Eine heilige Botschaft im Unterreich

[Lyanos Deazul]

Die Ilharess hatte eine Nachricht überbracht. Wie zu erwarten gewesen war, hatte sie sich dem großzügigen Angebot der Truchsess, sich einem Gericht zu stellen und Läuterung zu erfahren, widersetzt. Ihre Antwort war jedoch an Frevel und Niedertracht nicht zu überbieten gewesen, in ihrer grausamen Natur hatte sie die Nachricht mit einem Gift unbekannter Natur belegt, welches Sloans Leben in Gefahr gebracht hatte. Eine Drohung, es war eine offene Drohung an alle frommen Gläubigen des Herrn und Streiter des Lichts gewesen. Während eines Zusammentreffens von Sloan, der Truchsess selbst und Argus wurden Informationen zu dem Vorfall ausgetauscht und weitere Schritte besprochen. Ein Vorschlag wurde der Truchsess unterbreitet. Am wichtigsten war nun, keine Zeit zu verschwenden, sondern entschieden vorzugehen und Stärke zu demonstrieren. Die Wut, die Argus im ersten Augenblick verspürt hatte, war kalter Entschlossenheit gewichen. Niemals würde ein Akt gegen die Krone und eine weltliche Vertreterin des Herrn selbst, ungeahndet bleiben. Und so zogen sie später aus. An der Seite des hünenhaften Schmiedes Knut, der edlen Truchsess Fenria, des Ogerschlächters Dakmor und mit dem Segen der Amazonenpriesterin Samira suchten die Streiter die finsteren Höhlen auf. Während sich die Gruppe unheiligen Dämonen stellte, war ihr Ziel dieses Mal jedoch ein anderes, eine Spinnenkönigin, die zwischen jenen Unwesen ihr Netz gesponnen hatte. Als sich die Spinne aus dem Netz heraus auf die Recken stürzte, trennten sie jener koordiniert die Beine ab, anschließend fuhr Argus‘ berüchtigter Rabenschnabel nieder auf den Schädel der Spinnenkönigin, derer Leben unter verzweifelten Klicklauten entwich. Der Paladin griff zu seiner Axt und trennte den Kopf der Spinne mit einigen Hieben vom Leib, während die restlichen Streiter sich bereits wieder in den Kampf stürzten.



Den übergroßen eingeschlagenen Spinnenkopf verstaute er in einer Tasche und nachdem sie von ihrer heiligen Mission zurückgekehrt waren, setzte Argus ein Schreiben auf. Seine Worte wählte er mit Bedacht, schrieb sie aus dem Herzen und er fühlte das Licht des Herrn in seiner Seele erstrahlen, während er Worte der Gerechtigkeit zu Papier brachte.

 

An die Diener der Spinnengöttin,

Euer unehrenhaftes und frevelhaftes Attentat auf eine demütige Dienerin des Herrn stellt ein unverzeihliches Verbrechen gegenüber der Schöpfung des Allmächtigen selbst dar. Die Verunreinigung der heiligen Schöpfung durch jegliche Diener und Verbündeten der Spinnengöttin wird nicht länger Duldung erfahren. Eure Anrufung durch Ketzerei, Mord und Versklavung soll tausendfach vergolten und durch gerechte Läuterung in der heiligen Flamme Antwort erhalten. Wisset, dass der gesegnete Hammer der Rechtschaffenheit euer Vollstrecker sein soll.

Verzweifelt nicht, euer Urteil ist verkündet.

In nomine Domini

Als er fertig war, versiegelte er das Pergament mit dem Wappen des Ordens, ein schlichtes Ankh aus rotem Wachs und brach auf. Sein Ziel waren die Titankäferberge, wo er von einem Abstieg ins Unterreich wusste. Man nahm an, dass es unzählige Zugänge zum Unterreich gab, doch nur ein Bruchteil davon war bekannt und zahlreiche Abenteurer die sich mutig hinab wagten, kehrten nicht zurück. Argus nahm den Beutel, der den Kopf und die versiegelte Nachricht beinhaltete und warf ihn von seinem Pferd aus hinab in die Dunkelheit. Er vertraute darauf, dass die Späher der Drow ihn finden würden, schließlich gab es regelmäßige Sichtungen in diesem Gebiet. 



Er harrte einem Moment aus und lauschte dem Geräusch der Tasche die den Abstieg hinunter fiel, bis er sicher war, dass diese zum erliegen gekommen war. Anschließend ritt er davon, die heilige Rüstung erstrahlte im reinen Licht der Sonne.
 

[Jalynfein]

*Kurz nachdem der ominöse Beutel im Unterreich gelandet war, machte sich auch schon ein Velguk, ein Assassine des ersten Hauses Filifar, daran, den Beutel zu bergen und direkt zur schwarzen Festung zu bringen. Dort angekommen traf er sogleich auf den Qu’el’Faeruk Jalynfein. Jener nahm den Beutel an, da die Ilharess sich zur Meditation zurückgezogen hatte und nicht gestört werden wollte.*

*Jalynfein öffnete vorsichtig den Beutel und schaute hinein. Als das verbliebene, rechte, orangene Auge den Kopf der Spinnenkönigin sah, zischelte er:*

„Dies kann nur eine Tat von diesen widerwärtigen Oberweltlern aus Silberburg sein. Sie werden sich nicht nochmal an den Kindern unserer Schicksal webenden Göttin vergreifen. Die Rache für solche Frevelei werden sie teuer bezahlen.“

*Dann nahm er den Beutel und brachte ihn in einen Nebenraum des Tempels um später mit der Ilharess einen Racheplan zu besprechen.*