Ein Bote macht seine Runde

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Amarius Darez
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Ein Bote macht seine Runde

Beitrag von Amarius Darez »

Der Priester übergibt das fertige Schriftstück einem Boten des Ordens. Dieser wird mit dem Exemplar einige Mitglieder des Ordens besuchen. Ein jeder von Ihnen wird die notwendige Zeit erhalten es zu lesen, bevor der Bote es wieder mitnimmt und zum nächsten weiter zieht. Folgende Zeilen finden sich in dem Pergament. Der Bote wird bei Kaled, Krotar, Bathor und Lydia auftauchen.
  
Seine heilige Flamme mit uns,
noch in den gestrigen Abendstunde habe ich das Gespräch mit Dervyn gesucht um Antworten zu erhalten, die Ihn zu solch von Abneigung geprägten Aussagen treibt. Bedauerlicherweise verlief das Gespräch in keinster Weise wie ich es mir wünschte.
 
 
Nach seinen Worten muss es wohl viele, vermutlich verstörende Augenblicke gegeben haben, die für Ihn sein schlechtes Zeugnis das er öffentlich über den Orden und die Unitatis ablegt rechtfertigt. Gezielte Punkte konnte er mir dazu nicht nennen das es nicht in seiner Verfügbaren verweil Dauer lag. Was mich zum nachdenken anregt ist der Umstand der er erst vor wenigen Tage seine Absicht kundtat wieder ein Teil der Unitatis zu werden.
Allerdings entwickelte sich das Gespräch recht schnell in das von mir erwartete Problem.
Dervyn zeigt zusätlich zu oben genannten Punkten eine überaus deutliche Abneigung gegenüber Bathor. Einige Punkte führte er dazu auch an, die wie Ihr gleich lesen werdet recht haltlos sind.
Er wirft Ihm vor zu Jung und Hitzköpfig zu sein. Wenn ich nicht gänzlich falsch liege sind sie nahe beineinander im Alter. Hinzu kommt die breite Erfahrung des Heeres die er mitbringt. Hitzköpfig können Sie beide werden. Dazu hab ich keine Antwort erhalten.
 
Weiter wirft er Ihm vor nicht für Solgard da zu sein und die bisherige mangelnde Teilnahme an den Diensten der Stadtwache. Hier konkretisierte er den Vorwurf auf den Tag als der Orden in den Norden zog zu den Barbaren. An dieser Stelle habe ich Ihn nicht eingeweiht was die Pläne der Statthalterin vorsehen und mit welchen Aufgaben wir betraut wurden. Das soll auch so bleiben.
 
Darüber hinaus klagte er die vielen Aufgaben an die Bruder Bathor übernimmt. Er nannte den Rang im Heer den er unter den Augen des Heerführers würdevoll verdient hat. Weiter stört er sich daran das Bathor seine Fähigkeiten der Heilkunst zur Verfügung stellt im Heilerhaus. Dann kam die Wahl Bathors zum Hauptmann der Stadtwache noch als Aufgabe dazu und seine aktuelle Benennung als meine Vertretung. Welche Aufgrund der Wahlen in der nächsten Zeit an Bruder Kaled übergehen wird.
 
An dieser Stelle lehnte er erneut meine Hilfe ab um mit seinem Neid und Zorn besser umzugehen. Mich hat der Eindruck gepackt das er keinen klaren Blick mehr auf die Tatsachen schafft. Zu tief nagt das scheitern an Ihm oder gar ein Schleier der seiner Vielweiberei entspringt und seine Klarheit raubt. Wenn die Gerüchte stimmen, kommt nun auch noch dazu das sich sein Herz nach der Statthalterin verzeht.
 
Als ich das Gespräch für mich als beendet ansah beteuerte er noch das er die Zeit vermisst wo er von uns lernen konnte. Die Unterweisungen die ich geführt habe hat er jedenfalls nicht besucht.
 
Seine Worte das Abschieds trafen mich schwer.
 
Je heller Ihr scheint, desto blinder werdet Ihr für die Schatten.
 
