment. Dann spürte sie eine leichte Berührung.

Ein liebevolles Streicheln über ihren Nacken, und sie erstarrte. Anaastra war Gefahren gewohnt, sie hätte die Anwesenheit eines anderen Individuums spüren müssen. Schlagartig griff sie zu ihrem Messer. Keinen Meter vor ihr, beim Altar, saß eine junge Drow, ihre Augen leuchteten lila im Schein der Kerze. Sie war mehr Kind als Frau, trug ein blasses Leichengewand und keinerlei Waffen. Ein freundliches Lächeln zierte ihr Gesicht. "Anaastra, du versteckst dich hinter dem Namen deiner Tochter", sprach die junge Drow. Anaastra ballte die Fäuste und ließ vom Messer ab. "Verschwinde, du bist nicht mehr als ein Hirngespinst." Die junge Drow lachte und sagte: "Ach, bin ich das? Ich war deine Schwester, Anaastra." Sie spie den Namen spöttisch aus, und ihr Lachen erfüllte die kleine Höhle. "Erinnerst du dich an die Zeiten, als wir stundenlang zusammensaßen und uns über die alte Haellara beschwerten? Wir haben uns ausgemalt, was wir ihr antun würden, sobald wir mehr als Novizen waren." Anaastra nickte leicht. "Ja, ich erinnere mich", zögerte sie und fügte dann hinzu: "Ich bereue nichts. Lolth hat mir den Weg gewiesen." Wieder lachte die junge Drow. "Weißt du, als meine Mutter dich mitbrachte, wollte ich dich in der Wiege ersticken. Alle in unserem Haus hatten violette Augen, aber du, mit deinen roten Augen, jeder konnte sehen, dass du nicht von unserem Blut warst. Und dennoch wurdest du als meine Schwester in das Haus aufgenommen." Anaastra nickte und entgegnete: "Wenn du stark genug gewesen wärst, hättest du es getan." Ihre Stimme klang hasserfüllt, und ihre Hände begannen vor Zorn zu zittern. „Doch wie hätte ich es tun können? Ich stand an deiner Wiege, das Kissen in der Hand, bereit, es zu tun. Aber dann..." Die junge Drow hielt inne. "Deine ersten Worte waren mein Name, nicht der meiner Mutter, nicht der deiner Mutter. Du hast klar und deutlich 'Ssapne' gesagt, und deine verräterischen Augen blickten mich an." Ihre Züge wurden ernst. "Wie hätte ich dich töten können? Auch wenn du nicht mein Blut warst, habe ich dich geliebt!"

Jetzt lächelte Anaastra. "Einfältig warst du. Du kennst das Gesetz. Komm mir nicht mit Liebe, um deine Dummheit zu rechtfertigen, Ssapne." Ssapne nickte. "Das mag sein, aber ich hatte die Vision, wie wir beide im Namen Lolth die Städte der Elfen niederreißen. Ich als Mutter Oberin und du als meine Hohe Priesterin."
Anaastra lachte laut auf. "Warum hätte ich mich deiner Schwäche beugen sollen? Deine Liebe, deine Zuneigung - du warst schwach. Nun hinfort mit dir, Abschaum. Ich habe dich vor Äonen getötet. Du bist nicht mehr als eine Wahnvorstellung."  "Nun, wenn du so denkst, Schwester. Doch erzähl mir nun von dem, was dich so aufwühlt. Du wirkst aufgeregt, wie damals, als Mutter die Delegation der Dunkelzwerge empfangen hat." Anaastra holte tief Luft. "Es ist mehr als das. Sie sind anders. Sie haben ihre Stadt verloren, erobert von Untoten und Dämonen. Aber sie halten fest an Stein und Götzen. Sie wollen ihr Schicksal im Exil annehmen. Das Exil ist ein Hort von Kisten und Besitztümern. Es scheint, als ob sie nur ihr Gold und Götzen retten wollen. Kaum hatte ich das Refugium betreten, als ich der Herrin von Arach-Tinilth und der Mutter Oberin von Filifar begegnet bin." Sie stockte kurz, und Ssapne blickte sie unverständlich an. "Was erwartest du von einem Feldlager?", fragte Ssapne.

