Ankunft: Die neue Welt

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Aanatus
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Platsch, platsch

Beitrag von Aanatus »

Nachdem Aanatus von Belszerion das kleine, aber feine, Schreiben in die Hand bekommen hatte, welches ihm Zutritt in das Unterreich sicherte und demnach offiziell machte, was seit seiner Kartographierung der dunklen Gänge im gesprochenen Wort, namentlich durch die Ilharess Mizrae, Bestand hatte, konnte er endlich in Ruhe einer Sache nachgehen, die ihm erst vor kurzem, als er der jungen Barbarin Yura ein paar Molchaugen zeigte, aufgefallen war. Da war nämlich etwas im unterirdischen See, was ihm trotz vieler Male des Vorbeigehens erst damals aufgefallen war. Vielleicht, weil der Wasserspiegel zur Zeit etwas niedriger Stand? Oder einfach nur Glück, dass keine krause Wellenbildung den Blick verwehrte? Wer wusste das schon...sein Ziel war jedoch klar.

Am See angekommen nahm er zuallererst einen erneuten Nachtsichttrank. Bei seinem Vorhaben im Dunklen zu tappen, erschien ihm als sehr riskant. Aanatus' Pupillen weiteten sich sogleich. Er schaute sich um, rammte die Fackel in den Kriesboden nahe dem Ufer - sicher ist sicher - und verharrte nachdenklich für einen Moment.

Unterreich.jpg

Mit Kettenrüstung würde das wohl böse enden. Etwas widerwillig, allein schon ob der düsteren Umgebung, zog er Rüstungsteil für Rüstungsteil aus, bis er splitternackt dastand. Möglichst leise legte er die Kettenteile hinter einen Felsen, dazu den Bogen und Köcher. Selbst das Kurzschwert ließ er dort, samt Scheide, und nahm nur das Jagdmesser aus dem Stiefel. Damit in der Hand ging er in Richtung des Seeufers und tauchte vorsichtig prüfend seinen großen Zehen ins Wasser. "Naja...", murmelte er und schaudert etwas, war es doch ein durchaus kühles Nass. Doch wo war er eigentlich? Der versunkene Grubenhunt? Am heutigen Tage konnte er ihn nicht ausmachen, doch wusste er noch ungefähr, wo er ihn am Seegrund liegen sah. Augen zu und durch. Er klemmte sein Jagdmesser zwischen die Zähne und sprang in flachem Winkel ins Wasser hinein. Kurz stockte ihm der Atem ob der Kälte, doch mit kräftigen Schwimmzügen brachte er mit Bewegung etwas Leben in die kurzzeitig erstarrten Gliedmaßen.  Jedem Hinweis wolle er nachgehen, hatte er Ruweena versprochen. Die feurigen Drachenhöhlen und Dämonengänge hatten nichts erbracht, dann eben das Gegenteil: Eisiges Wasser.
Er tauchte zum ersten Mal ab, riss die Augen unter Wasser auf und suchte. Auftauchen, atmen, abtauchen. Schnell schon fühlte er sich in seinem geliebten Element, dem Wasser, wie zuhause. Doch wo war dieser Grubenhunt?
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Aanatus
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Beitrag von Aanatus »

Bibbernd schwamm Aanatus nach mehreren Tauchgängen zurück ans Ufer. Er hatte ein paar Kleinigkeiten aus dem versunkenen Grubenhunt geborgen, manches war seiner Herkunft nach ersichtlich, wie eine alte Spitzhacke, manches war verrostet, anderes hatte Algen angelegt und musste erst zuhause gesäubert werden. Noch wusste er nicht, ob seine Versuche einen Erfolg erbracht hatten, das würde nach der Säuberung der Fundstücke klar sein.
Doch erst der Möbelmarkt....und dann, tagsdrauf, fand die Expedition in die Kanalisation Nebelhafens statt. Wie sehr würde er es bereuen, dort teilgenommen zu haben - zumindest in dem Moment, als er desorientiert durch die Wüste taumelte. Immer in Richtung Norden.

