Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege
- Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Die Angst nach der Schlacht
Irgendwann zum Morgengrauen hatte sich beinahe eine Stille über das Land gesenkt, obwohl noch immer vereinzelt die Kämpfe zwischen Dämonen und Engel um und über der Wettermaschine tobten. Vielleicht rückten die Geräusche für Mirja auch schlicht in den Hintergrund. Zu oft hatte sie Schlachtenlärm schon gehört. Und diese Nacht war ihr Fokus auch auf etwas völlig anderes gerichtet, denn es war wieder einmal Vollmond.
Das machte es für ihr inneres Gleichgewicht nicht einfacher… denn sie wusste schon am Abend, dass Pan in die Schlacht ziehen würde, die sich lange am Horizont aufgestaut hatte. Genauso lange war aber auch klar, dass der Mondzyklus einmal mehr dagegenwirken würde, dass Mirja ihm beistehen konnte oder zumindest – was ebenfalls ihr innigster Wunsch war – auf die Kinder achten konnte. So konnte sie Arken und Selenja nur mit Fenrias Erlaubnis in die Burg der Ritterschaft verfrachten. Natürlich erzählten sie den Kindern, dass auch Mamir in die Schlacht gegen die Bösen ziehen würde… Pan und sie wussten es besser. Mirja schaffte es noch ihren geliebten sturen Krieger zu verabschieden und ein letztes Mal lange anzusehen, still zu beten, ihn am Morgen, wenn der Vollmond sie aus seinen Klauen entließ, wieder lebend zu sehen.
Die gesamte Nacht nahm die Wölfin immer wieder den unnatürlichen Lärm von der Wettermaschine wahr. Auch die anderen Waldbewohner verhielten sich still, als würden sie spüren, dass irgendwas im Argen lag. Und das lag nicht an der Anwesenheit gewiss mehrerer monströser Wölfe in den Wäldern in dieser Nacht… Somit war auch die Jagd nach Beute nur von wenig Erfolg gekrönt und die Wölfin blieb hungrig und wütend zurück. Das war schlecht… sehr schlecht… denn was passierte, wenn sie wütend war, hatten sie erst vor ein paar Tagen erlebt. Und da ging die Sache noch glimpflich aus.
Selbst die Wölfin hatte wohl wenig Interesse an einer Wiederholung, weshalb Mirja am Morgen überrascht feststellte, dass sie irgendwann in der Nacht offenbar den Fluss überquert hatte und ihren Weg zum Alten Kloster gefunden hatte. Wenn man schon keine Rehe Reißen konnte, zermalmte man eben Untote zu Staub. Auch gut. Nicht… Himmel, Knochenstaub im Mund war widerlich! Aber immerhin fühlte sie sich zufriedener. Von völlig ausgeglichen konnte man wohl kaum sprechen… Das Blöde war nur: Auf dieser Seite des Flusses hatte sie keinerlei Verstecke für frische Kleidung. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als die Dämmerung zu nutzen, um irgendwie abseits der Wege wieder auf die Seite des Trolleichenwalds zu kommen und nach Hause zu wandern.
Dabei erhaschte sie immer wieder einen Blick auf die über der Wettermaschine kreisenden Dämonen und Engel. Jävla… das Herz zog sich ihr zusammen. War Pan inzwischen zurück oder lag er dort irgendwo zwischen anderen Verletzten und Toten? Sie richtete auch ihren Blick zurück nach Silberburg, doch in der Ferne konnte sie keine nennenswerten Anzeichen sehen, dass die Stadt gefallen wäre. Sie konnte also nur beten, dass alles in Ordnung und zumindest die Kinder in Sicherheit waren.
Die Sonne stand schon beinahe zur 8ten Morgenstunde, als sie endlich den Waldrand von Nordhain erreichte. Die ersten Holzfäller nahmen bereits ihre Arbeit auf, es wurde also schwieriger als nackte Frau ungesehen über den Zaun ihres Gartens zu klettern. Doch schließlich betrat sie das Haus und lauschte hinein… Bang und mit verkrampften Herzen hob sie die Stimme und rief mit Hoffnung und Angst:
„PAN?!“
Und harrte auf die Antwort…
Das machte es für ihr inneres Gleichgewicht nicht einfacher… denn sie wusste schon am Abend, dass Pan in die Schlacht ziehen würde, die sich lange am Horizont aufgestaut hatte. Genauso lange war aber auch klar, dass der Mondzyklus einmal mehr dagegenwirken würde, dass Mirja ihm beistehen konnte oder zumindest – was ebenfalls ihr innigster Wunsch war – auf die Kinder achten konnte. So konnte sie Arken und Selenja nur mit Fenrias Erlaubnis in die Burg der Ritterschaft verfrachten. Natürlich erzählten sie den Kindern, dass auch Mamir in die Schlacht gegen die Bösen ziehen würde… Pan und sie wussten es besser. Mirja schaffte es noch ihren geliebten sturen Krieger zu verabschieden und ein letztes Mal lange anzusehen, still zu beten, ihn am Morgen, wenn der Vollmond sie aus seinen Klauen entließ, wieder lebend zu sehen.
Die gesamte Nacht nahm die Wölfin immer wieder den unnatürlichen Lärm von der Wettermaschine wahr. Auch die anderen Waldbewohner verhielten sich still, als würden sie spüren, dass irgendwas im Argen lag. Und das lag nicht an der Anwesenheit gewiss mehrerer monströser Wölfe in den Wäldern in dieser Nacht… Somit war auch die Jagd nach Beute nur von wenig Erfolg gekrönt und die Wölfin blieb hungrig und wütend zurück. Das war schlecht… sehr schlecht… denn was passierte, wenn sie wütend war, hatten sie erst vor ein paar Tagen erlebt. Und da ging die Sache noch glimpflich aus.
Selbst die Wölfin hatte wohl wenig Interesse an einer Wiederholung, weshalb Mirja am Morgen überrascht feststellte, dass sie irgendwann in der Nacht offenbar den Fluss überquert hatte und ihren Weg zum Alten Kloster gefunden hatte. Wenn man schon keine Rehe Reißen konnte, zermalmte man eben Untote zu Staub. Auch gut. Nicht… Himmel, Knochenstaub im Mund war widerlich! Aber immerhin fühlte sie sich zufriedener. Von völlig ausgeglichen konnte man wohl kaum sprechen… Das Blöde war nur: Auf dieser Seite des Flusses hatte sie keinerlei Verstecke für frische Kleidung. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als die Dämmerung zu nutzen, um irgendwie abseits der Wege wieder auf die Seite des Trolleichenwalds zu kommen und nach Hause zu wandern.
Dabei erhaschte sie immer wieder einen Blick auf die über der Wettermaschine kreisenden Dämonen und Engel. Jävla… das Herz zog sich ihr zusammen. War Pan inzwischen zurück oder lag er dort irgendwo zwischen anderen Verletzten und Toten? Sie richtete auch ihren Blick zurück nach Silberburg, doch in der Ferne konnte sie keine nennenswerten Anzeichen sehen, dass die Stadt gefallen wäre. Sie konnte also nur beten, dass alles in Ordnung und zumindest die Kinder in Sicherheit waren.
Die Sonne stand schon beinahe zur 8ten Morgenstunde, als sie endlich den Waldrand von Nordhain erreichte. Die ersten Holzfäller nahmen bereits ihre Arbeit auf, es wurde also schwieriger als nackte Frau ungesehen über den Zaun ihres Gartens zu klettern. Doch schließlich betrat sie das Haus und lauschte hinein… Bang und mit verkrampften Herzen hob sie die Stimme und rief mit Hoffnung und Angst:
„PAN?!“
Und harrte auf die Antwort…
- Pandor Vildaban
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege
Von einem lauten „PAN?!“ aus seinem tranceähnlichen Dämmerschlaf gerissen, vergrub der Namensträger, realitätsverweigernd, sein Gesicht tiefer ins Kissen.
Was? Wer? Wieso? Es war zu früh, zu morgen, zu bähh … und außerdem und sowieso!
Halb nuschelnd grollte die verschlafene Antwort aus dem Baumhaus
„HIEÄRrRR … OB(g)ÄÄÄHNNNnnn!“
In voller Kampfmontur, so wie ihn die Schlacht ausgespuckt hatte, lag Pan auf, in, um und über dem Sofa.
Ein seltsamer Anblick, da man schwer einschätzen konnte, wo der Krieger begann und das Sofa endete.
Das „Krieger-Sofa-Konstrukt“ war förmlich zu einer Einheit verschmolzen.
„PANNN!!“, da war sie wieder, diese verführerisch-liebevolle … aber furchtbar aufdringliche Frauenstimme.
Dieses Mal klang sie weder angespannt, noch voller Sorge, sondern erleichtert und jauchzend.
Mirja war nicht mehr zu halten … TJSCHLAJP TJSCHLAJP TJSCHLAJP … trugen ihre nackten Füße sie in Rekordgeschwindigkeit die Stufen hoch.
Entschlossen, jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, riss die wilde Jägerin den Vorhang des Torbogens zur Seite.
„Paahnnnn!!“ Da stand sie und strahlte ihn aus ihren übernächtigten grünen Augen voller Liebe an.
Der Ruf der Wölfin, ihre Sorge um ihn und die Kinder, der Schrecken des erbarmungslosen Krieges, die instinktive Anspannung der vergangenen Nacht … all das Chaos an Gefühlen, fiel wie eine zentnerschwere Last von ihrem Herzen. Erlösende und trostspendende Tränen kullerten über ihre geröteten Wangen und ihr ganzer Körper zitterte an einem Stück
„Pahn … d … du bist wieder da … “, wisperte Mirja kaum hörbar.
Schlaftrunken rollte sich Pan zur Seite und blinzelte Mirja an. Seine weißen Haare hingen ihm wirr ins rußverschmierte Gesicht und ein großer Kissenabdruck klebte wie ein Stempel auf seiner Wange und seiner Stirn. Mitfühlend lächelte Mirja ihren Mann an „Du siehst so aus, wie ich mich fühle“.
„Nackt und sexy?“, grollte der Couchbesatzer zärtlich seiner Frau entgegen und streckte ihr mit liebevollem Blick die Hand entgegen. „Komm her … ist Platz für zwei … . "
Vertrauensvoll legte Mirja ihre Hand in seine, nur um sich Augenblicke später, in Pans Umklammerung wiederzufinden.
Ruckartig zog dieser die nackte Schönheit zu sich aufs Sofa, schlang die Seite seines Umhanges um ihren Körper und rollte sich mit ihr zu einem „Pärchen-Burrito“ zusammen.
Endlich hielt er das Wichtigste in seinem Leben wieder in seinen Armen.
Pan vergrub er sein Gesicht in Mirjas roter Mähne und sog tief den Duft ihres Körpers ein.
„Du zitterst ja … harte Nacht?“, murmelte er in ihr Haar hinein.
Trotz Pandors Rüstung, schmiegte sich Mirjas Körper wärmesuchend instinktiv an ihn.
Die wohlige Wärme unter dem Umhang, Pans Nähe und sein beruhigendes „Mirja-in-die-Nackenhaare-atmen“ halfen ihr dabei sich langsam zu entspannen.
"Ja, sie war dieses Mal sehr ... unruhig..."
Tatsächlich fanden sie gemeinsam noch einige Stunden der Ruhe, bevor der zweite Tag des welterschütternden Krieges, den Clan der Vildabans ein weiteres Mal einholte.
Bei einem gemeinsamen, doch leider hastig heruntergeschlungenen Frühstück, erzählte Mirja von ihrer Nacht und Pandor vom ersten Tag der Schlacht.
Vom Kampf zwischen einem der Winde und zwei Erzengeln,
vom undurchdringbaren Kraftfeld, das Ziron um die Wettermaschine errichtet hatte,
von den vielen gefallenen und verwundeten Kämpfern,
von der Entschlossenheit der Allianz,
von den Versuchen der Anhänger des Namenlosen die Reihen der lichten Armee durch Täuschung zu unterwandern,
von Golgas Pakt mit den Wächtern uns seinem Verrat an der Allianz,
das Fenria und Sloan, zwar lädiert, aber wohl auf waren und unglaublich tapfer und mutig gekämpft haben.
Das Schicksal der Welt stand zu diesem Zeiptunkt noch am Scheideweg.
Noch war nichts entschieden – nichts überstanden … die Mächte und Götter dieser Welt kämpften weiter, unerbittlich um die Herrschaft
Was? Wer? Wieso? Es war zu früh, zu morgen, zu bähh … und außerdem und sowieso!
Halb nuschelnd grollte die verschlafene Antwort aus dem Baumhaus
„HIEÄRrRR … OB(g)ÄÄÄHNNNnnn!“
In voller Kampfmontur, so wie ihn die Schlacht ausgespuckt hatte, lag Pan auf, in, um und über dem Sofa.
Ein seltsamer Anblick, da man schwer einschätzen konnte, wo der Krieger begann und das Sofa endete.
