Im Dienst des Namenlosen

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Cataleya
Beiträge: 159
Registriert: 23 Aug 2024, 12:41
Has thanked: 339 times
Been thanked: 202 times

Im Dienst des Namenlosen

Beitrag von Cataleya »


Im Dienst des Namenlosen


Der Raum roch nach Wachs und kaltem Stein.
Auf dem Tisch lagen die schwarzen Knochenhandschuhe, daneben der orangefarbene Knochenhelm, die Zähne dem Kerzenlicht zugedreht.

Das eben verfasste Pergament in der Hand.
Cataleya saß still. Die Linke ruhte am Rand des Blattes ohne es zu nehmen.
die Rechte lag über ihrem Herz.
Letztlich nahm sie es doch mit beiden Händen.

beim Lesen.png

Ein leiser Zug ging über ihren Mund, das Zischen der Luft zwischen Lippen und Zähne.
Die Worte der Geißeln liefen wie Perlen im Innern.
Ein Teil von ihr wollte das Schreiben jetzt dem Boten geben, es zum Altar tragen lassen, wie einen Dolch mit offenem Griff.
Der andere Teil, suchte um Geduld.
Ihr Blick glitt über die Handschuhe, der Helm neben ihnen schien für einen Herzschlag zu atmen. Auch wenn es nur das Flackern des Kerzenschein war.
In ihrer Brust regte sich der Stolz. Unbeweglich und schwer. Daneben das andere, das schärfere, deutlich schwerer zu kontrollieren Hass, gezügelt und kalt.

Sie atmete aus, drehte es etwas hin und her, als prüfe sie ob die Zeilen noch stehen, wenn man sie aus einem anderen Winkel liest.

Taten sie. Jede einzelne.

"Wenn ich es jetzt gebe, ist der Weg offen."
"Unrecht im stillen, solange keiner weiß wie lange ich zögere?"


Sie legte die Handschuhe ein Stück näher an das Schreiben. Den Helm drehte sie, dass er zum Pergament sah.
Dann schob sie das Pergament unter eine Weinflasche.
Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen für drei lang anhaltende Atemzüge und sinnte über vergangene Tage.

Als sie ihre Augen wieder öffnete lag der Raum genauso da und alles war entschieden nur der Moment noch nicht.
MilaCaralina
Beiträge: 1
Registriert: 27 Nov 2025, 08:58
Has thanked: 6 times
Been thanked: 4 times

Re: Im Dienst des Namenlosen

Beitrag von MilaCaralina »

 Als Mila den Raum betrat, blieb sie für einen Herzschlag im Türrahmen stehen.
Ihre dunklen Augen glitten zuerst über den Boten, der stumm an der Wand wartete. Er sagte nichts, bewegte sich nicht – wartend.
 Dann fiel ihr Blick auf den schweren Eichentisch.
Darauf lag ein Pergament ausgebreitet wie ein stummes Urteil im matten Licht.
 Mila atmete langsam ein.
 Sie ging auf geradem Weg zum Tisch. Sie sprach nicht, grüßte nicht – sie tat, was sie immer tat: folgen. Aber nur einer. Nur Cataleya. 
 Am Tisch angelangt, legte Mila die schmalen Fingerspitzen auf das Pergament und beugte sich hinunter.
Sie begann zu lesen.
Zeile um Zeile, Wort für Wort.
 Während sie las, veränderte sich ihr Gesicht kaum – Mila war ein stiller Mensch, schweigsam wie Stein. Doch in ihrem Inneren regte sich etwas:
Ein schweres, ruhiges Glühen in ihrer Brust. Stolz.
Die Worte waren stark. Unbeugsam.
Genau so, wie Mila sie kannte.
Genau so, wie sie sie ehrte.

Als sie die letzten Zeilen erreichte, blieb ihr Blick auf Cataleyas Unterschrift ruhen.
Lang.
Still.
Eine stumme Loyalität, die tiefer war als jede ausgesprochene Bindung.
 Dann richtete sie sich auf. Ohne Geräusch.
Sie brauchte keine Zeit, um zu überlegen – ihre Treue dachte nicht nach.
Sie wusste.
 Mila wandte sich zur Vorratskiste am hinteren Ende des Raumes. Sie öffnete den Deckel mit einer ruhigen Bewegung. Darin lag eine Auswahl gereinigter Knochen – jeder sorgfältig vorbereitet, jeder würdig als Zeichen.
 Sie fuhr mit der Hand darüber, spürte die glatte, kalte Oberfläche.
Ihr Herz schlug ruhig, doch fester als sonst.
Sie wählte einen einzelnen Knochen: schlicht, hell, unverziert.
Rein.
Ehrlich.
Ein ehrliches Symbol.
 Mit Garn aus der Schublade kehrte sie zum Tisch zurück.
Sie hob das Pergament an, drehte es ein Stück und legte den Knochen an dessen unteres Ende.
Mit langsamen, sicheren Bewegungen band sie ihn fest. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Jede Umwicklung ein stilles Bekenntnis.
 Sie sprach kein Wort.
Sie musste nicht.
Der Knoten sagte alles.
 Als sie fertig war, strich sie einmal über das Pergament – eine Geste, kaum sichtbar, doch voller Bedeutung. Ein unausgesprochener Eid:
 Ich folge dir. Nur dir.
 Danach trat sie zurück und folgte ihrem Tagwerk.
Revan
Beiträge: 6
Registriert: 17 Mai 2025, 03:37
Has thanked: 6 times
Been thanked: 7 times

Re: Im Dienst des Namenlosen

Beitrag von Revan »

Der Raum empfing ihn mit derselben Stille wie zuvor.
Doch heute war etwas anders darin.
Etwas kaum Fassbares,
wie ein Luftzug in einem fensterlosen Ort.

