Das Leben an seidenen Fäden - Chalithra'xune [Charstory]

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Chalithra'Xune
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Das Leben an seidenen Fäden - Chalithra'xune [Charstory]

Beitrag von Chalithra'Xune »


 Die bekannte Vergangenheit
  
  
Ein leises, dumpfes Pochen hallt zwischen den Häuserwänden in einer ranzigen und dreckigen Gasse hin und her. Stumme Verletzte und Tote liegen an den modrig nassen Wänden der Gebäude. Die grob zusammengewürfelten Pflastersteine sind durchsetzt mit große Spalten und kleinen Anhöhen. Das Geräusch ihrer Stiefel wird aufgrund der Erhöhungen vom leichten Klacken der Beschlagung begleitet. Die junge Dunkelelfe, mit langsamen Schritt, tritt durch den scheinbar unendlichen Gang der Gasse. Ihr Ausdruck auf dem Gesicht wirkt erschöpft, als würde sie jeden Moment zum rasten umkippen wollen und doch bewegen sich ihre Beine stetig weiter, als würde sie von den seidenen Fäden eines Puppenspielers geführt werde. Allein der inne herrschende Wille trieb sie unermüdlich weiter. Als sich nach der schier unendlichen Geraden eine Kurve auftut, beginnt sich das Schritttempo automatisch zu erhöhen.

'Endlich die Abzweigung', waren die Gedanken die sich in Chalithra'xune auftaten und ein Gefühl von Erleichterung machte sich in ihrem Körper breit. Noch einige Schritte, die Abzweigung kommt immer näher, bald hat sie es geschafft.
Auf ihren feinen, elfischen Gesichtszügen liegen immer noch die kleinen roten Tropfen und benetzten sie, die einst strahlend weißen Haare wüst durcheinander und verdreckt. Man kann erkennen, dass diese Dunkelelfe, wie auch andere in dem Hauslosenviertel, welche nahe dem Tode waren, einen erbitterlichen Kampf hinter sich hatte. Noch bevor sie die Abzweigung und den Ausgang dieses trostlosen Viertels durchschritten, huschen die Bilder des Vergangenen immer wieder vor dem geistigen Auge entlang und reißen sie aus dem Jetzt. Als würde sie die Besinnung wirklich verlieren, verschwimmen die Konturen der Wände und schiefen Pflastersteine.


Die zuvor recht dunkle, düstere und teil unheimliche Umgebung wird durch den massiven, glänzenden Stahl durchzogen. Die Augenlider beginnen wie wild auf und ab zu schlagen. Leicht geblendet, beginnt sie erst nach und nach zu erkennen, was dort überhaupt vor ihr steht. Ihre Blick fällt aufmerksam über den prunkvoll gestalteten, goldenen Plattenpanzer. Die Augen beginnen an der hünenhaften Gestalt empor zu klettern, doch noch bevor sie das Gesicht erspäht, greift die große, in harten Leder eingehüllte Hand in ihre Richtung. Der Schock ist ihr ins Gesicht geschrieben, sie weicht nach hinten weg, flüchtet mit einem katzenhaft eleganten Sprung zurück, ehe sie innehält. Erneut versperrt ihr die mächtige Gestalt den Weg und jene Hand kommt wieder bedrohlich wirkend auf sie zu. Wie kann das sein, wie kann er überall sein? Rasch wendet sie sich mit einer Drehung auf dem Absatz des Stiefels herum.
Sie lässt sich nicht packen! Doch als sie sich herum dreht, merkt sie schon, wie sich die Finger um ihre Kehle herum legen. Der Druck nimmt ihr den Atem, das Weiß der Augen beginnt sich ein wenig nach vorne zu wölben, ihr Blick wird verschwommener. Eine weitere Gestalt betritt die Szenerie, viel filigraner, vertrauter. Der hünenhafte streift sein langes, edel anmutendes Schwert an der Flanke ihrers Begleiters entlang. Eigentlich nur ein kleiner Schnitt, aber das Blut schießt wie die Lava aus einem explodierenden Vulkan in alle Richtungen. Ein Regen des Blutes beginnt. Die Tropfen schlagen wie kleine Nadelstiche auf ihrem Gesicht ein. Unaufhaltsam prasselt das warme, feuchte Nass auf sie ein. Sie erstickt, bekommt keine Luft mehr. Die Schwemme auf ihrem Gesicht scheint nicht zu stoppen, immer weiter wird sie vom Blut benetzt. Der innere Schmerz durchzieht ihren ganzen Körper, nicht wegen einer Bindung zu ihm, sondern der Bedeutung für sich selber, diesen Begleiter vielleicht zu verlieren.



