Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

Rollenspielforum für Geschichten.
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Dem Volk zur Wehr, dem König zu Ehr

In den sanften Wellen des Dämmerlichts malte die untergehende Sonne die Stadt Solgard in goldene und scharlachrote Töne, während der salzige Wind vom Meer her über die Dächer strich. Bathor, stand auf dem Wall der Stadt und blickte über die weite Küste, die sich wie ein schimmerndes Band an das Ufer schmiegte. Er hatte sich vor einigen Monaten in dieser Oase niedergelassen, fernab von der Dunkelheit, die seine alte Heimat plagte. Sein Herz war rein und sein Geist voller Eifer, diesen Ort zu einem besseren zu machen.

Trotz seines Versprechens, dem Herrn zu dienen und die Tugenden des Lichtes in seinem Herzen zu tragen, spürte Bathor, dass noch mehr möglich war. Er hatte sich dem Studium der Heilkunde verschrieben – in der Hoffnung, bald eine Heilerstube zu eröffnen und den Menschen in Solgard nicht nur mit seiner Kraft, sondern auch mit Wissen und Mitgefühl zu helfen. Doch als die Nachricht von dem Magier, der durch seine unbesonnenen Handlungen die Stadt in Gefahr gebracht hatte, die Runde machte, wusste Bathor, dass er sofort handeln musste.

Eines Morgens trat er vor seine Schwester, welche der Hauptmann der Stadtwache war. Bathors Blick war fest, als er seine Gesinnung erklärte: „Ich möchte der Wache beitreten. Ich will die Bürger dieser Stadt schützen, damit solche Gefahren nie wieder unser Zuhause bedrohen.

Tonya musterte ihn einen Moment lang und entschied dann, ihm eine Chance zu geben. „Sei gewarnt, Bathor. Der Dienst in der Wache erfordert Disziplin und Gehorsam. Du musst lernen, dich selbst zu beherrschen, während du die Stadt beschützt. Mach dich bereit für die Herausforderungen, die vor dir liegen.

Die erste Woche verging in einem Wirbel aus Lärm und Bewegung. Bathor lernte die Gesetze der Stadt und das militärische Vorgehen. Es war eine harte Schule. Er übte mit seinen neuen Kameraden im Training, erlernte die Taktiken zur Verteidigung und die Strategien, um Bedrohungen abzuwehren. Zudem begann er, die Gesichter der Bürger zu sehen, die er beschützen sollte – die alte Frau, die allmorgendlich am Marktplatz ihren Fisch verkaufte, der Schüler, der vor Freude lachte, während er mit Freunden umhertollte. Es berührte sein Herz, und er schwor sich, sie immer zu beschützen.

Diese Momente gaben ihm neue Perspektiven und halfen ihm, seine Vision zu schärfen. Er realisierte, dass es in der Wache nicht nur um den Schutz ging, sondern auch um Mut – den Mut, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.

Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Im Schatten des Ankh
Die glühende Sonne brannte auf die endlose Wüste, in der sich Bathor und seine Gruppe von Paladinen aufhielten. Weiche Sanddünen schimmerten im Licht, während sie tief in das unbekannte Terrain vordrangen, wo Geschichten über Anomalien und verborgene Mächte erzählt wurden. Bathor, mit einem reinen Herzen, war mit dem Heer in die Wüste aufgebrochen um die Magier bei ihrer Wiedergutmachung zu beobachten und zu schützen.

Gerade als sich die Gruppe wieder versammelte, nachdem sie eine merkwürdige Erscheinung untersucht hatte, bemerkten sie eine Gestalt, die sich ihnen näherte. Umhüllt von einer geheimnisvollen Aura und gekleidet in Knochenrüstung, schimmerte sie in den düsteren Farben des Namenlosen – der Gottheit der Dunkelheit. Ein kaltes Gefühl durchfuhr Bathor, als die Wächterin des Namenlosen näher trat, ihre Augen wie tiefe Schluchten, aus denen kein Licht emporstieg.

„Halt!“, rief Jaster, der Anführer der Paladine, und wies mit seinem Schild auf die unheimliche Kreatur. „Wir müssen sie festsetzen!“

Die Wächterin grinste hämisch, doch mehr als ein Dutzend Paladine umzingelten sie und brachten sie schließlich zu Boden. Bathor spürte einen Stich des Mitleids, als er die gefesselte Gestalt in Ketten sah. Ihre Präsenz war wie ein schwerer Nebel, der die Luft belastete. Sie wurde auf Befehl der Stadtverwalterin Fenria in eine dunkle Zelle nach Solgard gebracht.

In der feuchten Dunkelheit der Zelle saß die Wächterin allein, umgeben von kaltem Stein. Die Dinge hatten sich gewendet. Am nächsten Tag stand vor ihr ein Tribunal, das über ihre Strafe entscheiden würde. In der Stille des Kerkers betete Bathor für die Seele der Wächterin. Er war sich bewusst, dass sie in den Fängen der Dunkelheit gefangen war, doch er glaubte fest daran, dass selbst die Verzweiflung eines solchen Wesens nicht das Ende bedeutete.

