Entnervt schritt er durch das Portal, dass ihn wieder nach Silberburg brachte. Viele Wochen schon pendelte er zwischen dem lichten und dem dunklen Reich, um seine Beute im Blick behalten zu können. Es war seltsam die Widergänger Seite an Seite mit Paladinen und Rittern umherstolzieren zu sehen. War es eine tollkühne Art des Versteckspiels, Nervenkitzel oder schlichtweg Torheit die sie dazu verleitet hatte... er konnte es nicht sagen. Abgesehen davon, dass es absurd war, war es über die Maßen lästig für den Werwolf. Hatte der Konflikt außerhalb der Menschenreiche doch den Vorteil, dass er den Wolf von der Leine lassen konnte. Vielleicht war ja das der Grund... doch in Anbetracht der Überheblichkeit seiner Kontrahenten... wohl kaum.
In Silberburg angekommen machte er sich sogleich auf den Weg zur Taverne - musste er sich doch erst wieder mit einer gehörigen Portion Alkohol betäuben um diese Stadt und ihre Menschen ertragen zu können. Selbst hier - oder gerade hier - in der Taverne, hatten die welken Damen der Nacht ihre Fänge ausgebreitet. Glücklicherweise waren sie an diesem Abend nicht anwesend.
Objektiv betrachtet war es ein schickes Etablissement. Die Einrichtung, das Essen und der Wein waren gut genug um auch interessantes Klientel in den Laden zu locken. Die ein oder andere Errungenschaft hatte er schon von dieser Taverne mit nach Hause, oder zumindest in eine ruhige Gasse, gebracht.
Der Platz gegenüber des Kamins sollte es heute sein und schon in dem Moment, indem sein Arsch das Sitzpolster berührte stand Della vor ihm, liebreizend lächelnd und mit einem Weinkühler in der Hand. Seltsam. Er war so oft schon in dieser Taverne, doch niemals wurde ihm hier auch nur irgendetwas kostenlos angeboten. Mit dem Öffnen der Flasche wurde des Rätsels Geheimnis gelüftet. Die feine Wolfsnase erkannte den Duft. Er wusste genau, was ihm gerade serviert wurde und auch wer seine Gönnerin gewesen sein musste. Er musste lachen - glaubte sie wirklich, er wäre so leicht auszutricksen? Noch dazu in eben jener Taverne, von der er wusste dass Katherine dort arbeitete?
Eine ganze Weile lang starrte er den Wein an, seine Gedanken kreisten sich um ihren letzten Austausch und um sein Aufeinandertreffen mit Sorscha. War es ein Fehler, sie am "Leben" gelassen zu haben? All das Gerede über die Vergangenheit und Hilflosigkeit hatte ihn wohlmöglich weich werden lassen.
"Darf ich euch sonst noch etwas bringen, guter Mann?"
Dellas Frage riss ihn wieder aus den Gedanken. Er schüttelte dezent den Kopf - doch scheinbar gereichte das der Schankmaid nicht als Antwort und sie würde immer wieder einen Blick auf Tyladriels Tisch und den Wein, den sie ihm serviert hatte, werfen. Ihr Verhalten war zu untypisch, als dass sie nicht in diesem kleinen Komplott beteiligt sein könnte und es läge in der Natur der Blutsauger, Menschen für ihre eigenen Zwecke zu nutzen und zu manipulieren.
Er tunkte den kleinen Finger in das Glas Wein und schob sich diesen schelmisch grinsend in den Mund. Es würde keine Sekunde dauern, bis er dies bereuen und zusammen zucken würde. Das schale Vampirblut lies seine Sinne Alarm schlagen. Widerlich. Doch es war weniger eine Reaktion auf Gefahr - vielmehr Abscheu und Ekel.
"Es wird Zeit das du den Namen Tzyntares wieder fürchtest Wolf"
Schief grinsend setzte er den Kelch ab - der Nachgeschmack lies ihn nocheinmal zusammen zucken.
"... wieder..." - Er konnte sich kaum ein Lachen verkneifen. Ein Adelshaus dessen Bedeutung beim Überschreiten der eigenen Türschwelle vollends schwand. Ein riesiger Fisch... in einer seichten Pfütze.
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Am nächsten Tag wird die Magierin an der Türe ihre Heilerstube einen Aushang erblicken. Dieser wird auch an weiteren öffentliche Orten angebracht sein und das ein oder Andere Flugblatt wird im Volk umhergehen.
Zirons Schergen wandeln unter uns und bereiten den Einmarsch der Untoten vor - das Konvent gibt sich als Freund, doch praktizieren Sie offenkundig und schamlos Nekromantie! Setzt diesem unheiligen Frevel ein Ende! Nieder mit dem Konvent!
Angst war ein hervorragender Nährboden für das, was er im Sinn hatte - und Silberburg stank seit Wochen schon danach. Warum selbst schuften, wenn Andere die Arbeit für einen erledigen konnten?
Wer A sagt...