Er, der Begleiter, Val'Tluth, war ein angesehener, erfahrender Faern des ansässigen Quellar del'Nolreth, das erste Haus in Shantynnlan. Bekannt und gefürchtet unter seinen Feinden und vermeintlichen Nicht-Feinden. Die Manipulation, das Ebenbild der Drowgesellschaft, vermochte er in seinen magischen Fähigkeiten zum Ausdruck bringen. Sein Metier war jedoch vielschichtiger, er befasste sich mit den Aspekten der Magie, welche die Elfe nicht einmal begreifen konnte. Doch das wichtigste an ihm war die Tatsache, das er sich um die junge Dunkelelfe kümmerte und das bereits solange sie denken kann. Auch wenn sie nicht offiziell in seinen Kreisen verkehren durfte, sondern in die Slums geschickt wurde.

Ja, sie war eine Hauslose. Unbedeutend und ein Niemand für die Gesellschaft. Schlachtvieh, wenn sie es nicht schaffen würde sich vor der dunklen Mutter zu beweisen, Ansehen zu mehren, Taten folgen zu lassen. Sie selber war ein Nichts, Überbleibsel einer toten Familie, soweit sie weiß. Einzelne Bruchstücke aus ihrer früheren Vergangenheit waren nur spärlich vorhanden. Ihre Erzeugerin diente wohl in der Kirche der dunklen Mutter. Eine spärliche Erinnerung an eine Halskette ist das einzige was diese Annahme berechtigte und die Tatsache, dass sie diese bei den Priesterinnen im Tempel bei späteren besuchen bemerkte. Der Erzeuger, keine Informationen. Als Charlithra'xune noch sehr jung war, wurde sie in die Akademien fort gegeben, man hat sie in Unkenntnis gelassen. Nur eines war klar – ihre Herkunft wurde ausgelöscht, sicher mit einem Grund. Die Gesellschaft der Dunkelelfen ist im ständigen Wandel, nichts ist beständig.

Es war dieses eine Männchen, welcher vielleicht erkannte, das diese junge Dunkelelfe zu mehr im Stande war, als sie selber überhaupt bemerkte. Vielleicht auch nur, damit er sie für seine Zwecke benutzen kann - dies war wohl wahrscheinlicher. Genaue Gründe wurden wie immer nicht genannt, es wurde schlicht akzeptiert und ein eigener Vorteil von dieser Vorzugsbehandlung erkannt. Er sprach nie über ihre Vergangenheit, hüllte einen Mantel aus Schweigen um dieses Thema.

  

Ein Ruck durchgeht den filigranen Körper, sie holt sich zurück in das Wirkliche. Die Konturen der Umgebung werden wieder deutlicher und ein tiefer Atemzug reißen die Gedanken wieder los. Sie befand sich am Boden, war schlussendlich doch zusammen gesackt. Nur mit Mühe konnte sie sich wieder aufstemmen, musste sich einmal halt an einer der schimmligen Mauerwände suchen. Doch setzte ihren Weg fort, nach der Abzweigung entkam sie endlich den Slums der Stadt.