Die Stunde des Urteils kam. „Im Namen des Königs und des heiligen Herrn“, verkündete die Stimme von Fenria, während Bathor unruhig auf dem Platz stand, „wird die Wächterin des Namenlosen zum Tod durch Kreuzigung am Ankh verurteilt.“

Für Bathor war es, als würde sein Herz vor Freude hüpfen. Welche eine Ehre würde der Wächterin zu Teil? Die Wächterin, nun vom Gericht in eine dunkle Vorahnung verbannt, dachte nur an die Dunkelheit – und dennoch war Bathor entschlossen, ihr auf dem Weg zum Herrn zu helfen.

Er ging oft zu ihr in die Zelle, sprach von den Tugenden des Herren, erzählte von der Hoffnung, der Erlösung und der Liebe. Die Wächterin hörte ihm zunächst nicht zu, sondern murmelte in ihrer dunklen Sprache, als wolle sie sich gegen die Worte des Herrn wehren. Immer wieder versuchte er es, las sogar Geschichten aus der heiligen Schrift vor, aber mehr als müde Worte entgegneten ihm nicht.

„Ihr seid nicht allein“, sagte Bathor eines Abends, als das Licht des Mondes schwach durch die vergitterte Wand fiel. „Die Dunkelheit mag euch umgeben, aber es gibt immer einen Weg ins Licht.“

„Niemand kann mit meinen Glauben nehmen“, antwortete sie kalt, „sie ist ein Teil meines Seins.“ Ihre Stimme war rau und voller Schmerz.

„Die Dunkelheit kann weichen, wenn ihr bereit seid, die Hand des Lichts zu ergreifen“, erwiderte Bathor und kniete nieder. „Betet nicht in euren alten Worten. Öffnet euer Herz für die Gnade des Herren. Lasst die Hoffnung eure Ketten sprengen!“

Die Wächterin schüttelte den Kopf, kämpfte mit ihren inneren Dämonen. Bathors Ziel war es eine Saat des Herrn in ihr Herz zu legen, damit dieser in ihrer Seele keimen kann.

Nacht für Nacht setzte Bathor seine Besuche fort und sprach von den Tugenden des Herren. Die Zeit verging, und am morgen vor ihrer Hinrichtung saß er einfach vor ihrer Zellentür und betete für ihre unreine, noch so junge Seele.
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Der Funke des Glaubens

In der malerischen Kathedrale zu Solgard, die an der warmen Küste einer geheimnisvollen Wüste thronte, kniete Bathor vor dem Altar des Herrn. Die goldenen Sonnenstrahlen durchbrachen die farbenfrohen Glasfenster und warfen tanzende Schatten auf den Steinboden. Bathor hatte sich in den letzten Monaten dem Orden des Herrn angeschlossen, und jeder Tag war ein Schritt näher an seinem Ziel, ein Paladin zu werden.

Die Ausbildung in der Kathedrale war vielfältig und herausfordernd. Er lernte nicht nur den Umgang mit dem Schwert, sondern auch das Studium heiliger Schriften und Glaubenslehren. Bathor genoss die lehrreichen Stunden unter den wachsamen Augen seines Mentors Krotar und seiner Geschwister, doch es waren die nächtlichen Gespräche mit seinen Freunden der Unitatis, die ihm am meisten bedeuteten. Sie teilten sich Geschichten über die Kämpfe gegen die Ketzerei des Namenlosen, die wie Schatten über die Insel fielen.

Eines Abends, während eines Sternenhimmels, als sie um ein kleines Feuer saßen, entdeckte Bathor in Lana, einer talentierten Bardin der Stadt, das, was er nie gesucht hatte: Liebe. Ihr Lachen klang wie Musik, und ihre Augen strahlten wie die Sterne am Himmel. In diesen Momenten fühlte Bathor, dass sein Weg zum Herrn fast vollkommen war, doch die Herausforderungen, die vor ihm lagen, waren noch fern.

Die Schrecken der Ketzerei wurde stärker, der Namenlose hatte neue Jünger in seiner Reihe. Ihre Spione schlichen nachts durch die Straßen von Solgard, und Bathor und seine Freunde bereiteten sich auf den unvermeidlichen Kampf vor. Eines Nachts stand Bathor an einem Fenster und beobachtete den Mond, der über der Wüste hing. Er dachte daran, wie oft er und seine Freunde in den letzten Monaten ihr Leben für andere riskiert hatten. Das Gefühl von Bruderschaft und Entschlossenheit war stark, und es gab kein Zurück mehr. 