Das „Krieger-Sofa-Konstrukt“ war förmlich zu einer Einheit verschmolzen.
„PANNN!!“, da war sie wieder, diese verführerisch-liebevolle … aber furchtbar aufdringliche Frauenstimme.
Dieses Mal klang sie weder angespannt, noch voller Sorge, sondern erleichtert und jauchzend.
Mirja war nicht mehr zu halten … TJSCHLAJP TJSCHLAJP TJSCHLAJP … trugen ihre nackten Füße sie in Rekordgeschwindigkeit die Stufen hoch.
Entschlossen, jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen, riss die wilde Jägerin den Vorhang des Torbogens zur Seite.
„Paahnnnn!!“ Da stand sie und strahlte ihn aus ihren übernächtigten grünen Augen voller Liebe an.
Der Ruf der Wölfin, ihre Sorge um ihn und die Kinder, der Schrecken des erbarmungslosen Krieges, die instinktive Anspannung der vergangenen Nacht … all das Chaos an Gefühlen, fiel wie eine zentnerschwere Last von ihrem Herzen. Erlösende und trostspendende Tränen kullerten über ihre geröteten Wangen und ihr ganzer Körper zitterte an einem Stück
„Pahn … d … du bist wieder da … “, wisperte Mirja kaum hörbar.
Schlaftrunken rollte sich Pan zur Seite und blinzelte Mirja an. Seine weißen Haare hingen ihm wirr ins rußverschmierte Gesicht und ein großer Kissenabdruck klebte wie ein Stempel auf seiner Wange und seiner Stirn. Mitfühlend lächelte Mirja ihren Mann an „Du siehst so aus, wie ich mich fühle“.
„Nackt und sexy?“, grollte der Couchbesatzer zärtlich seiner Frau entgegen und streckte ihr mit liebevollem Blick die Hand entgegen. „Komm her … ist Platz für zwei … . "
Vertrauensvoll legte Mirja ihre Hand in seine, nur um sich Augenblicke später, in Pans Umklammerung wiederzufinden.
Ruckartig zog dieser die nackte Schönheit zu sich aufs Sofa, schlang die Seite seines Umhanges um ihren Körper und rollte sich mit ihr zu einem „Pärchen-Burrito“ zusammen.
Endlich hielt er das Wichtigste in seinem Leben wieder in seinen Armen.
Pan vergrub er sein Gesicht in Mirjas roter Mähne und sog tief den Duft ihres Körpers ein.
„Du zitterst ja … harte Nacht?“, murmelte er in ihr Haar hinein.
Trotz Pandors Rüstung, schmiegte sich Mirjas Körper wärmesuchend instinktiv an ihn.
Die wohlige Wärme unter dem Umhang, Pans Nähe und sein beruhigendes „Mirja-in-die-Nackenhaare-atmen“ halfen ihr dabei sich langsam zu entspannen.
"Ja, sie war dieses Mal sehr ... unruhig..."
Tatsächlich fanden sie gemeinsam noch einige Stunden der Ruhe, bevor der zweite Tag des welterschütternden Krieges, den Clan der Vildabans ein weiteres Mal einholte.
Bei einem gemeinsamen, doch leider hastig heruntergeschlungenen Frühstück, erzählte Mirja von ihrer Nacht und Pandor vom ersten Tag der Schlacht.
Vom Kampf zwischen einem der Winde und zwei Erzengeln,
vom undurchdringbaren Kraftfeld, das Ziron um die Wettermaschine errichtet hatte,
von den vielen gefallenen und verwundeten Kämpfern,
von der Entschlossenheit der Allianz,
von den Versuchen der Anhänger des Namenlosen die Reihen der lichten Armee durch Täuschung zu unterwandern,
von Golgas Pakt mit den Wächtern uns seinem Verrat an der Allianz,
das Fenria und Sloan, zwar lädiert, aber wohl auf waren und unglaublich tapfer und mutig gekämpft haben.
Das Schicksal der Welt stand zu diesem Zeiptunkt noch am Scheideweg.
Noch war nichts entschieden – nichts überstanden … die Mächte und Götter dieser Welt kämpften weiter, unerbittlich um die Herrschaft
- Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege
Man möchte meinen, ein Krieger von seinem Kaliber hätte schon alles gesehen, alles ertragen… aber zwischen dem verdammten Selbstmordkommando und dem verhängnisvollen Gespräch mit seiner Heilerin wünscht sich Pandor gewiss an einen anderen Ort… eine andere Zeit… ja Herr Gott, vielleicht würde er die Zeit zurückdrehen, nur um….
Zwei Wolfshunde flitzten mit eingezogener Rute die Steinstufen nach oben und verschanzten sich im kleinen Gang vor den Zimmern der Zwillinge. Um nichts in der Welt wollten sie jetzt DA UNTEN sein. Und wären die Tiere ein bisschen empathisch gewesen, würden sie wohl den armen Tropf mitschleifen. Aber der dachte natürlich nicht daran, sich irgendwie auf den Weg aus der Schusslinie zu bringen. Nein, ganz im Gegenteil! Mitten rein war er gespru… ähm… naja, also viel mehr geschlichen.
Zu mehr war ihr Ehemann nämlich derzeit nicht fähig und trotzdem stand er nun an der Haustür – im wahrsten Sinne des Wortes aus dem letzten Loch pfeifend – und war sichtlich fest entschlossen das Krankenlager „fluchtartig“ zu verlassen. Die Rechnung hatte er wohl allerdings einmal mehr ohne seine Frau gemacht. Das Scheppern von eben, war die Haustür selbst gewesen, die Mirja vor Pans Nase wieder zugeschmissen hatte und sich nun zwischen ihm und der Holzbarriere aufbaute.
Zugegeben, sein Anblick war wirklich erbärmlich: für gewöhnlich musste sie ein klein wenig zu ihm hochsehen, wenn er sich stolz vor ihr aufbaute. Heute scheiterte sein Versuch kläglich, als er sich aufrichten wollte und seine zerborstenen Rippen ihn mit einem unterdrückten Zischen wieder in sich zusammenfallen ließen.
„Du wirst verdammt nochmal nirgendswo hingehen!“, herrschte die Rothaarige ihren Mann an, die Hände in die Hüften gestemmt. Angriffslustig funkelte sie den Invaliden an. Gewiss war das alles andere als fair, aber - Himmelherrschaftszeiten – eine andere Sprache verstand der Sture Kerl sowieso nicht. Pan nuschelte irgendwas von Heiler. „DEN Kann ich dir auch hierher bestellen? Wen willst du? Die Bürgermeisterin? Sloan? Völlig egal, ich schleif sie dir alle hierher, aber DU wirst verdammichnochmal deinen Arsch da vor den Kamin pflanzen!“
Pans Augenbrauen senkten sich zu einem finsteren Blick – nichts neues dieser Tage und auch der Streit war gewiss nicht der erste, wenn der renitente Patient wieder mal die Fürsorge seiner Frau hinter sich lassen wollte. Was ihn heute rettete, waren die Stimmen der Kinder und der Hausherrin im Hof. Fenria war mit den Zwillingen vom Markt zurück. Mirja warf Pan einen wütenden Blick zu: „Das letzte Wort ist darüber noch nicht gesprochen!“
Dann setzten die Eltern simultan die verdächtige ‚Alles-in-bester-Ordnung‘-Miene auf, als sich die Tür hinter Mirja öffnete. „Mamir! Papan!“, riefen Arken und Selenja im Chor, aber stoppten direkt. Naja, Kinder spürten eben genau, wenn etwas nicht stimmte. „Wieso steht ihr hier um Flur herum?“, hakte Selenja misstrauisch nach, während Arken einen fachkundigen Blick aufsetzte und in allerbester Magiermanier die Erwachsenen taxierte. „Streitet ihr?“, schlussfolgerte der Möchtegerndetektiv. „Nein!“ – „Ja!“ – nun, an der Einigkeit ob man Kinder nun belügen sollte oder nicht, musste das Elternpaar definitiv immer noch arbeiten.
„Papan geht nur ein wenig IM HAUS spazieren.“, ein mahnender Blick zum Vater.
„Wollt nur frische Luft schnappen.“, grinste dieser schief vor sich her.
„Was habt ihr denn Tolles auf dem Markt gefunden?“, eine schlechte Ablenkung, aber besser als gar keine. „Ist Oma Fenria nun arm?“
Unter den misstrauischen Blicken der Kinder, ließen sich die Eltern die heutige Beute vom Markt zeigen. Irgendwann zog Pan sich zurück, mit der Ausrede, sich wieder hinzulegen. Die Kinder gaben sich damit zufrieden, doch die zurückgebliebenen Frauen tauschten lediglich wissende Blicke. Nicht viel später hörte Mirja das verräterische ‚Klick‘ der Haustür. Der Tor war ihnen entwischt. Mal wieder.
„Du wirst ihn nicht mehr ändern, Kindchen… gib ihm Zeit, dann schaff ihn wieder heim.“, beschwichtigte ihre Ziehmutter Mirjas Wut. Und im Grunde hatte die Alte Recht.
Ehrlich gesagt, war sie auch nur im zweiten Schritt wütend auf Pan. Viel mehr gab sie sich selbst die Schuld. Dieser verfluchte Drache… sie war vor Angst erstarrt und hatte ihre Waffe verloren… aber verdammt, es war nicht der erste Drache dem sie Auge in Auge gegenüberstand. Was hatte sie so hilflos gemacht? Aber sie war ihm entkommen. Dank der Jagdgruppe und Golgas Hexerei. Und sie hatten geglaubt, dass der Rückzug gelungen war… aber dieses Vieh war ihnen gefolgt… Pan warf ihr seine Rune zu… befahl ihr zu fliehen. Und sie gehorchte… verdammt nochmal… statt ihm beizustehen, gemeinsam zu fliehen… war sie abgehauen. Als sie ihn mit gebrochenem Arm und zerschlagenen Rippen nach Hause brachten, war es beinahe zu viel für sie. Er war am Leben… ja… aber nur knapp.
Beinahe war sie versucht, ihm erneut ihren Fluch anzubieten, in der Hoffnung, dass das Wolfsblut ihn heilen würde. Aber sie schwieg. Er hatte es einmal ausgeschlagen, oder viel mehr, die Entscheidung noch offen gelassen. Er lebte… und wenn er Ruhe geben würde, dann würde alles verheilen… es würde Zeit brauchen… vielmehr, als derlei Verletzungen bei ihr gedauert hätten. Jävla… wären die Rollen doch nur vertauscht gewesen, dann wär der Ausgang der Jagd nichts weiter als Stoff für eine Ballade gewesen… so war es ein Albtraum aus Schuldgefühlen und Angst, aus dem sie nicht aufzuwachen schien.
Sie gab Pan eine Stunde, dann gab sie vor noch ein paar Besorgungen zu machen und machte sich auf die Suche nach ihrem geliebten Sturkopf. Weit konnte er ja nicht gekommen sein…
RUMMS!
Zwei Wolfshunde flitzten mit eingezogener Rute die Steinstufen nach oben und verschanzten sich im kleinen Gang vor den Zimmern der Zwillinge. Um nichts in der Welt wollten sie jetzt DA UNTEN sein. Und wären die Tiere ein bisschen empathisch gewesen, würden sie wohl den armen Tropf mitschleifen. Aber der dachte natürlich nicht daran, sich irgendwie auf den Weg aus der Schusslinie zu bringen. Nein, ganz im Gegenteil! Mitten rein war er gespru… ähm… naja, also viel mehr geschlichen.
Zu mehr war ihr Ehemann nämlich derzeit nicht fähig und trotzdem stand er nun an der Haustür – im wahrsten Sinne des Wortes aus dem letzten Loch pfeifend – und war sichtlich fest entschlossen das Krankenlager „fluchtartig“ zu verlassen. Die Rechnung hatte er wohl allerdings einmal mehr ohne seine Frau gemacht. Das Scheppern von eben, war die Haustür selbst gewesen, die Mirja vor Pans Nase wieder zugeschmissen hatte und sich nun zwischen ihm und der Holzbarriere aufbaute.
Zugegeben, sein Anblick war wirklich erbärmlich: für gewöhnlich musste sie ein klein wenig zu ihm hochsehen, wenn er sich stolz vor ihr aufbaute. Heute scheiterte sein Versuch kläglich, als er sich aufrichten wollte und seine zerborstenen Rippen ihn mit einem unterdrückten Zischen wieder in sich zusammenfallen ließen.