"Sie entblößte mir ihren Rücken!", rief Anaastra aus. "Und die Hexe von Arach-Tinilth gebärdete sich mir, einer geweihten Priesterin Lolth, wie eine Herrin gegenüber. Sie hat kein Recht!" Ssapne unterbrach sie direkt im Satz. "Schau dich um, du lebst im Dreck, im Unrat. Sollen sie sich vor deiner Schwäche verneigen? Sollen sie dich um Rat bitten, wie man am besten Echsen an der Luft trocknet?"
"Erzähl mir, wie hat es sich angefühlt, als meine Garrotte sich um deinen Hals spannte? Was dachtest du, als du jämmerlich im Bett erstickt bist?", erwiderte Anaastra kühl.
"Der Ruhm der Vergangenheit. Mit deinem Messer würdest du nicht einmal die Mutter Oberin der Filifar töten können, selbst wenn man sie dir gefesselt zu Füßen legen würde. Aber genug der Zankerei. Erzähl weiter, Schwester. Ich spüre, das war nicht alles, was dich aufwühlt." Anaastra schloss die Augen. "Nein, als das Licht des Narbodel der verlorenen Stadt erlosch, versammelte sich das Haus. Da war dieser Dunkelzwerg." Ssapne kicherte. "Seit wann interessiert es dich, welches Volk dem Haus als Sklaven dient?"

Anaastra unterbrach sie barsch: "Es war kein Sklave, es war einer der ihren. Die Priesterinnen führten ihn selbst zur Zeremonie, um dieser beizuwohnen. Er huldigte Lolth offen und beschmutzte die Göttin, indem er die Gebete der Priesterinnen nachäffte." Anaastra unterbrach sich und begann zu würgen. Sie entleerte ihren Magen mitten in der Höhle. "Aber damit nicht genug. Sie akzeptierten ihn als einen der ihren. Sie ließen zu, dass dieses dreckige Wesen vor dem heiligen Altar der Lolth mit seinen Waffen spielte, um mir zu drohen." Ssapne lachte laut auf. "Und hattest du Angst, dass er dich im Angesicht der Priesterinnen töten würde?" Anaastra biss die Zähne zusammen. "Angst... Mein Herz erfüllte sich mit Hass angesichts dieser Blasphemie! Sie entweihten mit der Anwesenheit dieses Tieres die Stätte Lolth. Aber nicht nur dass, die Herrin von Arach-Tinilth versprach Lolth ein Opfer, doch es war nur eine Probe der Loyalität! Es gab kein Opfer, sie erhoben nur eine andere nutzlose Priesterin in den Rang einer Lehrerin. Leere Hülsen, verschwendete Gebete. Aber von mir verlangten sie eine Prüfung des Glaubens."
Ssapne schnitt sie erneut ab. "Und? Habt ihr den Zwerg getötet? Ihm die Ohren und Gliedmaßen abgeschnitten, wie früher? Habt ihr die Priesterinnen bestraft und ihnen die Haut abgezogen?"
Anaastra geiferte, Schaum bildete sich um ihren Mund, ihre Stimme war hasserfüllt. "Schweig! Verschwinde!"

Ssapne entgegnete schnippisch: "Was macht dich besser, große Priesterin? Du warst Teil des Rituals, du hast dich ebenso an der Herrin versündigt."
"Ich!" Noch immer tropfte Geifer aus den Mundwinkeln von Anaastra. Sie griff nach ihrem Messer und hielt es hoch in die Luft. "Ehre sei Lolth!" Sie presste ihre linke Hand auf den Höhlenboden und stieß die Klinge in ihren kleinen Finger. Der Schmerz durchströmte sie, und für einen Moment schwanden ihr die Sinne. Immer wieder stieß die Klinge herab, bis sie ihre linke Hand hob und mit einer beiläufigen Bewegung die Reste ihres kleinen Fingers abriss und zu Ssapne schleuderte. Ihre Stimme schwoll euphorisch an, getrieben vom Schmerz. "Für die Göttin!". Dann schwanden ihr die Sinne, überwältigt vom Schmerz, und sie sackte inmitten der Höhle zusammen.

Ssapne hob den Finger auf und schritt langsam auf die bewusstlose Anaastra zu. Sie strich ihr sanft das Haar aus dem Gesicht und hauchte: "Wir werden noch viel Spaß haben." Dann begann sie sich langsam aufzulösen
 
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Mizrae
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Re: Ein neues Netz wird gesponnen

Beitrag von Mizrae »

Nach und nach nahm das metaphorische Spinnennetz in Mizraes Kopf Gestalt an. Nun war es wieder an ihr, den nächsten Faden zu spinnen, auf dass es bald zu dessen Vollendung führte. 
Die Situation des Kontinents spitzte sich zu, die Oberweltler waren eifrig daran, Ziron einen finalen Schlag zu versetzen. Mizrae zweifelte an dem Plan, denn schließlich handelte es sich um einen Erz-Lich. Einer Kreatur, die um jeden Preis die eigene Endlichkeit vereiteln wollte. War es überhaupt möglich, ihn aus dieser Existenzebene dauerhaft zu bannen?