„Herr,“ begann Bathor,
„in dieser Nacht bitte ich dich um deinen Schutz und um das Licht,
das mir den Weg zeigt.
Mögen meine Schritte im Einklang mit deinem Willen stehen,
und möge ich immer die Kraft finden,
für die Gerechtigkeit zu kämpfen.
Lass mich in deinem Glauben wachsen und immer die Wahrheit suchen.“


Mit diesen Worten senkte er den Kopf, schloss die Augen und erlaubte sich, in den sanften Schlaf zu sinken, während die Sterne über Solgard funkelten und der Wind leise die Gebete seiner Seele trug.
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Der Engel in Solgard

Es war ein schöner, warmer Abend in Solgard. Die letzten Sonnenstrahlen erhellten das Wasser im großen Brunnen am Marktplatz, während Krieger, Magiekundige und Abenteurer sich versammelten, um zur wöchentlichen Dämonenjagd aufzubrechen. Bathor saß auf seinem stattlichen Pferd, den Blick fest auf die Menge gerichtet, und spürte die Vorfreude in der Luft. Um ihn herum summten die Gespräche der Teilnehmer; die Aufregung war greifbar. Diese Jagden waren von einer gewachsenen Tradition geprägt, doch an diesem Abend sollte etwas Außergewöhnliches geschehen.

Plötzlich durchfuhr Bathor eine innere Wärme, die ihn in ihren Bann zog. Es war ein angenehmes Gefühl, ähnlich dem, das er verspürte, wenn seine geliebte Lana an seiner Seite war. Während er diesen Gedanken nachhing, bemerkte er, wie die Menge still wurde. Verwirrte Blicke suchten nach der Quelle dieser plötzlichen Stille. Bathor folgte ihrem Blick und erblickte eine beeindruckende Figur, die aus dem Licht trat. Ein Engel, so schön wie der strahlendste Morgen, dessen blonde Haare im Sonnenlicht schimmerten. Ihr Federkleid war rein und weiß, so unberührt wie der frisch gefallene Schnee.

„Jaster“, sprach der Engel mit einer Stimme, die sowohl sanft als auch mahnend war, „du hast den Weg der Tugenden verlassen. Kehre zu dir selbst und zum Glauben zurück.“ Bathor erstarrte. Sein Herz schlug schneller, als er seinen Bruder Jaster sah, der abseits stand, verloren in seinen Gedanken. Der Engel schien in seinen Augen zu lesen, als ob ihre Worte direkt zu seiner Seele sprachen.

Bathor konnte kaum glauben, was er da sah. Noch nie hatte er einen Engel getroffen, geschweige denn einen, der so direkt mit einem seiner Lieben sprach. Die Schwere der Situation drückte auf sein Herz. Er stieg von seinem Pferd und kniete nieder, das Ankh in seinen Händen fest umschließend. Der Moment war magisch, und dennoch schmerzlich. Ein Teil von ihm wollte die Schönheit und Reinheit dieses Geschehens für immer festhalten, während ein anderer Teil von ihm in Sorge um seinen Bruder zerrissen war.

Die Worte des Engels schwebten weiterhin im Raum, während die Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit zwischen Bathor und Jaster wie Schatten über ihn gingen. Jaster, der einst mit ihm gelacht hatte, der mit entschlossenem Ziel durch die Wälder gezogen war, um Unrecht zu bekämpfen, schien nun eine andere Richtung eingeschlagen zu haben. Bathor hatte es nicht bemerkt – die Anzeichen waren schleichend gewesen, seine Tragödie umso tragischer.

Als der Engel verschwand, wirbelte ein leichter Wind durch die Versammelten. Bathor erhob sich, doch der Zauber dieses Augenblicks blieb in der Luft hängen. Wie ein unerfüllter Schwur nahm er seinen Platz wieder ein, wobei er einen besorgten Blick auf Jaster warf. Waren die Zweifel, die ihn quälten, berechtigt? War sein Bruder wirklich vom rechten Weg abgekommen?

„Krieger! Magiekundige! Lasst uns aufbrechen!“, rief der Anführer der Gruppe, und mit ihm brachen die Kämpfer in fröhliches Gemurmel und Gemurmel des Mutes aus. Doch Bathor bemerkte, dass Jaster in Gedanken versunken blieb, während sie sich auf den Weg machten, um die Dämonen zu jagen. Er dachte über die Worte des Engels nach und was sie für seinen Bruder bedeuteten könnten.

Die Reise führte sie in die tiefen, dunklen Kammern des Turmes, wo die Schatten lebendig wurden und die Dunkelheit flüsterte. Bathor kämpfte tapfer, doch sein Geist war nicht bei der Sache. Immer wieder glitt sein Blick zu Jaster, der wie abwesend seine Klinge schwang, ohne die Freude und den Elan zu zeigen, die er einst besessen hatte. Bathor sah den Schmerz und die Traurigkeit in seinem Bruder, jedoch wusste er nicht, wie er ihm helfen sollte.

Nach Stunden des Kampfes gegen die finsteren Kreaturen, die das Land heimsuchten, fanden sie schließlich am Brunnen wieder.
Bathor schaute an dem Tag ein letztes Mal zu seinem Bruder und er fragte sich selber....
„Jaster, was ist mit dir geschehen? Der Engel… sie hat dich gewarnt.“
 
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Der Pfad zur Weihe


Der Morgen in Solgard war still – eine seltene Ruhe lag über der Stadt, als ob selbst der Wind ehrfürchtig innehielt. Bathor stand vor dem Spiegel in seinem Schlafzimmer im Bauernviertel, seine Hände ruhten auf dem Gürtel seines noch ungesegneten Ordensgewandes. Er sah nicht auf sein Spiegelbild, sondern durch es hindurch – zu den Erinnerungen, die ihn hierhergeführt hatten.

