Na Gall Óglaigh: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 25. März 2024, 20:59 Uhr

Kurzübersicht

  • Name: Na Gall Óglaigh
  • Kürzel: Soeldner
  • Sitz: Winterberg
  • Gesinnung: Chaotisch - Neutral
  • Ansprechpartner: Apina Perii (Discord: Apina#6401)

Weitere Informatione

Abzeichen

Das Gildenabzeichen der Gilde "Na Gall Óglaigh"


Gildenitem

Farben

Erste Gildenfarbe: Datei:Soeldner1.png

Farbcode: 0453

Zweite Gildenfarbe: Datei:Soeldner2.png

Farbcode: 09a6

Geschichte

Sind wir friedliche Siedler, weil wir mit Handelsschiffen kamen? Sind wir Eroberer, nur weil Küsten hinter uns brennen? Sind wir Könige, nur weil wir Heere in Schlachten geführt haben? Nein... wir sind Söldner. Ein Haufen einsamer Streiter, die wenig darauf geben, dass jemand vor ihnen kniet oder für sie stirbt. Ein Mann wird nicht durch seine Manieren oder durch seinen Titel gemacht. Letztlich entscheidet sich wer er wirklich ist, wenn er in der ersten oder in der letzten Reihe steht, wenn Blut vergossen wird. Wir stehen in der ersten - dort standen wir immer, dort werden wir immer stehen. Nicht selten haben wir uns entschieden für unsere eigenen Ziele zu kämpfen. Doch auf unseren Wegen trafen wir auch Andere, deren Kampf es wert war gekämpft zu werden. Wir entscheiden, ob wir ihn kämpfen, denn niemand ist unser Herr. Gold und Kampfesrausch beherrschen unsere Sinne. Wirkliche Loyalität kennen wir nur in unseren eigenen Reihen. Unsere Profession ist so einfach und alt wie die der Dirnen in den Straßen Ansilons, wenn es dunkel wird. Sag dem Volk, dass du ein Söldner bist und der kleine Mann wird dich bespucken und verachten. Dennoch wird er am Ende des Tages an deiner Tür kratzen und dir Münzen geben. Auch Blutgeld ist gutes Geld. Wer etwas anderes behauptet, ist ein Narr. Vielleicht ist es gerade Teil unserer Überlebenskunst das Leben in seinen Facetten nicht zu ernst zu nehmen. Es schreitet ungebremst voran. Also machen wir das Beste aus unseren Geschicken und bereuen nicht, was in den Schatten des Vortages oder in einem tiefen Krug Met verblasst. Es lebt sich wahrlich gut ohne Reue.

Hierarchie

Eine Struktur in einen Söldnerhaufen hineinzubekommen ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Es gibt keine Verbeugungen, kein Kriechen oder Stiefellecken, denn sie sind überzeugt, dass solche Unarten die Gemeinschaft schwächen. Nur Streiter mit geradem Rücken können ihre Verbündeten so schützen, wie es ihnen gebührt. Die Söldner sind alle gleich. Was sie gemeinsam überlebt haben, hat sie stark und - in Teilen - einsichtig gemacht. Die wichtigste Struktur ist demnach die der Vernunft. Klingt ein Vorschlag vernünftig, wird er verfolgt, egal wer ihn geäußert hat. Natürlich lässt sich Vernunft auf viele Arten definieren. So kommt es auch einmal vor, dass sie sich hinter verschlossenen Türen mit Worten und Waffengewalt die Köpfe einschlagen, bis eine Einigung gefunden ist. Im Kern ist auch dies eine Demonstration ihres Zusammenhaltes, denn danach wird gemeinsam gespeist und getrunken. In der Öffentlichkeit stellen sie jedoch nicht ihren Zwist, sondern ihre Einigkeit zur Schau.

Sitz der Gemeinschaft

Einst lebten sie auf einem Anwesen, das die Vorstadt Nalveroths dominierte. Doch der Ruf des Goldes kennt viele Himmelsrichtungen und treibt sie an vielerlei Orte. Momentan kann man sie wohl am ehesten in Winterberg antreffen.


