Beerdigung in Nebelhafen
- Gwendolyn
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Beerdigung in Nebelhafen
Dem Norden zur Ehr Bürgerinnen und Bürger Nebelhafens!
Am letzten Tag diese Woche geleiten wir Sasha und den Unbekannten auf ihrem letzten Weg.
Jeder der möchte ist herzlich dazu eingeladen daran teil zu haben.
*darunter sind die Namen aller vier Druiden Nebelhafens*
Elira
Ryn
Vidar
Gwendolyn
Am letzten Tag diese Woche geleiten wir Sasha und den Unbekannten auf ihrem letzten Weg.
Jeder der möchte ist herzlich dazu eingeladen daran teil zu haben.
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Gwendolyn
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
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- Gwendolyn
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Re: Beerdigung in Nebelhafen
Wir werden heute zur 8 Stunde nach dem Mittag losgehen
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- Elira Raureif
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Re: Beerdigung in Nebelhafen
Das erste Mal, dass Elira vor einer Gruppe gesprochen hatte, war sie gerade einmal 7 Jahre alt gewesen, und sie erinnerte sich noch sehr genau daran. Auf Wunsch ihres Vaters sollte sie bei einem Gesellschaftsabend über die Tugenden vortragen.
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Es war Sommer, und sie schwitzte erbärmlich unter dem mehrlagigen Rüschenkleid, das sie zum Anlass trug. Außerdem war ihr übel. Der Grund dafür war jedoch nicht die Hitze, sondern die Tatsache, dass sie am frühen Morgen zuvor heimlich und experimentierfreudig an einer komisch aussehenden Schnecke im Garten geleckt hatte. Von der Schnecke hatte sie natürlich niemandem erzählt, und stand nun da, schwitzend, mit einem Knoten in Hals und Bauch, und stellte fest, dass sie Sorge hatte, den Mund zu öffnen. Nach einigen Momenten des Agonisierens auf einer Seite, und des wohlwollenden Abwartens auf der anderen, stand schließlich eine gepflegte grauhaarige Dame in einem wunderschönen blauen Seidenkleid auf, und trat auf Elira zu, um die kleine schwitzige Hand des Mädchens behutsam in ihren Händen einzuschließen.
Das Sprechen vor einer Gruppe war ihr seither immer schwer gefallen, auch wenn Elira älter und weiser wurde und daher recht bald aufgehört hatte, an unbekannten Dingen zu lecken. Auch ohne Übelkeit fühlte sich das Erheben der Stimme vor einer größeren Schar an Zuhörern regelmäßig an wie ein Tanz auf Glatteis. Mit Wollsocken. Die 4 Größen zu groß waren. Das Leben allerdings fand statt, und es warf immer neue Herausforderungen vor die Schwarzhaarige, so dass sie am Ende unzählige Male Gelegenheit gehabt hatte, Ansprachen und Reden, die man hier und da wider besseres Wissen von ihr erwartete, souverän in den Sand zu setzen.
Hier auf der Insel...es begann besser zu werden. Schleichend und langsam, und hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass Shira sie immer wieder ohne Verwarnung voranschubste, um magische Formeln vorzutragen. Das Wirken von Magie war zwar keine feierliche Ansprache, aber faktisch sprach man dabei Worte vor anderen Menschen, die einem in den Mund starrten, und das war...Übung. Übung, für die Elira nun, als sie von Gwendolyn und Vidar flankiert über zwei Leichen am Strand von Nebelhafen stand, dankbar war.
Diesmal hatte sie natürlich niemand einfach vorangeschubst gehabt. Nein, sie hatten sich hierzu getroffen, sie, Gwen, Vidar und Ryn, hatten lange und eingehend besprochen, wie eine Bestattung unter Druiden aussehen konnte. Sie waren keine Priester. Aber in Nebelhafen waren sie alles, was da war. In ihrem Geist hatte sich Elira nach einem Erwachsenen umgeschaut, der die Situation zu händeln wusste, schockiert festgestellt, dass sie der Erwachsene war, und sich dann in einem Anfall kopflosen Mutes für die Ansprache gemeldet. Schwimmen oder Untergehen.