Die Prüfungen lagen hinter ihm: Disziplin, Demut, Wahrheit. Nächte des Fastens, Wochen der Schriftstudien, unzählige Gespräche mit Priester Amarius über die Bedeutung der Tugenden in einer Welt, die zwischen Licht und Schatten schwankt. Bald würde er sie ablegen: die Rolle des Schülers. Bald würde er den Schwur ablegen, dem Herrn und den Acht Tugenden ewig treu zu dienen.

Seine Gedanken schweiften zur Stadt hinaus. Das Volk von Solgard – die Mütter mit ihren Kindern am Brunnen, die Schmiede mit rußgeschwärzten Armen, der alte Händler, der immer noch um ein gutes Stück Käse mit den Novizen feilschte. Bathor würde sie beschützen. Nicht mit kalter Klinge, sondern mit entschlossener Güte, mit festem Glauben und der Hand, die sowohl heilt als auch abschirmt.
 
„Ich will mehr sein als nur Schwertarm des Glaubens“, dachte er, „ich will das Gleichgewicht wahren – zwischen Mensch und Natur, zwischen Stadt und Wildnis.“

Denn das Gleichgewicht war das, was ihn in seinen Studien am meisten bewegt hatte. Er hatte mit Kräuterkundigen gesprochen, mit Jägern im nördlichen Forst, und er wusste, dass das Licht des Herrn auch dort leuchten musste, wo keine Mauer stand.
Doch nicht alles war Pflicht und Ehre.

Seit Tagen arbeitete Bathor an der Planung eines Sommermarkts in Solgard. Mit Eifer verhandelte er mit Händlern aus den umliegenden Dörfern – eine Schreinerin aus Solgard, die Händler des Bundes und weitere ihm bekannte Gesichter hatten zugesagt.

Er wollte einen Ort schaffen, an dem Handel, Lachen und Glaube Hand in Hand gehen – mit Gesang, Wein und Worten, die das Herz wärmen. Eine Bühne war geplant, und Bathor hatte bereits mit den Barden Elaine und Lana gesprochen. Ihre Balladen sollten die Luft erfüllen, während der Duft nach frischem Apfelwein und gebratenem Wild über den Platz zog.
 
„Der Glaube lebt in den kleinen Dingen“, hatte Amarius einmal zu Bathor gesagt. „Ein Lied im Sommer kann mehr Trost spenden als zehn Predigten in der Kälte.“

Der Abend senkte sich über Solgard. Die Lichter im Tempel flackerten golden, und Bathor kniete sich auf den rauen Steinboden seiner Kammer. Er legte die Hände gefaltet auf das alte Buch der Tugenden, schlug die Augen zum Altar empor und sprach leise:
 
„O Herr, Schöpfer des Gleichgewichts,
Leuchte meinen Weg, wie ich dem Licht diene.
Stärke meine Hand, dass sie schützt, nicht herrscht.
Öffne mein Herz, dass es hört, nicht richtet.
Und gib mir die Demut, zu erkennen, wann zu führen –
und wann zu folgen ist.“


Ein letztes Mal fuhr er sich durch das Haar, schloss das Buch und blies die Kerze aus. Der letzte Lichtschein verschwand, und in der Dunkelheit legte sich Bathor zur Ruhe.
Morgen würde ein neuer Tag beginnen – und mit ihm eine der letzten Schritte auf dem Weg zur Weihe.
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Bathors Rückblick – Im Licht der bevorstehenden Weihe


Einige Tage vor seiner Weihe hüllte Solgard sich in eine seltsame, beinahe heilige Stille. Bathor saß in seinem Schlafzimmer, das Kerzenlicht flackerte leise über die in Leder gebundene Ausgabe der Schriften des Herrn. Seine Hände lagen gefaltet im Schoß, sein Blick ruhte auf dem Fenster, doch seine Gedanken waren längst fortgetragen. Nicht in die Zukunft, nicht zu der Zeremonie, die bald seine Berufung besiegeln würde – sondern in die Monate, die ihn zu diesem Punkt geführt hatten. Er erinnerte sich.
 
An den staubigen Weg, der ihn einst in die heilige Stadt geführt hatte. An das erste Aufblitzen der Kuppeln von Solgard am Horizont, als die Sonne sie in ein Licht tauchte, das fast überirdisch schien. Die Mauern hatten nicht nur Stein ausstrahlen lassen, sondern Hoffnung. Und als er das Schiff verließ, warteten sie schon dort: Tonya, seine Schwester, mit einem Lächeln, das nach Zuhause roch – Amarius und Jaster, seine Brüder, die ihm schweigend die Hand auf die Schulter legte. Es war ein Moment, so schlicht und gleichzeitig so tief, dass er sich unauslöschlich in sein Herz eingebrannt hatte. In ihrer Gegenwart war er nicht nur Bathor – er war jemand, der getragen wurde.

