In diesen Tagen begleitete er
Segimer des öfteren, wenn der mittels
Traumreisen auf den Geisterpfaden der kleinen
Tarsnjor den Weg weisen musste. Gleichzeitig hatte die
Wilde Jagd getobt. Heute hatte er
Aleya's
Lied darüber gehört, zusammen mit
Almina waren sie wohl die ersten, die dem wundervoll traurigen Gesang lauschen durften. Er hatte dies als
Aleyas Abenteuer gefeiert, sie geherzt und sich über ihre Rückkehr gewaltig gefreut. Er hatte ihr seinen Neid gestanden, dass er selbst nicht von der Jagd geholt worden war. Sie hatten gelacht darüber. Aber in einem Jahr, da würde es sicher eine neue Gelegenheit geben, mit den Verfluchten über den Nachthimmel zu reiten. Ob er dann wohl dabei sein konnte?
Worüber keiner Lachen konnte, war der Tod des Weissen Hirsches. Aleya und
Ynge und
Freyja waren gleich besorgt, als er ihnen sagte, dass er sich von
Cataleya eine
Sense hatte schmieden lassen. Zu einem teuren Preis, gewiss? Seine Seele etwa? Was soll das schon sein! Er war überzeugt, dass er mit so einer Waffe eine Bluternte einfahren konnte, groß genug, um Grimlas Lebensgeist zu nähren und zu stärken, für seine Reise, für die Rückkehr seines Segens nach Fjellgat.
Eifrig jagte und opferte er den beiden Grimmbäumen. Eifrig genug, dass er nach wenigen Tagen bereits wieder zu Cataleya gehen konnte, mit ausreichend Blutsteinen in der Hand, die Sense zu erwecken. Diese opferten sie am geheimen Keller-Altar der Blutgöttin und mischten ihre eigenes dabei. Die Waffe begann zu singen und hatte nun auch einen Namen.
EHRLOSER...
Das hatte Bjornar verstanden, so lautete die Namensrune der Waffe. War er Opfer eines grausamen Streichs der hinterlistigen Cataleya geworden? Sollte er mit einer Waffe der Schande durch die Welt ziehen? Die Schande, dass er den
Johtar Rashka allein gelassen hatte, nicht mit ihm gemeinsam den Grimla-Spross beschützt hatte? Zu zweit hätten sie das Leben des Heiligen Tieres bewahren können, gewiss! Er war ganz in der Nähe gewesen.
Bevor sich aus seiner Verwirrung der Zorn entladen konnte, klärte Cataleya das Missverständnis auf. Er hatte falsch gehört.
ERLÖSER...!
So hieß die Rune auf der Waffe in Wirklichkeit! Sie würde die Sonnen-Ritter erlösen, von ihrem Wahnsinn. Sie würde das Blut seiner Opfer von der Gefangenschaft in ihren Körpern erlösen. Sie würde ihn stärken und von den Wunden im Kampf erlösen. Sie würde den Norden erlösen von allen Fremden, die dort nichts verloren hatten. Und noch mehr, sagte sie, aber das verstand er nicht, es war ihm egal.
Man floh vor ihm nun im Norden.
Man mied ihn, das spürte er.
Man hörte auf seine Warnungen.
Das war neu.
Es war seltsam, als er seine Reflektion im klaren Eis des Gletschersees sah, wie er so da stand, ganz ruhig, ein grimmer Wächter des Nordens, da erkannte er sich selbst kaum wieder.
Erst recht erkannte er sich nicht wieder, als er daheim war. Zusammen mit Freyja, ohne Waffe, ohne Rüstung und all das....
Da war er so lieb und liebevoll. Da war er so froh und fröhlich! Mehr noch, als zuvor. Da war er einfach Bjornar. Aber einer, den wohl die wenigsten da draussen überhaupt noch zu sehen bekämen oder finden konnten, hinter der Maske, vor der Klinge.
Vielleicht, vielleicht hatte er sich ja doch nicht so sehr geirrt, als er sich verhört hatte, bei der Namensgebung der Waffe. Vielleicht lagen die beiden Dinge auch einfach wirklich zu dicht beeinander.
Verwirrt von alledem, der Kälte in seinem Äusseren, der Hitze in seinem Inneren, da liebte er so sehr, wie noch nie zuvor.
Das würde schon alles seine Richtigkeit haben, dachte er. Denn es fühlte sich an, wie der Preis, denn man für eine große Geschichte zu zahlen hatte.