Zumindest gab es hier nicht viel Publikum. Die beiden anderen Druiden, ein Nekromant den sie nicht mochte weil er ein Nekromant war, und eine junge Frau die sie nicht kannte aber mochte, weil diese kein Nekromant zu sein schien.
Der Abend senkte sich rasch über den Strand, und der auffrischende, kühle Wind trug mit dem üblichen Schwall Salzluft auch die erste Ahnung des nahenden Herbstes mit. Hoch oben zogen zerrissene Wolken über den sich rasch verdunkelnden Himmel. Und hier unten schwieg alles. Nur sie, zwei Druiden, zwei Zuschauer, und zwei stumme Leichen auf ihren Scheiterhaufen.
Elira atmete durch und öffnete den Mund, um die erste Ansprache ihres Lebens zu halten.
Es schien ein wenig dunkler geworden zu sein, als sie wieder verstummte. Einige Momente lang hörte sie nur das Klopfen des eigenen Herzens in den Ohren und war den beiden Anderen zutiefst dankbar, als diese den nächsten Schritt der Bestattung übernahmen. Es gab weder Freunde noch Familie in Anwesenheit, also nahmen es die Druiden auf sich, die letzten Geschenke und Wünsche für die Verstorbenen zu hinterlassen. Gwendolyn gab den Toten Blumensamen mit - neues Leben, das im Kreislauf der Natur den Tod beerben würde. Vidar hinterließ frische Efeublätter - ein Denkmal für das alte Leben und seine Träume, die zu Grabe getragen wurden. Dann setzte Gwendolyn die Scheiterhaufen in Brand.
Mittlerweile war es fast vollends dunkel geworden, so dass das aufsteigende Feuer umso heller in den wolkenverhangenen Himmel leuchtete. Elira blinzelte Feuchtigkeit aus den Augen weg: Halb wegen des Rauches, halb in Trauer um diese Toten, die sie zwar nicht gekannt, aber auf ihren letzten Weg begleitet hatte. Vidars Stimme trug tief über den Strand als er den letzten Abschied über den lodernden Flammen sprach.
Und dann... dann gab es nichts weiter zu tun. Gwendolyn blieb zur Nachtwache, um die Asche wie vorab besprochen am Morgen im Wald beizusetzen. Eigentlich war geplant gewesen, dass derlei von Freunden und Familie getan werden sollte, bei Wunsch bloß mit Hilfe der Druiden. Aber Freunde und Familie blieben aus.
Und die Druiden waren alles, was da war.
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Es war Sommer, und sie schwitzte erbärmlich unter dem mehrlagigen Rüschenkleid, das sie zum Anlass trug. Außerdem war ihr übel. Der Grund dafür war jedoch nicht die Hitze, sondern die Tatsache, dass sie am frühen Morgen zuvor heimlich und experimentierfreudig an einer komisch aussehenden Schnecke im Garten geleckt hatte. Von der Schnecke hatte sie natürlich niemandem erzählt, und stand nun da, schwitzend, mit einem Knoten in Hals und Bauch, und stellte fest, dass sie Sorge hatte, den Mund zu öffnen. Nach einigen Momenten des Agonisierens auf einer Seite, und des wohlwollenden Abwartens auf der anderen, stand schließlich eine gepflegte grauhaarige Dame in einem wunderschönen blauen Seidenkleid auf, und trat auf Elira zu, um die kleine schwitzige Hand des Mädchens behutsam in ihren Händen einzuschließen.
"Keine Sorge Kind. Du musst nicht perfekt sein. Du musst dir nur Mühe geben. Ich halte deine Hand damit es leichter wird, ja?"
"Ja." Elira lächelte und erbrach auf das wunderschöne blaue Seidenkleid der Dame.
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"Ja." Elira lächelte und erbrach auf das wunderschöne blaue Seidenkleid der Dame.