Vor den tiefgrünen Augen machte sich Shantynnlan in seiner düsteren, magischen-glimmender Fassade breit. Doch war die Stadt in Aufruhr, die Schreie aus einzelnen Gebäudekomplexen drangen gleich als sie aus dem Viertel kam an die Ohren. Anscheinend hat das erste Haus nun vollends die Kontrolle verloren, kein Wunder, bei der Niederlage die sie alle ereilt hatte. Trotz ihrer körperlichen Schwäche und der Gefahren die überall lauerten setzte sie ihren Weg fort, direkt am Narbondel vorbei zur Sorcere. Sie musste nach dem Faern sehen, sicher vergewissern welcher nächster Schritt für sie der Richtige war. Sie war mittlerweile soweit, das es ihr vielleicht möglich werden würde, sich dem Haus anzuschließen. Doch in der jetzigen Situation wäre dies undenkbar.


Schweren Schrittes stieg sie die Stufen empor, bahnte sich ihren Weg durch den Irrgarten an Korridoren, bis zur Kammer des Faern. Er war alleine, hing in seinem Stuhl vor dem Fenster, erschöpft und kraftlos und starrte auf die chaotische Stadt herab. An seinen schwermütigen Gesichtszügen, welche keinen Schmerz erkenntlich machten, war die Verachtung deutlich zu sehen.
Schweigsam begab sich die junge Dunkelelfe an seine Seite, starrte ebenso auf die Kluften in der Stadt herab. Truppen des ersten Hauses waren gerade dabei eines der Viertel auszumerzen, in denen weitere Kämpfe entbrannt waren. Die niederen Häuser erkannten ihre Chance, zettelten immer weitere Intermezzos an. Chalithra'xune selber wusste nicht viel über die Gründe, warum das erste Haus den Kampf an die Oberfläche brachte, einen offenen Krieg gegen die verhassten Vettern begonnen hat. Doch haben sie nicht nur einen schlafenden Riesen geweckt, dies war eindeutig. Sie verbrachten noch eine lange Zeit an dem Fenster, beobachteten was vor sich ging.

Der Faern, zwar verletzt, schien aber alleine durch seinen festen Willen durchzuhalten, wenn auch der Verband an seiner Brusthälfte eine ungute Färbung angenommen hat.
'Beweise mir, ob du gelernt hast, To'ryll Solen.'
Sie hasste es, wenn er dies tat. Sie auf ihre seltenen, ungewöhnlichen tiefgrünen Augen zu reduzieren. Sie erntete diesen Titel, wie ein Spitzname, zumeist nur wenn sie Fehler begangen hat. Mit einem ächtlichen Zischgeräusch machte sie sich daran die Handfläche über seine Wunde zu legen. Die spärlichen Fähigkeiten des Wirkens auszuprobieren, welche ihr der Faern in Stunden beibrachte, in denen sie alleine, fernab der Akademien waren. Es wurmte sie immer wieder, das sie auf diese Ebene des Wirkens begrenzt war. Ist sie doch als Frau eher dafür bestimmt ihre Kraft aus einer anderen Sphäre zu beziehen, doch soweit war sie noch nicht, soweit hat sie sich vor der dunklen Mutter noch nicht bewiesen.


Ihre Aufmerksamkeit riss sich herum, in den Augenwinkeln vernahm sie diesen kleinen Lichtpunkt, ganz am Ende der riesigen Höhle auf einem Vorsprung, welcher in wahnsinniger Geschwindigkeit sich zu einer Kugel ausdehnte. Der Faern wischte ihre Hand direkt beiseite, erhob sich instinktiv aus seinem Stuhl, als wäre die Wunde nicht vorhanden.
Für einen Moment trat eine beängstigende Stille in der Stadt ein, aller Kampfeslärm erstarrte. Wohl wurden alle Blicke zu diesem Ort gelenkt. Ein wenig verzögert begannen die kleinen, violetten Sphären in der Stadt anzuwachsen, die Schutzmechanismen der Stadt griffen zu.Doch löste sich bereits ein kleiner Faden aus der hellen Lichtkugel, schoss unaufhaltsam auf das glimmende Narbondel zu, welches genau vor ihrem Fenster ragte. Die kleinen, aufkeimenden Schutzsphären in seinem Weg wurden einfach zerrissen. Ein merklicher Ruck durchging ihre Seelen, als würden sie merken, das sämtliche Schutzmaßnahmen kollabieren, im Keim erstickt werden. In anderen Bereichen der Stadt schienen sie intakt und bauten sich immer weiter auf. Aber die Sorcere versagte, lag wie auf einem Präsentierteller vor diesem Strahl. Feine Linien bildeten sich auf dem Narbondel. Kleine, leuchtende Risse bahnten sich ihren Weg vom Punkt, an dem dieser vom Strahl getroffen wurde. Es wurde immer heller, als wollten sie ihn zum Bersten bringen.