Gründungsgeschichte

Schreie drangen an ihre geschundenen Ohren. Getrocknetes Blut verklebte die blonden Haare und verhöhnte das sonst so ungebrochene Antlitz der Kämpferin. Ihre Augen wehrten sich dagegen sich zu öffnen und doch drängte eine Stimme tief in ihr, dass es Zeit sei. Irgendetwas Wichtiges war zu erledigen – doch was war es nur? In den schmerztrunkenen Weiten ihres Geistes sah sie eine schemenhafte Gestalt. Ein kindliches Lachen erklang von einer erwachsenen Frau mit feuerrotem Haar. Ein zierlicher Zeigefinger tippte an die Krempe eines Zauberhutes wie zum Gruße und grüne Augen zwinkerten der Kriegerin verspielt zu. Wie Gift kroch eine alte Erinnerung aus der heißen Wüste Nalveroths in ihren Geist.

Ein leises aber helles Klopfen erklang, als spitze Fingernägel immer und immer wieder auf Holz nieder gingen. Nachdenklich saß Apina in der großen Villa aus Sandstein. Vor ihr lag ein Brief auf dem Tisch, der ein blutrotes gebrochenes Siegel trug. Das Kinn hatte sie auf ihre rechte Hand gestützt, den Ellbogen ins Holz gegraben. Währenddessen ging ihre linke immer wieder der gleichen Routine nach. Tick-Tack-Tick-Tack. Der Brief warf viele Fragen und eine wichtige Entscheidung auf, die sie nicht alleine treffen konnte. Und doch war sie sich unsicher, ob es nicht die beste Wahl wäre sich um alles zu kümmern – als einsamer Wolf – ohne ihre Söldner, ihre Familie. Ihr Blick schweifte auf das Emblem an ihrem Unterarm. Es zeigte drei grünlich glimmende Buchstaben. Auch das war ein Problem, dem sie Aufmerksamkeit schenken müsste. Ein Knacken im Kamin, der die Kälte der nächtlichen Wüste vertrieb, beendete diese fruchtlosen Gedanken und weckte den Wunsch Taten folgen zu lassen. Apina nahm den Brief vom Tisch, erhob sich mit einem resignierenden Seufzen und ging mit großen Schritten auf die einladende Flügeltür zu, die nach draußen führte. Noch bevor sie sie erreicht hatte, flog ihr das Holz geradezu entgegen, als eine kleine, schlanke Furie mit feuerroter Mähne schwungvoll eintrat und ein fröhliches „Tadaaa“ ausstieß. Apinas Augenbrauen zogen sich zusammen, wodurch eine kleine Falte über ihrer Nase entstand, die wie immer einen leichten Sonnenbrand zeigte. „Was treibt dich um, wildes Biest?“ meinte Apina mit trockenem, fast gelangweiltem Tonfall. „Ich war ausreiten und habe jemanden getroffen…“ Ailheen hielt inne, drückte den Zeigefinger auf die rosafarbenen Lippen und meinte dann leiser „pppssssccchhht, ich habe ihn natürlich erwischt.“ Ein wildes Lachen erklang, das gleichzeitig eine unbändige Fröhlichkeit und eine gnadenlose Boshaftigkeit vereinte. Ailheen war ein Phänomen, das nur schwer mit einem menschlichen Geist zu erfassen war. Seele und Körper der Magierin waren stets jung geblieben. Sie war verrückt, witzig, optimistisch und strahlte oftmals geradezu vor Glück und Vergnügtheit. Ihr Geist war brillant und aufgeweckt. Sie verstand Dinge, die für andere kryptisch erschienen, auf Anhieb. Ihr Äußeres war mehr als harmlos und täuschte darüber hinweg, dass sie eigentlich eine kaltblütige, brutale Mörderin war. Nicht selten bereitete es ihr wahre Freude ihre Feinde, wie einen Fisch an der Angel, lange zappeln zu lassen, bevor sie sie tötete. Ein Blick in ihre wahnsinnigen Augen hätte eine Warnung sein können, die jedoch von vielen ignoriert wurde. Natürlich war von diesem Charakterzug nichts zu spüren, wenn Ailheen bei Apina war. Die beiden waren unzertrennlich. Einst standen sie sich im Krieg um Britain als Feinde gegenüber. Ailheen hatte ihre heutige Blutsschwester damals sterbend auf dem Pflaster der Stadt zurückgelassen. Doch das Blatt hatte sich gewendet. Für die beiden gab es nun ausschließlich gemeinsame Feinde. „Gemeinsame Feinde…“ hauchte Apina mit geweiteten Augen und musterte Ailheen. „Was?“ Die Magierin blickte sie völlig irritiert an. „Wir müssen reden. Hol Drakonis und Akali.“