„Du wirst verdammt nochmal nirgendswo hingehen!“, herrschte die Rothaarige ihren Mann an, die Hände in die Hüften gestemmt. Angriffslustig funkelte sie den Invaliden an. Gewiss war das alles andere als fair, aber - Himmelherrschaftszeiten – eine andere Sprache verstand der Sture Kerl sowieso nicht. Pan nuschelte irgendwas von Heiler. „DEN Kann ich dir auch hierher bestellen? Wen willst du? Die Bürgermeisterin? Sloan? Völlig egal, ich schleif sie dir alle hierher, aber DU wirst verdammichnochmal deinen Arsch da vor den Kamin pflanzen!“
Pans Augenbrauen senkten sich zu einem finsteren Blick – nichts neues dieser Tage und auch der Streit war gewiss nicht der erste, wenn der renitente Patient wieder mal die Fürsorge seiner Frau hinter sich lassen wollte. Was ihn heute rettete, waren die Stimmen der Kinder und der Hausherrin im Hof. Fenria war mit den Zwillingen vom Markt zurück. Mirja warf Pan einen wütenden Blick zu: „Das letzte Wort ist darüber noch nicht gesprochen!“
Dann setzten die Eltern simultan die verdächtige ‚Alles-in-bester-Ordnung‘-Miene auf, als sich die Tür hinter Mirja öffnete. „Mamir! Papan!“, riefen Arken und Selenja im Chor, aber stoppten direkt. Naja, Kinder spürten eben genau, wenn etwas nicht stimmte. „Wieso steht ihr hier um Flur herum?“, hakte Selenja misstrauisch nach, während Arken einen fachkundigen Blick aufsetzte und in allerbester Magiermanier die Erwachsenen taxierte. „Streitet ihr?“, schlussfolgerte der Möchtegerndetektiv. „Nein!“ – „Ja!“ – nun, an der Einigkeit ob man Kinder nun belügen sollte oder nicht, musste das Elternpaar definitiv immer noch arbeiten.
„Papan geht nur ein wenig IM HAUS spazieren.“, ein mahnender Blick zum Vater.
„Wollt nur frische Luft schnappen.“, grinste dieser schief vor sich her.
„Was habt ihr denn Tolles auf dem Markt gefunden?“, eine schlechte Ablenkung, aber besser als gar keine. „Ist Oma Fenria nun arm?“
Unter den misstrauischen Blicken der Kinder, ließen sich die Eltern die heutige Beute vom Markt zeigen. Irgendwann zog Pan sich zurück, mit der Ausrede, sich wieder hinzulegen. Die Kinder gaben sich damit zufrieden, doch die zurückgebliebenen Frauen tauschten lediglich wissende Blicke. Nicht viel später hörte Mirja das verräterische ‚Klick‘ der Haustür. Der Tor war ihnen entwischt. Mal wieder.
„Du wirst ihn nicht mehr ändern, Kindchen… gib ihm Zeit, dann schaff ihn wieder heim.“, beschwichtigte ihre Ziehmutter Mirjas Wut. Und im Grunde hatte die Alte Recht.
Ehrlich gesagt, war sie auch nur im zweiten Schritt wütend auf Pan. Viel mehr gab sie sich selbst die Schuld. Dieser verfluchte Drache… sie war vor Angst erstarrt und hatte ihre Waffe verloren… aber verdammt, es war nicht der erste Drache dem sie Auge in Auge gegenüberstand. Was hatte sie so hilflos gemacht? Aber sie war ihm entkommen. Dank der Jagdgruppe und Golgas Hexerei. Und sie hatten geglaubt, dass der Rückzug gelungen war… aber dieses Vieh war ihnen gefolgt… Pan warf ihr seine Rune zu… befahl ihr zu fliehen. Und sie gehorchte… verdammt nochmal… statt ihm beizustehen, gemeinsam zu fliehen… war sie abgehauen. Als sie ihn mit gebrochenem Arm und zerschlagenen Rippen nach Hause brachten, war es beinahe zu viel für sie. Er war am Leben… ja… aber nur knapp.
Beinahe war sie versucht, ihm erneut ihren Fluch anzubieten, in der Hoffnung, dass das Wolfsblut ihn heilen würde. Aber sie schwieg. Er hatte es einmal ausgeschlagen, oder viel mehr, die Entscheidung noch offen gelassen. Er lebte… und wenn er Ruhe geben würde, dann würde alles verheilen… es würde Zeit brauchen… vielmehr, als derlei Verletzungen bei ihr gedauert hätten. Jävla… wären die Rollen doch nur vertauscht gewesen, dann wär der Ausgang der Jagd nichts weiter als Stoff für eine Ballade gewesen… so war es ein Albtraum aus Schuldgefühlen und Angst, aus dem sie nicht aufzuwachen schien.
Sie gab Pan eine Stunde, dann gab sie vor noch ein paar Besorgungen zu machen und machte sich auf die Suche nach ihrem geliebten Sturkopf. Weit konnte er ja nicht gekommen sein…
- Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege
Ungewohnte und gleichzeitig wohlbekannte Geräusche weckten die Rothaarige am Morgen. Ungewöhnliche Helligkeit strahlte auf sie nieder und ließ sie verschlafen blinzeln. Wie spät zum Teufel war es? Reflexartig tastete sie neben sich und hörte das mürrische Grunzen und spürte, wie Pan sich unter der Decke bewegte, als sie ihn mit der Berührung weckte. Gut, zumindest er war noch da. Langsam erfasste sie auch die Umgebung. Das Tavernenzimmer in Silberburg.
Mirja war in der Nacht neben ihrem Mann in einen Traumlosen Schlaf gefallen, nachdem sie ihn am Abend endlich in der Burg - statt in seinem Krankenzimmer im Heilerhaus - aufgestöbert hatte. Es hätte sie nicht verwundern dürfen, dass dieser Sturkopf sich nicht von einer Operation ans Bett fesseln ließ, dennoch war sie so maßlos verängstigt, als die Heilerin und die Wache ihr bestätigten, dass er sich von nichts und niemandem hat aufhalten lassen. Wo zum Henker war er? War er irgendwo in einer Gasse zusammengebrochen? Vielleicht schon wieder auf irgendeinem Schlachtfeld? Nein... kreidebleich hockte er auf einer der Zuschauerbänke beim Treffen der Allianz. Am liebsten hätte sie ihm den Kopf abgerissen, aber dafür war nun weder Zeit noch Ort. Das, was auf dem Treffen besprochen wurde, war nun auch nicht wirklich erbaulicher.
Seufzend schälte Mirja sich aus der Decke und beobachtete ihren Mann. Er dämmerte noch vor sich her, noch immer sichtlich mitgenommen und gezeichnet von seiner Verletzung, aber sie musste zugeben, was auch immer man mit ihm angestellt hatte... er sah viel besser aus als noch vor einigen Tagen. Es würde bergauf gehen.
Sobald er ausgeschlafen und sie sich gestärkt hatten, würden sie sich auf den Weg nach Winterberg machen. Hoffentlich schaffte der Reisemagier ein Portal, sonst würde es ein verdammt langer Weg für Pan werden. Und dann mussten sie irgendwie den Zwillingen beibringen, dass sie nun schon wieder umsiedelten. Fenria wollte Winterberg evakuieren und Mirja hatte nicht vor, sich gegen Fenrias Befehle zu stemmen, im Gegenteil. Sie sollten als Familie der Truchsess mit gutem Beispiel voran gehen. Am liebsten würde sie Pan schon hier in Silberburg lassen, aber die Zwillinge würden sich vermutlich nur gemeinsam überzeugen lassen, vor allem Selenja trauerte sehr um Nordhain und hatte Angst, dass sie wieder auseinander gerissen wurden. Darum mussten die Eltern zusammen stehen.
Mirja war in der Nacht neben ihrem Mann in einen Traumlosen Schlaf gefallen, nachdem sie ihn am Abend endlich in der Burg - statt in seinem Krankenzimmer im Heilerhaus - aufgestöbert hatte. Es hätte sie nicht verwundern dürfen, dass dieser Sturkopf sich nicht von einer Operation ans Bett fesseln ließ, dennoch war sie so maßlos verängstigt, als die Heilerin und die Wache ihr bestätigten, dass er sich von nichts und niemandem hat aufhalten lassen. Wo zum Henker war er? War er irgendwo in einer Gasse zusammengebrochen? Vielleicht schon wieder auf irgendeinem Schlachtfeld? Nein... kreidebleich hockte er auf einer der Zuschauerbänke beim Treffen der Allianz. Am liebsten hätte sie ihm den Kopf abgerissen, aber dafür war nun weder Zeit noch Ort. Das, was auf dem Treffen besprochen wurde, war nun auch nicht wirklich erbaulicher.
Seufzend schälte Mirja sich aus der Decke und beobachtete ihren Mann. Er dämmerte noch vor sich her, noch immer sichtlich mitgenommen und gezeichnet von seiner Verletzung, aber sie musste zugeben, was auch immer man mit ihm angestellt hatte... er sah viel besser aus als noch vor einigen Tagen. Es würde bergauf gehen.
Sobald er ausgeschlafen und sie sich gestärkt hatten, würden sie sich auf den Weg nach Winterberg machen. Hoffentlich schaffte der Reisemagier ein Portal, sonst würde es ein verdammt langer Weg für Pan werden. Und dann mussten sie irgendwie den Zwillingen beibringen, dass sie nun schon wieder umsiedelten. Fenria wollte Winterberg evakuieren und Mirja hatte nicht vor, sich gegen Fenrias Befehle zu stemmen, im Gegenteil. Sie sollten als Familie der Truchsess mit gutem Beispiel voran gehen. Am liebsten würde sie Pan schon hier in Silberburg lassen, aber die Zwillinge würden sich vermutlich nur gemeinsam überzeugen lassen, vor allem Selenja trauerte sehr um Nordhain und hatte Angst, dass sie wieder auseinander gerissen wurden. Darum mussten die Eltern zusammen stehen.
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Wolfsspuren im Schnee - von Wut und dem Wunsch nach Normalität
Wut floss durch ihre Adern und ließ sie am gesamten Leib beben. Ein Gefühl, was sie schon länger nicht mehr auf diese intensive Weise empfunden hatte, insbesondere, seit sie mit den anderen Wölfen den Segen des Wolfsgeistes empfangen hatte. Seitdem schien die Wölfin in ihr nur noch träge vor sich her zu dämmern, als halte sie Winterschlaf. Doch jetzt hob sie ihr Haupt und zog verärgert die Lefzen hoch.
Fenria hatte es nicht für notwendig gehalten, ihre eigene und älteste Ziehtochter über diesen Schritt einzuweihen. Selbst Sloan habe den Termin angeblich erst kurz vorher erfahren. Nun, da war Sloan ihr etwas voraus: Mirja wusste gar nichts davon und hätte es vermutlich auch als Letzte erfahren, wäre sie ihrer Ziehschwester nicht im Bankhaus über den Weg gelaufen. Aber anstatt Fenria schließlich in der Heilstube von einer Armada aus Heilern und Fachkundigen vorzufinden, drückten sich dort nur ein verdammter Priester, Nagron und Mara herum. Was dachte Fenria sich eigentlich? Jetzt half in Mirjas Augen wirklich nur die Sturheit der Alten, damit Fenria dieses wahnwitzige Prozedere gut überstand.
Neben dieser Torheit war Mirja auch darüber wütend, völlig außen vor gelassen zu sein. Dass Fenria so etwas plante hatte Pan ihr schon vor ein paar Tagen erzählt. Aber dass der Plan schon soweit ausgereift war… nein, das hätte Mirja nicht mal im Traum erahnt. Aber vermutlich hatte Sloan Recht: Wenn sie es früher gewusst hätten, hätten sie versucht es zu verhindern… oder zumindest für mehr Fachpersonal gesorgt!
Aber das änderte auch nichts an ihrer aktuellen Wut. Sie musste sich abreagieren. Auf die Schnelle konnte sie weder Pan noch die Zwillinge finden, also hinterließ sie eine kurze Nachricht an ihrem üblichen Platz und machte sich auf den Weg in den Norden. Die Eiseskälte würde schon dafür sorgen, dass sich ihr Gemüt abkühlte, während die Wolfspfoten sich in den Schnee und die Wolfsfänge sich in Harpienleiber gruben…
Erst in den frühen Morgenstunden kehrte sie nach Solgard zurück. Schlaf hatte sie kaum gefunden, aber sie vermisste ihn auch im Augenblick nicht. Ihr erster Weg führte ins Heilerhaus. Nun, immerhin war Fenria noch da. Sie hätte dem sturen Weib zugetraut, sich klamm heimlich davon zu stehlen, um irgendwo still zu leiden. Aber vermutlich hatte man ihr vorsorglich genügend Schlaf- und Schmerzmittel verabreicht, um genau das zu verhindern. Jedenfalls schlief die Patientin tief und fest und erholte sich immer noch von ihrer Tortur.
