Der Kristall der fürchterlichen Macht

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Yez'na
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Der Kristall der fürchterlichen Macht

Beitrag von Yez'na »

Prolog

(...) (Es) bildete sich mit der Zeit eine weitere „Splittergruppe“ der Drow um das Geschwisterpaar Yez’na und Aun’atar, erstere zunächst eine wandernde Bae’queshel, der andere der Waffenmeister Filifars. Als Yez’na die Gunst der Spinnengöttin erwarb und zur Priesterin aufstieg, spaltete sie einen guten Teil Filifars ab, um ihr eigenes Haus zu gründen: Lua’rae. Man sagt, dass dieses Haus um ein mächtiges Artefakt versammelt ist, den Kristall der fürchterlichen Macht. Was dieser Stein genau vermag ist allerdings unklar. (...)
(Aus: Die Chroniken von Sold'Orbb, abrufbar unter https://www.dieneuewelt.de/bibliothek/rassen/ )
 
Zielstrebig bewegte sie sich zu dem Jaluken hinter den Tresen. Dieser musterte sie, mit einer Spur Verachtung, von oben bis unten. Statt zu sprechen schob sie das Pergament über den Tresen. Der Banker nahm ihn mit spitzen Fingern entgegen, studierte die geschwungenen Lettern auf dem Pergament sorgsam, hob leicht die Augenbrauen und blickte nach einigen Augenblicken auf. „Verzeiht...“
Sie wischte seine Entschuldigung mit einer wegwerfenden Geste ihrer Hand beiseite, während er sich erhob und eiligen Schrittes ihre Kiste heranschleppte, um sie vor ihr abzusetzen.
Sie öffnete den hölzernen Deckel und sah hinein. Alles war ordentlich sortiert und die unterschiedlich großen Beutel sauber gestapelt. Mit zufriedenem Blick registrierte sie Platinmünzen, Schmuck, Bücher, Pergamente. Aber das war nicht das, wonach sie suchte. Ihre Finger huschten prüfend umher, befassten Bündel und Taschen.

Irgendwo muss es doch sein…

Die Minuten vergingen und nur beiläufig bemerkte sie, dass sich hinter ihr etwas bewegte. Kurz wollte sie aufschauen, sich einmal umsehen, als sie plötzlich einen kleinen Beutel wahrnahm. Mit geschickten Fingern löste sie die Riemen, die ihn zusammenhielten und spähte vorsichtig hinein. Ein Kälteschaudern und eine tiefe Unruhe ergriffen ihren Körper, als sie den Inhalt erblickte. Xas, das waren sie, zweifelsohne. Kristallsplitter, deren Farbe von so tiefer Schwärze waren, dass sie, statt Licht zu reflektieren, es zu verschlucken schienen. Sie hatten all die Jahre dort gelegen. Schnell verschloss das Bündel wieder, schüttelte sich leicht, als könne sie damit das Gefühl der unendlichen Kälte einfach wegwischen und schob den Beutel zurück zwischen die anderen in der Kiste. 
(Aus: Der Weg zurück nach Sold'Orbb, abrufbar unter viewtopic.php?f=6&t=4790&p=21517#p21517 )


***
 
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Yez'na
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Re: Der Kristall der fürchterlichen Macht

Beitrag von Yez'na »

Das Geschenk

Wutschnaubend stapfte sie durch die Höhle, die ihr die letzten Monate als Refugium gedient hatte. Viele der Gegenstände, die sie dort gesammelt hatte, waren bereits wohlverpackt und bereit für die Reise, die sie begehen würden. Yez’na hasste es, unvorbereitet zu sein, das war ihre Art, dem Chaos, dass sie umgab, mit dem die Göttin sie stets prüfte, etwas entgegenzusetzen oder es gar zu unterwerfen. 

Auf dem Tischchen vor ihr saß ein winziges Wesen, dass nicht einmal die Größe eines Handtellers hatte, daneben ein geöffneter, von innen mit feinstem Samt ausgeschlagenes Beutelchen. 

***

Der Duerga Dulgat hatte sich, mit gesenktem Haupte aber doch stolzgeschwellter Brust vor sie gestellt und ihr einen Beutel mit folgenden Worten überreicht:

Hohepriesterin, Ihr verlangtet einen Beweis das mir Lolth hold ist? Ich glaube ich habe diesen Beweis bei mir, in Form eines Geschenkes an euch.

Sein Verhalten war tadellos, weshalb sie schließlich die Hand ausstreckte und den dargereichten Beutel entgegennahm. War es die Neugierde, die sie trieb oder die Tatsache, dass es vor den Augen einiger Honorationen der Dunkelelfen geschah? Sie konnte es sich selbst nicht erklären, denn sie hatte schlechte Erfahrungen mit „Geschenken“ gesammelt, insbesondere, wenn sie von männlichen Wesen gemacht wurden. Zögerlich öffnete sie den Beutel, nahm den Inhalt in Augenschein. Und wurde von einer Welle der Wut überrollt. Ein Kind der Göttin? Dressiert, abgerichtet und in einen Beutel verbannt? Es war nicht das erste Wesen, dass der Duerga in seine Gewalt genommen hatte. In seinem Bart hauste ein ähnliches, eine kleine Spinne, ein heiliges Geschöpf, ein Kind von Lloth. Sie schloss den Beutel wieder.

Wenn ich nur den Hauch eines magischen Bannes bemerke...