Als die drei am Feuer im Hof versammelt waren, trat Apina zu ihnen heran und beäugte sie eine Weile intensiv, ohne zu sprechen. Erst als Drakonis einen fordernden, ungeduldigen Blick auflegte, brach sie ihr Schweigen. “Ich habe einen Brief von Feleris erhalten… vielleicht erinnert ihr euch an den Mann, wenn auch nur wage. Ich habe euch stets erzählt, dass er mein Vater sei und so wollen wir es auch belassen. Das Band zwischen ihm und mir ist jedoch von vielerlei Natur. Unter anderem bedingt es, dass ich seinen Weisungen folgen muss. Er verlangt von mir, dass ich für ihn nach einem Artefakt suche.” Sie lies diese Worten fürs Erste sacken, presste die Lippen fest aufeinander, bis sie weiß anliefen und wartete auf eine Reaktion. Ihre drei Kameraden sagten jedoch nichts. “Es tut mir leid, aber ich muss dem Folge leisten. Feleris ist mächtig und gefährlich. Er könnte uns jetzt gerade zusehen, wenn ihm danach wäre. Deshalb werde ich euch für eine Zeit verlassen.” Ailheens Quietschen unterbrach Apinas Vortrag nun doch. “So ein Unsinn! Wenn es eine Reise gibt, bin ich natürlich dabei. Das wird spannend,” stellte sie fest, doch noch während sie sprach begann Apina den Kopf zu schütteln. “Nein, das ist meine Bürde. Ihr werdet hierbleiben und den begonnenen Konflikt beenden - zu unseren Gunsten. Wir hinterlassen keine offenen Rechnungen und brechen keinen Eid. Die Drachen würden dies nicht tolerieren.” Apinas Tonfall war endgültig. Drakonis Blick war düster geworden und er raunte nun ungehalten: “Ich sehe es wie Ailheen. Du entscheidest nicht über uns. Wir haben deinen Rat gehört und lehnen ihn ab. Entweder wir gehen alle oder auch du wirst hierbleiben. Die Zeit hat uns oft genug getrennt und dies wird ihr nicht mehr gelingen. Meine Loyalität liegt nicht bei den Drachen, sondern bei euch. Berinnor wird es verstehen müssen. Er hat keine Wahl und er wusste immer, wie es um uns bestellt ist.” Aye, Söldner, keine Drachen - das waren sie stets. Aufgrund von alten Banden hatten sie entschieden die Schwingen der Verdammnis zu unterstützen. Sie waren erfahrene Streiter, denen der Kampf im Blut lag. Jeder Herzschlag pumpte Metall durch ihre Adern und machte jeden von ihnen zu einer Waffe. Instinktiv prüfte Apina den Sitz ihres Armbrustgurtes. Ailheen bemerkte diese Geste und meinte mit fast gespenstischem Sanftmut “Wir werden immer Feinde haben. Wir werden immer töten müssen. Wenn wir gehen, hinterlassen wir stets offene Rechnungen. Es spielt keine Rolle. Küsten, an denen wir ankern, werden stets brennen.” “Weil du wahnsinniger Feuerteufel alles anzündest, was nicht gerade aus Eis oder Wasser erschaffen wurde!” warf Akali spitz ein, woraufhin ein wahnsinniges Kichern aus Ailheens Kehle drang.