Im Kopf die Bilder eines riesigen Dämons, der nach ihm trat. Der ihn vorweg entwaffnete und hochhob, wie ein Kinderspielzeug. Dann Schmerzen. Dann das Geräusch eines Splitterns. Sein kaputter Schild. Sein zertrümmerter Unterarm, der gleichzeitig verbrannt schien. Unglaubliche Schmerzen. Dann die Schwärze tiefer Bewusstlosigkeit, durchdrungen von seltsamen Stimmen. Dann ein Licht, welches heilte und gleichzeitig furchtbar wehtat. Ein grüner Mann vor sich, der ihn bei der Hand nahm und aus der Kanalisation führte.

All diese Bilder, Geräusche, Eindrücke - wie lange waren sie her, als sie geschahen? Wie eine Marionette ging er durch Wüste und Steppe. Mehrmals musste er rasten. Aus Erschöpfung oder weil ihn seltsame "Erinnerungen" heimsuchten.

nachderkanalisation.jpg

Er wollte nur nach Nebelhafen zurück. Das war sein Antrieb wieder aufzustehen und mechanisch weiterzustapfen.
 
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Aanatus
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Genesung

Beitrag von Aanatus »

Schiene vom Unterarm runter nehmen, Knochenposition prüfen, notfalls nachjustieren, heilende Worte und ein neuer Verband, danach die Schiene wieder auf den Unterarm. Das Prozedere war für Aanatus in den letzten Tagen zur Normalität geworden. Soriya übernahm die Wundbehandlung, die örtliche Heilerin half aus und ihm selbst blieb nichts anderes, als sich zu schonen. Manche Tätigkeiten funktionierten zum Glück mit seiner rechten Hand, er konzentrierte sich also auf alchemistische Studien und machte Skizzen für diverse Projekte, welche er schon länger im Kopf hatte. Einerseits Baupläne, aber endlich konnte er sich auch wieder der Fauna und Flora der neuen Welt widmen. Die Studien hatte er seit der letzten Expedition in Inselneuland ruhen gelassen, zu viele andere Verpflichtungen waren auf ihn zugekommen. Doch nun genoss er die ruhigen Momente in der Natur und da er sich entschlossen hatte, als ersters Biotop den Schlangenhain zu studieren, waren die Wege zur täglichen Nachbehandlung kurz. Zufrieden stellte er merkliche Verbesserungen am Zustand seines linken Unterarms fest, die Knochen schienen gerade und gut zu verheilen. Sorgen bereitete ihm nur dieses seltsame Gefühl, welches zeitweise direkt unter der Narbe des Bruches aufzuflimmern schien: Ein Kribbeln, welches sich - so seltsam das klingt - 'gut' und 'schlecht' in einem anfühlte. Es trat ab und zu auf, war nicht ständig da,..eine unerklärliche Tatsache, welche er den Heilerinnen verschwieg.
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Aanatus
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Zurück in Nebelhafen

Beitrag von Aanatus »

