Nun war es endlich so weit. Tag um Tag hatte sie alles vorbereitet, geprüft und wieder geprüft. Katherine war eine Frau, die nichts dem Zufall überlassen wollte, die jeden noch so winzigen Fehler aufspüren wollte um ihn auszumerzen.
Doch ehe das Ritual in der Oase beginnen konnte, schlug Aasthas Stunde. Dies war ihr Moment. Jetzt musste sie beweisen, dass all ihre Studien, all ihr Fleiß und ihre unermüdliche Hingabe zur Nekromantie Früchte tragen würden. Mit ruhiger Hand zog sie den Bannkreis, nachdem sich alle im kalten Keller der Akademie versammelt hatten. Der Zauber wurde vorbereitet, der Kreis mit den Worten der Macht aktiviert, und in seiner Mitte lag vom dunklen Blut umrandet der Leichnam einer Harpyie.
Katherine stand in Aasthas Nähe, bereit einzugreifen, sollte es nötig werden. Doch das war nicht vonnöten. Als Aastha die Silben
In Corp Xen sprach, strich ein eisiger Hauch durch die Gewölbe. Staub tanzte in der Luft, Federn fielen lautlos zu Boden, und langsam begann der Körper der Harpyie zu zucken. Die Augen, leer und doch von fremder Macht erfüllt, öffneten sich. Vor Aastha stand nun ihr Werk, ein neuer Diener, gehorsam und bereit, an ihrer Seite zu kämpfen.
Unterdessen hatten sich Barbaren und Teile des suromischen Heeres versammelt. Als das Ritual schließlich vollendet war, wandten sie sich dem wahren Ziel zu: der Erschaffung einer unsterblichen Armee.
In der Oase vor Solgard sollte sie entstehen, eine Armee, die nicht ruhte, die unablässig auferstand, um die Händlerwege zu belagern, Reisende, Händler und Paladine zu überfallen und zu töten.
Die benötigten Materialien wurden zum Reisepunkt Suroms gebracht. Katherine, getarnt als kleine Spinne, machte sich auf den Weg zur Oase. Dort öffnete sie ein Portal, und einer nach dem anderen traten Barbaren, Magier und Bürger Suroms hindurch.
In der Oase begann das Werk von Neuem. Schnelligkeit war geboten. Rashka führte die Krieger an, die den Eingang sicherten, während die Magier unter Katherines Leitung den Kreis aus Blut zogen. Überall lagen die Leichen der Harpyien. Mit vereinten Kräften führten sie das notwendige Ritual durch, webten die Zauber bis sich etwas regte.
Zunächst war es nur ein Zucken, dann ein Flattern. Die Harpyien richteten sich auf, einer nach der anderen. Bald war die gesamte Oase von ihnen erfüllt – eine kleine Armee des Todes.
Dann kam Solgards Heer. Es näherte sich mit blankem Zorn, entschlossen, die wunderschöne Kunst der Nekromantie zu zerstören. Worte wurden gewechselt, schwer von Hass und alter Fehde geschwängert, dann begann die Schlacht.
Stahl traf auf Knochen, Feuer auf Schatten. Schreie hallten über den Sand, als Tod und Magie miteinander rangen. Kameraden wie Feinde fielen, bis der Staub sich legte und nur noch eines blieb: der Sieg Suroms.
Erschöpft, doch erfüllt vom Rausch des Erfolges, zogen die Überlebenden heimwärts. Und während die Stille der Nacht sich über Surom legte, begann Katherine, die Ergebnisse ihres Werkes niederzuschreiben, jede Formel, jede Silbe, jedes Geheimnis, das sie an diesem Tag entschlüsselte.