Dem Norden zur Ehr Bürgerinnen und Bürger Nebelhafens!
Am letzten Tag diese Woche geleiten wir Sasha und den Unbekannten auf ihrem letzten Weg.
Jeder der möchte ist herzlich dazu eingeladen daran teil zu haben.
*darunter sind die Namen aller vier Druiden Nebelhafens*
Elira
Ryn
Vidar
Gwendolyn
Beerdigung in Nebelhafen
- Gwendolyn
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Re: Beerdigung in Nebelhafen
Wir werden heute zur 8 Stunde nach dem Mittag losgehen
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
- Elira Raureif
- Beiträge: 29
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Re: Beerdigung in Nebelhafen
Das erste Mal, dass Elira vor einer Gruppe gesprochen hatte, war sie gerade einmal 7 Jahre alt gewesen, und sie erinnerte sich noch sehr genau daran. Auf Wunsch ihres Vaters sollte sie bei einem Gesellschaftsabend über die Tugenden vortragen.
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Es war Sommer, und sie schwitzte erbärmlich unter dem mehrlagigen Rüschenkleid, das sie zum Anlass trug. Außerdem war ihr übel. Der Grund dafür war jedoch nicht die Hitze, sondern die Tatsache, dass sie am frühen Morgen zuvor heimlich und experimentierfreudig an einer komisch aussehenden Schnecke im Garten geleckt hatte. Von der Schnecke hatte sie natürlich niemandem erzählt, und stand nun da, schwitzend, mit einem Knoten in Hals und Bauch, und stellte fest, dass sie Sorge hatte, den Mund zu öffnen. Nach einigen Momenten des Agonisierens auf einer Seite, und des wohlwollenden Abwartens auf der anderen, stand schließlich eine gepflegte grauhaarige Dame in einem wunderschönen blauen Seidenkleid auf, und trat auf Elira zu, um die kleine schwitzige Hand des Mädchens behutsam in ihren Händen einzuschließen.
Das Sprechen vor einer Gruppe war ihr seither immer schwer gefallen, auch wenn Elira älter und weiser wurde und daher recht bald aufgehört hatte, an unbekannten Dingen zu lecken. Auch ohne Übelkeit fühlte sich das Erheben der Stimme vor einer größeren Schar an Zuhörern regelmäßig an wie ein Tanz auf Glatteis. Mit Wollsocken. Die 4 Größen zu groß waren. Das Leben allerdings fand statt, und es warf immer neue Herausforderungen vor die Schwarzhaarige, so dass sie am Ende unzählige Male Gelegenheit gehabt hatte, Ansprachen und Reden, die man hier und da wider besseres Wissen von ihr erwartete, souverän in den Sand zu setzen.
Hier auf der Insel...es begann besser zu werden. Schleichend und langsam, und hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass Shira sie immer wieder ohne Verwarnung voranschubste, um magische Formeln vorzutragen. Das Wirken von Magie war zwar keine feierliche Ansprache, aber faktisch sprach man dabei Worte vor anderen Menschen, die einem in den Mund starrten, und das war...Übung. Übung, für die Elira nun, als sie von Gwendolyn und Vidar flankiert über zwei Leichen am Strand von Nebelhafen stand, dankbar war.
Diesmal hatte sie natürlich niemand einfach vorangeschubst gehabt. Nein, sie hatten sich hierzu getroffen, sie, Gwen, Vidar und Ryn, hatten lange und eingehend besprochen, wie eine Bestattung unter Druiden aussehen konnte. Sie waren keine Priester. Aber in Nebelhafen waren sie alles, was da war. In ihrem Geist hatte sich Elira nach einem Erwachsenen umgeschaut, der die Situation zu händeln wusste, schockiert festgestellt, dass sie der Erwachsene war, und sich dann in einem Anfall kopflosen Mutes für die Ansprache gemeldet. Schwimmen oder Untergehen.
Zumindest gab es hier nicht viel Publikum. Die beiden anderen Druiden, ein Nekromant den sie nicht mochte weil er ein Nekromant war, und eine junge Frau die sie nicht kannte aber mochte, weil diese kein Nekromant zu sein schien.
