Schritte auf der Sonne

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Arileiya / Malvor /Nia
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Schritte auf der Sonne

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

Vor einem Jahr...

Flammen, so allgegenwärtig wie das Licht am Tage...

Blicke, es sind meine, welche an mir hinab gleiten. Ich sehe durch mich hindurch als wäre ich aus Glas und sehe die Flammen in deren Mitte ich stehe. Sie spielen um meine Beine herum, lecken daran herauf und liebkosen meine Waden. Doch keine von ihnen, sei sie noch so heiß geboren von der Sonne, verbrennt mich. Mit baren Fußsohlen wandle ich zwischen ihnen, setze immer neue Schritte durch ihre Reihen und fühle ihre Nähe...



„Ari..!?“ Die Worte weckten ihren Geist, doch war es bereits zu spät. Der Ellenbogen ihrer Schwester traf Arileiya direkt auf den Brustkorb und presste die Luft aus ihren Lungen. Noch von dem Treffer benommen sank sie auf ihre Knie. Ihre Augen schlossen sich und öffneten sich erneut. Ein Herzschlag doch die Luft wollte noch nicht zurück kehren. Noch einer...
Dann hob sie ihren Blick und stemmte sich inmitten eines langen Atemzuges nach oben auf die Beine.
„Wenn du weiterhin während des Kampftraining träumst wirst du dich niemals schneller bewegen als einer dieser Wanst bauchigen Knochenknirscher. Manchmal glaube ich sogar die Jahreszeiten bewegen sich schneller als du.“ Die junge Frau lächelte Arileiya an. Ihre Worte waren nicht gefüllt von Spott oder Provokation. Sie klangen eher besorgt. Sie hatte sogar Recht damit, Ari war bei allen Kampfübungen bisher die schlechteste, sie rannte nicht so schnell wie ihre Schwestern, schlug nicht so hart zu und mit dem Bogen... ach davon sollte man lieber gar nicht sprechen.

Etliche Blessuren und Blutergüsse später schlurfte Arileiya mit ihren Schwestern vom Übungsplatz. Ihr Blick war auf den Boden geheftet und ihre Wangen vor Aufregung und vielleicht auch Scham gerötet. Nicht einen Treffer hatte sie gelandet. Wie sollte sie Schild und Speer für ihre Schwestern sein wenn sie selbst im Training versagte?
„Wir müssen nicht alle am stumpfen Ende eines Säbels stehen, weißt du?“ Arileiya sah sich um, die Amazone welches sie von einer Bank am Wegesrand aus angesprochen hatte erhob sich just als der Blick der jugendlichen Blondine sie traf. Sie war kaum größer als Arileiya selbst und doch wirkte ihr Körper um so vieles erwachsener. Angefangen bei den Kurven, welche den ansonsten bis in kleinste Detail durch trainierten Körper, weiblich wirken ließen.
„Komm heute Abend vor der Andacht in den Tempel Nyames, bringe ein Gebet für die Löwin mit welches sie bisher nie gehört hat. Erflehe in diesen Versen genug Stärke um die Löwin im Tempel hoch heben zu können.“ Arileiya wurde blass. Die Löwin die mit ihren Jungen im Tempel lebte war vollständig ausgewachsen und durch trainiert. Sie zu heben käme dem tragen eines ganzen Baumes gleich.

Das fein säuberlich beschriebene Pergament in den Händen haltend schritt sie die Stufen zum Tempel hinauf. Obwohl die Schwestern ihrem Tagewerk nachgingen und keine von ihnen etwas besonderes daran fand wenn eine junge Elpida den Tempel aufsuchte, hatte Ari das Gefühl es würde sie jemand beobachten. Die Blicke fühlten sich an als wollten sie die junge Amazone zu Boden drücken. Als sie in der großen Halle stand erblickte sie ihre Schwester welche nahe des Altares kniete und sich erst erhob, als Arileiya sie ansprach. Gemeinsam schritten sie zum Altar und Ari entrollte ihr Pergament. Bevor sie anhob zu sprechen sah sie zur Älteren hinauf. Von einem Nicken begleitet erklangen milde die Worte der älteren Amazone.
„Nun werden wir sehen ob dein Platz vielleicht ein anderer ist als das Schlachtfeld.“ Arileiya hob schon an zu sprechen als ihr die Worte der Mentorin bewusst wurden und jegliche Farbe aus ihren Wangen trieb. Blass wie eine Säule aus Marmor und mit sanft bebender Unterlippe starrte sie ihre eigenen Worte an welche sie dann nur schleppend und stammelnd vortrug.

„Stolz im Kreis meiner Schwestern stehend schaue ich zu dir empor und empfinde jene Demut die tief durch meine Seele zum Herzen dringt. Himmlische Löwin, so erflehe ich eine weitere deiner Gaben. Gebadet im Glanz deines Wesens, geleitet durch deine Hingabe und versehen mit den Krallen die notwendig sind diese Welt zu retten erbitte ich nur noch eines von dir...

Lass mich sehen...
Den Pfad auf welchem ich wandeln darf um dir nah zu sein.
Den Pfad welcher mir zu Füßen liegt und doch so fern scheint.
Den Pfad der meine Schritte tragen soll, dem Schicksal entgegen ,dass du für mich erwählt hast.“


„Du hast sie nicht um Stärke gebeten.“ Die sanfte und warme Stimme erklang in den Ohren Arileiyas. Und schon wieder lag keine Klage darin, so sah Ari die erfahrene Amazone an.
„Was nutzt ein starker Arm wenn der den falschen Stein hebt?“ Mit einem Nicken wandte die Alte sich von Ari ab und schritt auf den Ausgang des Tempels zu, kurz bevor sie jenen endgültig verließ erklang nochmal ihre.