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Das Sprechen vor einer Gruppe war ihr seither immer schwer gefallen, auch wenn Elira älter und weiser wurde und daher recht bald aufgehört hatte, an unbekannten Dingen zu lecken. Auch ohne Übelkeit fühlte sich das Erheben der Stimme vor einer größeren Schar an Zuhörern regelmäßig an wie ein Tanz auf Glatteis. Mit Wollsocken. Die 4 Größen zu groß waren. Das Leben allerdings fand statt, und es warf immer neue Herausforderungen vor die Schwarzhaarige, so dass sie am Ende unzählige Male Gelegenheit gehabt hatte, Ansprachen und Reden, die man hier und da wider besseres Wissen von ihr erwartete, souverän in den Sand zu setzen.
Hier auf der Insel...es begann besser zu werden. Schleichend und langsam, und hauptsächlich der Tatsache zu verdanken, dass Shira sie immer wieder ohne Verwarnung voranschubste, um magische Formeln vorzutragen. Das Wirken von Magie war zwar keine feierliche Ansprache, aber faktisch sprach man dabei Worte vor anderen Menschen, die einem in den Mund starrten, und das war...Übung. Übung, für die Elira nun, als sie von Gwendolyn und Vidar flankiert über zwei Leichen am Strand von Nebelhafen stand, dankbar war.
Diesmal hatte sie natürlich niemand einfach vorangeschubst gehabt. Nein, sie hatten sich hierzu getroffen, sie, Gwen, Vidar und Ryn, hatten lange und eingehend besprochen, wie eine Bestattung unter Druiden aussehen konnte. Sie waren keine Priester. Aber in Nebelhafen waren sie alles, was da war. In ihrem Geist hatte sich Elira nach einem Erwachsenen umgeschaut, der die Situation zu händeln wusste, schockiert festgestellt, dass sie der Erwachsene war, und sich dann in einem Anfall kopflosen Mutes für die Ansprache gemeldet. Schwimmen oder Untergehen.
Zumindest gab es hier nicht viel Publikum. Die beiden anderen Druiden, ein Nekromant den sie nicht mochte weil er ein Nekromant war, und eine junge Frau die sie nicht kannte aber mochte, weil diese kein Nekromant zu sein schien.
Der Abend senkte sich rasch über den Strand, und der auffrischende, kühle Wind trug mit dem üblichen Schwall Salzluft auch die erste Ahnung des nahenden Herbstes mit. Hoch oben zogen zerrissene Wolken über den sich rasch verdunkelnden Himmel. Und hier unten schwieg alles. Nur sie, zwei Druiden, zwei Zuschauer, und zwei stumme Leichen auf ihren Scheiterhaufen.
Elira atmete durch und öffnete den Mund, um die erste Ansprache ihres Lebens zu halten.
Es schien ein wenig dunkler geworden zu sein, als sie wieder verstummte. Einige Momente lang hörte sie nur das Klopfen des eigenen Herzens in den Ohren und war den beiden Anderen zutiefst dankbar, als diese den nächsten Schritt der Bestattung übernahmen. Es gab weder Freunde noch Familie in Anwesenheit, also nahmen es die Druiden auf sich, die letzten Geschenke und Wünsche für die Verstorbenen zu hinterlassen. Gwendolyn gab den Toten Blumensamen mit - neues Leben, das im Kreislauf der Natur den Tod beerben würde. Vidar hinterließ frische Efeublätter - ein Denkmal für das alte Leben und seine Träume, die zu Grabe getragen wurden. Dann setzte Gwendolyn die Scheiterhaufen in Brand.
Mittlerweile war es fast vollends dunkel geworden, so dass das aufsteigende Feuer umso heller in den wolkenverhangenen Himmel leuchtete. Elira blinzelte Feuchtigkeit aus den Augen weg: Halb wegen des Rauches, halb in Trauer um diese Toten, die sie zwar nicht gekannt, aber auf ihren letzten Weg begleitet hatte. Vidars Stimme trug tief über den Strand als er den letzten Abschied über den lodernden Flammen sprach.