Der Abend senkte sich rasch über den Strand, und der auffrischende, kühle Wind trug mit dem üblichen Schwall Salzluft auch die erste Ahnung des nahenden Herbstes mit. Hoch oben zogen zerrissene Wolken über den sich rasch verdunkelnden Himmel. Und hier unten schwieg alles. Nur sie, zwei Druiden, zwei Zuschauer, und zwei stumme Leichen auf ihren Scheiterhaufen.
Elira atmete durch und öffnete den Mund, um die erste Ansprache ihres Lebens zu halten.
Es schien ein wenig dunkler geworden zu sein, als sie wieder verstummte. Einige Momente lang hörte sie nur das Klopfen des eigenen Herzens in den Ohren und war den beiden Anderen zutiefst dankbar, als diese den nächsten Schritt der Bestattung übernahmen. Es gab weder Freunde noch Familie in Anwesenheit, also nahmen es die Druiden auf sich, die letzten Geschenke und Wünsche für die Verstorbenen zu hinterlassen. Gwendolyn gab den Toten Blumensamen mit - neues Leben, das im Kreislauf der Natur den Tod beerben würde. Vidar hinterließ frische Efeublätter - ein Denkmal für das alte Leben und seine Träume, die zu Grabe getragen wurden. Dann setzte Gwendolyn die Scheiterhaufen in Brand.
Mittlerweile war es fast vollends dunkel geworden, so dass das aufsteigende Feuer umso heller in den wolkenverhangenen Himmel leuchtete. Elira blinzelte Feuchtigkeit aus den Augen weg: Halb wegen des Rauches, halb in Trauer um diese Toten, die sie zwar nicht gekannt, aber auf ihren letzten Weg begleitet hatte. Vidars Stimme trug tief über den Strand als er den letzten Abschied über den lodernden Flammen sprach.
Und dann... dann gab es nichts weiter zu tun. Gwendolyn blieb zur Nachtwache, um die Asche wie vorab besprochen am Morgen im Wald beizusetzen. Eigentlich war geplant gewesen, dass derlei von Freunden und Familie getan werden sollte, bei Wunsch bloß mit Hilfe der Druiden. Aber Freunde und Familie blieben aus.
Und die Druiden waren alles, was da war.
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Es war Sommer, und sie schwitzte erbärmlich unter dem mehrlagigen Rüschenkleid, das sie zum Anlass trug. Außerdem war ihr übel. Der Grund dafür war jedoch nicht die Hitze, sondern die Tatsache, dass sie am frühen Morgen zuvor heimlich und experimentierfreudig an einer komisch aussehenden Schnecke im Garten geleckt hatte. Von der Schnecke hatte sie natürlich niemandem erzählt, und stand nun da, schwitzend, mit einem Knoten in Hals und Bauch, und stellte fest, dass sie Sorge hatte, den Mund zu öffnen. Nach einigen Momenten des Agonisierens auf einer Seite, und des wohlwollenden Abwartens auf der anderen, stand schließlich eine gepflegte grauhaarige Dame in einem wunderschönen blauen Seidenkleid auf, und trat auf Elira zu, um die kleine schwitzige Hand des Mädchens behutsam in ihren Händen einzuschließen.
"Keine Sorge Kind. Du musst nicht perfekt sein. Du musst dir nur Mühe geben. Ich halte deine Hand damit es leichter wird, ja?"
"Ja." Elira lächelte und erbrach auf das wunderschöne blaue Seidenkleid der Dame.
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"Ja." Elira lächelte und erbrach auf das wunderschöne blaue Seidenkleid der Dame.
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Das Sprechen vor einer Gruppe war ihr seither immer schwer gefallen, auch wenn Elira älter und weiser wurde und daher recht bald aufgehört hatte, an unbekannten Dingen zu lecken. Auch ohne Übelkeit fühlte sich das Erheben der Stimme vor einer größeren Schar an Zuhörern regelmäßig an wie ein Tanz auf Glatteis. Mit Wollsocken. Die 4 Größen zu groß waren. Das Leben allerdings fand statt, und es warf immer neue Herausforderungen vor die Schwarzhaarige, so dass sie am Ende unzählige Male Gelegenheit gehabt hatte, Ansprachen und Reden, die man hier und da wider besseres Wissen von ihr erwartete, souverän in den Sand zu setzen.