„Morgen zur vierten Stunde wirst du aufstehen. Den Tempel säubern, seinen Vorhof fegen, die Tiere versorgen. Dann bevor die Morgen Andacht beginnt, lerne alle Handgriffe auswendig die ich tun werde, du wirst mir zur Hand gehen.“ Arileiya blieb der Atem stehen. So sehr sie es auch wollte, ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen es war nicht möglich sich zu rühren. Nicht einmal angemessen antworten konnte sie. Es war auch zu spät, die ältere Priesterin war gegangen.
Arileiya / Malvor /Nia
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Re: Schritte auf der Sonne - Buße

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

Die Sonne stieg grade hinter dem Horizont hervor als sie in der kühlen Brise des Morgens am Brunnen stand.
Der Blick auf ihr Spiegelbild ließ sie erschaudern. Was am Vorabend mit einer Schwellung begann war mittlerweile ein Blut unterlaufenes Auge und die Hälfte des Gesichtes von Blutergüssen dunkel blau gefärbt. Sie sprachen von einem Sieg, sie sprachen davon wie die Dunkelelfen zurück geschlagen wurden. Dennoch war der Heiler entführt, und ihnen allen wurde Schmerzlich vor Augen geführt, dass es kein Entkommen gab vor den versteckten Klingen der Dunkelelfen. Mehr noch... der Segen des Lichtes mochte einige verschont haben. Einige Wenige. Aber die Tatsachen zu verleugnen war im Augenblick nicht hilfreich dem Großteil hatte die Mutter des Lebens ihre Gnade verwehrt. Das Antlitz welches sich im Spiegel der Wasseroberfläche zeichnete war nicht das Abbild von Schönheit, Eleganz und Gloria welches Nyame selbst nacheifern sollte. An irgendeinem Punkt war sie falsch abgebogen, hatte die falsche Entscheidung getroffen. Mit der flachen Hand wischte sie das grausige Spiegelbild beiseite und wandte sich vom Brunnen ab.

„Leg dich hin, ruh dich aus, gönn dir ein Bad.“ Ja alle hatten gute Ratschläge, doch die Krämpfe in ihren Eingeweiden ließen sie keine Ruhe finden. Übergroß prangte das Wort Versagen vor ihrem geistigen Auge. Langsam setzt sie ihre Schritte ins Lager der Reorx alle gingen ihren Aufgaben nach oder erholten sich von den Blessuren des letzten Abends, Wunden vor denen Arileiya sie nicht hatte bewahren können. Wut stieg in ihr auf, so merkte die junge Kundige nicht einmal wie ihre Fingernägel sich in das Fleisch ihrer Handballen gruben als sie ihre Fäuste ballte. Als wäre er ein zäher Tropfen Honig zwängte sich ein Tropfen Blut zwischen ihren Fingern hervor und fiel auf den Boden. Erst jetzt löst die Starre sich und Arileiya sah hinab auf ihre Hände.
„Es ist schon zu viel Blut wegen mir oder meiner Unfähigkeit vergossen worden.“ Ihre Schritte führten direkt ins Lager des Stammes wo sie nach und nach ihr Hab und Gut wieder einsortierte bis ihre Taschen, abgesehen von Wasserschlauch, leer waren. Die Fibel mit dem Abzeichen der Reorx legte sie offen auf den Tisch, dort wo sie hingehen würde, konnte sie es eh nicht brauchen.
Ohne ein weiteres Wort an eine ihrer Schwestern zu richten verließ sie das Gelände und die Stadt. Sie konnte nicht bleiben. Nicht unter diesen Umständen!

Ziellos setzt sie einen Fuß vor den anderen, wanderte durch den Dschungel, bis sie schlussendlich vor dem Eingang zur Unterwelt stand. Dem Reich der Finsternis. Nur selten, und stets mit einem mulmigen Gefühl hatte sie diesen Nyame verlassenen Ort betreten. Die Lippen blass und verbissen zusammen gepresst setzte sie ihre Schritte voran in die Höhlen hinein. Tief aus ihrem Innersten drangen nun die ängstlichen rebellischen Krämpfe nach oben, schnürten ihr die Kehle zu und ließen ihren Atem flacher werden. Panik kroch in kalten Schauern über die Beine und Arme der Amazone. Konnte sie sich so eigentlich noch nennen..? Ohne auf den Weg zu achten schlurfte sie durch die Höhlen, sich mit jedem Schritt erneut zwingend nicht schreiend nach draußen zu rennen.
„Ja sehr mutig, wirklich.“ Ihre Stimme klang bitter als sie sich selbst schalt. Wieder ein Schritt der sie tiefer in die Höhlen brachte. Dies hier war auf jeden Fall besser als mit der Schande auf ihren Schultern immer wieder ins Antlitz von Nyame treten zu müssen. Wie lange es wohl dauern würde? Hätte sie den Wasserschlauch leeren sollen um es zu beschleunigen? Das war wohl kaum nötig, diese Welt gehörte sowieso den Dunkelelfen und etlichen anderen Mord lüsternen Kreaturen. Hier zu überleben war reines Glück. Sie würde es drauf ankommen lassen.
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Anna /Katherin Leonora de Monde
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Sorgenvolle Gedanken