Und dann... dann gab es nichts weiter zu tun. Gwendolyn blieb zur Nachtwache, um die Asche wie vorab besprochen am Morgen im Wald beizusetzen. Eigentlich war geplant gewesen, dass derlei von Freunden und Familie getan werden sollte, bei Wunsch bloß mit Hilfe der Druiden. Aber Freunde und Familie blieben aus.
Und die Druiden waren alles, was da war.
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Die letzte Ruhestätte
Gwendolyn blieb, als sich alle anderen verabschiedeten. Sie hatte sich dafür gemeldet, die Feuerwache zu übernehmen. Etwas abseits machte sie sich an einem Baum ein kleines, wohliges Nest. Die Wärme vom großen Feuer berührte sie noch und dennoch hüllte sie sich in einen flauschigen, warmen Mantel. Ruhig war der Blick auf die Flammen gelenkt, solange welche da waren. Je später es wurde, desto mehr wichen allerdings die Flammen und Gwendolyn hüllte sich enger in ihren Umhang. Die Nacht war lang, doch das Rauschen des Meeres am Strand und des Windes in den Blättern begleitete sie. Ihr weißer Hirsch leistete ihr die ganze Nacht Gesellschaft.
In den frühen Morgenstunden zerwühlte sie dann die Asche noch, damit auch diese auskühlen konnte. Zu diesem Zeitpunkt fand auch Gwendolyn an ihren Hirsch gekuschelt etwas Ruhe, denn die Gefahr, dass durch Funkenflug ein weiterer Brand ausgelöst wurde, war gebannt. Von den Vögeln und Tieren rundum wurde sie schließlich wieder geweckt und sie machte sich daran, die kalte Asche zusammen zu sammeln. Sie hat dafür zwei aus Holz geschnitzte Urnen von Davind dafür bekommen. Mit einer kleinen Schaufel nahm sie die Asche auf und füllte es in die jeweilige Urne.
Die beiden sollten ihre letzte Ruhestätte im Wald vor Nebelhafen finden. In der Nähe des Teiches hat Gwendolyn einen schönen Platz gefunden. Mit Bedacht hob sie die kleinen Löcher aus, die die Urnen und die Setzlinge benötigten.
Beiden Urnen wurde ein Setzling und ein Blumensamen mitgegeben. Der Abstand war so gewählt, dass sich die Bäume auch schön entfalten konnten. Sie sollten die letzten Zeugen dieser beiden verblichen Leben sein. Die Urnen wurden etwas tiefer in das Loch gesetzt und die Setzlinge direkt darauf. Die Wurzeln sollten sich um die Urnen schlingen und die Asche darin als Nahrung für ihr gedeihen nutzen. Jeweils neben dem Stamm wurde ein Pflanzensamen mit eingegraben. Eine Sternlilie hatte sie Sasha mitgegeben. Sie sollte jeden Sommer wieder Sashas Träume in die Welt blühen. Der verkohlten unbekannten Leiche wurde ein Stiefmütterchen mitgegeben. Stiefmütterlich wurde er im Tod behandelt, denn keiner wusste, wo er hingehörte. Gerade deswegen sollte das Stiefmütterchen an seine letzte Ruhestätte erinnern. Das vielleicht noch der eine oder andere vorbeikommende auf einen besonderen Ort aufmerksam gemacht wird legte sie in stillen Gedenken ein Bildnis aus Blättern, Zapfen, Steinen und abgefallenen Baumrinden ein Bildnis aus.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
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- Gwendolyn
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Jetzt ist schon wieder eine Leiche aufgetaucht (Briefe an die Druiden Nebelhafens)
Nach den Arbeiten in der Mine setzte sie sich fast widerwillig an den Schreibtisch. Eigentlich wollte sie so kurz nach abschließen der ersten Beerdigung nicht noch eine zweite hinterher schieben. Und doch war da wieder eine unbekannte Leiche. Keiner war soweit sie wusste als vermisst gemeldet. Sie war sich auch nicht so ganz sicher, ob man jetzt nachdem der Verwesungsprozess schon so weit fortgeschritten war noch erkennen würde, wer es denn gewesen sein konnte.
Vermutlich war es ein unglücklicher Minenarbeiter, der zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Nach einigem überlegen fing sie also an den Brief zu schreiben.