 
Vermutlich hat er sogar recht in diesem Punkt. Den Aufziehenden Schatten in Ihm habe ich zu spät erkannt. Jedoch können wir gerade nichts weiter tun. Jede Zuwendung unsererseit wird seine Abneigung nur stärken. In diesem Kampf mit sich selbst, seinem scheitern und dem vielen Zorn kann er nur noch aus eigener Kraft entrinnen.
Für euch alle gilt, das jeder weiteren Eskalation aus dem Weg gegangen wird. Folgen Beleidigungen werden Sie nicht in einem Wort Gefecht erstickt. Ihr verlasst die Situation und erfasst den Vorfalls schriftlich. Wenn er wieder gegen die Gesetze von Sittlichkeit und Anstand verstößt legen wir den Vorfall Richter Eremund Graufreud vor. Ich will niemand in einer stetig steigenden Hitzigen Diskussion in der Öffentlichkeit sehen. Wir haben derzeit richtige Probleme in und für Solgard zu lösen, da ist es keinesfalls zuträglich die Aufmerksamkeit der Bürger durch sinnlosen Streit zu verstreuen.

Es ist kein Verbrechen nicht gläubig zu sein.
 
Amarius
 
Bathor Darez
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Re: Ein Bote macht seine Runde

Beitrag von Bathor Darez »

Der Abend war still. Als Bathor in seiner Kammer saß, die Worte Amarius’ in Gedanken.
Er las sie mehrfach, Zeile um Zeile, jedes Wort wie ein schwerer Stein, der auf seine Seele fiel.
 
„Wie kann eine Seele so voller Hass sein?“
Die Frage brannte in ihm, leise, aber stetig.
 
Er konnte sich nicht entsinnen, Dervyn je ein Unrecht getan zu haben. Sie hatten einst Seite an Seite gestanden, im Dienst für das Volk – und nun stand zwischen ihnen eine Mauer aus Bitterkeit und Misstrauen.

Bathor legte die Hand auf seine Ankh Kette. Das kalte Metall fühlte sich schwer an, als läge all der Schmerz Dervyns darin verborgen.
„Herr, was habe ich getan, dass Dervyn mich nun als Feind sieht?“ flüsterte er in die Stille.
 
Er suchte in sich nach Antworten, doch fand nur Demut. Vielleicht, so dachte er, war der Neid kein Vorwurf, sondern ein Schrei nach Halt. Vielleicht war Dervyn nicht von Hass erfüllt, sondern von Verzweiflung – von der Furcht, übersehen zu werden, vergessen, während die Welt um ihn sich weiterdrehte.
 
„Wenn Zorn das Licht verschlingt, dann bleibt nur Dunkelheit“, murmelte Bathor. „Und doch – wie kann man das Licht zurückbringen, wenn die Augen davor verschlossen sind?“
 
Er dachte an die Worte, die Dervyn An Amarius gerichtet hatte: „Je heller Ihr scheint, desto blinder werdet Ihr für die Schatten.“
Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte Bathor, der Orden, zu sehr auf das Licht vertraut, zu wenig auf das, was in den Schatten verloren ging.
 
Er kniete nieder. Nicht aus Pflicht, sondern aus ehrlichem Zweifel.
„Herr, gib mir die Weisheit zu erkennen, wo Worte nicht mehr heilen und wo nur Geduld den Weg weist. Zeig mir, wie man jene erreicht, die in Finsternis wandeln, ohne selbst zu erlöschen.“
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Lydia Magdalena
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Re: Ein Bote macht seine Runde

Beitrag von Lydia Magdalena »

Der Abend lag still über Solgard.
Nur das leise Tropfen des Regens an den Fenstern begleitete den Boten, der das Pergament mit dem Siegel des Ordens überreichte.
Lydia erkannte sofort das Zeichen Amarius’.

Sie nahm den Brief behutsam entgegen, bedankte sich wortlos und schloss die Tür hinter dem Boten.
Dann setzte sie sich an den alten Eichentisch, entzündete eine Kerze und legte die Engelsflügel aus Wachs daneben, die sie vor Wochen modelliert hatte – ein Symbol für Trost, Reinheit und die Zerbrechlichkeit des Glaubens.

Langsam brach sie das Siegel und begann zu lesen.