Beitrag von Anna /Katherin Leonora de Monde »

Stunde um Stunde verging. Immer weiter und länger übte sie bis ihre Finger blutig waren. Erst nach und nach traf sie einen Ton oder auch mal zwei. Ihre Gedanken schon lange nicht mehr beim Spiel. Noch immer dachte sie über den Angriff nach. Meist spielte sie außerhalb der Stadt vor der Mine oder vor der Schmiede, sann ihren Gedanken nach. 
Wo war sie nur nach den Angriffen hingegangen?
Bisher fand sie keine Spur von ihr. Sie war sonst doch immer so zuverlässig. Langsam begann sie sich ernsthafte Sorgen um sie zu machen. Zu den verschiedensten Tages- und Abendstunden ging sie zu Nyames Tempel. Immer in der Hoffnung sie vielleicht doch dort zu finden. Doch stehts lag er ruhig vor ihr, keine Spur von ihrer Schwester. Sie würde die anderen nach ihr fragen. Vielleicht wussten sie etwas über Arileiya´s Verbleib. 
Wenn nicht würde sie sie wieder weiter suchen gehen. 
Doch wo anfangen?
Sorgenvoll richtete sich ihr Blick in den sternenklaren Nachthimmel über ihr. 
'Wir werden dich finden Schwester', kam es mit ernster Stimme über ihre Lippen und ein leises Lied schlich sich auf ihre Lippen. 
Arileiya / Malvor /Nia
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Re: Schritte auf der Sonne - Abstieg in die Finsternis

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

Waren es Tage oder gar ganze Wochenläufe? Sie wusste es nicht mehr. Inmitten kalter Dunkelheit trugen ihre Schritte sie durch die Höhlen, die Luft roch abgestanden und nur gelegentlich gab es einen Hauch der sie auf wirbelte. Die Gerüche hier unten waren ein Gemisch aus dem Gestank der Kreaturen die hier lebten, ihren Ausscheidungen und dem Tod der hier allgegenwärtig war. Einzig das Geräusch welches seit dem Erwachen heute ihre Ohren erreichte, war ein Lichtblick. Das Plätschern von Wasser, und es war nicht fern. 'Nur noch wenige Schritte..' immer wieder brabbelte sie die Worte vor sich hin und hob erneut ihre Blei schweren Beine. Das Scharren von Krallen wehte durch die Luft und wie so oft zuckte die zierliche Blondine zusammen. Dabei war es nicht das erste mal, das eine Kreatur ihr so nah kam. Gestern.. oder war es schon vor zwei Tagen, waren es schwere Schritte gepaart mit dumpfen schweren Schmatzen. War es einfach nur Glück das diese Wesen sie nicht angriffen? Es blieb kaum Zeit darüber nach zu denken, das Plätschern kam näher. Es waren keine hundert Schritte bis sie vor dem Flusslauf stand welcher sich schimmernd durch die Dämmerung der Höhlen wand.

Am ganzen Leib zitternd fiel sie auf die Knie.. „Oh Nyame ich danke dir.“ Schmerzlich blitze es in ihrem Kopf auf. Die edle Löwin war wohl kaum jene deren Gunst sie noch genoss. Mit hohlen Händen schöpfte die Wasser aus dem Flusslauf und warf es sich ins Gesicht. Ihre ausgetrockneten, aufgeplatzten Lippen schienen sich wie von selbst einen Fingerbreit zu öffnen damit bei der Abkühlung zumindest einige der Tropfen über sie hinweg rinnen konnten. Arileiya wusch die Staubschicht von ihrem Gesicht und ihren Händen runter ehe sie den ersten Schluck von dem Wasser trank. Es war nicht so klar und rein wie an der Oberfläche aber es löschte den Durst. Die Erleichterung welche von ihr Besitz ergriff ließ sie schaudern und schon nach wenigen belebenden Schlucken plumpste sie erleichtert auf ihren Hintern. Zumindest für den Moment herrschte Ruhe und Frieden.
„Geschöpf der Sonne, in welches Loch bist du gefallen um hier zu landen?“ Arileiya gefror für den Moment eines Augenzwinkerns das Blut in ihren Adern. Der Stimme die verklungen war schien jegliche Wärme zu fehlen, als sei sie geboren in Boshaftigkeit.