Doch Solgard empfing ihn nicht nur mit familiärer Wärme. Der Ruf des Ordens, so lange in ihm gewachsen, nahm dort Gestalt an. Geführt vom weisen Priester Amarius fand er den Weg in die ehrwürdige Kathedrale des Herrn, wo er das Gebetsbuch entgegennahm – das Zeichen seines Eintritts. Es war kein leichtes Symbol. Es wog schwer, als läge in jeder Seite eine Entscheidung, ein Opfer, ein Versprechen.

Seine Ausbildung begann in Demut – und in Stille. Die ersten Tage bestanden aus endlosen Gebeten im kalten Morgenlicht, aus Ritualen, deren Bedeutung sich ihm erst nach und nach offenbarte. Er lernte, das Licht zu wirken – zuerst tastend, fast zaghaft, doch mit jedem Versuch fester, klarer, zielgerichteter. Die Gnade des Herrn offenbarte sich nicht als plötzlicher Strahl, sondern als wärmender Strom, den er mit seinem Herzen führen musste.
 
Gleichzeitig führte man ihn in das Refugium ein – jenes Konzept des Schutzes, der nicht nur mit Schild und Rüstung, sondern mit Glaube und Geist gewährt wurde. Amarius war darin ein unerbittlicher Lehrer, doch nie ohne Sinn für Maß. Unter seiner Aufsicht lernte Bathor nicht nur, wie man den Leib schützt, sondern auch die Seele.
 
Auch die Lehre der Vergeltung wurde ihm zuteil – nicht als blutiger Pfad der Rache, sondern als Weg gerechter Antwort auf Unrecht. Er lernte, wie scharf das Schwert des Herrn sein konnte, aber auch, dass seine wahre Kraft in der Zurückhaltung lag. Gerechtigkeit – so lehrte man ihn – war kein Akt der Gewalt, sondern ein Ausdruck göttlicher Ordnung.
 
Jaster und Krotar, strenge und ehrwürdige Diener des Lichts, bereitete ihn auf die Rituale und Messen vor. Unter ihrer Anleitung lernte er, Worte mit Macht zu füllen, Räume zu segnen, Krankheiten zu bannen und Hoffnung zu stiften. Es waren Tage der Anstrengung, aber auch des inneren Wachstums. Jeder Sonnenaufgang brachte neue Prüfungen, jede Vesper neue Einsicht.
 
Und schließlich kam der Tag, an dem er seinen Entschluss fasste, dem Herrn etwas zurückzugeben. Inspiriert von der Güte, die ihm zuteilgeworden war, gründete Bathor das Heilerhaus des Herrn – ein Ort der Zuflucht für die, die sonst keinen Ort hatten. Dort heilte er nicht nur mit Licht, sondern auch mit Nähe, mit Zuhören, mit einfachen Gesten. Für die Armen und Bedürftigen wurde das Haus zu einem Leuchtfeuer in dunkler Zeit.
 
Seine Rolle formte sich mehr und mehr zu dem, was Amarius oft in ihm gesehen hatte: Der Paladin des Gleichgewichts. Bathor wurde weder ausschließlich zum Priester noch nur zum Krieger. In ihm verbanden sich die Elemente beider Wege: Diplomatisch, geduldig und voller Mitgefühl – aber ebenso entschlossen, stark und bereit, für das einzustehen, was Recht war. Er war das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, zwischen Gnade und Ordnung, zwischen Licht und der Pflicht, es zu schützen.
 
Und nun, in dieser Nacht, mit der Weihe vor Augen, erkannte er: Dies war nicht das Ende seines Weges. Es war der Anfang. Er war bereit – gestählt durch Prüfung, geleitet von Glaube, getragen von Licht.
 
In seinem Inneren vernahm er die Worte, die ihn seit jenem ersten Tag begleiteten:
„Heile. Wache. Glaube. Und geh deinen Weg.“
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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Der letzte Tag des Novizen

Der erste Lichtschein des Morgens drang wie ein goldener Schleier durch das hohe Fenster seiner Kammer. Bathor war längst wach. Schlaf hatte er in dieser Nacht kaum gefunden – nicht aus Unruhe, sondern wegen der ehrfurchtsvollen Erwartung, die in ihm wuchs. Heute war sein letzter Tag als Novize. Heute würde er zum letzten Mal das einfache Gewand der Lernenden tragen, zum letzten Mal den Boden der Kathedrale knien, ohne den Titel eines Paladins des Herrn.

Er kniete am Fußende seines Bettes, den Kopf gesenkt, das Gebetsbuch geöffnet vor sich. Seine Lippen bewegten sich lautlos, nur für den Herrn bestimmt. Mit jedem Wort stieg ein Gedanke in ihm auf: Bin ich bereit? Werde ich den Anforderungen gerecht? Wird mein Weg einer sein, der dem Gleichgewicht dient?

Nach dem Gebet wusch er sich schweigend, wie er es seit vielen Monaten jeden Morgen getan hatte. Das Wasser war kalt, aber reinigend – eine Erinnerung daran, dass Reinheit nicht aus Bequemlichkeit entsteht, sondern aus Willen und Hingabe.