Ailheen! Apina riss ihre Augen auf und schüttelte das Delirium ab, dass sie so fest umklammert gehalten hatte. Die Magierin war in Gefahr. Sie erinnerte sich an den Kampf um das Artefakt in der Hochburg der Nal’rasat, dem wahnsinnigen Orden von Gotteskriegern. Im Vorgebirge des Rash’antul, dem hohen Berg, der die Ruinen der Stadt Carasai überragt, waren sie endlich fündig geworden und hatten sich einem wilden, rauen Volk angeschlossen, das dem Kampf gegen die Diener eines fremden Gottes ihr Leben gewidmet hatte. Natürlich wussten ihre Verbündeten nicht, dass es ihnen um das Artefakt ging und das sollten sie auch niemals erfahren. Apina hatte ihnen, trotz sprachlicher Schwierigkeiten, früh das Konzept eines Söldners erklärt. Sie wussten somit stets, dass die Loyalität nicht für ein Leben gemacht war. Der Stamm nannte sie, oftmals auch mit abfälligem Unterton, Na Gall Óglaigh - Soldaten von fremden Küsten. Panischen Blickes wurde Apina gewahr, dass ihre Zellentür offenstand. Ein großer Hüne blickte sie an und warf ihr mit einer lächerlich einfach wirkenden Geste ihren Kriegshammer zu. Entkräftet fing sie ihn mit beiden Händen auf. Das Holz des Griffes passte perfekt in ihre Finger, als wären die Waffe und sie über die Jahre zu einem Ganzen geworden. Trotz ihrer verkrampften Muskeln richtete sie sich auf und schritt dem Mann entgegen, der so gleich den Weg aus dem Zellenblock anführte. So schnell sie konnte eilte sie auf den von Staub und Sand dominierten Innenhof, in dem bereits ein Kampf entbrannt war. Und da sah sie Ailheen. Auf einem großen Berg aus trockenem Holz stand die Magierin angebunden an einen groben Holzpfahl. War das der Ernst dieser fanatischen Bastarde? Dachten sie wirklich, dass sie das Feuermädchen mit ihrer eigenen Waffe bekämpfen konnten? Doch dann erblickte sie die herabhängende Schlinge auf dem Schafott neben dem Scheiterhaufen. Ein abwertendes Schnauben entwich Apina während sie ihren Hammer schwang. Ihr Fokus lag nun auf ihrer Magierin, während sie sich mit den Verbündeten an ihrer Seite durch die Reihen der Feinde kämpfte. Ein Streitkolben brach ihr die Rippen, ein Schwert durchstieß ihre Schulter, doch der Schmerz war nur ein alter Bekannter. Sie wollte nicht aufgeben, nicht langsamer werden. Sie durfte es nicht. Und doch schien die Masse der Gegner, wie die Brandung selbst, sie immer wieder zurückzutreiben. Apina sank erschöpft auf ein Knie, als zischend Pfeile über ihren Kopf segelten. Hoffnungsvoll blickte sie mit verschwommenem Blick auf. Ihre Augen folgten dem Pfad des Feuers, den die brennenden Pfeile im Himmel hinterließen bis zu ihrem Ursprung. Auf der Wehrmauer standen Drakonis und Akali, die Bögen weit gen Himmel gerichtet. Unter ihnen war das Eisentor der Festung… geöffnet!

Ailheen atmete nur noch sehr flach. Die Nal’rasat hatten sie geschwächt und geschunden. Sie erblickte die Kriegerin, die versuchte sich den Weg zu ihr zu bahnen. Krachend schlugen die Feuerpfeile neben ihr ins Holz ein und die Flammen flüsterten ihr etwas zu. Das verrückte Feuerweib erkannte die Sprenksel ihres Elementes in der Luft. Ihr Mund verzog sich zu einem brutalen, blutgierigen Grinsen als sie die Macht des Feuers begann zu sich zu rufen. Kleine Flammen nagten an den Fesseln der Magierin und gaben ihr die Freiheit zurück. Nun sollten die Fanatiker lernen, wie eine wahre Flut aussah. Sie hob die Hände weit über sich, die Finger verkrampft zu wilden Klauen beschwor sie die Hitze der Wüste selbst zu dem Feuer zu werden, das ihr Vergeltung bringen würde. Alle Qualen, die sie in der Gefangenschaft erlitten hatte, sollten in diesem Feuer lodern und brennen. Die Magierin war der Mittelpunkt als Wellen wie aus den Lavaflüsse des Ödlandes hervorbrachen und das gesamte Schlachtfeld überspülten. Kugeln aus rotem Schimmer umhüllten die barbarischen Kämpfer und Apina. Sie wirkten wie Felsen in der roten Flut, beständig und unverwüstlich. Feinde, die das Flammenmeer überlebt hatten, wurden von Pfeilen gespickt, während Ailheen und Apina Seite an Seite den Innenhof verließen. Wo es ging, machten die Barbaren ihnen Platz, verteidigten ihren Marsch oder nickten ihnen zu. Drakonis und Akali schwangen sich an Seilen von der Festungsmauer herunter. Triumphierend hielt Drakonis das verlorene Artefakt in die Höhe. Er hatte seinen typischen Eroberungsblick auf dem Gesicht – eine Mischung aus Schwerenöter und Kavalier. Trotz ihres zerschlagenen Körpers musste Apina schmunzeln. Sie legte den Arm um Akalis Schulter, um sich zu stützen. „Ein Sieg?“ fragte die rothaarige Magierin. Akali blickte besorgt auf den Innenhof zurück. Sie musterte die vielen Leichen, die zerstückelten und verkohlten Körper und schürzte die Lippen. „Ein Sieg.“