Nachdem Mirja einige Zeit neben der Schlafenden gewacht hatte, war es an der Zeit den Rest der Familie zu finden. Fündig wurde sie am Hafen. Mit Picknickkorb, Angelrute und Flöte bewaffnet hatten die übrigen Vildaban sich zu einem Frühstück am Landungssteg entschlossen. Arken übte sich darin, seinem Vater jede Ruhe abzuringen, während dieser sich redlich mühte, seinem Sohn das Angeln beizubringen. Was der arme Tor von Vater nicht wusste: Der Bursche hatte heimlich geübt und führte seinen Vater nun trefflich an der Nase herum, indem er sich mit voller Absicht ungeschickt angestellte – woher er das wohl hatte? Lenja dichtete derweil ein neues Lied über einen Froschhelden und jedes Mal klangen die Strophen ein wenig anders. „Mamir, wo warst du?“, natürlich war ihnen ihre Abwesenheit aufgefallen. Also erzählte sie von ihrem Abenteuer im Schnee… selbstverständlich, ohne das Fell und die übrigen Wolfsmerkmale oder gar den Grund für ihren Wutausflug zu erwähnen.
Es ging langsam auf den Nachmittag zu. Pan machte sich gerade auf den Weg, um noch einige Dinge zu erledigen und eine Gruppe weiterer Kinder im Alter der Zwillinge tauchte auf, um die Vildaban-Sprösslinge zum Spielen einzuladen. Selenja, die insbesondere ihre Freundin Meli vermisste, freute sich riesig und sagte sofort zu. Arken musste von ihr ein wenig überredet werden, aber schließlich trottete er ihnen dann doch hinterher. Damit blieb also Mirja allein zurück. Mit den Resten des morgendlichen Ausflugs bepackt, schlenderte sie gemächlich umher, bis ihre Füße sie unbewusst zu einem bestimmten alten, zerfallenen Hof führten.
Still stand sie einige Momente am baufälligen Zaun und betrachtete das kleine Anwesen und den Blick über das Meer hinaus. Seit sie es entdeckt hatte, träumten sie und Pan davon, diesem Haus Leben einzuhauchen. Es wäre perfekt: Innerhalb der schützenden Stadtmauern, aber doch weit genug vom Trubel entfernt. Keiner wusste so recht, wann endlich Grund- und Boden für die Bürger freigegeben wurden und in welcher Form es verteilt wurde. Aber sie hoffte sehr, dass es ihr und Pan gelingen würde, diesen Hof für sich zu erstehen. Um endlich wieder Normalität zu finden…
Genau das war auch das Thema des Abends, als sie mit Pan wieder auf Sloan trafen. Normalität. Das wünschten sich viele, doch schien es – so Sloans Worten – als verfalle man auch in eine gewisse Apathie. Man nahm es hin, wie es war und werkelte vor sich her. Stück für Stück wurden Gebäude instandgesetzt, die aus Sicht Serafims wichtig waren. Nun… offensichtlich war eine Kirche und ein Rathaus wichtiger, als Dächer über den Köpfen der Bürger – aber das war wohl Ansichtssache. Vielleicht hatte er einen Triftigen Grund dahinter. Vielleicht aber auch nicht. Seit Alirion hatte Mirja längst aufgehört sich über die Entscheidungen von Obrigkeiten aufzuregen, wie wohl viele andere auch. Ein Glück… zumindest noch. Ein Aufstand wäre das letzte, was sie sich jetzt wünschte, auch wenn Pan Recht hatte: vielleicht sollten mal ein paar Bürger Herrn Sala darum bitten mal seine Badewanne benutzen zu dürfen…
Fenria hatte es nicht für notwendig gehalten, ihre eigene und älteste Ziehtochter über diesen Schritt einzuweihen. Selbst Sloan habe den Termin angeblich erst kurz vorher erfahren. Nun, da war Sloan ihr etwas voraus: Mirja wusste gar nichts davon und hätte es vermutlich auch als Letzte erfahren, wäre sie ihrer Ziehschwester nicht im Bankhaus über den Weg gelaufen. Aber anstatt Fenria schließlich in der Heilstube von einer Armada aus Heilern und Fachkundigen vorzufinden, drückten sich dort nur ein verdammter Priester, Nagron und Mara herum. Was dachte Fenria sich eigentlich? Jetzt half in Mirjas Augen wirklich nur die Sturheit der Alten, damit Fenria dieses wahnwitzige Prozedere gut überstand.
Neben dieser Torheit war Mirja auch darüber wütend, völlig außen vor gelassen zu sein. Dass Fenria so etwas plante hatte Pan ihr schon vor ein paar Tagen erzählt. Aber dass der Plan schon soweit ausgereift war… nein, das hätte Mirja nicht mal im Traum erahnt. Aber vermutlich hatte Sloan Recht: Wenn sie es früher gewusst hätten, hätten sie versucht es zu verhindern… oder zumindest für mehr Fachpersonal gesorgt!
Aber das änderte auch nichts an ihrer aktuellen Wut. Sie musste sich abreagieren. Auf die Schnelle konnte sie weder Pan noch die Zwillinge finden, also hinterließ sie eine kurze Nachricht an ihrem üblichen Platz und machte sich auf den Weg in den Norden. Die Eiseskälte würde schon dafür sorgen, dass sich ihr Gemüt abkühlte, während die Wolfspfoten sich in den Schnee und die Wolfsfänge sich in Harpienleiber gruben…
Erst in den frühen Morgenstunden kehrte sie nach Solgard zurück. Schlaf hatte sie kaum gefunden, aber sie vermisste ihn auch im Augenblick nicht. Ihr erster Weg führte ins Heilerhaus. Nun, immerhin war Fenria noch da. Sie hätte dem sturen Weib zugetraut, sich klamm heimlich davon zu stehlen, um irgendwo still zu leiden. Aber vermutlich hatte man ihr vorsorglich genügend Schlaf- und Schmerzmittel verabreicht, um genau das zu verhindern. Jedenfalls schlief die Patientin tief und fest und erholte sich immer noch von ihrer Tortur.
Nachdem Mirja einige Zeit neben der Schlafenden gewacht hatte, war es an der Zeit den Rest der Familie zu finden. Fündig wurde sie am Hafen. Mit Picknickkorb, Angelrute und Flöte bewaffnet hatten die übrigen Vildaban sich zu einem Frühstück am Landungssteg entschlossen. Arken übte sich darin, seinem Vater jede Ruhe abzuringen, während dieser sich redlich mühte, seinem Sohn das Angeln beizubringen. Was der arme Tor von Vater nicht wusste: Der Bursche hatte heimlich geübt und führte seinen Vater nun trefflich an der Nase herum, indem er sich mit voller Absicht ungeschickt angestellte – woher er das wohl hatte? Lenja dichtete derweil ein neues Lied über einen Froschhelden und jedes Mal klangen die Strophen ein wenig anders. „Mamir, wo warst du?“, natürlich war ihnen ihre Abwesenheit aufgefallen. Also erzählte sie von ihrem Abenteuer im Schnee… selbstverständlich, ohne das Fell und die übrigen Wolfsmerkmale oder gar den Grund für ihren Wutausflug zu erwähnen.
Es ging langsam auf den Nachmittag zu. Pan machte sich gerade auf den Weg, um noch einige Dinge zu erledigen und eine Gruppe weiterer Kinder im Alter der Zwillinge tauchte auf, um die Vildaban-Sprösslinge zum Spielen einzuladen. Selenja, die insbesondere ihre Freundin Meli vermisste, freute sich riesig und sagte sofort zu. Arken musste von ihr ein wenig überredet werden, aber schließlich trottete er ihnen dann doch hinterher. Damit blieb also Mirja allein zurück. Mit den Resten des morgendlichen Ausflugs bepackt, schlenderte sie gemächlich umher, bis ihre Füße sie unbewusst zu einem bestimmten alten, zerfallenen Hof führten.
Still stand sie einige Momente am baufälligen Zaun und betrachtete das kleine Anwesen und den Blick über das Meer hinaus. Seit sie es entdeckt hatte, träumten sie und Pan davon, diesem Haus Leben einzuhauchen. Es wäre perfekt: Innerhalb der schützenden Stadtmauern, aber doch weit genug vom Trubel entfernt. Keiner wusste so recht, wann endlich Grund- und Boden für die Bürger freigegeben wurden und in welcher Form es verteilt wurde. Aber sie hoffte sehr, dass es ihr und Pan gelingen würde, diesen Hof für sich zu erstehen. Um endlich wieder Normalität zu finden…
Genau das war auch das Thema des Abends, als sie mit Pan wieder auf Sloan trafen. Normalität. Das wünschten sich viele, doch schien es – so Sloans Worten – als verfalle man auch in eine gewisse Apathie. Man nahm es hin, wie es war und werkelte vor sich her. Stück für Stück wurden Gebäude instandgesetzt, die aus Sicht Serafims wichtig waren. Nun… offensichtlich war eine Kirche und ein Rathaus wichtiger, als Dächer über den Köpfen der Bürger – aber das war wohl Ansichtssache. Vielleicht hatte er einen Triftigen Grund dahinter. Vielleicht aber auch nicht. Seit Alirion hatte Mirja längst aufgehört sich über die Entscheidungen von Obrigkeiten aufzuregen, wie wohl viele andere auch. Ein Glück… zumindest noch. Ein Aufstand wäre das letzte, was sie sich jetzt wünschte, auch wenn Pan Recht hatte: vielleicht sollten mal ein paar Bürger Herrn Sala darum bitten mal seine Badewanne benutzen zu dürfen…
- Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Kinder geben so viel zurück! – haben sie gesagt…
„Wooooaaahh… duuu bist soooo uuuunfassbar jääävlaa blööööd und gemein!“
RUMS
Tja… und dann steht man da und starrt die gerade vor der Nase zugeknallte Zimmertür an. Auslöser? Der verletzte Fuchs musste wieder zurück in die Wildnis und durfte nicht mit all den anderen Nutztieren und sonstigem Gekräuche auf dem Hofe Vildaban bleiben, nachdem er nun wieder langsam gesund wurde.
Wann genau war es passiert, dass die kleinen Krokodilstränen zu ausgewachsenen Tobsuchtsanfällen wurden? Puuhh… Es ist ja nicht so, als hätte Mirja ähnliches schon mal erlebt. Wie lange war das her, dass Robin in diese Zwischenphase von einem kleinen Mädchen zur heranwachsenden Frau kam? Von diesem Wechsel von „Iiiiehhh wie eklig!“, wenn sie Pan und Mirja beim Küssen erwischte hin zu dem Moment, als Robin den ersten Kerl (ausgerechnet einen Magier!) anschleppte?
Damals war Mirja selbst noch unfassbar jung, gefühlt selbst noch ein Mädchen. Und Robin „nur“ ihre Ziehtochter. Sie hatte das Mädchen keineswegs von Geburt an auf ihrem Weg begleitet. Doch kamen nun die Erinnerungen zurück, zusammen mit der Gewissheit: Es wird nicht lange dauern, bis die Zwillinge sie und Papan nicht mehr so sehr brauchten. Oder halt… die war schon da. Denn natürlich wussten die beiden es jetzt schon viel besser und kapierten die Welt eher als ihre altbackenen Eltern…
Mooooment! Altbacken! Genervt pustete Mirja eine Haarsträhne ihrer Lockenmähne aus dem Gesicht, welche zugegeben in den letzten Jahren zwischen all dem Rotbraun auch den ein oder anderen Silberstreif erhalten hatte. Mirja fühlte sich keineswegs so alt. Vermutlich, weil sie dank der großen Wölfin auch nicht so schnell alterte. Aber selbst Pan, der wenige Jahre älter war und deutlich mehr Kämpfe, Kriege, Leid mitgemacht hatte, als sie selbst, konnte man nicht alt nennen! Weiße Haare waren kein Indiz für Alter! Aber auch wenn die Zwillinge ihren Vater nur so kannten und er es Ihnen bereits erklärt hatte, dass seine Haare durch ein Ritual der Schwingen der Verdammnis weiß wurden, warfen sie dem armen Kerl genau das regelmäßig an den Kopf in ihrem pubertierenden Zorn.
Hach ja… Kinder.
Schnaufend stapfte die leidgeplagte Mutter hinab, an der Kinder- … pardon! … Jugendzimmertür des Sohnemanns vorbei. Dass es heute daraus nach Schwefel roch, war bei weitem nicht so besorgniserregend wie so manch anderer Gestank, der schon mal aus seiner Kammer drang – und nein, wir reden hier nicht vom typischen Muff eines Heranwachsenden, diese herrliche Paarung aus Körperduft dank überschießender Hormone und alten Socken… Dass das Haus noch stand, bei den großen und kleinen Magischen und Alchemistischen Experimenten, war ein Wunder. Sie brauchten dringend ein Labor oder einen sicheren Ort für seine Lehrstücke…
Und Selenja? Tja… für sie bräuchte es einen Zoo… oder einen Wald direkt vor der Tür. Zugegeben, Mirja litt auch ein wenig darunter, dass nicht wie früher, ein dichter Wald an die Grenze Solgards wuchs, sondern nur Wüste und Steppe und erst nach einigen Meilen die ersten Wälder und Flüsse auftauchten. Mehr als einmal hatte sich das Mädchen davon gestohlen um die Welt zu erkunden. Zum Leid der Eltern. Es waren schließlich nicht die Wildtiere oder irgendwelche Oger die das große Problem auf dem Kontinent waren. Die Gefahr aus Surom lauerte praktisch um die Ecke und auch sonst war eher der Mensch das gefährlichere Tier in dieser Welt…
Nach der Flucht aus der Alten Welt hatte sich die Vildabanfamilie, genau wie alle anderen, ihren Platz suchen müssen. Schließlich blieben sie doch in Solgard. Nebelhafen war in den Augen der Wolfseltern kein Platz für die Zwillinge und zu weit weg vom Rest der Familie. Golga hatte sich ohnehin inzwischen Surom zugewandt, was erst recht keine Option für Mirja und Pan war. Sie waren gewiss nicht immer im strahlenden Licht des Herrn unterwegs – am liebsten hätten sie mit dem auch gar nichts zu tun, aber sie waren doch auf dem Rechtschaffenen Weg. Im Zweifel aber stand die Familie an erster Stelle. Sie gegen den Rest der Welt. Punkt Ende Aus. Erzengel, Lichtbringer und Namenloser Herr hin oder her.