Einige Wochenläufe waren vergangen. Scheinbar eine lange Zeit, denn einiges schien sich währenddessen abgespielt zu haben, wie er bald schon erfahren würde. Die Zeit in der Wildnis war Aanatus eigentlich gar nicht so lange vorgekommen. Er kam in den späten Abendstunden an der Brücke Nebelhafens an. Zu Pferd, zwei Packpferde hinter sich führend. Sein Hütehund  Wulf stelzte hochbeinig nebenher. Die Pferde ächzten zwar nicht unter der Last ihrer Packtaschen, allerdings merkte man deutlich, dass das Gepäck nicht unwesentlich groß war. Aanatus hatte die beiden Tiere irgendwann im Laufe seiner Odyssee  von einer Karawane abkaufen müssen, als er bemerkt hatte, dass sein „Ausflug“ mehr als das wurde. Eine Reise. Was war geschehen? Anfangs war er mit dem Ziel aufgebrochen, nach all den Tagen des Studierens und Forschens, endlich wieder etwas Bewegung zu bekommen. Bedingt durch die schwere Verletzung an seinem linken Unterarm, der ja in der Kanalisation Solgards von einem Dämonenprinzen zertrümmert worden war und sorgsam gepflegt durch Solyia und der örtlichen Heilerin Nebelhafens langsam heilte, war er zuvor eine für ihn lange Zeit in seinem Heimatort „festgesessen“. Er musste also raus und das Ziel war die weitere Erforschung von Fauna, Flora und Geologie der Insel gewesen. Geplant war nicht mehr als ein Wochenlauf bis zu seiner Rückkehr. Doch neben seiner Forschung zu den Gegebenheiten der Insel, welche ihrerseits schon ein Fass ohne Boden zu sein schien, kam noch hinzu, dass sich dieses seltsame Gefühl in seinem Unterarm immer wieder bemerkbar machte. Dieses Kribbeln, welches er nicht anders beschreiben konnte, als „gut“ und schlecht“ zugleich. Angenehm und gleichzeitig abstoßend. Erwünscht und gefürchtet in einem. Scheinbar ohne besonderen Grund trat es immer wieder auf. Erst an dem Tag, als er langsam zurückkehren wollte, begann Aanatus zu ahnen, dass nicht nur Zufall dabei mitschwang: Er durchstreifte gerade einen Wald und fand dabei einen verlassenen Schrein. Mehr ein verwitterter Stein, fast vollständig verwachsen, aber dennoch konnte man noch Symbole der Andacht erkennen. Als Aanatus näher trat, begann das Kribbeln. Es erinnerte ihn wie immer an den Moment, als ihm der Lichtgläubige in der Kanalisation erste Linderung verschaffte und den total deformierten Unterarm, mehr Brei als kompakte Masse, mit einem Segen zu einem zumindest armähnlichen Objekt zurückverhalf. Erleichterung und Entsetzen, positiv und negativ zugleich. Ähnliches war ihm zwei Tage zuvor an einer Kapelle am Straßenrand passiert, als er – nicht religiös und dem Ort gar nicht viel Aufmerksamkeit schenkend – vorbeigeritten war. Ihm kam nun der Verdacht, dass eventuell Spirituelles mit all dem zusammenhing. Dies veranlasste ihn dazu, die ihm bekannten Orte dieser Art aufzusuchen: Schreine, Altare, Steinkreise, energetische Waldlichtungen, Monolithen und so weiter. Überall dasselbe. Egal ob ein Ort der Dunkelheit oder des Lichtes. Das Kribbeln trat konsequent auf. Manchmal verebbte es schnell, manchmal blieb es etwas länger bestehen. So oder so: Es bestätigte seinen Verdacht, dass Spiritualität – oder wie auch immer man die Energie der Lichten und Dunklen bezeichnen mag –  wohl Auslöser dieses Zustandes war. Bestätigt würde ihm das schon einen Tag nach seiner Rückkehr werden, als er das erste Mal seit Wochen wieder zu den Waffen griff und während einer Gildenjagd von der Ilharess Mizrae einen Segen erhielt. Dasselbe Kribbeln. Er musste Ruweena finden. Nicht nur deshalb. Sowieso.
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Aanatus
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Eine aufs Maul

Beitrag von Aanatus »

Aanatus lernte, dass weder jede hübsche Dame ein Sonnenschein war, noch jede hübsche Dame gerne Sonnenschein genannt werden wollte. Die Lektion war recht eindrucksvoll, denn - wenngleich er das Gespräch mit einer Entschuldigung ob der Banalität dieser halb als Kompliment gemeinten Bezeichnung noch in den Rahmen der Zivilisiertheit lenken wollte - sprach die Reiterin schon einen Stärkungszauber auf sich und eröffnete eine ernstere Situation, welche sich bald schon in arkanen Machenschaften ihrerseits entluden. Nicht vorbereitet auf das Spektakel ging Aanatus schlussendlich nach wenigen gekonterten Pfeilschüssen zu Boden, als ihm nach einem weiteren Zauber schwarz vor Augen wurde. Als er wieder zu sich kam, musste er sich eingestehen, die Dame unterschätzt zu haben. Die ganze Situation vermutlich. Lehrhaft, wie schmerzhaft in einem. Glücklicherweise waren die Wunden oberflächlich, mehr Kopfweh als etwaige andre Sorgen. Noch erfreulicher war der Tonfall des nachfolgenden Gesprächs. Die Unbekannte hatte damit seinen Respekt gewonnen. Zu schade, dass sie sich nicht vorgestellt hatte - aber es würde sicher ein Wiedersehen geben, das Gesicht und die von Katherine signierte Rüstung behielt er sich zumindest im Kopf.
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Aanatus
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Veronica Avicia. Oder: Der vermisste Magus

Beitrag von Aanatus »