Das war aber kein Gedanke, den Mizrae weiter beschäftigte. Sie kannte den Auftrag und die Prüfung Lloths, welcher über eine Yochlol, eine Zofe Lloths an sie und die anderen Dunkelelfen übertragen wurde. Ziron zu tilgen war nicht Teil der Prüfung - allerhöchstens Teil des Chaos, der die Prüfung für Lloth nur vergnüglicher machte. 
Mit einem Griff in eine Gürteltasche nahm Mizrae eine Prise Reagenzien zwischen Daumen und Zeigefinger, die für das Wirken des Rückrufzaubers nötig waren. Dank des Faerzress und der wilden Magie, die durch dessen Einfluss entstand und dem zusätzlich erschütterten Arkanen Gefüge, war das Wirken des Rückrufzaubers keine leichte Aufgabe. Selbst für eine Erzpriesterin wie Mizrae. Mizrae schloss ihre Lieder, um sich zu konzentrieren. Dabei starb das zarte Glimmen von Feenfeuer in ihren Augen - dieses loderte auf Grund eines misslungenen Experimentes dort.
Lar Faer Alu” sprach sie bestimmt und doch melodisch. Zugleich warf sie die Prise Reagenzien empor, welche als kleine blaue Funken verglühten. Nach wenigen Herzschlägen demanifestierte sich Mizrae. 
Fast unerträgliche Hitze und ohrenbetäubendes Tosen nahm Mizrae in Empfang. Als Mizae ihre exotischen, faerzressverseuchten Augen aufschlug konnte sie feststellen, dass sie genau dort gelandet ist, wohin sie wollte: Inmitten eines Vulkankraters. 
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Mizrae nutzte die Magie, welche ihr Lloth gestattete, um die Elemente zu beherrschen. Wieder ein Griff in die treue Reagenzientasche folgte:
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Mit der gewirkten Kugel des Feuers wurde die Anwesenheit innerhalb des doch relativ aktiven Vulkankraters wesentlich angenehmer. Trotzdem ließen feinste Schweißperlen, ob der Hitze, die schwarze Drowhaut noch mehr wie Obsidian glänzen. Die Priesterin spähte dann direkt über einen Lavasee, der sich auch im Krater befand. In dessen Mitte befand sich ein Steingebilde mit einem Spalt. Das war Mizraes Ziel. Ein weiterer Zauber kam zum Einsatz. 
Diesmal war es eine einfache Teleportation. Die feenfeurigen Augen nahmen den Eingang im Felsgebilde ins Visier. Mit Reagenzien, Worten der Macht, dem Mana und der arkanen Energie - den Zutaten eines Zaubers, landete Mizrae dort, wo sie hinwollte.
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Mizrae trat in die Höhle hinein. Spätestens hier wäre jeder ohne diesen magischen Feuerschutz zu Grunde gegangen. Intensiver Schwefelgeruch reizte die Nase und das Tosen wurde basslastiger und ging bis ins Mark. Die Höhle reizte die Infravision der Drow äußerst intensiv - wahrhaftig ein Feuerwerk der Sinne. 
Die Priesterin eilte einem natürlich entstandenen Abgang hinab.
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Als Mizrae tiefer und tiefer in den Vulkan hinabstieg, erreichte sie schließlich eine entferntere Kammer, in der die Hitze wieder erträglicher wurde. 
Nicht ohne Grund hat Mizrae diesen Ort auserkoren, um dort etwas Besonderes zu lagern. Feinsäuberlich aufgereiht auf Podesten sah man Rückzugsspeicher für Elementaressenzen. Rubin für Feuer, Smaragd für Erde, Diamant für Luft und Saphir für Wasser. In einigen strudelte eine mysteriöse Energie, die den Raum bunt illuminierte. 
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Mizrae entfaltete einen Jutesack. Jeweils zwei gefüllte Rückzugsspeicher von jeder Sorte landete in diesem. Mehr wollte Mizrae nicht mitnehmen. Zu groß war die Gefahr, dass sie auf der geplanten Reise anderen in die Hand fielen. Diese acht Elementaressenzen werden Mizrae einen guten Dienst erweisen auf dem Pfad von Lloths Prüfungen. Die anderen Speicher sollten, wenn sie wieder mit gebundenen Elementaressenzen befüllt werden, ein ewiges Gefängnis für die Elementare werden.

Bedauerlich.

 
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