Sie las die Enttäuschung in seinem Gesicht, aber das war für sie ein alltägliches Bild. Unter den Ilythiiri gab es für derartige Befindlichkeiten keinen Platz. Sie misstraute ihm, denn allen seinen Bemühungen zu Trotze fehlte ihm eine wichtige Eigenschaft: Er war kein Ilythiir.

***

In ihrem Refugium entließ sie das kleine Spinnenwesen aus seinem Gefängnis. Es wirkte vital, aufmerksam und krabbelte sogleich los, wohl um die Umgebung in Augenschein zu nehmen. Sie folgte ihm mit Blicken und murmelte leise Worte des Gebetes. Allen Anschein nach lag weder ein Bann auf dem Wesen, noch ein anderer ähnlich gearteter Zauber. Sie seufzte leise. Das Spinnlein war sein eigener Herr, sie musste sich dem Wesen fügen, egal wie winzig es erschien. Sollte es jetzt verschwinden, so war es sein Wille, sollte es ihr folgen, so lag es in ihrer Verantwortung es zu schützen. Auf allen Ebenen ein für sie missliches „Geschenk“, denn egal, wie sich jenes Wesen verhielte, es würde Fragen aufwerfen. 

Es krabbelte nun zurück auf den Tisch, neben den Beutel und schlüpfte unter eine der Falten. Yez’na seufzte leise. Bwael… Die Zeit würde es zeigen. 

***
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Yez'na
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Re: Der Kristall der fürchterlichen Macht

Beitrag von Yez'na »

Die Vision

Die Strapazen der Monate forderten irgendwann ihren Tribut. Irgendwo zwischen den Vorbereitungen der Abreise und den endlosen offenen wie auch geheimen Kämpfen sank sie auf dem Bettlager ihres Refugiums nieder. Dieser Ort war durch magische Schutzzauber gesichert und sie war völlig allein, weshalb sie diesem Impuls nachgab und ihn fast freudig begrüßte – Schlaf.

Aber du bist nicht allein.

Schlaf war etwas, das niedere Wesen benötigten. All jene, die mit der Realität der stofflichen Ebene bereits nach wenigen Stunden vollkommen überfordert waren, fielen in diesen todesähnlichen Zustand. Sein Resultat: Getrübte Sinne, Schutzlosigkeit des Geistes und… Hilflosigkeit.

Du dachtest wirklich, du könntest dich vor mir verbergen? Ich weiß wo du bist und irgendwann wirst du leichtsinnig werden.

Wie alle Elfen schliefen Ilythiiri für gewöhnlich nur in ihrer Kindheit. Mit zunehmender Adoleszenz wurde diese Phase der Erholung durch Meditation ersetzt, ein erlernbares Mittel, um zielgerichtet Geist, Seele und Körper nach Bedarf auszuruhen. Dies war nicht nur weitaus effektiver und kürzer, es konnte auch das Überleben sichern.

Es ist nur eine Frage der Zeit. Und dann tue ich mit dir, wonach mir auch immer der Sinn stehen mag.

Sie mochte den Übergang, der das Bewusstsein ablöste und sie gab sich gern diesem Gefühl hin, dass sie an die Zeit erinnerte, als sie, losgelöst von der stofflichen Ebene, so etwas wie Frieden gefunden hatte. Jedoch… Erlaubte sie sich diesen Zustand seit ihrer Rückkehr nur, wenn sie sich in ausgewählter Gesellschaft befand. Nur das bot ihr, paradoxerweise, Schutz.

Bald… Schlafe nur noch ein wenig länger, sei noch ein wenig länger so töricht…

Schweißgebadet erwachte sie. Etwas hatte sie geweckt, sie diesem Albtraum entrissen. Mühsam richtete sie sich auf und atmete tief ein und aus, bis sie dem kleinen Wesen, welches auf ihrer Schulter saß, gewahr wurde. Das Spinnlein krabbelte aufgeregt umher, hatte ihr gar in den Hals gebissen. Sie rieb sich vorsichtig die Stelle, von der ein dumpfer, schwacher Schmerz ausging.
Sich zu verbergen würde alsbald nicht mehr ausreichen, sie würde die Schutzmaßnahmen erhöhen müssen. Nachdenklich streckte sie ihre Hand aus und ließ die Spinne darauf krabbeln. Sie beobachtete sie einige Augenblicke, in denen das kleine Tier sich auf einmal zu ihr wendete und sie aus den acht runden, kleinen Knopfaugen fixierte. Schwarz waren sie, von einer Dunkelheit, die wirkte, als würde sie jedes Licht verschlucken. Sie erinnerten sie…

Ich muss die Aufgabe meines Qu’ellars zu Ende bringen. Dieser Kristall… Wenn seine Macht so groß ist, wie wir es damals erwarteten, wird es nicht wagen, mich anzugreifen.

Allein aber würde es ihr niemals gelingen, den Kristall zusammenzusetzen aus jenen Splittern, die ihre Krieger und sie so mühsam gesucht und gefunden hatten und welche sie all die Jahre verwahrt hatte. Sie würde die Macht und Fähigkeiten mehrerer Priesterinnen brauchen, jedoch insbesondere die einer mächtigen Elementaristin. Eine Ressourc, über die sie damals nicht verfügt hatten.

Mizrae Filifar

Doch wie sollte sie diese davon überzeugen?
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