Als Aanatus einen seiner täglichen Kontrollritte durch den Schlangenhain und das östliche Seebachtal machte, wurde er endlich fündig. Die Personenbschreibung von Noa war recht gut gewesen, scheinbar funktionierte das besser bei ihm als sich Namen zu merken. Immerhin stand er nun vor der Dame, die er schon seit Tagen suchte: Veronica Avicia. Die Schülerin des vermissten Magus Pherendanz. Aanatus hatte Noa versprochen, der Sache nachzugehen. Immerhin waren Schülerin und Meister in Nebelhafen angekommen und auch dort war es, wo sich die Spur des Meisters verloren hatte. Kurz nach der Ankunft schon. So stellte sich Aanatus der Schülerin vor und kam schnell zum Eigentlichen: Er stellte viele Fragen, ließ sich den Magus nochmals beschreiben und erbat auch einen persönlichen Gegenstand von dem Vermissten, um eventuell damit das Näschen seines Hundes auf eine Spur zu bringen. Veronica besaß einen solchen Gegenstand, welcher nicht durch tausend Hände gegangen ist: Ein Trinkschlauch, den sie am Tag vor dem Verschwinden für den Meister auffüllte und der wohl dessen Geruch an sich haften hatte - nahezu unverfälscht, so hoffte Aanatus. Sie ritten nach Nebelhafen, damit der Gegenstand übergeben werden konnte. Aanatus nutzte die gemeinsame Zeit, um noch ein paar Fragen zu stellen: Hatte der Magus Feinde? Könnte er sich bei der Suche nach Reagenzien im neuen Umfeld verirrt haben? Welcher arkanen Richtung war er zugetan? Er versuchte alles Erdenkliche zu erfahren, um das Bild ein bisschen klarer zu machen. Viel war es immer noch nicht, was er an Anhaltspunkten hatte. Aber er hatte den Trinkschlauch. Und seinen Hund Wulf.
Diesen holte er vom örtlichen Stall ab, wo er immer noch untergebracht war und nach einer überschwänglichen Begrüßung des riesigen Hütehundes gab es erstmals einen großen Happen Fleisch für ihn. Dann ließ er ihn am Trinkschlauch schnüffeln. Doch wo sollte die Suche beginnen? Am Hafen seien sie gewesen, wohl ein guter Ausgangspunkt für eine Suche. Aanatus ließ den Hund neben sich Fuß gehen und stapfte zum Hafen. Dort ließ er den Hund nochmals an dem Gegenstand des Vermissten riechen und kommandierte danach leise, aber bestimmt: "Such!"
Wulfs Schnauze fand sofort den Erdboden. Schnüffelnd  verblieb sie dort, als er seine Kreise im Hafengebiet zog. In für Aanatus nicht nachvollziehbaren Mustern lief der Hund das Gebiet ab, bis er plötzlich stocksteif stehen blieb und ein einziges Mal kehlig anschlug: WUFF!
"Braver Wulf - such weiter!" Höchst erfreut und voller angespannter Neugierde sah Aanatus nun, wie aus dem Kreisen des Hundes ein geradliniger Weg wurde. Langbeinig stakste er vom Hafengebiet in Richtung der Brücke stadtauswärts. Eine Fährte also! Aufgeregt ging Aanatus hinterher. Für ein Pferd war keine Zeit mehr. Er musste ordentlich die Füße in die Hand nehmen, um dem Hund zu folgen. Der Weg führte stadtauswärts, über die Brücke in Richtung Schlangenhain. Dann ein erneutes, einzelnes Bellen: WUFF! Wieder stand der Hund wie angewurzelt da. Aanatus blickte sich um. Weit und breit nichts zu sehen. "Was willst du mir sagen, Großer", murmelte er, den Boden absuchend. Noch ein einzelnes Bellen. Der Hunbd stand etwas abseits des Weges im halbhohen Gras. Doch so oft Aanatus auch neben ihm den Boden absuchte, er fand keinen Gegenstand. Doch dann....ein Hufabdruck...etwas abseits des Weges, weiter weg von der Vielzahl an Abdrücken der Handelsstraße. Er beugte sich hinunter und strich mit zwei Fingern dem Abdruck entlang. Wulf reagierte sofort, winselte freudig und steckte die Schnauze zu seiner Hand, womit beide den Abdruck berührten. "Das also willst du mir zeigen?", murmelte Aanatus. Ohne einen weiteren Befehl abzuwarten, als hätte er die Worte verstanden, rannte der Hund - die Schnauze witternd am Boden - wieder los. Der Weg führte nach Süden.
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Aanatus
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Flugblättchen + Suche