Hier auf der Insel...es begann besser zu werden. Schleichend und langsam, und hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass Shira sie immer wieder ohne Verwarnung voranschubste, um magische Formeln vorzutragen. Das Wirken von Magie war zwar keine feierliche Ansprache, aber faktisch sprach man dabei Worte vor anderen Menschen, die einem in den Mund starrten, und das war...Übung. Übung, für die Elira nun, als sie von Gwendolyn und Vidar flankiert über zwei Leichen am Strand von Nebelhafen stand, dankbar war.
Diesmal hatte sie natürlich niemand einfach vorangeschubst gehabt. Nein, sie hatten sich hierzu getroffen, sie, Gwen, Vidar und Ryn, hatten lange und eingehend besprochen, wie eine Bestattung unter Druiden aussehen konnte. Sie waren keine Priester. Aber in Nebelhafen waren sie alles, was da war. In ihrem Geist hatte sich Elira nach einem Erwachsenen umgeschaut, der die Situation zu händeln wusste, schockiert festgestellt, dass sie der Erwachsene war, und sich dann in einem Anfall kopflosen Mutes für die Ansprache gemeldet. Schwimmen oder Untergehen.
Zumindest gab es hier nicht viel Publikum. Die beiden anderen Druiden, ein Nekromant den sie nicht mochte weil er ein Nekromant war, und eine junge Frau die sie nicht kannte aber mochte, weil diese kein Nekromant zu sein schien.
Der Abend senkte sich rasch über den Strand, und der auffrischende, kühle Wind trug mit dem üblichen Schwall Salzluft auch die erste Ahnung des nahenden Herbstes mit. Hoch oben zogen zerrissene Wolken über den sich rasch verdunkelnden Himmel. Und hier unten schwieg alles. Nur sie, zwei Druiden, zwei Zuschauer, und zwei stumme Leichen auf ihren Scheiterhaufen.
Elira atmete durch und öffnete den Mund, um die erste Ansprache ihres Lebens zu halten.
Es schien ein wenig dunkler geworden zu sein, als sie wieder verstummte. Einige Momente lang hörte sie nur das Klopfen des eigenen Herzens in den Ohren und war den beiden Anderen zutiefst dankbar, als diese den nächsten Schritt der Bestattung übernahmen. Es gab weder Freunde noch Familie in Anwesenheit, also nahmen es die Druiden auf sich, die letzten Geschenke und Wünsche für die Verstorbenen zu hinterlassen. Gwendolyn gab den Toten Blumensamen mit - neues Leben, das im Kreislauf der Natur den Tod beerben würde. Vidar hinterließ frische Efeublätter - ein Denkmal für das alte Leben und seine Träume, die zu Grabe getragen wurden. Dann setzte Gwendolyn die Scheiterhaufen in Brand.
Mittlerweile war es fast vollends dunkel geworden, so dass das aufsteigende Feuer umso heller in den wolkenverhangenen Himmel leuchtete. Elira blinzelte Feuchtigkeit aus den Augen weg: Halb wegen des Rauches, halb in Trauer um diese Toten, die sie zwar nicht gekannt, aber auf ihren letzten Weg begleitet hatte. Vidars Stimme trug tief über den Strand als er den letzten Abschied über den lodernden Flammen sprach.
Und dann... dann gab es nichts weiter zu tun. Gwendolyn blieb zur Nachtwache, um die Asche wie vorab besprochen am Morgen im Wald beizusetzen. Eigentlich war geplant gewesen, dass derlei von Freunden und Familie getan werden sollte, bei Wunsch bloß mit Hilfe der Druiden. Aber Freunde und Familie blieben aus.
Und die Druiden waren alles, was da war.