Der Faern riss sich herum, packt Chalithra'xune am Arm und begann Formeln zu sprechen, seine Gesichtszüge so verkrampft, als würde er wissen das es jeden Moment zu Ende sein kann. Sein Blick legte sich in ihre tiefgrünen Augen, sie spürte wie ihre Körper langsam durch einen Sog eingezogen wurden. Doch bevor sie völlig versanken, fühlte sie in jeder Faser diesen Knall, die Erschütterung. Sein Griff war verschwunden, sie wurde davon geschleudert. Das letzte was ihr die Sinne raubte war dieses gleißende Licht, in gefühlter Unendlichkeit war sie geblendet, bis sie sich auf einem Höhlenboden wieder fand.


Ein langgezogenes piependes Geräusch machte sich in ihr breit, es umschließt alles. Der Kopf dröhnte, die Sinne komplett vernebelt, Erinnerungen an das was passierte schienen für den Moment weggewischt. Sie riss die Augen auf, japste nach Luft. Sie erstickt, die Haare klebten schweißgebadet an ihrem Gesicht, doch ist sie wach. Der ganze Körper schmerzte, die Haut war überzogen von diesen kalten feuchten Perlen.

Eine Silhouette beginnt sich vor ihr zu formen, das Augenlicht kehrte langsam zurück. Sie erkannte unbekannte Hausfarben und vernahm eine Stimme.
'Noch eine Hauslose.. Venduí Jalil.'
Nach einigen Augenblicken bemerkte sie, dass dies nicht Shantynnlan war und alles was sie kannte fort war, auch Val'Tluth.

Diese Reise durch die Portalebene war schmerzhaft und nicht gewöhnlich, dieser donnernde Knall klang noch Tagelang in ihrem Kopf umher und benebelt die sonst so feinfühligen Sinne.Die letzten Worten des Faern drangen immer noch in ihrem Kopf umher. An diesem neuen Ort galt mehr als zuvor die Tatsache, sich beweisen zu müssen. Natürlich wurde ihr nicht getraut, sie konnte ihre Geschichte kaum wiedergeben und benötigte viele Tage um überhaupt im Ansatz zu realisieren, was in ihrer Heimat passiert war. Doch war sie nun hier, in Sold'Orbb.
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Chalithra'Xune
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Re: Das Leben an seidenen Fäden - Chalithra'xune [Charstory]

Beitrag von Chalithra'Xune »

„Dein Opfer wurde akzeptiert.“
  
Wie eine disharmonische, verzerrte Stimme drangen die Schwingungen von der absonderlichen Gestalt, der Yochlol, Lloths Zofe, bis tief in das Innere der anwesenden Dunkelelfen im Tempel.
Die junge Dunkelelfe bestritt den letzten Schritt auf ihrem Weg. Sie sollte sich, seitdem sie in Sold'Orbb ankam, immer wieder unter Beweis stellen, ihre Nützlichkeit aufweisen. Es dauerte nicht lange und die tüchtige Elfe erlernte die verschiedensten Dinge, welche ihr in späterer Zeit sicherlich nützlich sein würden. Die auferlegten Prüfungen wurden absolviert.
Nun kniete Chalithra'Xune in ihrer weiten Robe, welche sie stets in ihrer Zofenzeit, an ihrem Leib trug. Ihr eigen erschaffenes Symbol für ihren Stand in der Hierarchie, vielleicht auch um sich immer wieder ins Gewissen zu rufen, welche Prüfungen noch auf sie warten werden und sie sich zumindest in Ansatz im Zaume zu halten sollte.
  