Nur in der letzten Zeit fand Mirja einen gewissen Glauben, der – sofern das, was das Wesen ihnen bei ihrer Flucht berichtete – auch mit dem Herrn verankert war, oder zumindest das Wesen dort seinen Ursprung hatte. Die große Wölfin. Der Wolfsgeist, der die Werwölfe vor der Entdeckung schützte, als sie eingepfercht mit anderen wochenlang fliehen mussten. Mirja gehörte nicht richtig zu einem Rudel, die meisten von ihnen waren eher Einzelgänger, da war es irgendwie tröstlich, dass es doch eine Art Mutterfigur gab. Wohin diese führen würde? Wer weiß. Und zugleich gab dieses Wesen das Gefühl, dass ihre Wandlung zur Werwölfin auch irgendwo im Gefüge einen Zweck hatte. Dass es so sein musste.
Die Kinder selbst wussten nichts von ihrem Wesen. Doch langsam begannen die ersten unangenehmen Fragen, denn die beiden Kinder waren klug und bekamen natürlich mit, wenn Mutter einmal im Monat ein, zwei Nächte allein zur Jagd aufbrach und davor ungewöhnlich reizbar war. Es würde der Tag bald kommen, dass sie sich den beiden offenbaren würde. Jetzt kamen sie auch langsam in das Alter, dass sie verstehen würden, dass es ein Geheimnis bleiben muss und dass Mirja ihnen nicht gefährlich werden würde.
Die Flucht selbst hatten die Zwillinge inzwischen ganz gut verarbeitet. Am Anfang tat sich vor allem Selenja schwer damit, die Heimat zu verlassen. Vom Wald an den Rand Silberburgs zu ziehen und schließlich in diese Stadt. Sie hatte Verlustängste, nachdem sie auch zuvor einige Monate mit ihrem Bruder allein an der Akademie bleiben musste, bis Mirja sicher war, dass Pan noch lebte und keine Gefahr drohte… das war noch weit vor der letzten Schlacht und der Flucht. Es dauerte eine Weile, bis Selenja Freundschaften in Solgard knüpfte und herausfand, dass es dort Kinder gab, die wesentlich schlechter dran waren, die ihre Eltern bei der Flucht verloren hatten und weder diese noch irgendein Zuhause hatten. Dann machte sich das Mädchen es zur Aufgabe diesen Kindern zu helfen, in dem sie ihnen Essen besorgte oder sich mit ihnen überlegte, wie die Kinder ein Paar Groschen verdienen konnten, um sich selbst zu versorgen. Sie führte sie zur Kirche, damit ihnen dort geholfen wurden, obwohl Lenja dem Glauben auch nur wenig abgewinnen konnte, aber sie erkannte, dass die Menschen dort hilfsbereit waren.
Unterdessen feilte Arken weiter an seiner Karriere als der beste Erzmagier des Kontinents. Besser noch als Onkel Golga, der ja seit seinem Weggang nach Surom sowieso doof war. Bislang konnte er sich noch nicht dazu durchringen, bei einem anderen Magier in Lehre zu gehen. Doch langsam würde es Zeit werden. Wohin würde sein magischer Pfad ihn verschlagen? Ein wenig hoffte Mirja, dass es nicht ausgerechnet die Nekromantie sei. Davon abgesehen, dass es natürlich der Pfad war, den ihre Wölfin am wenigsten leiden konnte, hatte Mirja vielmehr Angst vor dem Hass und den Zorn des Lichtbringers und der Paladine. Ihre Wölfin wusste, dass Arken kein schlechter Junge war und Mirja selbst wusste, dass jeder Magiepfad Zerstörung und Leid bringen konnte, aber die Paladine waren zu engstirnig um das zu erkennen. Am Ende würde sie aber wenig dagegen tun können, wenn es eben sein Interesse war. Dann würde die Familie sich etwas überlegen. Sie hatten bislang noch immer alles geschafft…
Naja, vorausgesetzt, ihre Wölfin riss den Welpen nicht doch noch den Kopf ab, wenn die Zwillinge mit diesem mal wieder hormongesteuert durch die Wand wollten… GRRRRR!
Das tiefe Knurren war ihr unbewusst aus der Kehle gewichen und rief den weißhaarigen Krieger alarmiert auf den Plan, als dieser gerade zur Tür rein polterte und sofort erstarrte. „Oh oh… Arken, Lenja oder ich?“, fragte der erfahrene Wolfsvater nur mit einem liebevoll musternden Blick auf seine Frau. Wortlos deutete diese auf die Zimmerdecke, wo man auch das theatralische Rumpeln aus dem Mädchenzimmer hörte. Irgendwas war in die Ecke geflogen. Schuh. Buch. Wahlweise vielleicht auch ein Stuhl.
Der Vater – mutig, naiv oder schlichtweg lebensmüde – raubte sich zunächst einen Kuss seiner knurrigen Wolfsmutter, um sich dann in die Höhle des Lö… äh Wolfes zu wagen. Er wusste schon, wie er seine Vildabanfrauen wieder zur Ruhe brachte – im Zweifel mit einem mordsmäßigen Geschenk – wortwörtlich und siehe da: Pan hielt hinter seinem Rücken versteckt eine verdächtig neu aussehende Klingenscheide. Na… Ende gut, alles Gut, nicht wahr?
RUMS
Tja… und dann steht man da und starrt die gerade vor der Nase zugeknallte Zimmertür an. Auslöser? Der verletzte Fuchs musste wieder zurück in die Wildnis und durfte nicht mit all den anderen Nutztieren und sonstigem Gekräuche auf dem Hofe Vildaban bleiben, nachdem er nun wieder langsam gesund wurde.
Wann genau war es passiert, dass die kleinen Krokodilstränen zu ausgewachsenen Tobsuchtsanfällen wurden? Puuhh… Es ist ja nicht so, als hätte Mirja ähnliches schon mal erlebt. Wie lange war das her, dass Robin in diese Zwischenphase von einem kleinen Mädchen zur heranwachsenden Frau kam? Von diesem Wechsel von „Iiiiehhh wie eklig!“, wenn sie Pan und Mirja beim Küssen erwischte hin zu dem Moment, als Robin den ersten Kerl (ausgerechnet einen Magier!) anschleppte?
Damals war Mirja selbst noch unfassbar jung, gefühlt selbst noch ein Mädchen. Und Robin „nur“ ihre Ziehtochter. Sie hatte das Mädchen keineswegs von Geburt an auf ihrem Weg begleitet. Doch kamen nun die Erinnerungen zurück, zusammen mit der Gewissheit: Es wird nicht lange dauern, bis die Zwillinge sie und Papan nicht mehr so sehr brauchten. Oder halt… die war schon da. Denn natürlich wussten die beiden es jetzt schon viel besser und kapierten die Welt eher als ihre altbackenen Eltern…
Mooooment! Altbacken! Genervt pustete Mirja eine Haarsträhne ihrer Lockenmähne aus dem Gesicht, welche zugegeben in den letzten Jahren zwischen all dem Rotbraun auch den ein oder anderen Silberstreif erhalten hatte. Mirja fühlte sich keineswegs so alt. Vermutlich, weil sie dank der großen Wölfin auch nicht so schnell alterte. Aber selbst Pan, der wenige Jahre älter war und deutlich mehr Kämpfe, Kriege, Leid mitgemacht hatte, als sie selbst, konnte man nicht alt nennen! Weiße Haare waren kein Indiz für Alter! Aber auch wenn die Zwillinge ihren Vater nur so kannten und er es Ihnen bereits erklärt hatte, dass seine Haare durch ein Ritual der Schwingen der Verdammnis weiß wurden, warfen sie dem armen Kerl genau das regelmäßig an den Kopf in ihrem pubertierenden Zorn.
Hach ja… Kinder.
Schnaufend stapfte die leidgeplagte Mutter hinab, an der Kinder- … pardon! … Jugendzimmertür des Sohnemanns vorbei. Dass es heute daraus nach Schwefel roch, war bei weitem nicht so besorgniserregend wie so manch anderer Gestank, der schon mal aus seiner Kammer drang – und nein, wir reden hier nicht vom typischen Muff eines Heranwachsenden, diese herrliche Paarung aus Körperduft dank überschießender Hormone und alten Socken… Dass das Haus noch stand, bei den großen und kleinen Magischen und Alchemistischen Experimenten, war ein Wunder. Sie brauchten dringend ein Labor oder einen sicheren Ort für seine Lehrstücke…
Und Selenja? Tja… für sie bräuchte es einen Zoo… oder einen Wald direkt vor der Tür. Zugegeben, Mirja litt auch ein wenig darunter, dass nicht wie früher, ein dichter Wald an die Grenze Solgards wuchs, sondern nur Wüste und Steppe und erst nach einigen Meilen die ersten Wälder und Flüsse auftauchten. Mehr als einmal hatte sich das Mädchen davon gestohlen um die Welt zu erkunden. Zum Leid der Eltern. Es waren schließlich nicht die Wildtiere oder irgendwelche Oger die das große Problem auf dem Kontinent waren. Die Gefahr aus Surom lauerte praktisch um die Ecke und auch sonst war eher der Mensch das gefährlichere Tier in dieser Welt…
Nach der Flucht aus der Alten Welt hatte sich die Vildabanfamilie, genau wie alle anderen, ihren Platz suchen müssen. Schließlich blieben sie doch in Solgard. Nebelhafen war in den Augen der Wolfseltern kein Platz für die Zwillinge und zu weit weg vom Rest der Familie. Golga hatte sich ohnehin inzwischen Surom zugewandt, was erst recht keine Option für Mirja und Pan war. Sie waren gewiss nicht immer im strahlenden Licht des Herrn unterwegs – am liebsten hätten sie mit dem auch gar nichts zu tun, aber sie waren doch auf dem Rechtschaffenen Weg. Im Zweifel aber stand die Familie an erster Stelle. Sie gegen den Rest der Welt. Punkt Ende Aus. Erzengel, Lichtbringer und Namenloser Herr hin oder her.
Nur in der letzten Zeit fand Mirja einen gewissen Glauben, der – sofern das, was das Wesen ihnen bei ihrer Flucht berichtete – auch mit dem Herrn verankert war, oder zumindest das Wesen dort seinen Ursprung hatte. Die große Wölfin. Der Wolfsgeist, der die Werwölfe vor der Entdeckung schützte, als sie eingepfercht mit anderen wochenlang fliehen mussten. Mirja gehörte nicht richtig zu einem Rudel, die meisten von ihnen waren eher Einzelgänger, da war es irgendwie tröstlich, dass es doch eine Art Mutterfigur gab. Wohin diese führen würde? Wer weiß. Und zugleich gab dieses Wesen das Gefühl, dass ihre Wandlung zur Werwölfin auch irgendwo im Gefüge einen Zweck hatte. Dass es so sein musste.
Die Kinder selbst wussten nichts von ihrem Wesen. Doch langsam begannen die ersten unangenehmen Fragen, denn die beiden Kinder waren klug und bekamen natürlich mit, wenn Mutter einmal im Monat ein, zwei Nächte allein zur Jagd aufbrach und davor ungewöhnlich reizbar war. Es würde der Tag bald kommen, dass sie sich den beiden offenbaren würde. Jetzt kamen sie auch langsam in das Alter, dass sie verstehen würden, dass es ein Geheimnis bleiben muss und dass Mirja ihnen nicht gefährlich werden würde.
