[Dunkelelfen] Ein Leben zwischen Zeilen

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Lhass
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[Dunkelelfen] Ein Leben zwischen Zeilen

Beitrag von Lhass »

In den kalten Schatten des Unterreichs, in einer feuchten und zerfallenden Zelle, lag eine vergessene Gestalt. Lhass, ein Jaluk ohne Wert, verharrte dort, wo er immer gewesen war – verworfen und übersehen. Die Jalil des Hauses Filifar hatte ihm die Erlaubnis gegeben zu gehen, ihre Stimme scharf wie eine Klinge, ihr Verachtung greifbar.

Doch Lhass hatte sie nur angesehen, seine purpurroten Augen, die zu fahlen Glutresten verloschen waren, flackerten voller Verzweiflung und Misstrauen. Er sprach kein Wort. Sein Schweigen war lauter als jede Antwort – nicht aus Aufbegehren, sondern aus Resignation geboren. Schatten umklammerten ihn wie eine zweite Haut, schlangen sich um seine gebrechliche Gestalt, als wollten sie ihn ganz ersticken. Sie ließ ihn zurück, ihre Geduld erschöpft, und die Tür seiner Zelle stand offen, als würde sie ihn höhnisch herausfordern.

Stunden… oder waren es Tage? Sie zogen sich endlos hin, in der abgestandenen Luft, die vom Gestank der Vernachlässigung durchdrungen war. Er kauerte sich gegen die scharfkantigen Steinwände, sein Körper zog sich in sich selbst zurück, ein Gespenst, das niemand beachtete.

Doch seine Zeit in der Zelle war nicht ewig.

Jalil Yasrena kam schließlich, ihre Präsenz so unnachgiebig und kalt wie Stahl. Ohne Umschweife führte sie Lhass aus der Zelle. Die kleine, fragile Gestalt des Jaluk folgte dicht hinter ihr, seine Schritte zögernd, aber stetig, getröstet von ihrer einschüchternden Nähe. Für einen flüchtigen Moment lag etwas fast Kindliches in ihm – ein Hauch von Sicherheit im Schatten ihrer Stärke.

Dieser Trost währte nicht.

Die Welt schien sich zu neigen, als sie vor Zeesandra Yril’Lysaryd aus dem Hause Filifar traten. Der Austausch zwischen den beiden Frauen war hinterhältig, ihre Worte voller Gift und subtiler Grausamkeit. Lhass beobachtete schweigend, wie sein zerbrechliches Gefühl von Sicherheit in nichts zerfiel. Was ihm gewährt worden war, war kein Schutz, sondern eine neue Form der Gefangenschaft – tiefer, schärfer, vernichtender.

Die Erkenntnis traf ihn wie eine Klinge, und Panik ergriff ihn. Er floh, seine Füße trugen ihn fort von den hoch aufragenden, dominanten Gestalten der Frauen. Doch Flucht war keine Rettung. Lhass kehrte bald zurück, gebrochener denn je, sein Stolz in Fetzen. Er trug die Beute seiner letzten Jagd bei sich, bot sie an wie ein Bettler, der verzweifelt an einem wertlosen Schmuckstück festhielt, in der Hoffnung, damit sein Gesicht zu wahren.

 
Ein Schlag des Schicksals... Sie führte ihn zur Bibliothek und offenbarte ihm den verborgenen Weg, das Buch zu öffnen und seine Geheimnisse zu entziffern. Schmerz durchzuckte Lhass' Seite – hätte er es nur gewusst... all dies hätte niemals geschehen müssen.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Dolchstoß, gefolgt von einem plötzlichen, brennenden Verlangen nach Wissen. Fortan war er oft in der Bibliothek zu sehen, vertieft in jedes Buch, das seine Hände erreichte. Immer wieder las er dieselben Seiten, als hinge sein Leben von den geschriebenen Worten ab.

Wie tief wird Lhass noch fallen? Wie viel weiter kann er gebrochen werden, bevor nichts mehr übrig bleibt, das zerschlagen werden kann? Das Unterreich beobachtet, stumm und gefühllos, während das Spiel weitergeht. Wirst du deinen Platz unter den Spielern einnehmen – oder unter den Gejagten?
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Lhass
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Re: [Dunkelelfen] Ein Leben zwischen Zeilen

Beitrag von Lhass »

Zyklen waren vergangen seit dem letzten Zwischenfall. Lhass war in die dunkle Umarmung seines Volkes zurückgekehrt, als wäre nichts geschehen, glitt lautlos zurück in den kunstvollen Tanz aus Gehorsam und Unterwerfung. Er hielt Abstand zu den Yathrin, achtete darauf, keinen Verdacht zu wecken, und beugte sich mit geübter Leichtigkeit dem Willen seiner Höhergestellten.
 