Amarius berichtete von Dervyns Zorn gegen Bathor, von seinem Missmut über die Pflichten im Orden, von der Sehnsucht nach der Statthalterin, die mit Knut verbunden war, und von der Abwendung von allem, was Lydia und andere ihm einst nahegebracht hatten.
Mit jedem Wort spürte Lydia, wie sich ihr Herz schwerer anfühlte.

Sie erinnerte sich an Gespräche  , in denen sie ihm zugehört hatte, seine Beichten entgegengenommen, seine Sorgen getragen.
Sie hatte versucht, seinen Hass auf Bathor zu verstehen, ihn zu lenken, ihn zu beruhigen, wenn er von Sehnsucht und Neid überwältigt war.
Und nun waren diese Bemühungen vergeblich gewesen.

Dervyns letzten Worte  zu ihm , wie Amarius ihn übermittelte, lag schwer auf ihr: „Je heller Ihr scheint, desto blinder werdet Ihr für die Schatten.“

Lydia schluckte schwer.

Keine Reue, kein Flehen um Vergebung – nur Spott und Trotz.
Sie spürte die Enttäuschung tief in sich, ein bitterer Schmerz über einen Menschen, dem sie so oft ihr Ohr geliehen, ihr Herz geöffnet und ihre Hoffnung geschenkt hatte.

Sie hatte seine Liebe zu der Statthalterin gesehen, wusste um die Sehnsucht, die niemals erwidert dürfte solang sie vergeben sei , und dass er gleichzeitig ihre Nähe suchte, um Trost und Verständnis zu finden.

Doch ihr Blick fiel auf den Brief selbst und auf Amarius’ Worte dazwischen – Ruhe, Würde, Sorge.
Ein Hohepriester, der solche Bitterkeit ertragen musste, ohne dass sein Herz zerbrach.

Ihre Augen füllten sich mit stillem Respekt.
Sie faltete die Hände und begann zu beten.

Herr, segne Amarius, der den Spott und die Bitterkeit ertragen musste, der das Herz festhält, auch wenn andere es verhöhnen.
Stärke ihn, dass seine Hand unerschüttert bleibt, dass sein Geist klar bleibe im Angesicht von Trotz und Zorn.

Und gewähre Dervyn, der dem Schatten folgt, dass er eines Tages wieder das Licht erkennt.

Das Wachs der Engelsflügel tropfte leise auf den Tisch, doch Lydia sah darin kein Ende, sondern eine leise Erinnerung daran, dass selbst das Zerbrechlichste durch Geduld und Glauben getragen werden kann.

Sie stand auf, blickte noch einmal auf das Pergament und flüsterte: „Amarius hat getan, was recht war. Ich habe getan, was ich konnte. Dervyn aber… er hat die Schatten gewählt.“

Und während draußen der Regen sanft nachließ, verharrte Lydia noch lange, zwischen Engelsflügeln, Kerze und Pergament, in stillem Gebet für den Hohepriester und den Mann, der einst ihr Vertrauen besaß, es nun aber verschmäht hatte.
  
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Kaled
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Re: Ein Bote macht seine Runde

Beitrag von Kaled »

Der Bote hatte keine Schwierigkeiten Kaled ausfindig zu machen. Der neu ernannte Inquisitor sah es als seine heilige Pflicht an, regelmäßig zu überprüfen, wer sich im Hafenviertel aufhielt. Und so traf der Bote ihn bei einem seiner nun häufigen Wachgänge im Hafenviertel an. Als der Bote Kaled begegnete, spürte er zunächst den eindringlich prüfenden Blick des Inquisitors. Dann aber folgte ein warmes Lächeln, auch wenn die Erschöpfung in Kaleds Gesichtszügen unübersehbar war.

Kaled bedeutete den Boten kurz zu warten, während er die Zeilen aufmerksam und mit zusehends besorgter Miene las. Als er fertig gelesen hatte, rollte er das Pergament wieder zusammen und blickte kurz zum Himmel als ihm ein Stoßgebet entfuhr:
"Möge des Herrn Weisheit das Leid in Dervyns Herz lindern. Und Lydias."

Dann bedankte er sich bei dem Boten und gab das Pergament wieder zurück.
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