„Ahoy, Land in Sicht“

Die rauchige Stimme des Deckmatrosen tönte durch die Kajüten der Besatzung und der Passagiere. Akali war wach. Durch die Bewegungen des Schiffes bei der Überfahrt konnte sie sowieso kein Auge zu tun. Die ganze Nacht dachte sie nach, über ihre Rückkehr. Eine lange Zeit war vergangen, fast eine halbe Ewigkeit, seitdem sie mit ihren Brüdern und Schwestern fort gegangen war. Oft fragte sie sich, ob es der richtige Weg war, ob ihre und die Abwesenheit der anderen etwas zurückgelassen hat, was sie nun bald einzuholen versuchte.

Akali blickte zum Bett ihres Bruders. Wie immer lies der Lärm, der nun im Bauch des Schiffes lauter wurde, ihn kalt. „Wenn er schläft, dann schläft er“, dachte sie sich. Lange Zeit hat es gedauert. Anfangs plagten ihn immer die Träume: Rückblicke vergangener Zeiten. Sie hielten ihn die ersten Jahre davon ab, nachts ruhig zu schlafen. Akali erinnerte sich daran. Oft lag er nachts wach, wandelte durch das Zimmer, spazierte durch den Garten… Nun ist alles anders. Auch er hatte zuerst Bedenken zurückzugehen, doch ließen die aktuellen Geschehnisse wenig Raum für Entscheidungsfreiheiten.

Akali stand auf, flocht sich mit ihren langen schwarzen Haaren einen Zopf, zog ihre Stiefel an und ging zum Bett ihres Bruders. „Aufstehen“, sagte sie sanft, „wir sind da.“ Drakonis öffnete die Augen. „Ist gut“, sagte er mit schläfriger Stimme. „Ich wecke die beiden anderen“, sagte Akali und öffnete die Tür der Kajüte. Drakonis hielt ihren Arm fest: „Ist alles in Ordnung, Akali?“ Er schaute sie nun besorgt an. Akali nickte sachte und ging zur Tür heraus.

Viele Stunden hatten sie zusammengesessen und geplant, beratschlagt, Absprachen getroffen. Nun würde sich zeigen, ob das alles einen Sinn hatte. Akali ging den engen Gang zum Bug des Schiffes und klopfte an die letzte Tür backbord der Kajüten. „Aufstehen, wir sind da“, sagte sie etwas lauter. Der Gang war voller Kisten, die jetzt dem Wellengang des Meeres beiwohnten. Keine Antwort. „Aufstehen ihr zwei“, rief sie nun laut. Wieder keine Antwort. Akali öffnete die Tür der Kajüte einen Spalt weit und lugte hinein. Die Betten waren leer. Sie betrat das Zimmer und schaute sich um, doch niemand war zu sehen. Sie zog eine Braue hoch, verlieh kurz ihrer Verwunderung mit einem „Hmm“ Ausdruck, wandte sich um und ging wieder hinaus. In der Schnelle bemerkte sie gar nicht, dass nur noch eine Tasche auf dem Bett stand.

Sie stieg die Leiter zum Oberdeck hinauf und blickte sich suchend um. Die salzige Meeresluft ließ sie kurz Inne halten. Sie atmete tief ein und schloss ihre Augen. Es war ein sonniger Morgen. Das Rauschen der Wellen war in der nahen Ferne zu hören, wie sie gegen die Klippen stießen und brachen. Das Meer spülte die Gischt wieder zurück, was Fische an die Meeresoberfläche trieb. Die Möwen waren zu hören, wie sie in Schwärmen über der Wasseroberfläche kreisten und pfeilschnell, immer wieder hinabstießen.

Akali öffnete wieder die Augen. An der Reling des Schiffes, nicht weit von ihr stand Apina. Ihre blonden, gelockten Haare wehten im Wind. Ihr Blick war stur auf das Meer gerichtet, in der Ferne das Festland erblickend.