Vermutlich war es ein unglücklicher Minenarbeiter, der zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Nach einigem überlegen fing sie also an den Brief zu schreiben.
Für alle vom BdH, die nicht an der Minenfreilegung beteiligt waren wird eine kurze Notiz zur Leiche an der Esstheke hinterlassen.Dem Norden zur Ehr!
Leider muss ich euch mit trauriger Gewissheit schreiben, dass uns die nächste Beerdigung bevor steht.
Bei den Arbeiten in der Mine wurde ein stark verwester Leichnam zu Tage getragen. Ich weiß nicht ob man noch irgendwie herausfinden kann um wen es sich handelt, denn durch die Verwesung sind viele Erkennungsmerkmale bereits stark entstellt. Nachdem von Bürgermeister Torres schon zur letzten Beerdigung keine Rückmeldung kam gehe ich nicht davon aus, dass er uns eine große Hilfe sein wird. Abgesehen davon scheint er verschwunden zu sein und keiner weiß wo hin.
Vielleicht ist es wieder einmal an der Zeit sich zu treffen und zusammen zu tragen, was die einzelnen von uns wissen.
Hochachtungsvoll
Gwendolyn
Dem Norden zur Ehr!
In Nebelhafen gibt es die nächste Leiche, wieder unbekannt und kaum zu erkennen.
Die Druiden sind bereits wegen einer Beerdigung informiert. Vielleicht könnt ihr ja dabei helfen herauszufinden, um wen es sich handelt.
Gruß
Gwen
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- Elira Raureif
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Re: Beerdigung in Nebelhafen
Werte Gwendolyn,
hab Dank für die Nachricht, wenngleich sie nicht von froher Natur ist. Ich wäre sehr an einem Treffen interessiert, zumal wir ja auch die Bestattung einplanen müssen. Leider bin ich in der laufenden Woche unabkömmlich, stünde aber in der nächsten Woche beliebig zur Verfügung.
Mit den besten Grüßen,
Elira
P.S.: Von Torres habe ich gestern etwas sehr Merkwürdiges und Beunruhigendes erfahren.
Re: Beerdigung in Nebelhafen
In der Nacht nach dem Markt in Solgrad, war er nach einigen Stunden wieder aufgewacht. So weit, so gewöhnlich. Einmal mehr versuchte er sich an einen Traum zu erinnern, einmal mehr, war dort nur das stille Schwarz. Er entschied sich noch ein Schreiben aufzusetzen, etwas zu erledigen, um wieder zur Ruhe zu kommen und vor diesem Schreiben saß er nun. Er hatte einfach aufgehört, das letzte Wort war unvollendet, als seine Gedanken ihn eingefangen hatten.
Torres war tot oder verschleppt und kurz davor aus dieser Sphäre gerissen zu werden, dafür brauchte er keine Tarotkarten. Für ihn waren die Andeutungen der Karten ohnehin immer das, was man sich erhoffte ... und doch ... Ausgerechnet diese Frage war ihm eingefallen denn... Warum?
Die Abwesenheit des Bürgermeisters und der Bürgersprecherin, alles war zum Stillstand gekommen, in denkbar ungünstigster Zeit. Er hatte es versucht von sich zu schieben, sich anderen Aufgaben zu widmen, davon gab es genug. Und doch... Diese Frage schien ihn mehr zu beschäftigen, als er es zulassen wollte. Der Zustand der Stagnation war ihm unfreiwillig wieder präsent geworden.
Eine ganze Weile haftete sein Blick noch, ohne wirklich zu sehen, auf dem unfertigen Wort vor ihm. Bevor die Müdigkeit ihn wieder einfing, fand er nicht eine einzige Antwort auf die Fragen die sich ihm stellten.
Torres war tot oder verschleppt und kurz davor aus dieser Sphäre gerissen zu werden, dafür brauchte er keine Tarotkarten. Für ihn waren die Andeutungen der Karten ohnehin immer das, was man sich erhoffte ... und doch ... Ausgerechnet diese Frage war ihm eingefallen denn... Warum?