Beim schlichten Frühstück in seinem Haus war es stiller als gewöhnlich. Der Brotkanten schmeckte bitter, obwohl er wusste, dass dies allein von seinen Gedanken herrührte. Die Bewohner Solgards warfen ihm neugierige, teils ehrfürchtige Blicke zu. Nur selten kam es vor, dass ein Paladin eine Weihe auf dieser neuen und fremden Insel erhalten hat. Bathor hatte Prüfungen bestanden, Lehrstunden durchlitten, gescheitert, gelernt – und war wieder aufgestanden.
 
Noch vor dem Glockenschlag trat er durch die Tür des Heilerhauses des Herrn. Der Duft von Kräutern und Salbe hing in der Luft. Niemand hatte ihn geschickt. Es war sein eigener Wunsch, hier zu sein. Mit bloßen Händen und einer alten Bürste kniete er auf dem Holzboden des Eingangs und begann, jeden Winkel zu reinigen. Das Wasser schwappte leise über den Eimer, sein Rücken schmerzte bald – aber seine Gedanken waren ruhig.
 
"Wer dem Herrn dienen will, muss auch dem Staub unter den Füßen dienen."
So hatte Amarius es ihm einst gesagt.

Später wanderte er durch sein en Garten, den er selbst angelegt hatte. Die Salbei- und Lavendelpflanzen standen in voller Kraft, und Bathor strich mit den Fingerspitzen über ihre Blätter, als würde er sie segnen. Er murmelte die Namen der Kräuter, ein stilles Dankgebet auf den Lippen. Es war kein großer Ort – und doch war es sein Tempel. In diesen Beeten sah er seine Zukunft: heilend, helfend, wachsame Wurzeln im Boden des Glaubens.
 
Am Mittag zog er sich in den Innenhof der Kathedrale zurück. Ein Schattenplatz unter einer alten Zeder wurde zu seinem Rückzugsort. Die Gedanken kreisten. Nicht um Ruhm, nicht um Titel. Sondern um Verantwortung.
Wie würde es sein, den Mantel der Weihe zu tragen? Was würde geschehen, wenn er scheiterte? Würde er stark genug sein, um Frieden zu stiften – oder mutig genug, um zu kämpfen, wenn es nötig war?
 
Am Nachmittag rief ihn Amarius in die Sakristei. Der Priester, sein Blutsbruder, der ihn über Monate begleitet hatte, lächelte ihn ruhig an. Gemeinsam bereiteten sie die Gewänder für den Abend vor. Die Robe der Paladine, das Buch des Lichts, nichts weiter. Als Bathors Hände über das Schwert glitten, das ihm bald verliehen würde, spürte er ein Beben. Nicht aus Angst – sondern aus Ehrfurcht.
 
„Du hast es verdient“, sagte Amarius leise. „Nicht, weil du keine Fehler gemacht hast. Sondern weil du aus jedem Fehler gelernt hast.“
Bathor nickte. Worte waren nicht mehr nötig.
 
Als die Sonne sich langsam über die Türme Solgards neigte, kehrte er ein letztes Mal als Novize in sein Haus zurück. Er wusch sich erneut, diesmal langsamer, bewusster. Er zog seine Robe an, zündete eine einzelne Kerze an und setzte sich an seinen kleinen Tisch. Das Gebetsbuch lag vor ihm. Offen. Wartend.
 
Er las nicht mehr darin. Die Worte waren längst in seinem Herzen eingebrannt.
 
Der Tag war fast vorüber. Bald würde er als Paladin aus der Kathedrale treten – bereit, zu heilen, zu wachen, zu glauben.
Und zu kämpfen, wenn das Gleichgewicht es verlangte.
 
Er legte die Hände auf das Buch, schloss die Augen und flüsterte:
 
„Ich bin bereit. Herr, führe mich.“
Bathor Darez
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Re: Die Suche nach dem Glauben - Bathor Darez

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„Im Namen des Gleichgewichts“
 
Der Tag der Weihe war angebrochen – ein Morgen so klar, als hätte der Himmel selbst den Schleier der Zweifel zurückgezogen. Die Glocken von Solgard klangen über die Dächer der Stadt, tief und rein, wie eine Einladung an alle Seelen, innezuhalten.

Bathor stand allein im kleinen Vorraum der Kathedrale. Über seinen Schultern ruhte das schlichte dunkelblaue Gewand der Novizen – zum letzten Mal. Die Hände gefaltet, den Blick gesenkt, sprach er leise ein Gebet. Seine Gedanken wanderten nicht nur zu den Prüfungen der vergangenen Monate, sondern auch zu den Menschen, die ihn begleitet hatten. Krotar, der ihn geführt. Jaster, der ihn gefordert. Amarius, der ihn geprüft hatte. Und all jene, deren Wunden er versorgt, deren Lasten er geteilt hatte.