Das Pergament lag auf dem Tisch.
Cataleyas Schrift.
Mila’s Knoten.
Der Knochen.

Revan trat näher.
Seine Schritte leise,
nicht aus Vorsicht
sondern aus einem Gefühl,
als wolle er etwas nicht stören,
das bereits im Aufbruch lag.

Er überflog die Zeilen nicht.
Er ließ sie durch sich hindurchgleiten,
wie Rauch durch kalte Luft.
Und während er sie las,
zog ein Gedanke an ihm vorbei
so flüchtig, dass er ihn fast überhörte.

Vielleicht ist sie nun bereit.
Nicht als Satz.
Nicht als Wille.
Mehr als ein leises Echo irgendwo tief in ihm,
wo Entscheidungen entstehen,
bevor man ihnen Namen gibt.

Er griff in den Mantel.
Der Knochen war dort, wo er ihn immer trug.
Warm.
Vertraut.
Ein stiller Gefährte für Wege, die kein Licht brauchen.

Er legte ihn an die obere Kante des Pergaments,
löste den Faden von seinem Handgelenk
und band ihn fest.

Einmal.
Zweimal.
Dreimal.

Jeder Zug des Fadens knapp,
präzise,
als würde er nicht nur einen Knochen befestigen,
sondern einen Schritt markieren,
den niemand laut aussprach.

Als er fertig war,
blieb seine Hand einen Moment länger liegen.
Nicht aus Zögern.

Eher,
als lausche er darauf,
ob der Raum dieselbe Frage stellte
wie sein Inneres.

Er zog die Hand zurück.
Langsam.
Fast ruhig.

Revan wandte sich zum Gehen.
Sein Blick streifte den Tisch ein letztes Mal
nicht prüfend,
nicht besitzergreifend.
Nur still.

Und in diesem Blick lag etwas,
das es zuvor nicht gegeben hatte:

Nicht Hoffnung.
Nicht Erwartung.
Nur das stille Wissen,

dass,
wenn sie wirklich bereit war
sein Weg längst derselbe geworden war.

Dann ging er.
Und die Stille hinter ihm fühlte sich an wie ein Raum,
der wusste,
dass zwei Schritte bald in dieselbe Richtung führen würden.
Sam
Beiträge: 1
Registriert: 29 Nov 2025, 02:13
Has thanked: 14 times
Been thanked: 2 times

Re: Im Dienst des Namenlosen

Beitrag von Sam »

Wie auch Sam das schreiben auf dem schweren Eichentisch erblickt und gelesen hat, knotet auch sie einen Knochen an das Pergament. Als stille Botschaft 
Benutzeravatar
Cataleya
Beiträge: 159
Registriert: 23 Aug 2024, 12:41
Has thanked: 339 times
Been thanked: 202 times

Re: Im Dienst des Namenlosen

Beitrag von Cataleya »

Tag drei, danach


Die Nacht hatte sie im Keller verbracht, knieend vor ihrem Altar. Als sie die Stufen hinaufstieg, brannten ihre Knie,
ein stilles Zeugnis dafür wie lang man auf kaltem Boden verharren kann.
Oben fiel ihr Blick auf den Tisch. Das Pergament lag nicht mehr dort, wo sie es unter die Weinflasche geklemmt hatte, sondern ein Stück verrückt.
Drei Knochen waren daran befestigt. Einen Atemzug hielt Sie inne. Schließlich setzte sie sich an den Eichentisch.
Der Docht der Tischkerze knisterte, kurz vor dem Erlöschen. Am unteren, ausgerollten Rand sah sie ein Garn, das nicht von ihrer Hand stammte.
Behutsam hob sie den kleinen Knochen, sorgsam mit Faden gebunden. Ein zweiter gebunden am oberen Rand, ein dritter nahe beim ersten.
Cataleya fuhr mit dem Daumen darüber, sie wollte prüfen ob sie träume.
"Ist es Zufall oder Zeichen?"

Gerade als Sie es fertig machen wollte, um es dem Boten in die Hand zu legen sprangn die Tür auf.
Eine kurze wenn gleichsam intensieve Unterredung für Cataleya folgte.
Die Erschpöpfung der nacht und zu wenig Schlaf noch in den Knochen, war es wohl genau das wonach sie sich jetzt sehnte ohne es zuzugeben.
Und dann die Worte: "Nur ein Narr folgt Blind. Und du bist keine Närrin."

Es waren genau jene Worte die Cataleya tiefer trafen als es der Anschein zu ließ.

Wie sie wieder allein war, sinnte sie dem Gespräch einen Moment nach, doch dann;
legte die Finger an die Kanten und rollte das Pergament langsam zusammen, Schicht um Schicht, bis das Siegel außen ruhte.
"Ich steige nicht im Rang, doch verleugne ich nicht, wem ich diene."
Die Worte fielen so leise, daß sie den Tisch kaum überschritten.
Sie stand auf. Der Bote, der still drei Nächte an der Wand gewartet hatte, trat einen halben Schritt vor.
Cataleya legte ihm die Rolle in die geöffnete Hand und drückte kurz zu.
"Fertige Abschriften. Ein jeder Priester, eine jede Stimme soll dieses Schreiben erhalten."

Kein weiteres Wort. Der Bote neigte das Haupt und die Tür schloß sich weich.
In der Stille wandte sie sich zur Wand. Dort hing das Schwert ihrer Weihe.
Sie hielt seinen Blick einen Atem lang, als lausche sie auf einen alten Eid, dann löschte sie die Kerze mit zwei Fingern und blieb im Dunkel noch eine weile sitzen.
Antworten