Kaum das ihre Schockstarre vorüber war fuhr der Kopf herum. Ihre Vermutung hatte sie nicht getäuscht. Auf einer Reitechse deren Schultermaß schon zwei Schritt war, saß eine Frau deren Haut schwärzer war als jede Mondlose Nacht. Glatt und ebenmäßig als hätte ein meisterhafter Bildhauer sie aus spiegelndem Obsidian geschlagen und zwei seiner Lebzeiten für die Perfektion gebraucht. Ihre Haupt wurde umrahmt von Schneeweißen Haaren welche über ihre Schultern flossen. Das Lächeln, das Arileiya gezeigt wurde ähnelte dem einer Löwin. Einer Löwin die über dem erlegten Wild thront bereit mit einem einzigen Biss dem Leben der Beute ein Ende zu machen. Die Echse, und auch die Dunkelelfe abschätzend sank ihre Hoffnung einen Kampf gewinnen zu können. Vielleicht würden sie Ari einfach in Ruhe lassen wenn sie ihnen gab was sie wollten.
„Ich bin auf einer Erkundungsmission.“ Innerlich schalt sie sich schon beim aussprechen für ihre Lüge. Nun würde man sie für eine Spionin halten.
„Schwachsinniges Gefasel. Warst du wenigstens schlau genug, nicht aus den Bach dort zu trinken?“
„D..doch, das habe ich. Ich hatte solch einen Durst ich hielt es nicht mehr aus.“ Seufzte die Dunkelelfe etwa, war es sogar ein Lachen?
„Dumme Oberweltlerin. In diesen Gewässern sammeln sich Blut, Dung und die dunkelsten Essenzen von Wesen die du dir nicht einmal träumen lässt.“ Mit den Worten nestelte sie an ihrem Beutel und zog eine Phiole mit einer gräulichen dickflüssigen Pampe hervor.
„Du bist wahrlich mit Glück gesegnet, das ich dieses Gegengift bei mir habe. Es wurde speziell gegen die toxische Dunkelheit in diesen Wassern gebraut.“ Mit einem Lachen warf sie die Phiole von einer Hand in die andere wobei sie keinesfalls geschickt wirkte.

Arileiya kam es vor wie Stunden, Stunden in denen sie die Dunkelelfe anflehen musste die Phiole nicht fallen zu lassen. Ihr das Gegenmittel zu geben. Die Panik hatte mittlerweile ihren ganzen Körper erobert. Zwischen eisiger Kälte in den Gliedern und feuriger Angst vor dem Tod im Kopf taumelte ihr angeschlagener Geist umher.
„Genug, so kommen wir nicht weiter. Wenn du das Gegenmittel willst, wirst du mich begleiten. Wir bekommen die Wahrheit schon raus.“ Ohne Aussicht auf Rettung oder friedlichen Abzug, gehorchte sie dem Befehl der Dunkelelfe. Der Fußmarsch kam ihr wie eine Ewigkeit vor und jede einzelne Faser in ihren Beinen schmerzte als wolle gleich alles zusammenbrechen. Dann endlich tauchte in der Ferne die Silhouette der schwarzen Stadt auf. Die junge Amazone schloss mit ihrem Leben ab als die Wachen ihre Waffen auf sie richteten bereit sie mit einem gezielten Schuss zu töten. In einer Sprache die Arileiya nicht verstand, gab die Frau den Wachen einige Anweisungen. Woraufhin einer der beiden auf die Amazone zukam und ihren Arm ergriff. Obwohl sie sich Mühe gab konnte sie kaum noch Schritt halten erst als sie auf einen großen Platz kamen wurden sie langsamer. Die Wache rümpfte nur kurz die Nase, als ihm offenkundig befohlen wurde die junge Nyame Priesterin nach Waffen abzusuchen. Schlussendlich hatte man ihr alles abgenommen. Ihren Dolch, die wenigen Kräuter und Bandagen die sie noch hatte und sogar die meisten Stücke ihrer Wehr. Offenbar hatte Arileiya es nur der Abscheu des Dunkelelfen zu verdanken, dass er ihr zumindest ein wenig von ihrer Kleidung überließ.

„Wenn du noch immer das Gegengift haben willst..?“ Die Dunkelelfe warf die Phiole in den Käfig, nur unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte gelang es Arileiya die Phiole aufzufangen. Wobei die Amazone der Länge nach auf dem Boden des Käfigs landete. Eilig entkorkte sie die Phiole doch der Geruch den sie dann wahr nahm drehte ihr den Magen um. Das Gegengift entpuppe sich als stinkender Schlick, vermutlich eben jene Ausscheidungen mit den die Dunkelelfe ihr gedroht hatte. Mutlos ließ sie den Kopf auf den kalten Stein fallen.. während gnädige Ohnmacht ihre Sinne umfing und diesen Tag endlich enden ließ. Die Schritte in die Dunkelheit waren getan. Nur die Zeit konnte zeigen wie tief hinab sie führen würden.
Arileiya / Malvor /Nia
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Re: Schritte auf der Sonne - Geschenke der Angst

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

„Ihr solltet langsam aufwachen, sie werden bald kommen.“ Die Stimme des Ansiloner Heilers war getragen und voller Wärme, das feucht kühle Tuch tupfte weiter über ihre Stirn während die Augen sich öffneten. Aus dunklem Fels gehauen erhob sich um sie herum die schwarze Perle des Unterreiches. Sie konnte nicht umhin anzuerkennen wie kunstvoll dieser Ort gestaltet war. Kaum Unebenheiten zierten die Wände der Häuser, Lücken zwischen den gesetzten Felsen gab es keine. Es war eine Vollendung von Handwerkskunst. Wäre nicht das acht-beinige Ungeziefer überall, oder die Wachen die mal abseits jeder Emotion auf sie blickten und mal mit einer Verachtung die mehr sprach als es eintausend Worte konnten. Lisander half ihr sich aufzurichten bis sie mit gradem Rücken am Gitter lehnte.
„Das ist ein Käfig.“ Sie wollte ihre Stimme nüchtern klingen lassen beinahe so als hätte sie auf dem Markt gefragt, was ein Bündel Karotten kostet. Doch offensichtlich war ihr dies nicht so gut gelungen wie es ihre Absicht war. Als der erfahrene Heiler erkannte, was in der Amazone vorging versuchte er mit seinen beschränkten Möglichkeiten ihre Angst zu lindern. Lisander erklärte ihr wo genau sie war und wie man mit dem Volk der Dunkelelfen am besten umging.