Beitrag von Aanatus »

Aanatus' Blick glitt über das Pergament und sein Blick erstarrte kurz, als er scheinbar ein Abbild seinerselbst darauf erkannte.  Gar ein Steckbrief? Was war denn nun schon wieder los? Sichtlich des Ärgers rund um seine Person überdrüssig schaute er den Zettel genauer an. Seine finstere Miene erhellte sich langsam bei der ersten Strophe, wurde dann zu einem säuerlichen Lächeln - "Einfaltspinsel, soso", dann zu einem liebevollen Blick bei der Erwähnung von Ru und am Ende musste er herzhaft lachen, auch wenn es um seinen eigenen Tod ging. Die Schreibfeder...mhmhm....mutige Person. Aber zweifelsohne begabt in Wort und Zeichnung, so dachte er sich. Ein Bierchen würde er ihm oder ihr schon zahlen, würde man sich kennenlernen...

Aber es gab Wichtigeres. Der vermisste Magus. Die Spur führte nach Süden, soweit, so gut. Sein Hund Wulf, erschöpft von der Suche, brauchte eine Pause, doch....Aanatus begann zu erahnen, wo die Spur enden könnte. Er musste Veronica finden. Und fand sie früher als erwartet. Zusammen mit Fel stand sie in Nebelhafen und sprachen. Wohl auch über das besagte Thema. Es gab schon Pläne. Gute Ideen. Schlechte Ideen. Beides war dabei. Man begann zu dritt herauszufiltern, wie man vorgehen konnte. Alles nahm Gestalt an...
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Aanatus
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Ein langer Tag

Beitrag von Aanatus »

Nach langer Zeit fand Aanatus mal wieder mit Darius zusammen - zufällig - und man begab sich auf eine gemeinsame Jagd, bei der man auch noch von Seskel, Rou und einem seltsamen Begleiter kurzzeitig Begleitung bekam. Sie teilten sich die Ausbeute der ergiebigen Höhle und so ging jeder zufrieden nach Hause. Dort angekommen rannte er sogleich Veronica und Katherine in die Arme, welche ihrerseits inmitten der Hauptstraße Nebelhafens im Gespräch vertieft waren. Da Aanatus auf dem Weg nach Solgard war und ohnehin der Straße entlang musste, zügelte er neugierig das Pferd und lauschte dem Gespräch aus höflich gewählter Entfernung. Als sich die beiden Damen zu ihm wandten, grüßte er und wollte schon weiter, doch ergab sich ein kleines Gespräch rund um einen Besuch der jungen Magierschülerin in Surom. Veronica schien sich unsicher zu sein, dorthin zu reisen, doch Aanatus winkte beschwichtigend ab. Und so ging die junge Dame in Richtung Bank, um sich für ihre Reise nach Süden bereitzumachen.
Die beiden an der Straße Verbliebenen, Katherine und Aanatus, nutzten die Zeit für ein paar Worte. Sie sagt ihm, dass sie sein Bild von Sorsha als ansprechend empfand und selbst auch ein Bildnis haben will. Er erbat um ein wachsames Auge für einen sicheren Aufenthalt der jungen Magierin, wenn es nach Surom ging. Beide einigten sich schnell und als Veronica von der Bank zurück war, öffnete Katherine ein magisches Tor und beide verschwanden - wohl in Richtung Surom.