Die Tür öffnete sich. Das Licht der Halle fiel auf ihn, warm und fast golden – und Bathor trat ein.
Die Kathedrale war gefüllt mit Brüdern, Schwestern, Gläubigen, Reisenden und Freunden. Die Luft war erfüllt vom Duft geweihten Rauches und dem fernen Klang eines sanften Chores. Zwischen den Säulen stand Elaine – ihre Stimme erhob sich, klar und getragen.
„Wir haben uns heute hier im Haus des Herren, in unserer Kathedrale des Lichtes versammelt,
um einen von uns endgültig in den Dienst des Herrn zu übergeben...“
Ihre Worte glitten wie Wasser durch den Raum, ernst und feierlich. Kein bloßes Ritual, kein schmückendes Fest. Nein – es war die Bestätigung eines Weges, der voller Prüfungen lag, voller Zweifel, voller Hingabe. Bathor hörte jedes ihrer Worte mit dem Herzen. Und er spürte, wie in ihm etwas wuchs – keine Größe, kein Stolz – sondern ein stilles, tiefes Angekommensein.

Dann trat Amarius hervor. Sein Gesicht war ruhig, seine Augen wach.
„Es ist unsere Aufgabe zu helfen, das Leben zu schützen, das Licht nie erlöschen zu lassen…“
Seine Stimme war getragen von Weisheit. Kein Satz zu viel, kein Wort zu wenig. Er sprach über Verantwortung, über Zweifel, über die Vielschichtigkeit des Menschseins – und dass in all dieser Verschiedenheit ein gemeinsamer Kern brennt: die Aufgabe, Licht zu tragen. Als Amarius Bathors Namen nannte, fühlte dieser einen Sog durch sein Innerstes gehen. Ein Echo der vergangenen Monate, das in diesem Moment zum Klang wurde.
 
Dann betrat Krotar den Altarbereich – breit, aufrecht, wie aus Stein gemeißelt. Mit ruhiger Geste deutete er Bathor, vorzutreten und sich zu knien. Die Halle wurde still, nur der Atem der Versammelten war noch zu hören.
Krotars hob das geweihte Schwert des Ordens – das Pala-Schwert – und legte es abwechselnd auf Bathors linke und rechte Schulter, dann kurz auf seinen Scheitel.
„Bist du gewillt, den von dir eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten,
in seinem und nur in seinem Namen – für das Licht und all jene Wesen,
die sich unter seinem Banner versammeln – einzutreten, Bruder?“

Bathors Stimme war ruhig, aber klar.
„Ja – mit des Herrn Segen.“

Ein leises Raunen ging durch die Reihen. Nicht aus Überraschung, sondern aus Ehrfurcht. Dies war kein Auswendiglernen, keine Pflicht. Es war ein Bekenntnis.
Dann sprach Krotars die Namen der Aspekte aus. Einer nach dem anderen, wie ein heiliger Schwur, geformt in göttlicher Ordnung:
„So möge Harviel dich stets unterstützen...
Mögest du nie deinen Mut verlieren...
In Gabriels Namen wirst du für Gerechtigkeit sorgen...
In Barthors Namen wirst du ehrenvoll handeln...
Gedenke stets Noaphiels Tugend der Demut...
Bewahre Barchiels Mitgefühl...
Und zögere nicht, in Nenamiahs Namen ein Opfer zu bringen...
Es ist Gedariah, der all das in dir zu einen versucht, Bruder.“

Die Worte legten sich auf Bathor wie Schichten eines Mantels – warm, schwer, bedeutungsvoll. Und dann, in einer Stimme, die durch jede Mauer der Zweifel drang, sprach Krotars den abschließenden Schwur:
**„So weihen wir dich hiermit als Paladin des Herrn.
Du bist das Schwert und Schild des gelebten Glaubens.
Deine Worte verkünden die Tugenden des Herrn.
Du bringst all jenen Sicherheit, die dich brauchen.
Du bist das Wasser im Feuer – und das Feuer im Wasser.
Du hältst die Hoffnung selbst in tiefster Dunkelheit wie ein Leuchtfeuer aufrecht.
Sei dir deiner Aufgaben stets bewusst. Wanke nicht. Verzweifle nicht.
Sei – in seinem Namen.
Du bist Bathor – der Paladin des Gleichgewichts.
Erhebe dich, Bruder.“**

Langsam, mit ehrfürchtiger Haltung, erhob sich Bathor. Die Halle war still. Kein Jubel. Kein Applaus. Nur ein Moment voll gespannter, heiliger Stille – bis eine einzelne Stimme flüsterte:
„Er ist bereit.“

Und das war alles, was gesagt werden musste.
Bathor Darez
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„Ein Tag unter Sonne, Klang und Lachen – Der Sommermarkt von Solgard“


 
Die Morgensonne war kaum über die Türme Solgards gestiegen, da erwachte der Platz vor der Kathedrale bereits zum Leben. Händler entrollten ihre Planen, Stellwände wurden mit kunstvoller Hand befestigt, der Duft von frischem Brot, Kräutern und Bratfett lag wie ein Versprechen in der Luft. Es war der Tag des Sommermarktes – und Bathor konnte bereits beim ersten Schritt auf das Pflaster spüren: Heute war ein guter Tag.
 