Die Flucht selbst hatten die Zwillinge inzwischen ganz gut verarbeitet. Am Anfang tat sich vor allem Selenja schwer damit, die Heimat zu verlassen. Vom Wald an den Rand Silberburgs zu ziehen und schließlich in diese Stadt. Sie hatte Verlustängste, nachdem sie auch zuvor einige Monate mit ihrem Bruder allein an der Akademie bleiben musste, bis Mirja sicher war, dass Pan noch lebte und keine Gefahr drohte… das war noch weit vor der letzten Schlacht und der Flucht. Es dauerte eine Weile, bis Selenja Freundschaften in Solgard knüpfte und herausfand, dass es dort Kinder gab, die wesentlich schlechter dran waren, die ihre Eltern bei der Flucht verloren hatten und weder diese noch irgendein Zuhause hatten. Dann machte sich das Mädchen es zur Aufgabe diesen Kindern zu helfen, in dem sie ihnen Essen besorgte oder sich mit ihnen überlegte, wie die Kinder ein Paar Groschen verdienen konnten, um sich selbst zu versorgen. Sie führte sie zur Kirche, damit ihnen dort geholfen wurden, obwohl Lenja dem Glauben auch nur wenig abgewinnen konnte, aber sie erkannte, dass die Menschen dort hilfsbereit waren.
Unterdessen feilte Arken weiter an seiner Karriere als der beste Erzmagier des Kontinents. Besser noch als Onkel Golga, der ja seit seinem Weggang nach Surom sowieso doof war. Bislang konnte er sich noch nicht dazu durchringen, bei einem anderen Magier in Lehre zu gehen. Doch langsam würde es Zeit werden. Wohin würde sein magischer Pfad ihn verschlagen? Ein wenig hoffte Mirja, dass es nicht ausgerechnet die Nekromantie sei. Davon abgesehen, dass es natürlich der Pfad war, den ihre Wölfin am wenigsten leiden konnte, hatte Mirja vielmehr Angst vor dem Hass und den Zorn des Lichtbringers und der Paladine. Ihre Wölfin wusste, dass Arken kein schlechter Junge war und Mirja selbst wusste, dass jeder Magiepfad Zerstörung und Leid bringen konnte, aber die Paladine waren zu engstirnig um das zu erkennen. Am Ende würde sie aber wenig dagegen tun können, wenn es eben sein Interesse war. Dann würde die Familie sich etwas überlegen. Sie hatten bislang noch immer alles geschafft…
Naja, vorausgesetzt, ihre Wölfin riss den Welpen nicht doch noch den Kopf ab, wenn die Zwillinge mit diesem mal wieder hormongesteuert durch die Wand wollten… GRRRRR!
Das tiefe Knurren war ihr unbewusst aus der Kehle gewichen und rief den weißhaarigen Krieger alarmiert auf den Plan, als dieser gerade zur Tür rein polterte und sofort erstarrte. „Oh oh… Arken, Lenja oder ich?“, fragte der erfahrene Wolfsvater nur mit einem liebevoll musternden Blick auf seine Frau. Wortlos deutete diese auf die Zimmerdecke, wo man auch das theatralische Rumpeln aus dem Mädchenzimmer hörte. Irgendwas war in die Ecke geflogen. Schuh. Buch. Wahlweise vielleicht auch ein Stuhl.
Der Vater – mutig, naiv oder schlichtweg lebensmüde – raubte sich zunächst einen Kuss seiner knurrigen Wolfsmutter, um sich dann in die Höhle des Lö… äh Wolfes zu wagen. Er wusste schon, wie er seine Vildabanfrauen wieder zur Ruhe brachte – im Zweifel mit einem mordsmäßigen Geschenk – wortwörtlich und siehe da: Pan hielt hinter seinem Rücken versteckt eine verdächtig neu aussehende Klingenscheide. Na… Ende gut, alles Gut, nicht wahr?
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Immer ...
„Wooooaaahh… duuu bist soooo uuuunfassbar jääävlaa blööööd und gemein!“
RUMS
Die Tür war zu. Daran gab es keinen Zweifel. Sicherlich waren Arken nun auch wieder irgendwelche Sachen umgekippt. … Dung! … Dafür würde sie sich später entschuldigen müssen. Er konnte schließlich nichts dafür, dass Mamir Mal wieder nicht verstand. Erwachsene …
Mach dies nicht! Tu‘ das nicht! Nein, du darfst den Fuchs nicht behalten! Immer war es dasselbe!
Natürlich war dies eine sehr überzogene Darstellung. Das wusste sie … also vielleicht irgendwo in ihrem Hinterkopf, aber der hatte gerade nichts zu melden.
IMMER!
Wütend plusterte sie die Wangen auf und trat gegen den Stuhl an ihrem Schreibtisch. Was folgte wäre bei klarem Verstand sicherlich vorhersehbar gewesen, doch kam es wie es kommen musste und nahm seinen Lauf: Der stechende Schmerz vom Tritt gegen den Stuhl zog sich kurzerhand von den Zehenspitzen durch den Fuß bis hinauf in das Bein. Einen Moment verharrte sie und sah auf den Stuhl. Wie konnte dieser Stuhl es wagen! Sie packte ihn und schleuderte ihn unkontrolliert in eine der Zimmerecken, in der der Stuhl dann auch mit einem krachenden Laut der Endgültigkeit von der Wand gestoppt herabfiel.
Sie verdrehte die Augen … Jetzt musste sie sich noch mal bei Arken entschuldigen. Sie ballte die Hände zu Fäusten, humpelte dann zur Hängematte hinüber und ließ sich bäuchlings hineinfallen, die unter dieser Prozedur gefährlich schaukelte. Jetzt erst ließ sie die eingesaugte Luft wieder frei, doch mehr als ein „humpf“ kam dabei nicht aus dem Kissen heraus, in dem sie mit ihrem Gesicht gelandet war. Heute würde sie einfach hier liegen bleiben. Sollten sie doch alle sehen, was sie davon hätten… Nichts würde sie mehr aus diesem Bett bewegen. Das war klar wie … ach egal ..
Ein Augenblick verstrich.
Gut, sie würde nach dem Fuchs sehen … Aber für nichts anderes würde sie aufstehen!
Und etwas essen … ja, aber mehr auf jeden Fall nicht!
Trinken? …
Noch während sie sich in diesem innerlichen Monolog der vermeintlichen Bestrafung der anderen befand, öffnete sich die Tür einen Spalt und Pan schob seinen weiß umrahmten Schopf durch den Türspalt. Mutig oder lebensmüde? Definitiv ein schmaler Grat. Sie drehte etwas den Kopf, um durch ihre wirr auf das Kissen verteilten braunen Haare zur Tür zu sehen.
„Ganz schlechter Moment Papan …“, brummelte sie in das Kissen.
RUMS
Die Tür war zu. Daran gab es keinen Zweifel. Sicherlich waren Arken nun auch wieder irgendwelche Sachen umgekippt. … Dung! … Dafür würde sie sich später entschuldigen müssen. Er konnte schließlich nichts dafür, dass Mamir Mal wieder nicht verstand. Erwachsene …
Mach dies nicht! Tu‘ das nicht! Nein, du darfst den Fuchs nicht behalten! Immer war es dasselbe!
Natürlich war dies eine sehr überzogene Darstellung. Das wusste sie … also vielleicht irgendwo in ihrem Hinterkopf, aber der hatte gerade nichts zu melden.
IMMER!
Wütend plusterte sie die Wangen auf und trat gegen den Stuhl an ihrem Schreibtisch. Was folgte wäre bei klarem Verstand sicherlich vorhersehbar gewesen, doch kam es wie es kommen musste und nahm seinen Lauf: Der stechende Schmerz vom Tritt gegen den Stuhl zog sich kurzerhand von den Zehenspitzen durch den Fuß bis hinauf in das Bein. Einen Moment verharrte sie und sah auf den Stuhl. Wie konnte dieser Stuhl es wagen! Sie packte ihn und schleuderte ihn unkontrolliert in eine der Zimmerecken, in der der Stuhl dann auch mit einem krachenden Laut der Endgültigkeit von der Wand gestoppt herabfiel.
Sie verdrehte die Augen … Jetzt musste sie sich noch mal bei Arken entschuldigen. Sie ballte die Hände zu Fäusten, humpelte dann zur Hängematte hinüber und ließ sich bäuchlings hineinfallen, die unter dieser Prozedur gefährlich schaukelte. Jetzt erst ließ sie die eingesaugte Luft wieder frei, doch mehr als ein „humpf“ kam dabei nicht aus dem Kissen heraus, in dem sie mit ihrem Gesicht gelandet war. Heute würde sie einfach hier liegen bleiben. Sollten sie doch alle sehen, was sie davon hätten… Nichts würde sie mehr aus diesem Bett bewegen. Das war klar wie … ach egal ..
Ein Augenblick verstrich.
Gut, sie würde nach dem Fuchs sehen … Aber für nichts anderes würde sie aufstehen!
Und etwas essen … ja, aber mehr auf jeden Fall nicht!
Trinken? …
Noch während sie sich in diesem innerlichen Monolog der vermeintlichen Bestrafung der anderen befand, öffnete sich die Tür einen Spalt und Pan schob seinen weiß umrahmten Schopf durch den Türspalt. Mutig oder lebensmüde? Definitiv ein schmaler Grat. Sie drehte etwas den Kopf, um durch ihre wirr auf das Kissen verteilten braunen Haare zur Tür zu sehen.
„Ganz schlechter Moment Papan …“, brummelte sie in das Kissen.
- Pandor Vildaban
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Kinder sind der Spiegel unserer Seele
Kinder sind der Spiegel unserer Seele
… doch bei Lenja und Arken handelt es sich nicht einfach nur um Spiegel - Sie sind ein sprichwörtliches Kaleidoskop ihrer Eltern.
Eine bunt zusammengewürfelte Mischung aus Charakterzügen, Stärken, Schwächen, mutiger Entschlossenheit und einem Haufen liebevoller Macken.
Doch jetzt, mit dem herannahenden 15. Geburtstag, sind sie vor allem eines … schwer zu bändigende Pubertiere.
Eines ist besonders spannend! Wenn man es gleich mit Zwillingen zu tun hat, die sich in ihren schwierigen „Ich-muss-jetzt-mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-und-die-Welt-versteht-mich-nicht!“ Phasen, mit einem lachenden Abklatschen die Fackel des „Los-jetzt-bist-du-dran“ in die Hand drücken.
>>Heeyy mîn walp … kann ich rein?
>>Ganz schlechter Moment Papan …
>>Du kennst uns doch … Wir sind Profis für schlechte Momente.
Dabei hatte der väterliche Scherge bereits einen Fuß durch die Tür gemacht und erntete dafür einen typischen Vildabanblick, ein Schnauben und ein
>> … hat Mamir dich geschickt?
Gott, was sind sich Mirja und Lenja ähnlich ... dieser Blick!
Der gleiche entschlossene Ausdruck in ihren Augen und die temperamentvolle Art … vom Sturkopf ganz zu schweigen!
Mit stoischer Gelassenheit ruckte Pan einen Stuhl zu Recht und setzte sich neben Lenjas Hängematte.
Mit leicht schmollenden, jedoch argwöhnischen Blick, ließ sie den ungebetenen Gast nicht aus den Augen.
>>Nein, ich (dabei deutete der Vater mit einer ausladenden Geste auf sich), komme in Frieden.
Dabei lehnte er unauffällig auffällig, einen Waffengurt gegen Lenjas Schlafkommode.
Auf der Vorderseite des Waffengurtes prangern mit geschwungenen goldenen Lettern die Initialen L.V und unter diesen eine Wolfspfote.
Der heraus ragende Griff offenbarte die Art der Klinge – ein Kryss!
Aus den Augenwinkeln schielte Lenja auf das Mitbringsel, aber versuchte sich die Neugierde nicht anmerken zu lassen.
>>Also … spucks aus. Was war es dieses Mal?
Mehr musste Pan nicht fragen, schon kam die Antwort um seine Ohren geflogen!
>>IHR verbietet mir einfach alles! WIRKLICH ALLES! Arken darf VIEL mehr als ich!
>>Er darf seine dämlichen Zauber herumwerfen und ich DARF NICHT einmal einen FUCHS behalten?!?!
Pan … tu es nicht! Die Worte – BERUHIG dich bitte! – bedeuten bei einer wütenden Vildabanfrau, eigentlich bei jeder Frau – nur Finsternis und Zerstörung (oder Couch).
Damit würdest du nur Öl ins Feuer der Verdammnis schütten! Und schon gar NICHT unter KEINEN UMSTÄNDEN darfst du den Satz … „solange du die Füße unter meinen Tisch stellst, machst du was ich sage …“ auspacken.
Das ist sicherlich nicht förderlich um Lenjas Temperament zu bändigen.
Du musst mit Fingerspitzengefühl und Finesse dieser aufgebrachten Bestie gegenübertreten.
>>Lenja, weißt du was? Du hast Recht … .
Pan, was hast du gerade gesagt? Du hast gerade einem Pubertier recht gegeben?
Ahhh … du willst ihr das Gefühl geben verstanden und gehört zu werden. Feixig blitzte ihn Lenja an und kniff ihre Augen zusammen.
>>Ja, wir haben Arken das Zaubern erlaubt und zwar aus gutem Grund. ER soll da zaubern, wo wir, oder andere, noch eingreifen und es kontrollieren können. Er muss lernen seine Macht zu kontrollieren und zu lenken. Wenn er das nicht tut, setzt er nicht nur sich selbst, sondern uns alle einer Gefahr aus.