„Versucht sie nicht zu reizen, diesen Fehler macht man nicht oft. Wahrscheinlich keine zweimal. Redet nur mit ihnen wenn sie euch ansprechen und selbst dabei solltet ihr lernen wann eine Antwort erwünscht ist. Seht ihnen nicht in die Augen, außer sie zwingen euch dazu...“ Den Kopf sachte schüttelnd hob sie die Hand um den Redefluss des Mannes zu unterbrechen. Lisander versuchte ihr ein Verhalten nahezubringen wie es ein Tier gegenüber seinem Herrn an den Tag legen sollte.
„Das könnt ihr nicht wirklich so meinen.“ Das sein karges Nicken, welches von einem verbitterten Lächeln begleitet wurde, lies die letzten Reste an Hoffnung die noch in ihre gelebt hatten, endgültig schwinden. Lisander lenkte mit einem Deut seiner Hand, ihren Blick auf die halb verweste Dunkelelfen Leiche vor dem Käfig. Wo der Kadaver in den Ketten baumelte.
„Und... sagt niemals.. wirklich niemals etwas gegen ihre Spinnengöttin oder Spinnen allgemein.“ Eine fette Made hatte sich soeben ihren Weg durch die Haut des Gesichtes dieses Ketzers, an die Oberfläche gebahnt und fiel plump zu Boden. Das schmatzende Geräusch und der nun bewusst erkannte Geruch ließen Arileiya würgen. Sie musste sich ablenken, weg von diesen Gedanken an eherne Gitter die sich ihr näherten und sie erdrücken wollten, weg von den Gedanken an ihre Situation und vor allem wie sie dort hinein geraten war.

Bei einem Blick über den Platz fiel nichts auf das ihr helfen wollte. Zwischen den Wachen und dem Treiben der Bevölkerung schien nichts ungewöhnlich zu sein. Die Dunkelelfe welche sie hergebracht unterhielt sich mit einem Mann in einer fließenden Robe. Beinahe hätte man meinen können die beiden hätten eine Art Streit. Doch verstand sie die Worte nicht, einzig die Gesten und Blicke ließen hin und wieder etwas erahnen das an einen Zwist erinnerte. Erst als eine weitere Dunkelelfe in einem Vortex der Schatten über den Platz glitt und nahe der beiden zum stehen kam, änderte sich ihr Verhalten. Beide, der Robenkerl, wie auch ihre Peinigerin schienen großen Respekt vor ihr zu haben.
„Vendui' malla Ilharess.“ Erklang es von dem Kerl in der Robe. Lisander, der näher gerückt war murmelte ihr eine Art Erklärung zu.
„Dieses Ilharess scheint ein recht hoher Titel zu sein. Seid vorsichtig was ihr sagt und tut.“
Allein die Präsenz der neu hinzugekommenen Dunkelelfe schien den Zwist zu ersticken wie ein lächerliches Kerzenlicht in einem Glas voll Wasser. Die beiden hatten Angst vor ihr. Arileiya lies sich wieder auf den Käfigboden sinken und lehnte sich an Gitter. Es war sicher besser wenn die drei nicht merkten das sie zugehen hatte.
„... Eine Oberweltlerin, das Haar geküsst von der Sonne, ein seltenes Exemplar.“ Die Stimme erklang direkt vor der Käfigtür und so zuckte der Kopf von Ari herauf nur um auf die drei Gestalten zu sehen die eben grade noch in ihre Unterhaltung vertieft waren. Jene die sie entführt hatte pries Ari in dem Käfig an als wolle ein windiger Rosstäuscher auf dem Markt gebrauchte Kutschen verkaufen. Die Regeln des Heilers schossen der jungen Amazone durch den Kopf, vielleicht... ja vielleicht konnten sie helfen das hier zu überleben.

Es verging kein Atemzug da packte die feingliedrige Hand, der offenkundig jüngeren Dunkelelfe, das gold schimmernde Haar der Amazone und zerrte sie grob aus dem Käfig hervor. Strauchelnd und wimmernd folgte sie dem Zug eilig und kämpfte sich auf die Beine. Kaum vor dem Käfig lenkte sich die Aufmerksamkeit der Wachen ebenso auf das Geschehen. Eine eben noch locker nach unten weisende Handarmbrust wurde mit einem Bolzen bestückt und grob auf den Boden unter Arileiyas Füßen gerichtet. Der Griff in ihrem Haar bog den Kopf leicht nach hinten und überstreckte die Haut am Hals, die zweite Hand hielt ihren Arm zumindest locker fest.