Der Markt hatte kaum seine Pforten geöffnet, da war der Platz erfüllt vom Klang geschäftiger Stimmen, fröhlichem Lachen und dem Klirren von Münzen. Händler riefen ihre Waren aus, Kinder huschten zwischen den Ständen hindurch, und aus einer Ecke erklang sanft und bezaubernd der erste Akkord einer Harfe.
 
Elaine, ganz in blau, schön wie immer, saß unter einem mit Stoff behangenen Baldachin. Ihre Finger glitten über die Saiten, ihr Gesang war hell wie Morgentau. Still wurde es um sie, wo sie spielte – Menschen hielten inne, lächelten, lauschten. Selbst die lautesten Marktschreier senkten kurz die Stimme. Es hieß später, ihr Gesang hätte nicht nur Herzen gerührt, sondern auch zwei streitende Brüder zum Versöhnen gebracht.
 
Nicht weit davon hatte sich ein kurioser Händler niedergelassen, dessen Stand mehr an ein fahrendes Theater erinnerte: mit Fläschchen, Schildern, Räucherstäben und einem Papagei, der auf jedem dritten „Wundersaft!“ rief. Der Mann pries einen „Trank der ungeahnten Stärke“ an – und Nagron und Dervyn, von Neugier und Ehrgeiz gepackt, tranken beherzt davon.
Ein Raunen ging durch die Menge, als sich die beiden vor aller Augen... verkleinerten. Ihre Körper schrumpften um mehr als einen halben Schritt, die Rüstungen schlackerten, und ihre Stimmen klangen plötzlich wie aus Töpfen. Das Lachen der Umstehenden war herzlich und mitfühlend zugleich – besonders, als Dervyn sich am Schwertgriff verhakte und Nagron versuchte, seine Hose zu halten. Der Händler hingegen hob nur die Schultern. „Wirkung garantiert, nur... etwas anders als gedacht.“
 
Zwischen all dem Trubel bot Aladya duftende Speisen an – würzige Pasteten, frisches Fladenbrot, süßen Beerenquark, dampfende Kräutereintöpfe. Wer einmal bei ihr probiert hatte, kam zurück – oft mit hungrigen Begleitern im Schlepptau.
 
Eprhaem, hatte seine feinsten Stoffe ausgestellt – seine Finger glitten über Seide und Leinen, als seien es Seiten eines heiligen Buches. Mit geübtem Blick beriet er, steckte ab, maß Schultern aus – und keine einzige Naht schien dem Zufall zu entspringen.
 
Tonya saß auf einem kleinen Hocker und schnitzte mit flinken Fingern aus Holz Beete und Kleintuerkäfige. Kinder standen staunend um sie herum, bekamen kleine Figuren geschenkt oder tauschten sie gegen bemalte Steine. Die Arbeiten waren schlicht, aber so liebevoll, dass man fast meinte, sie würden sich heimlich bewegen.
 
Knut, der Werkzeugmacher, pries lautstark seine neu geschärften Klingen an, hob Äxte und Hämmer, sprach von Härte, Gleichgewicht und Schmiedekunst. Die Bauern nickten zustimmend, die Handwerker prüften das Gewicht – und so manches Stück wechselte den Besitzer noch vor dem Mittag.
 
Inmitten all dessen führte Lana eine kleine Gruppe von Kindern und Zuhörern durch Geschichten und Fabeln. Mal sprach sie leise wie der Wind, mal donnerte sie wie ein Drache. Und zwischen den Worten streichelte sie liebevoll die Nüstern ihrer Pferde, die brav neben ihr standen und jeden Erzählmoment zu genießen schienen.
 
Am Rand des Platzes standen Amarius und Sigarda, beide in feierlichem Gewand. Sie sprachen Gebete, segneten Käufer und Händler, hielten inne bei jenen, die den Segen des Herrn erbaten – mit einem Lächeln, einem Trostwort, einer stillen Umarmung.
 
Der Bund der Handwerker hatte ein eigenes Zelt errichtet – dort wuchsen seltsame, leuchtende Pflanzen, gezüchtet aus alchemischem Wissen und uralter Gärtnerei. Einige der Blumen schienen sich dem Licht zuzuwenden, andere verströmten sanften Duft oder heilende Kühle. Es hieß, wer dort eine Pflanze kaufte, brachte nicht nur Leben, sondern auch Segen in sein Haus.
 
Und Bathor? Er ging durch das bunte Treiben, mit offenem Blick und stillem Herzen. Mal sprach er mit einem Händler, mal half er einem Kind, das seinen Schuh verloren hatte. Mal nickte er Amarius zu, mal tauschte er ein Lächeln mit Elaine. Und in all dem Trubel, dem Gelächter, dem Duft und dem Staunen, spürte er:
Dies war mehr als nur ein Markt.
Es war ein Tag der Freude, der Gemeinschaft, des Lichts.
Ein Tag, der den Sommer lobpreisend in die Herzen der Menschen legte.
Und als der Abend dämmerte und sich das Gold des Himmels auf die Pflastersteine legte, wusste jeder:
Solgard hatte heute mehr gelebt, als an manch stiller Woche zuvor.
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