  
Einige der Ilythiiri jedoch durften das ausschweifende Temperament der jungen Priesteranwärterin nicht nur erblicken, sondern zu ihrem leidtragen auch selber erfahren und spüren.
Der Wanre Faern zum Beispiel war schlicht zu aufdringlich, zumindest in den Augen der Zofe. Eigentlich wollte er nur an seine Truhe greifen, musste dabei die Hand an der Dunkelelfe vorbeiführen und straff nur hauch zart den feinen Stoff ihrer Gewänder. Doch endete dies damit, dass dieser vor ihr kniete, den Arm verdreht und nur noch schmerzverzerrte Töne von sich gab.
Aber wenigstens traute sich dieser etwas, seine dreisten Worte im Anschluss und bei weiteren Begebenheiten unterstreichen dies nur. Er scheint einen starken eigenen Willen zu besitzen, doch verrieten stets seine Blicke die Schwäche, welche in ihm wohnte – der Trieb. Sein Begehren war eindeutig. Sollte er jedoch weiter auf diesem Weg schreiten, seinen eigenen Willen durch heimtückisches Umgarnen zu erreichen und dadurch sein gänzliches Potential als Magier ausschöpfen können, könnten sie vielleicht irgendwann gar auf Augenhöhe stehen. Wenn auch die vielleicht baldige Priesterin sich immer auf die Zehenspitzen im Namen des Glauben stellen konnte und ihn somit erneut übertrumpft. Im Bewusstsein dessen, das er vielleicht eines Tages mehr als nur nützlich sein konnte, gewährte ihm die Dunkelelfe zumindest einen Teil seines Ur-inneren Triebes zu erfüllen. Wenn auch nur durch gewisse Nähe und das erlauben seines Blickes auf prekäre Stellen des Körpers. Wenn auch die Dunkelelfe sich selber dabei erwischte, wie sie selber an mehr dachte. Aber diese Belohnung sollte er sich wirklich erarbeiten und gewisse Erfolge aufweisen.
  
Andere Männchen durften auf nicht soviel nachhaltige Zurückhaltung hoffen. Ob ein flapsiger Umgangston, ohne Titelbekundung, Unfähigkeit im Kampf, oder ein Wort zu viel an der falschen Stelle, es wurde gnadenlos abgestraft. Selbst eine der Sargtlin, eigentlich 'treue' Wegbegleiterin, durfte in manchen Situationen bemerken:
'Diese Elfe sollte man mit Vorsicht genießen.'
  
Ihre Handlungen wurden gar durch einige der Priesterinnen noch bestärkt. Sie solle die Männchen treiben, die Peitsche stets griffbereit halten. Diese Nachlässigkeit, der Priesteranwärterin so freie Hand zu lassen, sollte eine von ihnen irgendwann spüren...
  
  
Doch nun verharrte sie in der unterwürfigen Haltung vor der Botin ihrer Göttin. Die filigrane Erscheinung war vom Blut überströmt, die Gewänder durchtränkt. Noch immer hielt sie den Ritualdolch mit festen Griff in der Hand. Vor ihr lag, in seiner eigenen Blutlache, der schlaffe Körper des Vhaeraunanhängers. Die Zofe Lloths schien zufrieden, ihre Aufmerksamkeit verblieb anscheinend auf Chalithra'xune, welche auch den letzten Schritt auf ihrem Weg zu Yathrin absolvierte. Die junge Elfe hoffte noch weitere Dinge zu vernehmen, ihre Herkunft war immer noch ein Mysterium, doch sollte dies für den Augenblick alles sein, die Yochlol verschwand.
  
