Zwischen Sand und Stahl
Der Himmel über der Oase in der Nähe von Solgard brannte rot, als Valleron zu seinem Trupp dazustoß. Hochmagierin Katherine hatte an jenem Abend ein finsteres Ritual vorbereitet: eine untote Armee sollte vor den Toren der Stadt entstehen. Valleron stand nun als Befehlshaber bereit, seine Augen wachsam, sein Herz erfüllt von Pflichtbewusstsein und vom stillen Schwur gegenüber dem
Entfesselten, der über Eide, Treue und Disziplin wachte.
An seiner Seite die Anhänger Suroms, Dunkelelfen und Barbaren — eine ungleiche Allianz, aber vereint durch das Reich, das Schicksal und den Glauben an die Pflicht, welche
ER ihnen auferlegte.
Bald schon tauchten die Paladine Solgards auf. Anfangs einzelne Späher, dann zahlenmäßig weit überlegen. Ihre Rüstungen glänzten im dämmrigen Licht, ihre Stimmen hallten über die Ebene.
Valleron und Sadeas traten vor, stellten sich ihnen entgegen, sprachen Worte der Ablenkung, ließen keinen Zweifel aufkommen, dass sie hier Widerstand leisteten,
während Katherine im Schatten ihre Arbeit vollendete.
In der vordersten Linie erblickte Valleron Krotar, aufrecht, mit erhobenem Schwert und dem Blick eines Mannes, der glaubte, das Gute zu vertreten.
Der Name hallte in Vallerons Kopf wie ein alter Fluch. Die scharfe Erinnerung an den Überfall im Wald von Surom – damals,
unbewaffnet und hinterrücks, durch das Schwert Krotars selbst niedergestreckt – brannte in ihm. Er trat vor, die Stimme fest, die Hände fest an seiner Waffe : „Krotar! Heute fordere ich das Duell,
vor den Augen deiner Anhänger, vor den Augen der Götter!“ Krotar nickte, ein stilles Einverständnis, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.
Dann hallten die Glockenschläge aus Solgard durch die Ebene. Ein Alarmsignal? Eine Ablenkung? Ein weiterer Angriff? Niemand wusste es. Die Solgarder zogen sich in die Stadt zurück um ihre Tore zu sichern. Valleron blieb stehen, den Blick auf den davonreitenden Krotar fest verharrt, bereit, den Schwur zu erfüllen.
ER sprach in seinem Inneren leise, erinnerte ihn daran, dass Geduld und Standhaftigkeit ein Prüfstein der Treue waren.
Während die Solgarder wohl an ihren Toren einen weiteren Feind abwehrten, begann das Chaos Form anzunehmen. Das Ritual war abgeschlossen, und die untoten Horden erhoben sich — doch sie griffen noch nicht ein, bestimmt für ein anderes Ziel.
Es dauerte nicht lange, bis sie zurückkehrten. Und nun war alles anders - Kein Zögern, keine Worte, keine Gnade und auch nicht das Duell, keine Rache, wonach Valleron sich so sehr sehnte.
Die Paladine stürzten vor, und Valleron, noch in vorderster Linie stehend wurde ins Visier genommen. Er hielt dem ersten Ansturm stand, seine Kraft von der stillen Hingabe des
Entfesselten gestützt,
gerade lang genug, dass seine Verbündeten Zeit hatten, Chaos über das Schlachtfeld zu Verbreiten, die Überzahl aufteilten und entscheidenden Schaden anrichten konnten.
Die Klingen kreuzten sich, Funken und Pfeile flogen - Er hielt. Er kämpfte. Doch dann fiel er.
Es traf Ihn ein weiterer Schlag, der Ihn zu Boden warf; bewusstlos, stark blutend blieb er im Sand liegen, während der Kampf weiter tobte.
Als die Schlacht zu Ende war, hatten seine Verbündeten den Sieg errungen. Valleron lag blutend im Sand, überall Spuren des Kampfes, überall Blut und Zerstörung.
Mit letzter Kraft zog er sich auf seine Reitechse, die ihn instinktiv zurück zu seinen Kameraden brachte. Er war gebrochen, doch nicht besiegt. Nach Luft krächzend, den Mund voller Blut, versuchte er noch ein paar Worte an den Feind zu richten..
"Brennen.. Ihr werdet alle Brennen.. Höllenfeuer wird über euch herabstürzen.."
Kommt es gerade so noch aus ihm raus.
Eine Demonstration von Entschlossenheit und Glaube — ein Beweis, dass der
Entfesselte in den Entscheidungen, im Durchhaltevermögen und in der Treue aller gegenwärtig war.
Dann, gemeinsam, erschöpft und angeschlagen kehrten sie durch ein Portal nach Surom zurück. Valleron spürte den Schmerz in jedem Muskel, doch auch die Bestätigung,
dass seine Übungen, seine Strenge und sein Glaube Früchte getragen hatten.
Das Reich sollte ab dem Zeitpunkt mehr Ruhe finden können, da nun immerhin ein Feind für eine Weile beschäftigt schien.