Zurück von der Bransla
Ich wache auf, als würde ich vom Grund eines Sees an die Oberfläche treiben.
Unter meinen Fingern ein Fell, wie auch über den Schultern.
Meine Kehle trocken. Ein dumpfer Puls in den Schläfen.
Ich liege still und lausche meinem Atem, bis der erste klare Gedanke Form bekommt.
Ich bin gefallen?
Der Raum ist ruhig, ich fühl mich fremd, es ist nicht der Wald der mich hütet, es ist eine Hütte.
Mein Stab lehnt an der Wand, meine Erinnerung wie Restglut.
Ich sammle das was geschehen war.
Wir haben den Ort gereinigt am Ahnenbaum gereinigt. Asche in Schalen und den Boden geglättet, Wurzeln behutsam zur seite geschoben.
Segimers Stimme klang ruhig „Nimm die Störung vom Platz.“
Haldron schweigend mit aufmerksamen Augen.
Gwendolyn am Rand bereit Kraft zu geben.
Yngvildr wie ein Schild, beobachtend neben dem Baum.
Ich ordnete Blutmoos, fruchtbare Erde, Ginsengsaft, Schwefel.
Die Viertel fanden sich: Norden, Osten, Westen, Süden.
Korn um Korn, Tropfen um Tropfen. Der Kreis formte und gab Preis, was mir offenbart wurde.
Dann das Rufen, die Bitte an die Geister. Mein Blick durch die Mitte, und ich sprach:
„Ansuz, Ehwaz, Gebo, Ingwaz.“ Wieder und wieder, wie es Segimer lehrte, die Stimme kratzt, wenns gebraucht wird.
Segimer hielt den Takt, dieses tiefe Brummen das im Brustkorb weiterklingt.
Haldron ließ seinen Stab in ruhigen Bahnen kreisen und
Gwendolyn ließ einen feinen Faden Kraft zu mir fließen gleichmäßig und warm.
Yngvildr wachte und atmete den Rauch, der den Weg zur Welt dazwischen offenbarte.
Die Kräuter begannen zu glimmen und Der Nebel stieg.
Erst ein Hauch, dann dichter, bis die eigenen Hände nur noch als Schatten zu sehen waren.
Nur eine Ahnung ließ erkennen, dass die Geister den Weg zu den Ahnen formten.
Und mit dem Nebel kamen sie, ließen den Stamm nicht mehr zweifeln. Ein einsames Heulen. Ein schweres Brummen und ein leichtes Trippeln.
Silhouetten die sich zwischen uns bewegten jede Nähe spürbar. Ich sagte es, so deutlich ich konnte, Ich rufe euch um zu hören.
Für einen Moment schien alles zu halten.
Atem, Bewegung, Gabe, das geschlossene Samenkorn. Gwendolyns Worte kreuzten mein Denken ihre Sprache für Ingwaz: „Rel“, Wechsel.
Wind bewegt, Leben wechselt, das passte. Ich hielt fest, so sanft wie möglich.
Dann der Riss im Gleichklang, ein hartes, helles Licht wie ein Messer in den Nebel.
Ein Blitz, die Tiergeister wichen zurück und lösten sich in den Schleier, aus dem Nebel selbst kam die Antwort,
viele Stimmen fern und nah; „Der Weg ist noch lang, Hathran… du bist noch nicht bereit.“
Der Kreis vibrierte, der Nebel fiel in sich zusammen. Regen setzte ein. Ich verlor den Halt in mir, knickte weg in mir kehrte Ruhe ein.
Ich weiß, wer mich getragen hat.
Yngvildr behutsam.
Ich weiß, dass
Segimer und
Haldron den Platz ordneten, als gehörte das dazu wie das Sprechen der Runen.
Gwendolyn blieb, bis der Faden von selbst riss.
Jetzt, im Bett, kommt kein Schamgefühl, nur Schwere und Dankbarkeit. Es war Unterricht. Die Antwort war klar. Also geht die Reise Weiter.
Ich erinnere mich, wie ich es am Beginn der Geisterweihe erkannte, es ist kein Ende, es ist ein Anfang.
Ich gehe das Innerliche durch
Ansuz, der Atem, das Wort, das Tragen.
Ehwaz, die Bewegung, der Schritt, der Übergang.
Gebo, die Gabe, das Heilen, das Miteinander.
Ingwaz, das Samenkorn, Verschluss, der Wandel um zu beruhigen.
Vielleicht wollte ich zu viel.
Ich fühle in mich hinein. Das Herz ist ruhig, die Hände zittern nicht mehr.
Was nehme ich mit?
Den Platz wähle ich bewusster. Der Ahnenbaum eignet sich, aber er braucht Reinheit vor dem Ruf. Weniger Reagenz, präziser gesetzt.
Erde dort, wo meine Wurzel ist. Atem dorthin, wo er trägt. Wasser dorthin, wo es kühlt. Feuer nur als Grenze.
Und ich werde das Rufen kürzen bis jedes Wort sitzt und nicht wie ein Strom, der mich mitreißt.
Und ich werde das Wichtigste nicht vergessen: Ich rufe Geister, um zu lauschen.
Wenn sie „Noch nicht“ sagen, werde ich wieder komme.
Der Weg ist noch lang. Ich habe Zeit und werde lauschen.