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Abseits der neu gewonnen Macht und Stellung, beschäftigte sich die Dunkelelfe immer wieder mit dieser Begegnung. Die Schicksalsweberin schien gewollt zu haben, das sie hier strandete. War dies doch der Ort, an dem alles was Vergangenheit war, vergessen ist. Doch im Inneren war der Drang immer noch Vorhanden, zu erfahren, was in ihrer Heimat passiert ist und das Mysterium ihrer Herkunft gänzlich aufzudecken. Nur durch den Tatendrang wurde dies aber zurück gestellt. Ein erstes Opfer ihrer hinterhältigen Machenschaften wurde auserkoren, mehr durch Zufall ergab sich diese Gelegenheit und ein Mensch spielte eine große Rolle in diesem 'Spiel'. Auch wenn der Plan stellenweise Lücken aufwies und das Resultat immer noch nicht zur Gänze entfaltet wurde, hoffte sie darauf das ihre Göttin die Gunst gewährte, um weitere Einblicke zu erhalten.
  
  
Es war die Mutter Oberin selber, welche sie auf ihre Weihe ansprach und ein verheißungsvolles Serum parat hielt, um in die tieferen Ebenen der Meditation einzutauchen und erneute Kontaktaufnahme mit der Zofe ihrer Göttin aufzunehmen. In dieser blinden Neugierde der jungen Priesterin benötigte die erfahrene Erzpriesterin nicht wirklich viel Überzeugungsarbeit. Nach einem kurzen Gespräch und verheißungsvollen Versprechungen über die Wirkungsweisen des Serums willigte die junge Priesterin ein. Es wurde ihr gar ein privates Zimmer mitten in Sold'Orbb zur Verfügung gestellt, um komplett ungestört zu verbleiben. Es bedurfte nur ein spezielles Wort in der Gastronomie und der Dunkelelfe wurde der Schlüssel zum vermeintlich sicheren Zimmer überreicht.
In diesem Zimmer herrschte bereits eine spirituelle Umgebung, Ritualkerzen tauchten diesen Ort in eine dämmrige, von Dunst durchzogene Kammer. Anscheinend wurde dieser Ort des öfteren für diese Zwecke benutzt. Chalithra'Xune benötigte nicht lange, um sich vorzubereiten, ehe das Serum schon in den Hals sickerte.
Die Atmosphäre um sie herum wurde immer erdrückender. Alles um sie herum schien auf sie zuzufließen. Leises Kratzen kündigte eine Schar von kleinen Spinnen an, welche sich ebenso kontinuierlich weiter auf sie zubewegten. Die Sinne wurden immer stumpfer, sie dämmerte langsam in sich zusammen. Der Oberkörper schwankte seicht hin und her. Sämtliche Fähigkeiten schwemmen davon, sie glitt ab in die Bewusstlosigkeit. Das leise Klacken am Türschloss, Aufschieben der Tür und die leisen, hinterhältigen Worte vernahm sie schon nicht mehr.
  
  
Sie war mit einem Schlag hellwach, doch die Umgebung hat sich gewandelt. Ein Korridor tat sich vor ihren Augen auf, am Ende hockte eine Gestalt, welche leise flehende Worte von sich gab. Im Hintergrund konnte man ein waberndes Geräusch vernehmen, als würde dort irgendetwas in den Schatten lauern und ständig seine Erscheinung verändert. Die Stimme, welche sich nach kurze Zeit direkt an ihr Ohr legte, fühlte sich hart und verachtend an. Chalithra'Xune zuckte gar erschrocken hoch, als sie die Yochlol ganz in ihrer Nähe vernahm. Ihre Erscheinung hätte ästhetischer nicht sein können. Kein einziger Makel war an dieser Dunkelelfe sichtbar, perfekt und erbarmungslos im Blick. „Spar die die Luft für den Pfad, der vor dir liegt.. erreichst du sein Ende.. werden wir sehen, ob du meiner Botschaft würdig bist. Deine Schwäche... ich kann sie riechen.“
  