Arileiya hielt still so gut sie konnte, der Kampf in ihrem Inneren wurde grade von der Angst gewonnen. Auch wenn ihre Weisheit zu ähnlichem Verhalten geraten hätte, war diese wie von einem Nebel verschluckt. In jener Sprache die so alt und düster erklang wechselten sie Worte über Arileiya. Mehrmals ließ die jüngere dabei dieses Raubtierhafte Lächeln aufscheinen.
„Beschere ihr einen unvergesslichen Aufenthalt in unserer schönen Stadt.“ Dann ergriff die Ilharess wie sie genannt wurde, das Kinn der zierlichen Blondine. - Denk an die Regeln - Lisanders Mahnung pochte durch ihren Schädel und so folgte sie bibbernd dem Griff.
„Bitte, ich möchte doch nur nach Hause.“
„Du wirst nach Hause kommen, keine Frage. Und meine Tochter wird dir sogar noch Geschenke überreichen. Wunderbare Andenken an die Stadt in der die Spinne regiert.“ Nun ließ auch die Ilharess ein Lächeln erkennen. Keines von der Sorte die man sich gerne sieht und noch weniger von der Sorte, von der man will das es einem selbst gilt. Und während tausende von Bildern auf den Geist der Amazone einhämmerten konnte sie doch nur leise stammeln.
„Geschen...“ In einem Anflug von Panik zuckte ihr Haupt kurz, was durch die Griffe der beiden Dunkelelffinnen unterbunden wurde.
„Unvergesslich“
„Ne...in.. nicht.“ Doch ein hauchfeiner Deut der Ilharess genügte damit man Arileiya wieder Richtung Käfig führte. Während die letzten boshaften Worte der Ilharess verklangen.
„Wie gut, das ihr Gesellschaft habt. Lisander kennt ihr sicher noch.“ Der Zug in ihrem Haar endete erst als sie wieder am Boden des Käfigs kauerte. Hier unten war es wirklich besser, nicht die Aufmerksamkeit der Anwohner zu genießen.
Arileiya / Malvor /Nia
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Re: Schritte auf der Sonne

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

Ungewohnt ruhig glitt die abendliche Brise von der nahen See, durch die Bergtäler. Die junge Anwärterin setzte ihre Schritte mit Bedacht und brachte so, ein ums andere Mal, den Kies unter ihren Stiefeln zum knirschen. Die nahe Vergangenheit hatte etwas ausgelöst. Etwas das sie selbst nicht für möglich gehalten hatte. Zumindest nicht so schnell. Die Sonne versank und ihre letzten Strahlen glitten über die Schultern hinweg. Es war wie am Tage der letzten Schlacht. Eine Schlacht ausgelöst von einem untoten Monstrum in Form eines Drachen. Morgun!
Die Schritte der kleinen Blondine verlangsamten sich, am Anfang waren Drohungen wie so oft. Dann kamen die Verhandlungen und in ihrem Zuge war einer der wenigen tapferen Männer des Mittelreiches zum Diener des Monstrums geworden. Zum Schnitter, so etwas wie einem Heerführer.

Gemeinsam mit ihren Schwestern hatte sie immer wieder die letzte Zuflucht in der Kirche besucht, war in die Straßen und Gassen der verwinkelten Stadt hinaus gezogen um zumindest ihre Einwohner zu retten. Kia, sogar einige der Kerle die zu dumm, träge oder besoffen waren, sich von selbst in die Kirche zu bewegen. Die Wunden welche sie davon trugen waren ein Schmuck für die Polemosa der Töchter Nyames. Jede Wunde die sie heilte war ein winziges Monument des Lichtes, dass die Göttin ihr zuteil werden ließ. Sicher gab es einige Kämpfe die sie und ihre Schwestern verloren hatten, vornehmlich gegen jenen der die Mächte der Namenlosen Schatten führte. Dennoch hatten sie sich immer wieder aufgerappelt und weiter gemacht, und weiter ... und weiter. Am letzten Morgen... es war der morgen des Tages an dem alle auf den großen Angriff warteten, waren Arileiya und Philana nicht in Silberburg. Es war im Grunde grotesk. Alle wussten die Reihen waren zu gelichtet um noch etwas gegen die Untoten stemmen zu können, und in dem Moment gingen zwei der Gold gewandelten Frauen.

Sie waren losgezogen um ein ur heiliges Relikt zu bergen. Einen Splitter göttlicher Macht in Form eines Speeres. Niradar. Doch die erste Hüterin, die sie dort erwartete gab ihnen noch mehr, ihr innerstes Licht wurde Arileiya anvertraut, geborgen im heiligen Stein der Freundschaft. Zwei mächtige Artefakte dieses Zeitalters, berührt von Nyame selbst würden nach Silberburg getragen.
Wenn die Menschheit untergehen würde, sollten sie zumindest sehen das eine der lichten Götter auf ihrer Seite war. Sie hatten sich rechtzeitig wieder in den Kampf eingereiht, und als seien die Menschen Silberburgs, die Paladine, die Ritter endlich aufgewacht, boten sie gemeinsam noch einmal alles auf. Einer von ihnen betete sogar zum Herrn als sie wieder in die Kirche gedrängt worden waren. Arileiya wusste nicht, ob es die machtvolle Präsenz Nyames war, oder die innigen Gebete der Menschen die nun einsetzten, doch ein Engel erschien.
Nenamiah - Aspekt der Opfer ... nicht der vielen Opfer die die Untoten gefordert hatten, sondern eben jener Opfer die freiwillig erbracht wurden. Durch Träger edelster Absichten und mit reinem Herzen. In einer Schlacht deren Ausmaße noch Jahrzehnte lang die Geschichten der Barden dominieren würden, bezwang Nenamiah den Schnitter und ließ den verwirrten und dennoch erleichterten Paladin, Nathan Jaro, zurückkehren. Die Stadt wurde gesäubert und das Aufräumen begann.