Nun konnte er seinen Ritt nach Solgard angehen. Genauer gesagt: In das knutschende Walross, die Spelunke von Knut, welche an diesem Tag eröffnet werden sollte. Schon als er in das Hafenviertel kam, wurde ihm bewusst, dass Knut in seinem Aushang wohl nicht zu viel versprochen hatte. Beim Eintreten ins Gebäude dann bestätigte sich seine Vermutung, als eine leicht bekleidete Dame inmitten des Raumes auf einer Bühne tanzte. Aanatus wollte zwar nicht hinschauen, aber...seine Beine bewegten sich nicht mehr und er musste deshalb wohl etwas in dem Raum verharren. Als die Tänzerin ihn zu sich rief, wurde ihm die Sache etwas zu heiß und er beeilte sich, in den eigentlichen Wirtsraum zu kommen. Dort überreichte er Knut sein Mitbringsel, ein Fass voller "Innerem Auge". Mit einer Warnung über die Stärke des Gesöffs, welche Knut scheinbar nicht ernst nahm, gratulierte Aanatus dem Spelunkenbesitzer zu dieser gut besuchten Eröffnung. Dann konnte er sich nur noch erinnern, ein oder zwei Schnäpse getrunken zu haben - irgendwann fand er sich selbst in Nebelhafen wieder, scheinbar schon inmitten in der Nacht - am Hang in Richtung Bach. Gemütlich liegend. So gemütlich und immer noch betrunken, dass er sich entschloss, liegen zu bleiben. Sein Hund - vermutete er - würde schon Wache halten. Woher der plötzlich kam, hinterfragte er genausowenig, wie die Tatsache, dass einige Glasflaschen, manche voll, manche leer, neben ihm im Gras lagen. Daneben sein Mörser.


Prost.jpg
 
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Aanatus
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Suche in Surom

Beitrag von Aanatus »

Aanatus öffnete die Tür zum gemeinsamen Tavernenzimmer und stolperte gleich mal über den ersten unfertigen Bogen, der umfallend in einem Dominoeffekt zwei an die Wand gelehnte Armbrüste umstieß, worauf alles in einem Haufen aus Drachenknochenstücken, Lederfetzen und Metallbarren landete. Man merke, dass Ruweena eine Zeit lang auf Reisen war – das Chaos war gewaltig. Zusätzlich hatte er einige Aufträge zu erledigen gehabt und befasste sich nebenher – wie schon direkt nach seiner Meisterprüfung in der Schnitzerei – mit neuen Methoden zum Bogenbau. Recht erfolglos im Moment, denn seine Wunschvorstellung, effektiv drei unterschiedliche Ledersorten mit den jeweiligen Effekteigenschaften in einem Bogen zu verbauen, waren entweder an der Unzulänglichkeit der Handhabung, namentlich ein viel zu dicker Griffbereich, oder daran gescheitert, dass schlichtweg die zu erwarteten Effekte des Leders nicht eingetreten waren. Vielleicht sollte er sich auf etwas Anderes konzentrieren, wie etwa seine zweite Idee, nämlich einer verbesserten Fixierung der Bogensehne.

Doch auch das musste vorerst warten, denn er hatte Veronica versprochen, selbst Nachsicht nach ihrem Meister zu halten. Nach Surom also. Er hatte sich schlichtes Gewand eines Wandergesellen besorgt und begann nun, ein Haarfärbemittel vorzubereiten. Dazu ein falscher Bart, etwas Schmutz im Gesicht – das sollte reichen. So brach er im Dunklen der Nacht in Richtung Süden auf, passierte die unbefestigte Grenze und stapfte, an einen Gehstock gestützt und mit der anderen einen alten Packesel führend, immer weiter in das Reich hinein. Bei den Stadttoren angekommen war es schon längst Tag geworden. Die Wache fragte recht uninteressiert nach seinem Begehr, er antwortete, dass er von einem Herbstfest gehört habe, worauf die Wache kurz angebunden meinte, dass er dafür zu spät sei.  Wie schade, ob es denn auch nach dem Fest noch Bedarf an berauschenden Tränken, Heilmittel und anderen nützlichen Tinkturen gebe?   Mit diesen Worten zog er eine wunderschöne Flasche aus der Packtasche des Esels, hielt sie der Wache hin und meinte verschwörerisch: „Bester Blutwein der alten Welt!“  Die Wache blickte sich kurz um und ließ die Flasche sogleich im Mantel verschwinden. Mit einem gönnerhaften Wink wurde ihm Einlass gewährt. Der Marktplatz sei in dieser Richtung, murmelte die Wache noch und Aanatus folgte dem Deut.