Die Abwesenheit des Bürgermeisters und der Bürgersprecherin, alles war zum Stillstand gekommen, in denkbar ungünstigster Zeit. Er hatte es versucht von sich zu schieben, sich anderen Aufgaben zu widmen, davon gab es genug. Und doch... Diese Frage schien ihn mehr zu beschäftigen, als er es zulassen wollte. Der Zustand der Stagnation war ihm unfreiwillig wieder präsent geworden.
Eine ganze Weile haftete sein Blick noch, ohne wirklich zu sehen, auf dem unfertigen Wort vor ihm. Bevor die Müdigkeit ihn wieder einfing, fand er nicht eine einzige Antwort auf die Fragen die sich ihm stellten.
- Gwendolyn
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Wieder findet sich ein Aushang am schwarzen Brett
Bürgerinnen und Bürger Nebelhafens!
Am 14. Tag dieses Mondlaufes zur 8 Stunde nach dem Zenit begleiten wir den unbekannten verunglückten Minenarbeiter auf seinem letzten Weg.
Alle sind herzlich dazu eingeladen uns dabei zu unterstützen und seinen letzten Weg mit ihm zu gehen.
Am 14. Tag dieses Mondlaufes zur 8 Stunde nach dem Zenit begleiten wir den unbekannten verunglückten Minenarbeiter auf seinem letzten Weg.
Alle sind herzlich dazu eingeladen uns dabei zu unterstützen und seinen letzten Weg mit ihm zu gehen.
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Deine Wurzel findest du in dir,
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- Elira Raureif
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Re: Beerdigung in Nebelhafen
"Sicher hast du Mitgefühl mit dem Häschen."
Die Stimme ihrer Mutter klang gemessen und verständnisvoll, wie immer. (Zumindest war es in Eliras Erinnerungen so. Tatsächlich klingen Eltern junger Kinder oft genug nicht verständnisvoll, weil es zumal schwer ist, verständnisvoll auf über Teppiche verschütteten Teig oder Schleim unklarer Herkunft im Haar des Sprößlings zur reagieren, doch die Erinnerung...die Erinnerung mag derlei stets dezent übergehen)
Elira nickte. Sie war um die 6 Jahre alt, und ihre kleine, etwas verfrorene Hand versank fast gänzlich in den mütterlichen Fingern. Später, kalter Herbstwind riss an wenigen verbliebenen Blättern hoch oben in den Bäumen, wo zwischen den skelettierten Ästen nur noch schwarze Krähennester verblieben waren. In der Luft lag der Duft feuchter, einschlafender Erde, ferner Kaminfeuer, und Verwesung. Letzteres kam vom besagten Häschen: Ein armseliges kleines Geschöpf, bestehend nur noch aus Fellresten und einigen grau angelaufenen Fleischfetzen über zerbrechlich kleinen Knochen. Es lag unter einem Dornenbusch, was wohl erklärte, warum sich keine größeren Tiere oder Krähen an dem toten Ding gütlich getan hatten. Und es stank.
Elira schluckte mühsam die Übelkeit herunter und nickte.
"Ich habe Mitgefühl."
-----------------------------------------------------------------------
'Ich habe Mitgefühl.'
Elira erinnerte sich mit Nachdruck daran, als sie auf den Leichnam auf dem Scheiterhaufen hinabblickte. Leinentücher bedeckten die verwesten Gesichtszüge, aber den Gestank vermochten sie nicht zu überdecken. Und sie hatte auch tatsächlich Mitgefühl - Mitgefühl jedoch, welches jedes Mal, wenn sie einem Toten gegenüberstand (was in letzter Zeit viel zu oft für ihren Geschmack passierte) mit akutem Ekel kämpfte. Ekel war es auch, der sie daran hinderte, sich wie Gwendolyn neben ihr in die Kunst der Heilung zu vertiefen. Sicher, sie wollte helfen, sie hatte Mitgefühl...aber beim bloßen Gedanken daran, komisch riechende Dinge aus Stellen an fremden Körpern zu kratzen, die sie in erster Linie niemals hatte sehen wollen, drehte sich der jungen Frau der Magen um. So beschränkte sie ihre heilerische Tätigkeit auf jene Fälle, die sich mit Magie oder zumindest einem Druckverband lösen ließen, und fuhr gut damit... bis das mit den Leichen kam. Die ließen sich nicht wegzaubern.