Niradar und der Stein der Freundschaft wurden wieder zu ihren Ruhestätten überführt. Alles schien wieder seinen normalen Gang zu gehen, wäre dort nicht diese Stimme verblieben. Ein leiser Ruf, wie von einer Sirene die einen arglosen Seemann über die Reling ins Meer lockt, im Versprechen für einen einzigen Kuss. Ihr Flüstern im Kopf der Anwärterin lockte, sie flehte und sie rief. Kam diese Stimme von einer gequälten Seele die in der Stadt verblieben war? Sie musste noch einmal nach Silberburg.
Es hatte keine Stunde gedauert und sie waren durch die Straßen Silberburgs marschiert. Sie hatten sogar eine Seele gefunden, aber es war nur einer der niedersten Untoten, kaum einer Erwähnung wert. Anna erschlug das Wesen in den Mauern des Badehauses. Doch den Sieg konnten sie nicht auskosten, durch das Dach und das zwischen Geschoss hindurch brach in einem Schwall aus Licht, etwas in den Hauptraum hinab.

Nenamiah !

Was konnte das Abbild eines Gottesdieners wollen? Würde er sie ermahnen weil sie sich mit Nyames Gaben in eine Sache der Menschen eingemischt hatten.. ... ... ... oder könnte es sein, dass... ...
"Eure edlen Taten waren nicht selbst verständlich und sind Nenamiah nicht verschlossen geblieben." Das strahlende Abbild des Engels überließ der verdutzten Amazonenkriegerinnen und ihrer Priesterin einen einzigen winzigen Partikel aus der Sphäre des Opfers. Ein jeder mit reinem Herzen und den Idealen Nenamiahs folgend konnte die Macht dieses Partikels entfesseln und den Engel um seine Unterstützung bitten.
"Bewahrt mein Geschenk und nutzt es in einem Moment, da wieder ein Leuchtturm gegen die drohende Dunkelheit gebraucht wird." Kaum hatte der Engel die Worte gesprochen, detonierte sein Abbild in einer Druckwelle aus Licht, die das Wasser des Badehauses über die drei Amazonen und den Raum verteilte. Über dem, nun nahezu leeren Becken schwebte die Sphäre die den Partikel bewahrte. Arileiya war vorgetreten und hatte den Bruchteil göttlicher Macht an sich genommen. Ihre Gedanken am gestrigen Abend waren den Paladinen gewidmet, sollten sie den Partikel bekommen, oder die Ritterschaft? Nein, dann hätte Nenamiah ihnen diese Gabe überlassen. Den Wunsch einer Göttin, eines Engel oder eines Sendboten der Himmel stellte man nicht in Frage. Dieser Partikel würde Einzug halten in die heiligsten und geheimsten Hallen der Amazonen.

"Ähm Arileiya, jemand sollte der Stadtwache sagen, dass dieses Gebäude instabil ist." Philana und Anna ! Sie beide wären längst wieder ins Leben zurückgekehrt. Arileiya hatte lächeln müssen. Man würde der Ritterin Fenria schreiben, sie würde dies regeln. Für diesen Augenblick war es genug, denn noch immer war eine andere Stimme da.. eine Stimme die sie nicht mehr ignorieren konnte. Silberburg hatte sie verändert. Nur auf welche Weise?
Arileiya / Malvor /Nia
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Finsterer Besuch

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

Knirschend im Sande der Steppe führten ihre Schritte die junge Schülerin des Tempels nach Asamea'toria. Es waren nur noch wenige dieser Schritte vonnöten und sie würde das goldene Tor passiert haben und endlich wieder die Ruhe und den Frieden genießen können der hier vorherrschte. Leise stampfen Hufe über den Boden der Steppe und es war eher beiläufig das Arileiya in diese Richtung blickte. Erwartete sie jemanden? Hoffte sie auf eine bestimmte Person die dort ankäme? Doch über den staubigen Boden walzten die Hufe eines kraft strotzenden Gaules mit rötlich schimmerndem Fell. Und wie auch das Tier, sah die Reiterin aus als sei sie von den Tamok'i selbst entsandt worden. Dort so sie zu sehen war, sog ihre rote Haut das Sonnenlicht auf und aus ihrem Schädel wuchsen tatsächliche Hörner.

Ihre Hand glitt in eine kleine Tasche seitlich am Gürtel, wo ihre Finger schnell die zerstoßenen schwarzen Perlen und die mehlige Asche aus der Feuerwüste fanden. Warum hoben ihre Schwestern am Tor die Bögen nicht, warum legten sie keine Pfeile ein? Sie mussten doch erkennen das diese 'Frau' nicht von dieser Welt war. Und dennoch blieben sie untätig, ihre Zähne mahlten angestrengt aufeinander und ihre Muskeln waren gespannt, doch keine rührte einen Finger für einen Angriff. Innerlich seufzte Arileiya, irgendwas stimmte hier nicht. So lenkte sie ihre Schritte auf die Reiterin zu.
„Saz'Chaireto, es verirren sich nur selten Besucher so tief in den Dschungel“ trotz der Aufregung versuchte sie ihre Stimme ruhig und erhaben klingen zu lassen. Sollte dieses Wesen die Schwestern bezaubert haben musste sie auf der Hut sein.
„Ich gehe immer nur bis hier her, so keine Einladung erfolgt.“ Einladung, wer konnte dieses Wesen eingeladen haben und wann? Die letzten Monde ihre Lebens waren geprägt von der Jagd auf diese Kreaturen und nun erfuhr sie, dass jemand sie hier her einlud?
„Ihr wart schon des öfteren in unserer Stadt?“ „Nicht oft, dennoch trage ich ein Anliegen bei mir.“