Langsam durchschritt er die Stadt, schaut sich um, nickte anerkennend, ob der städtischen Entwicklung, blieb aber hinsichtlich seiner Bemühung, Meister Pherendanz zu finden, enttäuscht. Am zentralen Platz angekommen konnte er, kaum war er angekommen, ein paar Tinkturen verkaufen, doch von dem Vermissten, keine Spur. Er verbrachte den ganzen Tag in der Stadt, ereignislos verlief es – was einerseits gut, andererseits schlecht war. Mehr als ein paar Informationen über das Leben in Surom, Alltagsgeschichten der dortigen Städter, konnte er nicht in Erfahrung bringen. Meister Pherendanz blieb verschollen. Mit Einbruch der Dunkelheit machte er sich auf den Heimweg, um Veronica sogleich die leider nicht sehr guten Nachrichten zu überbringen.

 
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Aanatus
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Wegelagerer

Beitrag von Aanatus »

Sein Heimweg verlief weniger entspannt, als er dachte. Interessanterweise gab es auf Suromer Reichsgebiet keine Probleme.  Das musste man den Suromern  lassen, für Ordnung sorgten sie innerhalb ihres Gebietes: Strauchdiebe und Wegelagerer waren dort selten zu finden. Doch kurz nach der Reichsgrenze, nach dem Asterntal – schon im lichten Wald des südlichen Schlangenhains – vernahm er ein Knacken aus dem Wald und einen Ruf durch das Halbdunkel der Mondnacht: „Halt!“

Aanatus, der neben seinem Packpferd hertrottete, sah sich um und sah schon zwei zerlumpte Gestalten aus dem Gehölz kommen. Sie waren noch ein gutes Stück entfernt und Aanatus musterte ihre Ausrüstung: Schäbige Lederrüstungen, wild zusammengewürfelt. Etwas, was ein Hufschmied mit viel Phantasie Säbel nennen würde, ein Waffenschmied hingegen mit Brechreiz sofort einschmelzen würde. Der andere ein ebenso schäbiges Schwert. Etwa 50 Fuß von ihm entfernt bauten sich die beiden vor ihm auf der Straße auf und einer rief rüber: „Wegzoll! 10000 Groschen. In einem Beutel. Stell ihn neben dich ab, dann kannst du weitergehen.“ Aanatus, noch immer wortlos, musterte die beiden und meinte dann ruhig: „Machen wir es so: Ihr geht eure Wege und ich vergesse das Ganze hier, weil ich keinerlei Lust habe, zwei Leichen zu beseitigen.“ Der Rädelsführer hob eine Braue. „Wir sind zu zweit. Du alleine.“  Aanatus konterte sofort: „Ihr hab schäbige Nahkampfwaffen, ich einen Bogen.“ Dabei deutete er nur auf den locker am Packsattel befestigten Kurzbogen und den Pfeilköcher auf seinem Rücken. Leider, so dachte er sich, war er nicht beritten, sonst würde er ganz einfach zwei Pinnschüsse verteilen und die dadurch Eingeschränkten einfach reitend hinter sich lassen. Kurz überlegte er noch, ob es Alternativen dazu gäbe, welche ebenfalls unblutig diese Sache lösen könnten, doch dann setzten sich die beiden schon drohend ihre Waffen schwingend in Bewegung. Seufzend nahm Aanatus den Bogen, legte an und ließ den Pfeil von der Sehne surren. Ein Aufschrei bestätigte den Treffer. Ein Blick bestätigte das gewollte Ziel: Der Pfeil steckte im Knie des Wegelagerers, welcher vor Schmerzen schreiend auf seine Wunde blickte. Mit einem Seufzen rief Aanatus rüber: „Nimm deinen Kollegen und hau nun ab. Denk daran: Zwei Krüppel sind schlechter als einer in eurem ‚Geschäft‘…“ Glücklicherweise hinterfragte der Zweite diese Worte in keiner Weise, nahm stützend seinen Banditenpartner und beide verschwanden im Wald.

Aanatus brummte unwillig. Ein Humpelfuß mehr auf dieser Insel. Ohne Pferd blieb ihm nichts Anderes übrig. Ein Wurf mit einem Trank, dafür war die Distanz zu groß gewesen. Vielleicht gab es irgendwelche Alternativen, die er noch nicht im Blick hatte. Er würde sich nun mehr dem Pfeilbau als dem Bogenbau widmen, eventuell gäbe es noch bessere Möglichkeiten als der gute alte Halluzinationspfeil, um Gegner ohne große Verletzungen temporär ruhigzustellen.
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