Heute war es ein Minenarbeiter, der wohl schon eine Weile unter der Erde gelegen hatte, ehe man ihn fand - und dann noch etwas länger in Nebelhafen auf seine Bestattung warten musste. Gwendolyn übernahm dieses Mal die Ansprache, wofür Elira angesichts ihres bei jedem Atemzug hochspielenden Magens mehr als dankbar war.
Zum letzten Abschied hatten sich heute erstaunlich viele Gäste eingefunden. Rou, die wieder da war, der Nekromant, der immer da war, ein ihr unbekannter Seemann, der sich wohl die Vorgänge der Siedlung ansehen wollte, Fenrik, der nichts Besseres zu tun gefunden hatte, und sogar eine kleine Delegation der Unitatis aus Solgard, angeführt von Hohepriester Darez persönlich. Die Anwesenheit eines echten Hohepriesters sorgte bei Elira für anhaltende Nervosität, und umso tiefe Dankbarkeit für die Wortführung der hochgewachsenen Druidin neben sich.
Mit dem Fortschreiten der Verabschiedung begann sich ihr Innenleben dann allmählich zu beruhigen. Vielleicht lag es an der einbrechenden Dunkelheit und der kühlen Ruhe, die die nahende Nacht mit sich brachte. Vielleicht auch an den Worten der Anwesenden, die abwechselnd ihren Abschied von dem unbekannten Mann nahmen, stellvertretend für Freunde und Familie, die nicht anwesend waren, und die es vielleicht auch gar nicht gab.
Als Rou schließlich den Scheiterhaufen mit einem brennenden Pfeil in Brand setzte und Elira den letzten Gruß sprach, musste sie keine Mühe mehr darauf verwenden, die eigene Stimme ruhig und achtungsvoll klingen zu lassen.
Die Flammen loderten hinauf, die bereits fast vollständig eingetretene Dunkelheit durchbrechend, und die kleine Schar an Anwesenden nahm nach und nach Abschied, bis Elira allein zurückblieb. Letztes Mal hatte Gwendolyn die Nachtwache gehalten, um die Asche der Verstorbenen am Morgen im Wald beizusetzen - heute sollte es ihre Aufgabe sein. Sie nahm nahe des flackernden Feuerscheins auf einem Stein platz, zog sich ihren Mantel enger um die Schultern, und starrte in die Flammen, in denen sich keinerlei menschliche Überreste mehr ausmachen ließen.
Als sie einige Momente später Tränen wegblinzelte, lag es nicht mehr bloß am Rauch. Das Mitgefühl hatte gewonnen. Wie immer.
Die Stimme ihrer Mutter klang gemessen und verständnisvoll, wie immer. (Zumindest war es in Eliras Erinnerungen so. Tatsächlich klingen Eltern junger Kinder oft genug nicht verständnisvoll, weil es zumal schwer ist, verständnisvoll auf über Teppiche verschütteten Teig oder Schleim unklarer Herkunft im Haar des Sprößlings zur reagieren, doch die Erinnerung...die Erinnerung mag derlei stets dezent übergehen)
Elira nickte. Sie war um die 6 Jahre alt, und ihre kleine, etwas verfrorene Hand versank fast gänzlich in den mütterlichen Fingern. Später, kalter Herbstwind riss an wenigen verbliebenen Blättern hoch oben in den Bäumen, wo zwischen den skelettierten Ästen nur noch schwarze Krähennester verblieben waren. In der Luft lag der Duft feuchter, einschlafender Erde, ferner Kaminfeuer, und Verwesung. Letzteres kam vom besagten Häschen: Ein armseliges kleines Geschöpf, bestehend nur noch aus Fellresten und einigen grau angelaufenen Fleischfetzen über zerbrechlich kleinen Knochen. Es lag unter einem Dornenbusch, was wohl erklärte, warum sich keine größeren Tiere oder Krähen an dem toten Ding gütlich getan hatten. Und es stank.