Arileiya musste handeln und zwar schnell, Dämonen waren viel gesichtig, aber laut den alten Schriften konnte keiner von ihnen mehr als zwei oder drei Willensstarke Seelen bezaubern. Wenn sie also die Wachen am Tor kontrollierte, würden die anderen sie als Feind erkennen und attackieren und spätestens die anderen, älteren Ierkes am Tempel würden Arileiya zur Seite stehen. So straffte die junge Schülerin ihre Schultern so gut es ging und bat die Besucherin hinein. Sie passierten die Schmiede, doch die Schwestern hier, blieben ruhig, auch wenn ihnen die Anwesenheit der Dämonenfrau eine Miene wie von Stein gemeißelt bescherte. Noch während sie in die Stadt gingen, fragte die Fremde nach Ali'shondra. Woher kannte die oberste Hüterin diese Frau, sollte nicht auch sie diese Dinger jagen? Ihre Gedanken dreht sich im Kreis, was wäre wenn sie diese Frau alleine Niederstrecken müsste... war dies nur eine weitere Prüfung?
Die rot häutige Frau überreichte Arileiya zwei Ketten, kunstvoll gefertigt und mit eingelassenen Bernsteinen von gleicher Machart wie die älteren Ierkes sie trugen. Lächelnd nach Arileiya die Ketten an sich und verstaute sie in ihrer Tasche. Glaubte die Dämonen wirklich sie würde sie anlegen ohne deren Gehalt nach Flüchen oder ähnlichem zu prüfen?

Das Gespräch glitt von den üblichen Floskeln weg. Sie sprachen über Silberburg und Arileiya erklärte die Motive der Amazonen dort einzugreifen. Und dann offenbarte die finstere Gestalt ihre Vision, oder den Grund ihres Besuches vielmehr. Die Winde hatten ihr einen weiteren Krieg inmitten der goldenen Stadt gezeigt, und doch gestand sie, dass sie nicht wusste ob es Zukunft oder Vergangenheit war die sie sah. Konnte ihr Erscheinen in Silberburg wirklich so eine Lawine losgetreten haben? Es fiel der jungen Schülerin der Priesterschaft wie Schuppen von den Augen. Die Töchter Nyames hatten ihren Glanz, ihre Schönheit, ihre Bildung und ihren Reichtum an Frieden und weltlichen Gegenständen offen zur Schau getragen. Natürlich weckte es die Missgunst der Frauen Silberburgs, und natürlich flüsterten jene ihren Männern die alten Geschichten über die Männer fressenden Hexen des Dschungels wieder ein.
Alles was sie wollte war, helfen. Und nun war sie eventuell der Stein des Anstoßes für einen Fall der goldenen Stadt.

Arileiya sah die Frau gegenüber nachdenklich an. Was war wenn dieses Wesen, dessen Schatten in einer speziellen Symbiose zum Licht der höchsten Priesterin stand, wirklich wahr und klar sprach? Niemand hier attackierte sie, niemand hier verwies sie der Stadt. Sie war also ein Gast dieser Länder welchen Grund hätte sie also zu lügen? Selbst als die Dämonin gestand einige ihrer Glaubensbrüder wären fanatisch und hätten auch eigene Ziele und das Gespräch über diesen Vitus geführt wurde, zeigte sie kaum mehr Anzeichen von Aggression. So kamen die beiden Priesterinnen überein, dass die Töchter der Löwin den Mann nicht aktiv jagen würden. Seine letzte Chance sei es, sollte er wieder einmal die Ehre, Seele oder den Leib einer Tochter Nyames beschmutzen wäre sein Leben und der Uralte Waffenstillstand zwischen den ewigen Lichtern und ihrem schattenhaften Gegenstück aus Nalveroth hinfällig.

Als Arileiya den Gast zur Türe brachte waren ihre Knie weich. Alles woran sie glaubte war in nur einem Gespräch in Frage gestellt worden. Sollten Dämonen wie diese Frau nicht eigentlich den Kampf und Krieg nach Aura Asamea'toria tragen, sollten sie nicht das Verderben bringen? Und nun waren sie es, die zu weisen Ratgebern wurden während die älteren Schwestern abwesend waren.

Ali'shondra, Lise, SHALA.. verdammt wo seid ihr? Am liebsten wäre Arileiya hinaus gerannt in den Dschungel und hätte ihre Namen in alle Winde geschrien. Aber irgendjemand musste hier die Stellung halten. Wenn die Vision der Schatten Priesterin wahr würde... dann würden die Straßen der goldenen Stadt bald in Blut baden, die Aeritane'i niedergemetzelt von den Barbaren des Mittelreichs. Die Worte, welche Nafiska, Custodia der Schatzkammer von Nikaelios, in die Wand der Schatzkammer geritzt hatte kamen ihr in den Sinn.
„Nyame hat einen Plan, sie musste einen Plan haben. Ich werde hier ausharren, bis sie mich holen kommen und solange werde ich die Sonnenstäbe bewachen.“ Nafiska war während ihrer Wache gestorben. Niemand kam um sie zu holen, niemand kam um sie zu retten. Der Plan der Licht getränkten Löwin war ein anderer.
Eine der Torwachen legte ihre Hand auf die Schulter Arileiyas, doch jene schritt nur langsam gen Tor und in die Stadt hinein, die Zuwendung ihrer Schwester ignorierend. Jetzt war nicht die Zeit für sowas, und vielleicht wird diese Zeit niemals wiederkommen.. aber die Pflicht stand über allem.
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