>>ABER was hat das mit MIR zu tun? WARUM durfte ich ihn nicht behalten?!
Ruhig bleiben …. Durchatmen … Kontrolle behalten! Henker, warum musste er ausgerechnet den „Vernünftigen“ mimen?
Vielleicht brauchte es aber in diesen Momenten jemanden, der „gewöhnlich“ war, um die Launen einer jungen Frau zu verstehen.
Schließlich war es genau das, was das Vater-Tochter-Vertrauen so eng zusammen schweißte. In einer Familie (Welt) voller außergewöhnlicher Individuen, waren Pandor und seine Tochter die Normalsten. Das hatte immer wieder den bitteren Beigeschmack, dass andere bevorzugt oder privilegiert behandelt wurden und man das Nachsehen hatte.
Tatsächlich war im Clan der Vildaban, aber auch der Assuan, Pandor der Gewöhnlichste – weder magisch, noch göttlich, weder halb Mensch-Maschine, noch unsterblich und auch nicht „animalisch“. Gewöhnlich heißt, dass der Zahn der Zeit bereits auch sein Leben verändert hat. Seine Gesichtszüge waren reifer und beim Lächeln bildeten sich die ersten Falten unter seinen Augen. Pans Haltung und sein Handeln wurden überlegter, allgemein erfahrener (aber nicht minder abenteuerlicher) und ruhiger. Vielleicht war es auch genau diese Ruhe, um diese pubertierende Herausforderung zu meistern.
>>Geht es hier wirklich nur um den Fuchs?
>> JA !
>> Lenja?
>> NEIN ! Doch ! Ich weiß nicht! Ach, lass mich doch!
Grummelnd drückte die junge Frau ihr Gesicht ins Kissen und klagte ihr Leid in den zerknautschten “Schmollfänger”.
>> Wieso darf ich nicht alleine ausreiten? Vertraut ihr mir etwa nicht?
Ahh … da drückt der Schuh! Die junge Generation will mehr Rechte und weniger Pflichten!
>> Ach mîn walp …, natürlich vertrauen wir dir. Erst letztens haben Mamir und ich darüber gesprochen … “gleiches Recht für jeden”.
>> Jetzt stell dir vor, wir würden Arken erlauben herumzureiten und du müsstest in der Stadt sitzen und Magie büffeln? Wie würdest du dich fühlen … nicht besonders toll, oder?
Sacht nickte die jugendliche Rebellin.
>>Eigentlich wollte ich dir den erst in ein paar Monaten geben, wenn ihr drei Geburtstag habt, aber … . Ich motz jetzt deinen Ehrgeiz an! Bis zu deinem Geburtstag lernst du damit umzugehen, dann darfst du raus … .
Pan streckte sich nach dem Waffengurt und schupfte diesen vorsichtig auf Lenjas Hängemattenhochburg.
>> Hier fang, der ist für dich!
Lenjas Ausdruck wandelte sich von Trotz zu einem strahlenden Lächeln … .
Tatsächlich hatte der Vater einen Plan … . Der gemeinsame Geburtstag von Mirja, Arken und Lenja war jedes Mal ein großes Spektakel im Haus der Vildaban, aber der 15. Geburtstag des Nachwuchses würde ein ganz neues Kapitel im Leben der Zwillinge aufschlagen. Arken, als vollwertiger Zauberlehrling und Lenja, als unerschrockene Jägerin.
So schwer es auch Mirja und Pandor fallen würde, es wurde an der Zeit, die elterlichen Zügel lockerer zu halten.
… doch bei Lenja und Arken handelt es sich nicht einfach nur um Spiegel - Sie sind ein sprichwörtliches Kaleidoskop ihrer Eltern.
Eine bunt zusammengewürfelte Mischung aus Charakterzügen, Stärken, Schwächen, mutiger Entschlossenheit und einem Haufen liebevoller Macken.
Doch jetzt, mit dem herannahenden 15. Geburtstag, sind sie vor allem eines … schwer zu bändigende Pubertiere.
Eines ist besonders spannend! Wenn man es gleich mit Zwillingen zu tun hat, die sich in ihren schwierigen „Ich-muss-jetzt-mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-und-die-Welt-versteht-mich-nicht!“ Phasen, mit einem lachenden Abklatschen die Fackel des „Los-jetzt-bist-du-dran“ in die Hand drücken.
>>Heeyy mîn walp … kann ich rein?
>>Ganz schlechter Moment Papan …
>>Du kennst uns doch … Wir sind Profis für schlechte Momente.
Dabei hatte der väterliche Scherge bereits einen Fuß durch die Tür gemacht und erntete dafür einen typischen Vildabanblick, ein Schnauben und ein
>> … hat Mamir dich geschickt?
Gott, was sind sich Mirja und Lenja ähnlich ... dieser Blick!
Der gleiche entschlossene Ausdruck in ihren Augen und die temperamentvolle Art … vom Sturkopf ganz zu schweigen!
Mit stoischer Gelassenheit ruckte Pan einen Stuhl zu Recht und setzte sich neben Lenjas Hängematte.
Mit leicht schmollenden, jedoch argwöhnischen Blick, ließ sie den ungebetenen Gast nicht aus den Augen.
>>Nein, ich (dabei deutete der Vater mit einer ausladenden Geste auf sich), komme in Frieden.
Dabei lehnte er unauffällig auffällig, einen Waffengurt gegen Lenjas Schlafkommode.
Auf der Vorderseite des Waffengurtes prangern mit geschwungenen goldenen Lettern die Initialen L.V und unter diesen eine Wolfspfote.
Der heraus ragende Griff offenbarte die Art der Klinge – ein Kryss!
Aus den Augenwinkeln schielte Lenja auf das Mitbringsel, aber versuchte sich die Neugierde nicht anmerken zu lassen.
>>Also … spucks aus. Was war es dieses Mal?
Mehr musste Pan nicht fragen, schon kam die Antwort um seine Ohren geflogen!
>>IHR verbietet mir einfach alles! WIRKLICH ALLES! Arken darf VIEL mehr als ich!
>>Er darf seine dämlichen Zauber herumwerfen und ich DARF NICHT einmal einen FUCHS behalten?!?!
Pan … tu es nicht! Die Worte – BERUHIG dich bitte! – bedeuten bei einer wütenden Vildabanfrau, eigentlich bei jeder Frau – nur Finsternis und Zerstörung (oder Couch).
Damit würdest du nur Öl ins Feuer der Verdammnis schütten! Und schon gar NICHT unter KEINEN UMSTÄNDEN darfst du den Satz … „solange du die Füße unter meinen Tisch stellst, machst du was ich sage …“ auspacken.
Das ist sicherlich nicht förderlich um Lenjas Temperament zu bändigen.
Du musst mit Fingerspitzengefühl und Finesse dieser aufgebrachten Bestie gegenübertreten.
>>Lenja, weißt du was? Du hast Recht … .
Pan, was hast du gerade gesagt? Du hast gerade einem Pubertier recht gegeben?
Ahhh … du willst ihr das Gefühl geben verstanden und gehört zu werden. Feixig blitzte ihn Lenja an und kniff ihre Augen zusammen.
>>Ja, wir haben Arken das Zaubern erlaubt und zwar aus gutem Grund. ER soll da zaubern, wo wir, oder andere, noch eingreifen und es kontrollieren können. Er muss lernen seine Macht zu kontrollieren und zu lenken. Wenn er das nicht tut, setzt er nicht nur sich selbst, sondern uns alle einer Gefahr aus.
>>ABER was hat das mit MIR zu tun? WARUM durfte ich ihn nicht behalten?!
Ruhig bleiben …. Durchatmen … Kontrolle behalten! Henker, warum musste er ausgerechnet den „Vernünftigen“ mimen?
Vielleicht brauchte es aber in diesen Momenten jemanden, der „gewöhnlich“ war, um die Launen einer jungen Frau zu verstehen.
Schließlich war es genau das, was das Vater-Tochter-Vertrauen so eng zusammen schweißte. In einer Familie (Welt) voller außergewöhnlicher Individuen, waren Pandor und seine Tochter die Normalsten. Das hatte immer wieder den bitteren Beigeschmack, dass andere bevorzugt oder privilegiert behandelt wurden und man das Nachsehen hatte.
Tatsächlich war im Clan der Vildaban, aber auch der Assuan, Pandor der Gewöhnlichste – weder magisch, noch göttlich, weder halb Mensch-Maschine, noch unsterblich und auch nicht „animalisch“. Gewöhnlich heißt, dass der Zahn der Zeit bereits auch sein Leben verändert hat. Seine Gesichtszüge waren reifer und beim Lächeln bildeten sich die ersten Falten unter seinen Augen. Pans Haltung und sein Handeln wurden überlegter, allgemein erfahrener (aber nicht minder abenteuerlicher) und ruhiger. Vielleicht war es auch genau diese Ruhe, um diese pubertierende Herausforderung zu meistern.
>>Geht es hier wirklich nur um den Fuchs?
>> JA !
>> Lenja?
>> NEIN ! Doch ! Ich weiß nicht! Ach, lass mich doch!
Grummelnd drückte die junge Frau ihr Gesicht ins Kissen und klagte ihr Leid in den zerknautschten “Schmollfänger”.
>> Wieso darf ich nicht alleine ausreiten? Vertraut ihr mir etwa nicht?
Ahh … da drückt der Schuh! Die junge Generation will mehr Rechte und weniger Pflichten!
>> Ach mîn walp …, natürlich vertrauen wir dir. Erst letztens haben Mamir und ich darüber gesprochen … “gleiches Recht für jeden”.
>> Jetzt stell dir vor, wir würden Arken erlauben herumzureiten und du müsstest in der Stadt sitzen und Magie büffeln? Wie würdest du dich fühlen … nicht besonders toll, oder?
Sacht nickte die jugendliche Rebellin.
>>Eigentlich wollte ich dir den erst in ein paar Monaten geben, wenn ihr drei Geburtstag habt, aber … . Ich motz jetzt deinen Ehrgeiz an! Bis zu deinem Geburtstag lernst du damit umzugehen, dann darfst du raus … .
Pan streckte sich nach dem Waffengurt und schupfte diesen vorsichtig auf Lenjas Hängemattenhochburg.
>> Hier fang, der ist für dich!
Lenjas Ausdruck wandelte sich von Trotz zu einem strahlenden Lächeln … .
Tatsächlich hatte der Vater einen Plan … . Der gemeinsame Geburtstag von Mirja, Arken und Lenja war jedes Mal ein großes Spektakel im Haus der Vildaban, aber der 15. Geburtstag des Nachwuchses würde ein ganz neues Kapitel im Leben der Zwillinge aufschlagen. Arken, als vollwertiger Zauberlehrling und Lenja, als unerschrockene Jägerin.
So schwer es auch Mirja und Pandor fallen würde, es wurde an der Zeit, die elterlichen Zügel lockerer zu halten.
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 31 Dez 2024, 12:32, insgesamt 4-mal geändert.
Wo ist die Zeit geblieben?
Manchmal dehnte sich die Zeit unendlich und man wollte meinen, sie würde niemals verstreichen. Dann wieder raste sie nur so dahin.
Überdeutlich wurde Sloan dieser Umstand vor Augen geführt, wenn sie ihre Nichte Selenja und ihren Neffen Arken betrachtete. Gestern waren sie noch Kinder gewesen, Zwillinge, die nicht unterschiedlicher hätten sein können und auf ihre ganz eigene Art liebenswert und wild waren.
Insgeheim hatte sie stets gehofft, dass Arken eines Tages den Weg des Glaubens einschlagen würde. Sloan hatte ihn nie bedrängt mit Glaubensthemen, dennoch versuchte sie, ein Gegengewicht zu seinen Eltern zu sein und ihm auf behutsame Weise vom Herrn und den Tugenden zu erzählen. Er würde sich so oder so seine eigene Meinung bilden und das war auch gut so.
Lenja lebte die Tugenden. Ihr Fürsorge für verwundete Tiere war berührend und selbst jetzt, mit fast 15 Jahren, waren die Tiere ihre große Leidenschaft. Himmel, was hatte Sloan sich manchmal schaudernd versucht fern zu halten, wenn Lenja ihre Lieblingsratte mit sich herum trug, oder wenn Arken seine tolle Würgeschlange vorzeigte.
Und nun waren die Kinder zu Jugendlichen heran gewachsen. Tante Sloan war stolz auf die Beiden, sie waren gut geraten und sie nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit einmal mit ihnen über ihre Zukunftsvisionen zu sprechen. Vielleicht war die Universität zu Solgard ja ein Ort, an dem sich beide würden aufgehoben fühlen.
Bis dahin aber, würde sie keine Gelegenheit auslassen, die Beiden nach Strich und Faden zu verwöhnen.
Überdeutlich wurde Sloan dieser Umstand vor Augen geführt, wenn sie ihre Nichte Selenja und ihren Neffen Arken betrachtete. Gestern waren sie noch Kinder gewesen, Zwillinge, die nicht unterschiedlicher hätten sein können und auf ihre ganz eigene Art liebenswert und wild waren.