Und doch... etwas regte sich.
 
Ein anderes Lied, trügerisch und langsam, legte Wurzeln in seinem Geist.
 
Die Stadt Cressen war schon immer ein Schmelztiegel aus Ehrgeiz und Kontrolle gewesen, ein Ort, an dem Gehorsam eine Klinge war, scharf wie Verrat. Doch nun... veränderte sich die Luft. Akte des Widerstands, klein, doch unübersehbar, mehrten sich unter den Jaluk. Machtdemonstrationen, die bestraft werden sollten, blieben unangetastet, unbeachtet.
 
Eine Gestalt ragte unter ihnen hervor—Sol’Trin von den Grenzwächtern. Seine bloße Präsenz, sein stummes Aufbegehren, ließ etwas in Lhass aufwallen. Eine stille, geheime Bewunderung.
 
Niemand konnte sagen, wohin die Strömung sie tragen würde, doch das Underdark raunte bereits.
 
Die Jaluk erhoben sich.
 
Sogar Lhass... selbst ohne es zu merken.
 
Ein Zögern. Ein Fehltritt. Befehle ausgeführt—doch nicht mit vollkommener Präzision.
Etwas änderte sich.
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Lhass
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Re: [Dunkelelfen] Ein Leben zwischen Zeilen

Beitrag von Lhass »

Die Zeit verrann, und die Welt, von Konflikten gezeichnet, schlich sich in Richtung eines brüchigen Scheins von Normalität. Er verlor sich im unaufhörlichen Rhythmus seiner Pflicht, wo selbst die schwächsten Schimmer der Freude flüchtig waren – wie Pilze, die im finsteren Unterreich gedeihen.
 
Doch seine Atempause war nur ein oberflächlicher Moment der Erleichterung. Die Kunst, seine wahre Stärke im Kampf zu verbergen – ein Geheimnis, tief eingeschlossen im Labyrinth seiner Seele – begann zu zerfallen. In jenen Augenblicken, in denen lebensbedrohliche Gefahr drohte und das Leben im Bruchteil einer Sekunde ausgelöscht werden konnte, sah er sich gezwungen, den uralten, fast vergessenen Kampfstil heraufzubeschwören.
 
Kurz war die Entfesselung dieser Macht, doch sie genügte. Genügend, dass einige scharfsinnige Jalil, stets wachsam in der Dämmerung, den Funken seiner verborgenen Stärke erkannten. In genau diesem Moment begannen sie, ihr kunstvolles Netz zu weben, das sich immer dichter um den armen Jaluk schloss – einen Gefangenen, gefangen in der unablässigen Umarmung des Unterreiches.
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Lhass
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Re: [Dunkelelfen] Ein Leben zwischen Zeilen

Beitrag von Lhass »

An einem einst von Verheißung erfüllten Abend hatte Lhass, der Dunkelelf, den süßen Geschmack des Triumphs gekostet – eine erfolgreiche Jagd, eine Begegnung mit einer strahlenden Armee weißer Ritter und gar das zustimmende Lächeln von Loth, als des Schicksals Würfel zu seinen Gunsten fielen. Inmitten dieses Siegesklangs lauschte Lhass den göttlichen Melodien Linthar Lyns, deren sanfte, doch melancholische Harmonie die Dunkelheit mit einem Hauch von Hoffnung durchdrang. Doch in einem einzigen Herzschlag erlosch dieses zerbrechliche Licht. Eine Woge aus Qual und Schrecken brach über ihn herein, als Dämonen und sich windende Schatten sein Wesen umschlangen. Mit einer Stimme, kalt wie das Nichts, rief Malla Ilharess Mizrae:

Verzieh dich, du hausloser Abschaum – ich will deine Anwesenheit hier nicht! 

Ihre Worte, hart und unerbittlich, zerschlugen die letzten Fragmente seiner Hoffnung.

Gezwungen, an der Seite seiner Gefährten, der Jalil Melifae, zu fliehen – alle ihrer jämmerlichen Stellung in der brutalen Hierarchie des Daseins ergeben – verweilt Lhass nun im düsteren Schatten vor dem Stadttor. Dort schuftet er unaufhörlich in einem Zustand panischer Verzweiflung, sich an eine Hoffnung klammernd, die so zerbrechlich ist wie ein Funke, der kurz vor dem Erlöschen steht. Jeder mühsame Tag zeugt von seinem verzweifelten Streben nach Überleben – ein vergeblicher Kampf gegen die dunkle Flut des Exils.
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