Schatten hüllten diese perfekte Dunkelelfe ein, nur noch diese flehende Gestalt vor der verschlossenen Tür blieb zurück. Es war eine weitere Priesterin, vor ihr eine Blutlache. Sie flehte um Einlass, das Opfer dafür wurde erbracht, doch weiterhin würde ihr der Zutritt verwehrt. Als sie die näher kommende Chalithra'Xune bemerkte, versuchte diese die junge Priesterin zu beschwören, sie solle ihr helfen. Gemeinsam werden sie den Eintritt erlangen. 'Wozu?' Dachte sich die Dunkelelfe nur, sie wird keinem unwürdigen Wesen helfen. Wenn sie es nicht alleine schafft, hat sie es auch nicht verdient den weiteren Weg zu beschreiten. Neben der hockenden Elfe lag der Ritualdolch, mit dem sie anscheinend das Opfer bereitet hatte. Dies war viel eher Objekt der Begierde für Chalithra'xune. Gerade als sie diesen ergreifen wollte, riss die Flehende ihre Hand ebenso darüber. Die beiden Elfen starrten sich an, beide wussten anscheinend was nun passieren würde. Im tiefen Neid, der anderen kein Stück zu gönnen entbrannte das Handgemenge, aus dem nur eine Leben hervortreten würde. Diese hockende Priesterin zögerte keinen Moment und schlug mit der freien Hand nach dem Kopf, diese wiederum stieg mit ihrem Stiefel auf den Unterarm der Knienden, um den Griff am Dolch zu lösen. Das furienhafte umher schlagen, um die Oberhand zu erhalten dauerte nur einige Augenblicke, der schlichte Vorteil aus der stehenden Position wurde ausgenutzt und diese schwache Gestalt zu Boden gedrückt, der Dolch immer noch fest umklammert von beiden Frauen, drang jedoch immer weiter in in die Richtung der Hauptschlagader der Knienden. Selbst der würgende Griff an der eigenen Kehle, wodurch sie beinah sämtliche Sinne verloren hat, konnte den Druck auf den Dolch nicht aufhalten. Als die Dolchspitze das Fleisch durchstoßen hat, entweicht nur noch erstickte Schmerzenslaute und der letzte Lebenshauch den Lippen dieser schwachen Gestalt. „Stiiirrb!“ Brachte Chalithra'xune unter lautem Knurren hervor, während der Leib ihrer Kontrahentin schließlich erschlaffte. Das Blut ergoss sich in der Ritualschale und die zuvor verschlossene Tür klappte unter leisem Scharren auf. Ungewöhnliche Stärke bemerkte sie, als hätte dieser Kampf gar nicht wirklich stattgefunden. Das Kleid erneut versunken im Blut, erhob sich die junge Priesterin und durchschritt die Pforte, ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen.
  
Weitere Prüfungen folgten nach dieser Tür. Alles wirkte so realistisch, nie hätte sie geglaubt, dass dies nicht die Wirklichkeit ist. Dieser Irrgarten aus Spinnenweben, die Stimme der Yochlol, oder auch die Ebenbilder der Priesterinnen aus dem Haus Filifar schienen deutlich vor ihren Augen.
Sie durchschritt die Prüfungen, anscheinend erfolgreich, denn die Zofe Lloths kam mit einem Präsent wieder aus dem Schatten geglitten, welches um den Hals der jungen Priesterin gelegt wurde. Es passierte viel zu viel in dieser unwirklichen Umgebung, die Frage, welche Chalithra'xune in ihrem Inneren innewohnte, wurde wieder nicht gestellt. Zu spät, erneut.
  
  
Die Umgebung versank im dunklen matt und zumindest gefühlt direkt danach befand sie sich wieder in diesem einsamen Zimmer. Wie lange sie weggetreten war, konnte sie selber nicht einschätzen. Doch ihre Reise schien auch die Wirklichkeit zu beeinflussen, als sie ihre Sinne wieder gesammelt hatte, konnte sie dieses Schimmern im Augenwinkel wahrnehmen. Es war die Kette aus ihrem Traum, sie hing direkt neben ihr. Ein Zeichen Lloth's, zumindest dachte die junge Priesterin dies. Zwar noch geschwächt von der Reise ins Innere, doch zielstrebig wurde nach dieser gegriffen und ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden, das etwas damit vielleicht nicht in Ordnung sein könnte, wurde sie um den Hals gelegt.
 
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