Insgeheim hatte sie stets gehofft, dass Arken eines Tages den Weg des Glaubens einschlagen würde. Sloan hatte ihn nie bedrängt mit Glaubensthemen, dennoch versuchte sie, ein Gegengewicht zu seinen Eltern zu sein und ihm auf behutsame Weise vom Herrn und den Tugenden zu erzählen. Er würde sich so oder so seine eigene Meinung bilden und das war auch gut so.
Lenja lebte die Tugenden. Ihr Fürsorge für verwundete Tiere war berührend und selbst jetzt, mit fast 15 Jahren, waren die Tiere ihre große Leidenschaft. Himmel, was hatte Sloan sich manchmal schaudernd versucht fern zu halten, wenn Lenja ihre Lieblingsratte mit sich herum trug, oder wenn Arken seine tolle Würgeschlange vorzeigte.
Und nun waren die Kinder zu Jugendlichen heran gewachsen. Tante Sloan war stolz auf die Beiden, sie waren gut geraten und sie nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit einmal mit ihnen über ihre Zukunftsvisionen zu sprechen. Vielleicht war die Universität zu Solgard ja ein Ort, an dem sich beide würden aufgehoben fühlen.
Bis dahin aber, würde sie keine Gelegenheit auslassen, die Beiden nach Strich und Faden zu verwöhnen.
- Mirja Vildaban | Vyktorya Alvlem
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Re: Wolfsspuren - Alte Erinnerungen und neue Wege
Der Vildaban-Bauernhof lag tief in der Nacht ruhig da. Die Küche duftete nach Zitronenkuchen und ein paar undefinierbare Flaschen ohne Etikett standen auf dem Tresen, daneben ein kleines Küchlein, das den Duft verströmte. Selenja hatte also mal wieder die Küche in Chaos gestürzt, aber auch offensichtlich wieder ordentlich aufgeräumt. Kurz wallte der Stolz in Mirja auf und normalerweise hätte sie sich auch dieses Küchlein direkt einverleibt, aber sie was so müde… auf ihrer Zunge lag noch immer der kupfrige Geschmack ihres eigenen Blutes und auch wenn die Regeneration schon ihr übriges tat, pochte doch ihr Gesicht wie die Hölle. Und jeder Muskel tat ihr von der Anspannung weh.
So sehr sie sich ihr Bett wünschte, schlurfte sie erst einmal ins Bad um sich die Bescherung näher anzusehen. Aye… zumindest morgen früh würde das Gesicht noch ordentlich grün und blau sein. Aber immerhin… sie tastete vorsichtig den Nasenrücken ab und bog das Riechorgan unter unterdrückten Gejammern ein wenig zurecht. Jepp… so schlimm wird es nicht werden. War auch nicht das erste Mal und sicher nicht das letzte Mal. Solange sie die Knochen wieder vorsichtig an ihren Platz schob, blieb die Nase halbwegs gerade. Ein weiterer Vorteil der Wölfin.
Siehst du uns eigentlich als verflucht?
Nein
Ich sehe uns weder als verflucht noch als gesegnet an.
Ich würde es auch nicht unbedingt... gesegnet nennen... aber mittlerweile mag ich ehrlich gesagt was ich bin.
Kurz lächelte sie auf, als das Gespräch mit Asuma in ihrem Geist widerhallte. Aye… es stimmte wirklich: es fiel ihr heute nicht zum ersten Mal auf. Wo sie am Anfang noch Angst vor ihrem Dasein hatte, fühlte sie sich inzwischen… wohlig. Geborgen. Ja, natürlich ging eine gewisse Gefahr von ihrem Dasein aus. Nicht nur, dass sie entdeckt und gejagt werden könnte. Sie stellte auch eine Gefahr für ihre Familie dar, aus so vielen Gründen. Aber sie war sich sicher, dass sie damit umgehen konnte und solange sie diese Gefahren noch von ihnen abwenden konnte, blieb sie beinahe sorglos. Vielleicht zu sorglos? Wer weiß. Aber sie hatte nicht vor, sich weiter für die Wölfin zu geißeln. Sie genoss mittlerweile die Stärke und Einsichten, die ihr die Wölfin brachten.
Es war eine neue Art der Freiheit… auch wenn das viele anderen nicht so sahen.
Vorsichtig wusch sie sich die Blutreste aus dem Gesicht und schrubbte die Zähne. Meine Güte, es war so lange her, dass sie jemanden derart verprügelt hatte und dabei einkassierte. Diese Schau- und Wettkämpfe zählten nicht. Die Silberburger Zellen waren keineswegs ein Ort voller Blümchen und Wollbäuschen gewesen. Natürlich wurde darüber geschwiegen, aber es gab auch einfach Momente, da musste man im Verhör ein paar kräftige Argumente bieten, wenn man Antworten wollte. Mirja war erstaunt, wie leicht es war, wieder in die Rolle der Wachfrau zu fallen. Niederwerfen, festhalten, fesseln, abführen. Verhören. Wobei die Graue die meiste Zeit des Verhörs führte. Mirja konnte nicht leugnen, wie sehr sie es genoss, als der erste Faustschlag augenscheinlich grundlos den Kiefer der anderen Wölfin traf. Und danach noch einmal. Wie das Blut in ihren Ohren rauschte und das Knacken ihrer eigenen Nase in ihrem Kopf widerhallte. Der Blick der Anderen war eine Genugtuung. Hatte sie geglaubt, Mirja würde zurückzucken? Sie loslassen? Dazu bekam sie schon viel zu viele Schädel gegen den Kopf geknallt, wenn sie jemanden festnehmen wollte. Also bitte…
Sie zeigte ihrem eigenen Spiegelbild die Zähne. Was würden wohl ihre Kinder von ihr halten? Von der Mutter, der Bardin und Tavernenwirtin? Natürlich wussten sie, dass Mirja damals in der Wache diente und Großmeisterin war und es immer Entscheidungen gab, die nicht leichtfertig gefällt werden durften. Dinge, die einfach getan werden mussten. Und natürlich wussten sie auch, dass Mirja keineswegs um eine Prügelei verlegen war, aber ein Folterverhör? Besser sie erfuhren nichts von solchen Dingen. Besser, es kam auch einfach nicht so häufig vor, dass es notwendig war.
Müde schleppte sie sich schließlich ins Schlafzimmer. Es war noch leer. Schwerfällig plumpste sie mit dem Hintern auf ihre Bettseite, den Waffengurt versuchte sie noch über den Bettpfosten zu hängen, aber sie verfehlte und er rasselte daneben. Im Haus blieb es still. Die lederne Kapuze mit der vollgebluteten Maske fiel irgendwo neben ihr aufs Bett, genauso wie ihre ledernen Armlinge. Mühselig löste sie noch die Stiefel und ließ sich dann erst einmal nach hintenüberfallen, im Versuch Kraft zu schöpfen, um den Rest der Rüstung zu lösen. Aber das war das Problem, wenn das Adrenalin und der Kampfrausch endlich aus dem Blut sickerte: Dafür kroch die Müdigkeit hinein und somit würde Pandor seine Frau genauso vorfinden: tief und fest schlafend und leise schnarchend, da die noch immer angebrochene Nase und die Schwellung noch nicht ganz geheilt war. Als Fachmann würde er spielend erkennen, dass das eine sauber ausgeführte Kopfnuss war, die die Nasenpartie grün und blau färbte. Die Rüstung – an der er sicherlich schon in den letzten Tagen die Spuren von Klauen, Pfeilen und Schwertern ablesen konnte, auch wenn Mirja sie leidlich flickte - würde ihr übriges erzählen.
So sehr sie sich ihr Bett wünschte, schlurfte sie erst einmal ins Bad um sich die Bescherung näher anzusehen. Aye… zumindest morgen früh würde das Gesicht noch ordentlich grün und blau sein. Aber immerhin… sie tastete vorsichtig den Nasenrücken ab und bog das Riechorgan unter unterdrückten Gejammern ein wenig zurecht. Jepp… so schlimm wird es nicht werden. War auch nicht das erste Mal und sicher nicht das letzte Mal. Solange sie die Knochen wieder vorsichtig an ihren Platz schob, blieb die Nase halbwegs gerade. Ein weiterer Vorteil der Wölfin.
Siehst du uns eigentlich als verflucht?
Nein
Ich sehe uns weder als verflucht noch als gesegnet an.
Ich würde es auch nicht unbedingt... gesegnet nennen... aber mittlerweile mag ich ehrlich gesagt was ich bin.
Kurz lächelte sie auf, als das Gespräch mit Asuma in ihrem Geist widerhallte. Aye… es stimmte wirklich: es fiel ihr heute nicht zum ersten Mal auf. Wo sie am Anfang noch Angst vor ihrem Dasein hatte, fühlte sie sich inzwischen… wohlig. Geborgen. Ja, natürlich ging eine gewisse Gefahr von ihrem Dasein aus. Nicht nur, dass sie entdeckt und gejagt werden könnte. Sie stellte auch eine Gefahr für ihre Familie dar, aus so vielen Gründen. Aber sie war sich sicher, dass sie damit umgehen konnte und solange sie diese Gefahren noch von ihnen abwenden konnte, blieb sie beinahe sorglos. Vielleicht zu sorglos? Wer weiß. Aber sie hatte nicht vor, sich weiter für die Wölfin zu geißeln. Sie genoss mittlerweile die Stärke und Einsichten, die ihr die Wölfin brachten.
Es war eine neue Art der Freiheit… auch wenn das viele anderen nicht so sahen.
Vorsichtig wusch sie sich die Blutreste aus dem Gesicht und schrubbte die Zähne. Meine Güte, es war so lange her, dass sie jemanden derart verprügelt hatte und dabei einkassierte. Diese Schau- und Wettkämpfe zählten nicht. Die Silberburger Zellen waren keineswegs ein Ort voller Blümchen und Wollbäuschen gewesen. Natürlich wurde darüber geschwiegen, aber es gab auch einfach Momente, da musste man im Verhör ein paar kräftige Argumente bieten, wenn man Antworten wollte. Mirja war erstaunt, wie leicht es war, wieder in die Rolle der Wachfrau zu fallen. Niederwerfen, festhalten, fesseln, abführen. Verhören. Wobei die Graue die meiste Zeit des Verhörs führte. Mirja konnte nicht leugnen, wie sehr sie es genoss, als der erste Faustschlag augenscheinlich grundlos den Kiefer der anderen Wölfin traf. Und danach noch einmal. Wie das Blut in ihren Ohren rauschte und das Knacken ihrer eigenen Nase in ihrem Kopf widerhallte. Der Blick der Anderen war eine Genugtuung. Hatte sie geglaubt, Mirja würde zurückzucken? Sie loslassen? Dazu bekam sie schon viel zu viele Schädel gegen den Kopf geknallt, wenn sie jemanden festnehmen wollte. Also bitte…
Sie zeigte ihrem eigenen Spiegelbild die Zähne. Was würden wohl ihre Kinder von ihr halten? Von der Mutter, der Bardin und Tavernenwirtin? Natürlich wussten sie, dass Mirja damals in der Wache diente und Großmeisterin war und es immer Entscheidungen gab, die nicht leichtfertig gefällt werden durften. Dinge, die einfach getan werden mussten. Und natürlich wussten sie auch, dass Mirja keineswegs um eine Prügelei verlegen war, aber ein Folterverhör? Besser sie erfuhren nichts von solchen Dingen. Besser, es kam auch einfach nicht so häufig vor, dass es notwendig war.
Müde schleppte sie sich schließlich ins Schlafzimmer. Es war noch leer. Schwerfällig plumpste sie mit dem Hintern auf ihre Bettseite, den Waffengurt versuchte sie noch über den Bettpfosten zu hängen, aber sie verfehlte und er rasselte daneben. Im Haus blieb es still. Die lederne Kapuze mit der vollgebluteten Maske fiel irgendwo neben ihr aufs Bett, genauso wie ihre ledernen Armlinge. Mühselig löste sie noch die Stiefel und ließ sich dann erst einmal nach hintenüberfallen, im Versuch Kraft zu schöpfen, um den Rest der Rüstung zu lösen. Aber das war das Problem, wenn das Adrenalin und der Kampfrausch endlich aus dem Blut sickerte: Dafür kroch die Müdigkeit hinein und somit würde Pandor seine Frau genauso vorfinden: tief und fest schlafend und leise schnarchend, da die noch immer angebrochene Nase und die Schwellung noch nicht ganz geheilt war. Als Fachmann würde er spielend erkennen, dass das eine sauber ausgeführte Kopfnuss war, die die Nasenpartie grün und blau färbte. Die Rüstung – an der er sicherlich schon in den letzten Tagen die Spuren von Klauen, Pfeilen und Schwertern ablesen konnte, auch wenn Mirja sie leidlich flickte - würde ihr übriges erzählen.