„Apina“, sagte Akali mit ruhiger Stimme, als sie sich neben sie stellte, „wie fühlst du dich?“ Die Reaktion blieb aus. In Gedanken versunken starrte Apina weiter auf das Meer. Akali legt ihre rechte Hand sanft auf Apinas linke Schulter: „Apina“, sagte sie nun etwas lauter. Apina schaute sie an und sagte nur: „Sie ist fort.“ Sie presste die Lippen aufeinander. Dann wandte sie sich wieder ab und blickte weiter aufs Meer. „Wer ist fort?“, fragte Akali, sich nach der Gefährtin umschauend. Dann begriff sie es.

Ailheen war nicht da. Auch nach mehrmaligem Umschauen konnte ihr Blick sie nicht einfangen. „Wo ist sie hin?“, fragte Akali nun etwas aufgebracht und verdutzt. Apina zuckte nur mit den Schultern. „Sie hat etwas zu erledigen“, sagte sie schließlich. „Wo ist dein Bruder?“ In diesem Moment kletterte auch Drakonis die Leiter zum Oberdeck empor. Kurz atmete er tief ein und wieder aus, dann ging er zielgerichtet auf die beiden Frauen zu. „Guten Morgen, wo ist Ailheen?“ er schaute die beiden Frauen abwechselnd an. Akali drehte sich um, schüttelte kurz mit geschlossenen Augen den Kopf und blickte dann wieder aufs Meer. Drakonis verstand.

Ailheen hatte etwas zu erledigen. Auch ihr war, ähnlich wie Apina, daran gelegen zurückzukehren, hatte sie doch unter anderem noch einige Rechnungen offen. Als Magierin wäre es ihr, anders als den anderen drei, wohl leichter gefallen zurückzukommen, doch hatte auch sie den Eid geschworen. Diese leichtmütige, rothaarige, mit einem frechen Mundwerk geborene Frau hatte doch auch nach all den Jahren schließlich den Blick nach innen gerichtet und wurde immer nachdenklicher.

Zuletzt sah man sie oft, wie sie die Nächte über dicken Büchern hing, alte Runentafeln studierte, die Magie immer mehr und mehr zum Hauptinhalt ihres Lebens wurde. Nun war sie fort. Wollte sie im Vorfeld den Weg ebnen? Vielleicht war sie auch bei den Lehrmeistern ihres Zirkels in der Magierakademie, ihre Rückkehr ankündigen und deren Gunst gewinnen? Oder bei den Schwingen? Nun fiel Akali auf, dass auch das zweite der beiden Handelsschiffe fehlte, mit dem sie die Reise angetreten hatten.

Nachdenklich schweifte Apinas Blick weiter über das Meer, bis ihre Stimme die Luft durchschnitt: "Keine Sorge. Ailheen kommt zurück. Vor vielen Jahren haben wir auf einer nahen Insel einige Dinge zurücklassen müssen. Sie wird sie holen und uns nachfolgen." Mit einer intuitiven Handbewegung verhinderte Apina, dass eine ihrer Haarlocken in ihr Gesicht geweht wurde.

Aye, Ailheen war gegangen. Denn es war Zeit sich zu besinnen, wer sie wirklich waren. Nicht unweit von hier war der kleine, unbedarfte Hof auf einem der Inselausläufer des Kontinents. Dort lag ein Bündel vergraben. Es enthielt für viele wohl nur wertlosen Tand. Doch für Ailheen und Apina war es wertvoll.

Na Gall Óglaigh - obwohl sie gerade in ihre Heimat zurückkehrten, waren sie doch so unendlich fremd. So sollten sie wieder Soldaten an fremden Küsten sein, die ihre Dienste für Gold anboten und deren Loyalität wie ein Blatt im Wind war. Als Ailheen zwei Wochen später endlich an den Küsten eintraf und mit einem strahlenden Lächeln das Schiff verließ, ging sie zu Apina herüber und band ihr ein beiges Tuch um den rechten Unterarm. Fein säuberlich war darauf ein S gestickt. Aye, sie waren Na Gall Óglaigh und würden sich ihrer Reisen auch immer entsinnen, denn sie hatten sie verändert. Für die Bewohner der alten Heimat würden sie jedoch das sein, was sie immer waren. Die Söldner.


Mitglieder

  • Apina Perii
  • weitere Mitglieder sind nur den Söldnern bekannt


verschollene Mitglieder