Elira schluckte mühsam die Übelkeit herunter und nickte.
"Ich habe Mitgefühl."
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'Ich habe Mitgefühl.'
Elira erinnerte sich mit Nachdruck daran, als sie auf den Leichnam auf dem Scheiterhaufen hinabblickte. Leinentücher bedeckten die verwesten Gesichtszüge, aber den Gestank vermochten sie nicht zu überdecken. Und sie hatte auch tatsächlich Mitgefühl - Mitgefühl jedoch, welches jedes Mal, wenn sie einem Toten gegenüberstand (was in letzter Zeit viel zu oft für ihren Geschmack passierte) mit akutem Ekel kämpfte. Ekel war es auch, der sie daran hinderte, sich wie Gwendolyn neben ihr in die Kunst der Heilung zu vertiefen. Sicher, sie wollte helfen, sie hatte Mitgefühl...aber beim bloßen Gedanken daran, komisch riechende Dinge aus Stellen an fremden Körpern zu kratzen, die sie in erster Linie niemals hatte sehen wollen, drehte sich der jungen Frau der Magen um. So beschränkte sie ihre heilerische Tätigkeit auf jene Fälle, die sich mit Magie oder zumindest einem Druckverband lösen ließen, und fuhr gut damit... bis das mit den Leichen kam. Die ließen sich nicht wegzaubern.
Heute war es ein Minenarbeiter, der wohl schon eine Weile unter der Erde gelegen hatte, ehe man ihn fand - und dann noch etwas länger in Nebelhafen auf seine Bestattung warten musste. Gwendolyn übernahm dieses Mal die Ansprache, wofür Elira angesichts ihres bei jedem Atemzug hochspielenden Magens mehr als dankbar war.
Zum letzten Abschied hatten sich heute erstaunlich viele Gäste eingefunden. Rou, die wieder da war, der Nekromant, der immer da war, ein ihr unbekannter Seemann, der sich wohl die Vorgänge der Siedlung ansehen wollte, Fenrik, der nichts Besseres zu tun gefunden hatte, und sogar eine kleine Delegation der Unitatis aus Solgard, angeführt von Hohepriester Darez persönlich. Die Anwesenheit eines echten Hohepriesters sorgte bei Elira für anhaltende Nervosität, und umso tiefe Dankbarkeit für die Wortführung der hochgewachsenen Druidin neben sich.
Mit dem Fortschreiten der Verabschiedung begann sich ihr Innenleben dann allmählich zu beruhigen. Vielleicht lag es an der einbrechenden Dunkelheit und der kühlen Ruhe, die die nahende Nacht mit sich brachte. Vielleicht auch an den Worten der Anwesenden, die abwechselnd ihren Abschied von dem unbekannten Mann nahmen, stellvertretend für Freunde und Familie, die nicht anwesend waren, und die es vielleicht auch gar nicht gab.
Als Rou schließlich den Scheiterhaufen mit einem brennenden Pfeil in Brand setzte und Elira den letzten Gruß sprach, musste sie keine Mühe mehr darauf verwenden, die eigene Stimme ruhig und achtungsvoll klingen zu lassen.
Die Flammen loderten hinauf, die bereits fast vollständig eingetretene Dunkelheit durchbrechend, und die kleine Schar an Anwesenden nahm nach und nach Abschied, bis Elira allein zurückblieb. Letztes Mal hatte Gwendolyn die Nachtwache gehalten, um die Asche der Verstorbenen am Morgen im Wald beizusetzen - heute sollte es ihre Aufgabe sein. Sie nahm nahe des flackernden Feuerscheins auf einem Stein platz, zog sich ihren Mantel enger um die Schultern, und starrte in die Flammen, in denen sich keinerlei menschliche Überreste mehr ausmachen ließen.
Als sie einige Momente später Tränen wegblinzelte, lag es nicht mehr bloß am Rauch. Das Mitgefühl hatte gewonnen. Wie immer.